Erscheint
Montag, Mittwoch, Donnerstag und Camstag.
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Preis vierteljährl. hier mit Trägerlohn SO im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 20
Monatsabonnements nach Verhältnis.
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Irr GrsellsihMr
Amts- und Anzeige-Matt für den Oberamts-Bezirk Nagotd.
74 Jahr-a«-.
Nagold, Mittwoch den 7. Februar
JnsertionS-Gebühr s. d. einspaltige Zeile auS gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei einmalig. Einrückung S bei mehrmalig, je 6
Gratisbeilagen: DaS Plauderstübcheu und
Schwäb. Landwirt.
1900.
Amtliches.
Bekanntmachung.
In EttmannSweiler und Simmersfeld ist die Maul» und Klauenseuche ausgebrochen.
Außer Grhöftsperre wurden weiter folgende allgemeine Schutzmaßregeln angeordnet:
1) Sämtliche Wiederkäuer und Schweine in den Ge- meindemarkungen EttmannSweiler und Simmersfeld werden unter polizeiliche Beobachtung gestellt und dürfen ohne oberamtliche Genehmigung auS den Gemeinde- msrkungen nicht entfernt werden. Jedoch wird den Besitzern seuchenfreier Gehöfte die Bewirtschaftung ihrer auf angrenzenden Markungen gelegenen Grundstücke gestattet.
2) Das Durchtreiben von Wiederkäuern und Schweinen durch die Gemeindemarkungen EttmannSweiler und Simmersfeld wird verboten, desgleichen
3) die gemeinschaftliche Benützung von Brunnen und Tränken für Wiederkäuer und Schweine.
Vorstehendes wird unter Hinweisung auf die bekannten Folgen der Zuwiderhandlung gegen die ergangenen An. Ordnungen zur öffentlichen Kenntnis gebracht.
Nagold, den 6. Februar 1900.
K. Oberamt. Schöller, Amtm.
Der deutsche Außenhandel im Jahr 1899.
-j- Dt« Ergebnisse des Warenaustausches des deutschen Zollgebiets mit dem Auslande im Jak re 1899 werden in dem Dezemberheft der „Monatlichen Nachwrisungen über den auswärtigen Handel etc." vom Kaiserlich Statistischen Amte vrröffentlicht. Danach stellen sich die Endsummen noch den vorläufig berechneten Werten folgendermaßen: 1899er Gesamteinfuhrwerte nach den für 1898 fesiacstellten Einheitswerten in 1000 ^ 5 495 853 gegen 5 439 676 und 4864 644 in den beiden Vorjahren, daher mehr 56 r77 und 631209. Edelmetalle 298843 gegen 359 030 und 183 947. An der Wertzunahme sind hauptsächlich beteiligt: Abfälle, Drogen, Eisen und Eisenwaren, Instrumente, Maschinen und Fahrzeuge, Kautschuk und Guttapercha, Seide und Teidenwaren, Kohlen, Tiere und tierische Erzeugnisse, Wolle und Wollenwaren, an der Wertadnahme, Baumwolle und Baumwollenwaren, Erde», Erze etc. Flachs, Getreide. — 1899 Gesamtaussuhrwerle in 1000 ^ 4151707 gegen 4010 565 und 378 624 in den beiden Vorjahren, daher wehr 141142 und 365 466. Edelmetalle 160 287 gegen 258 999 und 151266. Die Ausfuhrwerte haben hauptsächlich zugenommen bei Baumwolle und Baumwollrnwaren, Drogen, Apotheker- und Farbwaren, Eisen und Eisenwaren — um 42 Millionen Mark, — Instrumenten, Maschinen und Fahrzeuge, Kautschuk und Guttapercha, Kleidern etc., Kupfer und Kupserwaren, Lederwaren, Teidenwaren, wesenilich dagegen abgenommen bei Materialwaren etc. infolge verminderter Zuckeranssuhr, die sich bei Brotzucker stärker fühlbar machte als bei Rohzucker. Die Ausfuhrwerte haben eine weit größere Steigerung erfahren als die
Einfuhrwerte. — Was die Umsatzmengen des deutschen Außenhandels anbetnffk, so ergebe» sich folgende Zahlen in Tonnen zu 20 Zentnern: die deutsche Gesamteinfuhr betrug im Jahre 1899: 44 651501 Tonnen gegen 42 729 839 und 40162 817 Tonnen in den Vorjahren, also mehr 1 921662 und 4489 184 Tonnen. Merkwürdig ist, daß die Menge der Einfuhr an Edelmetallen, also an Gold, Silber, Platin und Kupfer in den verflossenen drei Jahren fast immer die gleiche war und immer etwas mehr als 1000 Tonnen betrug. Erheblich gewachsen ist im verflossenen Jahre wiederum die deutsche Einfuhr an Erzen, Erden und Kohlen, Eisen und Eisenwaren, Maschinen, Fahrzeugen und Instrumenten. Bedeutend gesunken ist aber die Einfuhr fremden Getreides nach Deutschland im letzten Jahre, nämlich um 5277 090 Doppelzentner, ein Beweis, daß Gott die deutsche Ernte segnete und die LeistangSfäh'gkeit der deutschen Landwirtschaft stieg. Die Gesamtaussuhr an deutschen Waren hat im Jahre 1899 die Gesamtmenge von 30 403 000 Tonnen aufzuweisen, ist also gegen das Jahr 1898 um nur 308 600 Tonnen gestiegen, weist aber gegen die früheren Jahre einen höheren Stand von mehreren Millionen Tonnen aus; die Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie und Technik, sowie auch der Landwirtschaft hat sich also bewährt.
Aages-Aeuigketten.
Deutsches Leich.
Nagold, 7. Februar.
X Die im Jan. dss. Js. «öffnete Eierverkaufs- stelle hat sich bis j-tzt für die Konsumenten sowohl als auch ssir die Produzenten als eme sehr schätzenswerte Einrichtung erwiesen. Es ist insbesondere erfreulich wahrzunehmen, wie die Zahl der Lieferanten täglich zunimmt. Man sollte freilich glauben, daß eine solche Einrichtung, die jeglichen Nutzen den Lieferanten zugut kommen läßt, da der Gefiügelzuchtverein die Auslagen aus seiner Kaffe zu decken sich bereit erklärt hat, uoch ».chr vsn nah Ä. fern mit Freuden begrüßt werden würde ; denn unter den ca. 70 Mitgliedern des Vereins befinden sich erst 16 Lieferanten, welchen für 660 Stück gelieferte Eier ci. 66 ^ gutgeschrieben wurden. Wie sehr die Käufer diese Einrichtung schätzen, beweist der rasche Absatz der Eier an hiesige Private. Gasthofbesitzer u. a. Die Leistung einer Garantie für Frische der Ware sollte den kleinen Aufschlag von ca. —1 H pro Stück gegenüber dem Marktpreis von Kalk- und Kisteneiern weit auswiegen. Möge auch im laufenden Mor.at dieser Einrichtung ein guter Fortgang beschieden sein. —
Die Mitglieder der gewerblichen Berufsgenossenschaften (Arbeiterunfallverficherung) haben in Gemäßheit des § 71 des Unfallverficherungsgesetzes vom 6. Juli 1884 den Vorständen ihrer Genossenschaften binnen sechs Wochen nach Ablauf des Rechnungsjahres (11. Febr. 1900) zum Zwecke der Verteilung der Gesamtumlage eine Nachweisung über die im verflossenen Jahre beschäftigten versicherungspflichtigen Personen und die von denselben verdienten Löhne und Gehälter einzureichen. Für Mitglieder, welche mit der Einsendung einer solchen Nachweisung im
Rückstände bleiben, erfolgt die Feststellung der Löhne durch die zuständigen Organe der Genoffenschaft. Außerdem können derartige säumige Mitglieder gemäß § 104 des obigen Gesetzes mit einer Ordnungsstrafe bis zu 300 ^ belegt werden. Es sei deshalb hiedurch an die Einreichung der betreffenden Lohnnachweisungen erinnert und auf die Folgen der etwaigen Versäumnis hingewiesen.
Tübingen, 1. Febr. In letzter Zeit war davon die Rede, daß die Stadt Reutlingen sich bemühe, eine Verlegung des Landgerichts von Tübingen nach Reutlingen zu erreichen. Heute wird nun der „Tübinger Chronik" vom Rathaus mttgeteilt, daß die bürgerlichen Kollegien von Reutlingen gestern fast einstimmig den Beschluß gefaßt haben: „zur Vermeidung einer Erschwerung der Verhandlungen der Stadt Tübingen mit der K. Tlaatsfinanzverwaltung bezüglich eines evrnt. Landgerichtsneubaus von einem Konkurrenzanerbieten abzusehen, um die Stadt Tübingen nicht unnötigerweise in Schaden zu bringen und damit einem freundlichen und ersprießlichen Verkehr der beiden Nachbar- städte für die Zukunft Abbruch zu thun".
Stuttgart, 3. Febr. In der Wüdt'schen Buchhandlung (großer Bazar. Königstraße) ist seit heute nachmittag das Modell der Bismarcksäule mit den entsprechenden Plänen zur allgemeinen Besichtigung ausgestellt.
Stuttgart. 3. Febr. Im Saale des Bürgermuseums hielt am Mittwoch abend der im Jahre 1898 von Frau Kommerzienrat L. Hähnle ins Leben gerufene Bund für Vogelschutz ferne Generalversammlung. Der Bund hat in der kurzen Zeit seines Bestehens schöne Erfolge erzielt. Im ersten Jahrgange stieg die Mitgliederzahl auf über 3500. Der Verein hat auch im letzten Jahre wieder eine rege Thät-gkeit entfaltet; er sandte Eingaben an den Reichstag bezüglich Schaffung eines internationalen Vogelschutzes. sowie an die Schulbehörden, um Verbreitung der Kenntnis der nützlichen Vögel, und endlich an die Kgl. Generaldirektion der Eisenbahnen wegen Bepflanzung der Bahndämme. Ferner wurde durch Flugblätter, Anschaffung von Nistkästen, Bewilligung für Vozelfutter, Vorträge, Herausgabe eines Kalenders u. s. w. im Sinne de» Vereins- statutS gewirkt. Die Jahresrechnung weist bei einem Kaffen- bestande von 115 35 ein verzinslich angelegtes Verems-
vermögsn von 1830 aus. Nach Erledigung der geschäftlichen Tagesordnung hielt Prof. Dr. Vosseler einen Vortrag über rationellen Vogelschutz und Vogelzucht, der großen Beifall fand. Erwähnt mag noch werden, daß der seitherige Vorstand wiedergewählt wurde.
Kirchhrim u. T., 2. Febr. (Korr.) Der hiesige „Verein der Geflügelzucht und Vogelfreunde" hatte in jüngster Zeit auch hier eine Eierverkaufsgenosfen- schaft gegründet.
Heilbronn, 2. Febr. (Korr.) In dem großen Saal der St. Kilianshalle sprach gestern Herr Edwin Böhme aus Leipzig über das Thema „Der Tod und was dann?" Redner führte zunächst aus, daß das Leben uns 3 Rätselsragen aufgebe: Was ist der Mensch, wozu ist er da und wie erreicht er dos Ziel der Vollkommenheit? Die Fragen weisen auf die altheidnische WiederverkörperungSlehre hin, nach welcher die Seele nach einzelnen Ruhepausen wieder
Nagold in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts.
(Fortsetzung.)
Als der bekannte Moriz Mohl, der in Eisenbahnangelegenheiten fast alle württembergischen Städte besuchte, nach 'Nagold kam, hatte er auf der Post eine Konferenz mit diesem Könnt«.
Im Juli wurde auf einer Vollversammlung des Gewerbepereins die Gründung einer Handwerkerbank besprochen und Geschloffen.
1865.
Im Februar hatten sich bereits 24 Mitglieder der Hand- Iverkerbauk eingeschrieben und am 1. Juni konnte die Bank ihren Geschäftsbetrieb beginnen. Im Namen des Ausschusses zeichnete zuerst Rechtskonsulent Freihofer, ein Sohn des Dekans, der sich das Jahr zuvor in Nagold niedergelassen hatte.
Herrlicher und dankbarer konnte der Sieg eines Heeres nicht gefeiert werden, als der „Eisenbahnsieg" im Waldhorn zu Calw. Im Juli war es endlich entschieden, daß die „Schwarzwaldbahn" über Leonberg und Calw nach Nagold geführt werde. Auf Einladung des Stadtschultheißenamts hatten sich viele Nagolder zur Feier nach Calw begeben. Im Oktober war Minister v. Varnbüler mit 3 „Ingenieurs" auf der hiesigen Post, wo er der Gegenstand allgemeiner Verehrung wurde. Den anwesenden Altensteigern, die Auskunft haben wollten über die Weiterführung der Bahn nach .Freudenstadt, erklärte der Herr Minister, er wolle nicht etwas -versprechen, was er nicht halten könne. Am 21. Dezember
wurde der erste Spatenstich an der Calw—Nagolder Eisenbahn gethan am Rudelsberg zwischen Kentheim und Calw, wo ein Probeschacht für ein Tunnel hergestellt wurde.
Die verwandten Bestrebungen des Turnvereins und der Jugendwehr hatten eine Verschmelzung beider Vereine herbeigeführt, und so giebt es die kurze Spanne Zeit, bis der Traum der Jugendwehr ausgeträumt ist, einen „Turn- und Wehrverein" in unserer Stadt.
1866.
Im April hatte die „bedrohliche Lage" unseres Vaterlandes verschiedenen Nagoldern Anlaß gegeben zur Gründung eines „Volksvereins". Der Verein, der 50 Mitglieder stark ins Leben trat, hatte gleich seinen vielen Brudervereinen im Lande sich zur Aufgabe vorgestellt „den demokratischen Fortschritt und die föderative Einigung Deutschlands mit einer über den Regierungen stehenden Centralgewalt zu fördern". Daneben wollte der Volksverein auch einen Einfluß auf die städtischen Angelegenheiten gewinnen und beschloß im Juli vorkommende Fehler und Mängel unter „Stadtbeschwerden" an die Oeffentlichkeit zu bringen. ,
Als Stimmungsbild beim Ausbruch des deutschen Krieges kann gelten ein Aufruf, den ein Landwehrmann des Bezirks an seine Kameraden erläßt. In diesem heißt es u. a.: „Die Preußen sind unter Anführung ihres von Großmachtsschwindel und Eroberungssucht geblendeten Königs wie Straßenräuber in unsere deutschen Bundesländer eingebrochen, um die deutsche Nation zu knechten." Aber die Katastrophe vom Jahr 1866 mußte auch dem Blödesten die Augen darüber öffnen, daß der Weg zur deutschen Einheit über Preußen gehe.
1867.
Neben der Volkspartei bezw. im Gegensätze zu derselben bildete sich im Februar eine Deutsche Partei, welche neben Erringung einer vernünftigen Freiheit die Einigung und Machtstellung Deutschlands und darum eine Verständigung und Versöhnung zwischen Nord und Süd auf ihre Fahne geschrieben hatte. Sogar bei dem Königsessen am 6. März äußerten sich die Gegensätze, indem einzelnen Teilnehmern die dort gehaltenen Reden schwarz-weiß schillernd (!) vorkamen. Im übrigen gingen die Ereignisse ihren Gang: Die Militärkonvention wurde im März abgeschlossen und im November wurde mit dem Beitritt Bayerns und Württembergs der deutsche Zoll- und Handelsverein bis zum 31. Dezember 1877 aufgerichtet.
Zwei Brandfälle, der eine am Ende des Jahres 1866 auf der Insel, der andere, der zu gefährlichen Weiterungen hätte führen können, ein Malzbrand bei Sautter, gaben zu dem Wunsche Veranlassung, das Feuerlöschwesen wieder in gehörigen Stand zu setzen. Durch die Beschränkung der Dienstzeit auf 3 Jahre, stand alle 3 Jahre das Corps vor der Auflösung. Nur die Rührigkeit des Kommandanten oder leider noch besser ein Brand konnte über die Krisis hinüberhelfen. Im Februar wurden die Mannschaftslisten der einzelnen Compagnien und Züge endgültig festgesetzt und der Kommandant Christian Schuster machte der Mannschaft zur Pflicht, bei eintretendem Alarm unverzüglich „im Eilschritt" sich aus den Sammelplatz zu begeben; und von nun an fehlt der Zusatz „im Eilschritt" bei keiner Uebungsanzeige mehr.
(Forts, folgt).