Am GamStag wurde nach schwerem Kampf General Buller auf der ganzen Linie zurückgeworfen. General Warren wurde von der Verbindungslinie (mit wem oder was? D. R) abgeschnitten. Den Oberbefehl über die vereinigten Burenkommandos hatte General Joubert übernommen". Der Urkaffer, welcher diese Meldung in die Welt setzte, muß einzelne Zeitungs-Redaktionen und deren Leser für noch dümmer halten, als sie in Wirklichkeit sind und als er selber ist, sonst würde er nicht seine Meldung aus London datieren; denn wer noch über einen Funken Verstand ver. fügt, muß sich sagen, daß die Engländer, durch deren Hände allein bekanntlich sämtliche Nachrichten aus Südafrika zu uns gelangen können, die Meldung einer Niederlage in solcher Form absolut nicht durchgehen kaffen. Um noch extra die Probe auf das Exempel für die Dummheit seiner Abnehmer zu machen, hat dann der Urkaffer noch hinzugesügt, daß General Joubert den Oberbefehl über die vereinigten Buren- kommandoS übernommen habe. Bekanntlich ist Joubert gleich zu Beginn des Kriegs zum Oberkommandanten für sämtliche Burenkommandos ernannt worden und er hat diese Thätigkeit nur während seiner vorübergehenden Krankheit nicht ausgeübt, ist aber seit Wochen wieder genesen und waltet seines Amtes zum Hellen Entsetzen seiner Feinde. DaS gebe in der That einmal einen saftigen Entenbraten, wenn nur die Ente auch überhaupt genießbar wäre. Wir gratulieren den Blättern, welche diese Kaffsrdepesche gläubig ausgenommen haben und den Lesern, die sich darüber gefreut haben. _
Kleinere Mitteilungen.
Aus Schwabenland, 22. Jan. (Ksrresp.) Der Bergkraxlerverein in einer Stadt, deren Name nichts weiter zur Sache thut, wollte seinen Mitgliedern und Freunden ein glänzendes Ballsest veranstalten. Zu einem solchen gehören neuerdings auch noch Aufführungen, lebende Bilder u. dergl. und so etwas mußte natürlich her. Unter den Aufführungen war auch ein Programmpunkt ausgenommen, in welchem der Absturz eines Bergfexen dem Ballpublikum vor Augen geführt werden sollte und eS wurde zu diesem Behuf in der vorderen Nische des großen Saals ein künstliches Hochgebirge mit Graten und Kaminen, selbstredend auch Gletschern und Firnen errichtet. Bei der vorgenommenen Probe der Aufführung gelang der „Absturz" in einer phänomenal-naturwahren Weise: der Bergkraxler, der die Sache darstellen sollte, stürzte so „naturtreu" ab, daß er einen Armbeuch und auf der einen Hälfte des Gesichts schwere Quetschungen erlitt.
Möhringen a. F.. 20. Jan. In der vergangenen Nacht, in den Stunden vor und nach Mitternacht, wurde hier eine prächtige Lichterscheinung beobachtet, der Mond bildete einen farbigen Hof. Von den Regenbogenfarben waren die beiden Kommentärsarbrn rot und grün, in lebhafter Weise vertreten. Der nächste Kreis um den Mond war grün, etwas breiter als der Durchmesser des Monds, und dieser grüne Ring war von einem schmäleren roten eingesäumt, so daß die Erscheinung ein herrliches und stundenlanges Schauspiel d^rbat. Von Nebenumständen ist zu erwähnen, daß die Luft ruhig und ohne Nebel, dagegen in der Höhe leicht bedeckt war, so daß das Licht des Mondes und der Sterne ein wenig verschleiert wurde.
Neuenbürg, 19. Jan. (Korr.) In Schwann ist gestern die Ehefrau des Sonnenwirts Faas, während sie in der Küche beschäftigt war, von einem Schlaganfall betroffen worden und verstarb nach kurzer Zeit.
Derdin gen, 22. Jan. (Korr.) Am SamStag ging ein 23jähriger junger Mann von hier nach Antwerpen ab. um von da aus nach Transvaal zu reisen. Er will als Freiwilliger auf Seite der beiden südafrikanischen Republiken gegen die Engländer kämpfen.
Heilbronn, 22. Jan. (Korr.) Vorgestern fiel in einer hiesigen Wirtschaft ein ital. Arbeiter so unglücklich die Treppe herunter, daß er bewußtlos in daS Krankenhaus überführt wurde und bald darauf, ohne wieder zum Bewußtsein gelangt zu sein, starb.
Schwaikheim, 19. Jan. (Korr.) Die letzte Nacht war für viele hiesige Einwohner, deren Häuser in der Nähe des Zipfelbachs gelegen find, eine angstvolle. Durch den starken Regen der beiden letzten Tage und die rasche Schneeschmelze schwoll der Bach so rasch an, daß ein großer Teil des Orts unter Wasser gesetzt wurde. Dasselbe drang in viele Keller, zum Teil auch in di« Ställe ein, auch wurde viel Holz fortgeschwemmt. Der Verkehr war heute früh in manchen Gaffen gehemmt. Der heftig« Sturm riß ein Kamin ein und warf es auf daS Dach eines Nachbarhauses, wodurch dieses ziemlich beschädigt wurde.
Tuttlingen, 22. Jan. Heute früh ^-7 Uhr wurde von dem Zug 274 der Weichenwärter Weiß von Ulm überfahren. Derselbe wollte das Geleis noch schnell überschreiten, wurde aber von der Lokomotive erfaßt. Es wurden dem Unglücklichen der Kopf und beide Füße abgetrennt. Der so jäh ums Leben Gekommene kam zur Aushilfe gestern Abend von Ulm hier an und sollte für einen Weichenwärter, der heute Hochzeit hat, den Dienst versehen.
Ulm, 21. Jan. (Korr.) Von Memmingen wird gemeldet. daß dort am 16. dS. Mts. ein Reitpferd, ein hellbrauner Wallach, im Werte von 300 ^ gestohlen worden ist.
Neubronn OA. Mergentheim, 19. Jan. (Korresp.) In der Dunkelheit geriet gestern Nacht der 72jährige Bauer Reiß in den stark angelaufenen Ortsbach und ertrank.
Dinglingen, 20. Jan. (Korr.) Gestern früh 6 Uhr brannten Haus und Mühle des Anton Weiterer ab. Das Feuer scheint in der Mahlstube ausgebrochen zu sein, doch ließ sich noch nichts Bestimmtes ermitteln. Der etwa 40jährige verheiratete Müller Gottfried Welzer aus Heiligenzell, welcher im 3. Stock wohnte, versuchte noch über die Treppe zu entkommen, erstickte aber, man fand ihn gestern Mittag vollständig verbrannt auf. Dem Säger und dem Knecht gelang es, an den Fensterläden herab unverletzt den Boden zu gewinnen. Mühle und Vorräte sind versichert.
Heidelberg, 22. Jan. (Korr.) In vergangener Nacht hat sich der Student der Naturwissenschaften Alfred Reche aus Breslau mittels Blausäure vergiftet. Liebeskummer soll der Grund der That sein.
Vermischtes.
Auf de schwäbische Eisebahna. .I den au amol en ra schwäbisch«» Tiseb« gfahra. Der Waga ischt schier gar leer gwean. I ond mei Fremd ond sonscht no a paar Leut send halt drenna ghockt ond weit hente au no alloin an alts Weible mit ama mächtige Kretta. Den Kretta Hot se nebe sich auf d' Bank na gstellt
ghet. Jetzt goht d' Wagathür uf ond der Kondekteer kommt rein ond schreit: .Sämtliche Billet vorzeigen!' — Do sieht er au scho des Weible mit dem Kretta ueba sich. Gleich fait er: „Weib, theant Se dean Kretta ra von dera Bank." — „Ha, morom denn," moint's Weible, „er isch doch für koin a Genie, der ftoht doch wohl do." — „Theant Se dean Kretta ra von dera Bank" sait nomol der Kon- dekterr, „i hau Vorschrift»." — .Ha, jetzt send no so guat, Herr, der Kretta versperrt doch koin Platz," fait sie. — „Ond i sag Ehne, theant Se den Kretta ra von dera Bank, des ischt a Platz für a Person! So ftohts en meim Reclemand;" sait er, ond do Hot der Kondekteer den Kretta auf da Boda ra griff«, daß der ganz Gang versperrt gwean ischt. No ischt er Weggang» ond Hot no en sein Bart neibrommt: „Ma muaß sein Beruof reacht ausüaba oder gar et."
Aus der guten alten Zeit. Dem .St.-An,." wird mitgeteilt: In der Normaliensammlung des Amtsgerichts Marbach findet sich folgender Erlaß: .Eßlingen, den 20. Juni 1825. Das Direktorium des Kgl. Gerichtshofes für den Neckarkreis an die Kgl. Amtsgerichte Eßlingen, Cannstatt, Waiblingen. Backnang und Marbach. Ts ist zur Kenntnis des Kgl. Justizministeriums gekommen, daß mehrere der bei den Kgl. Bezirksstellen funktionierenden Aktuare (jetzt Amtsrichter) und Referendäre Schnurrbärte tragen. Da ein solcher Schmuck wohl zu einer militärischen Uniform, nicht aber zur Civildienstkleidung paßt, so haben die genannten Stellen Borkehr zu treffen, daß diese Gewohnheit, da wo solche etwa eingeriffen wäre, wieder abgelegt werde. Hiernach re. Auf besonderen Befehl: Huber, vät. Rümeltn."
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
Calw, 20. Jan. (Schranne.) Neuer Dinkel 5.5S, neuer Haber 6.33, Bohnen 6.70.
Stuttgart, 22. Jan. (Landesproduktenbörse.) Wir notieren per 100 Kilogramm frachtfrei Stuttgart: Weizen, württ. ^ 16.50 bis —, fränk. 17.— bis —, Ulka 17.50 bis 18.-, Saxonska I». —bis —Walla-Walla 17.75 bis —, La- plala 17.— bis 17.50, Amerikaner —.— bis —; Kernen, Oberländer 16.75 bis 17.40, Unterländer —.— bis —; Dinkel neu 11.— biS 11.50; Roggen, württ. 16.— bis —; ruff. 16.— bis 16.50; Gerste, württ. 16.50 bis 17.—, Pfälzer 18.25 bis 18.75, Tauber 17.25 bis —, ungarische 17.— bis 19.—; Hafer, Oberländer 14.— bis 14.50, Unterländer 13.25 bis 13.75, amerik. —.— bis —; Mais, Mixed 11.25 bis —, Laplata gesund 11.— bis 11.25; Donau —.— bis —. — Mehlpreise pro 100 Kilogramm inkl. Sack: Mehl Nr. 0 ^ 28.— bis 23.50 Mehl Nr. 1 : 26.— bis 26.50. Mehl Nr. 2: 24.50 bis 25.—. Mehl Nr. 3 : 23.— bis 23.50 Mehl Nr. 4:21.— bis 21.50. Suppengries 28.— bis 28.50. Kleie 9.80.
Stuttgart, 20. Jan. (Schlachtviehmarkt.) Zugetrieben wurden: 36 Ochsen, 79 Farren, 60 Kalbeln und Kühe, 245 Kälber, 389 Schweine. Unverkauft blieben: 4 Ochsen, 38 Farren, 28 Kalbeln und Kühe, — Kälber, 12 Schweine. Erlös aus '/, üx; Schlachtgewicht: für Ochsen 67—69 für Farren 46—55 für Kalbeln und Kühe 40—61, für Kälber 65—74 für Schweine 46—56 Verlauf des Marktes durchweg flau, Preise gehen zurück, hauptsäch- lich bei Käl bern._
KoukurS-Gröffuuvge«.
K. Amtsgericht Stuttgart-Stadt. Franz Dancke, Schloffermstr., Stuttgart, Herdweg 00, Werkstatt: Seestr. 106 part., mtt unbek. Aufenthalt abwesend. — K. Amtsgericht Freudenstadt. Albert Finkbeiner, Bäcker und Branntweinbrenner in Oberthal, Gmde. Baiersbronn, und dessen Ehefrau, Sabine Finkbeiner, geb. Baiker, Jnhab. eines gemischten Warengeschäfts daselbst. — K. Amtsgericht Cannstatt. Karl Schnirring, ehemal. Restaurateur in Untertürk- heim. _
Auswärtige Gestorbene.
Bertha Dreiß, 21 I. a., Calw. — Hans Creutzenberg, Kaufmann, 61 I. a., Stuttgart. — Christine Modry, geb. Baumgärtner, Stuttgart. — v. Koch, Landgerichtsdirektors Wwe., Heilbronn. — Gottfried Wagner, Hauptmann und Lazaretoberinspektor a. D., 69 I. a., Ulm.
Hiezu die Beilage „Schwäbischer Landwirt" Nr. 2.
Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold. — Für die Redaktion verantwortlich: K. P a ur.
Amtliche Md Privat-Lekanntmach«ugeir.
Revier Simmersfeld.
Steiulieserungs-, Beisichr- und Zerkleinerungs-Akkord.
Am Freitag den 26. Januar 1900, vormitt. ^11 Uhr,
wird im „Löwen" in SimmerLfeld die Lieferung bezw. Beifuhr, sowie die Zerkleinerung folgenden Schottermaterials in öffentlichem Abstreich vergeben:
1) Die Lieferung von 200 obw Muschelkalksteinen.
2) Die Beifuhr von 60 edm Sandsteinen, 60 odm Aplitsteinen.
3) Die Zerkleinerung von 130 edm Muschelkalksteinen, 25 cdm
Sandsteinen.
4) Das Brechen von 60 cdm Sandsteinen im Bruch im Staats-
wald Geiselhardt.
Vergebung von Bauarbeiten.
Lt. Gemeinderatbeschluß vom 3. Jan. d. I. sollen die städtischen Regiearbeiten jahrgangsweise in Akkord gegeben werden und zwar:
Maurer-, Steiuhauer-, Gipser-, Schreiner-, Glaser-, Schlosser-, Schmied-, Flaschner-, Anstrich-, Wasser- leitttngs-, Pflaster-, Tapezier- und Sattlerarbeiten.
Preisliste nebst Bedingungen für genannte Arbeiten liegen bei Unterzeichneter Stelle zur Einsicht auf und sind schriftliche, in Prozenten ausgedrückte Angebote ebendaselbst längstens bis zum
30. Januar d. I., nachmittags 4 Uhr,
verschlossen, portofrei und mit entsprechender Aufschrift versehen, einzureichen.
Nagold, den 23. Januar 1900.
Stadtbauamt:
Lang.
Nagold.
Kalender für 1999
empfiehlt ^ Laiser.
K. Revieramt Freudenstadt.
Stangen-Verkauf.
Am Samstag de« ». Februar,
vormittags 9*/- Uhr, im Rathaus in Freudenstadt aus Distr. I Frutenhoferwald Abt. 3, 4, 7, 9, 10, 12, Distr. II Gteinwald Abt. 2, 5, 8, 36. 49 u. Distr. IV Büchenberg Abt. 4, 9, 14. Baustangen 355 St. I., 722 II., 720 III. und 259 IV. Kl. Hagstangen 184 St. II., 1126 III. und 1027 IV. Kl. Hopfenstangen 609 St. I., 2 783 II.. 1498 III., 910 IV. und 1985 V. Kl.
Rebstecken 6 362 Stück I., 2278 II. Kl., 155 Bohnenstecken u. 43 buchene Spannbengel.
Die K. Forstwarte in Frutenhof, Steinwald und Büchenberg zeigen auf Verlangen das Material vor.
Rohrdorf,
Oberamts Nagold.
Stangeü-Verkauf.
Am Dienstag de« SO. Ja«, ds. Js., von mittag- 1 Uhr an, werden aus dem Gemeindewald zum Verkauf gebracht:
465 Stück Baustangen I., II. und III. Klaffe.
152 St. Hagslaugen I. und II. Kl., 244 St. Hopfenstangen I., II. und III. Kl.,
90 St. Reisstangen I. und II. Kl. Zusammenkunft beim Rathause.
Sch«ltheiße»-Rmt:
Killinger.
Nagold.
Der Fruchtmarkt
vom Samstag den 27. Januar wird an dem
Viehmarkt
Moutag de« SS. Jausar
abzchalten.
Nagold, den 22. Januar 1900.
Stadtschultheißenamt:
Brodbeck.
Darkehenskajsen-Kerein Kirchspiel Kimmersfeld,
e. G. m. u. H.
lütriiix rmt' 31.1)ox. 1899.
Aktiva. ^ --Z
Kaffenbestand .... 704.31
Einzahlung bei der Ausgleichstelle . 1927.13
Ausstände bei Inhabern laufender Rechnungen . 8610.—
Darlehen. 14675.82
Stückzinse. 202.21
Mobiliar.126.—
Sonstiges.2211.20
28458.67
Passiva. ^ iZ
Anlehen. 20940.—
Geschäftsguthaben d. Mitglieder ...... 6309.88
Reseroefond des Vorjahrs 414.56 Hiezu Reingewinn
des Vorjahrs . 436.30 Ab die den Mitgliedern zugeschr.
Dividende . . 70.80
365.50 365.50 Gewinn 1899 .... 426.73
28456.67
Umsatz im Jahr 1899: 147 602 ^ 15 — Mitgliederzahl am
31. Dez. 1899: 95.
Simmersfeld, den 22. Januar 1900.
Vorsteher: Rechner.
t.: Schaible. Hanjelmann.