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Erscheint
Monrag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag.
A»fla,e: >»«>.
P«iS vierteljährl. hier mit Trägerlohn SV im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks
MtS- und Anz
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Monatsabonnements nach Verhältnis.
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Ämiftches.
Bekanntmachung.
In Bösingen ist die Maul« und Klauenseuche e r- loschen.
Nagold, 13. Januar 1900.
K. Obrramt. Schüller, Amtm.
Bekanntmachung.
Das Verbot des hausterweisen UmhertreibrnS von Rindvieh und Schweine« im Oberamtsbezirk Calw ist heute bis zum 15. Februar ds. Js. verlängert worden.
Calw, den II. Januar 1900.
K. Oberamt. Voelter._
Die erledigte Stelle des Bahnhofinspektors in Horb wurde dem Betriebsinspektionsassistenten Sartor in Stuttgart überlragen.
Die zweite Schulstelle in Klinzelsau wur«e dem Schullehrer Frey in Deckenpfronn, die Schulstelle ia Unterhaugstett dem Unter- Lehrer Theodor Haug in Dußlingen, Bezirks Tübingen, übertragen.
Deutscher Reichstag.
-j- Der Reichstag trat am Mittwoch in die Epezialberatung des Etats ein, doch verlief die Diskussion vom Tage ziemlich uninteressant. Der Etat des Reichstages fand noch ganz kurzer Debatte selbstverständlich Genehmigung, worauf der Etat des Reichsamtes des Innern in Angriff genommen wurde. Es entwickelte sich hierbei eine allgemeine, die gesamte weitere Sitzung ausfüllende Erö'terung, in welcher die verschiedenartigsten Wünsche wie auch Beschwerden vorgebracht wurden, mit deren Beantwortung Staatssekretär Graf Posadowsky übergenug zu tkmn Halle. Der Maxintzalarbeitstag, die Bäckereiverordnung des Bundesrates, die Wirksamkeit der Gewerbeinspektoren, der internationale Vogelschutz, die Frage eines Reichswohnungsgesetzes, die Angelegenheit des zu verbessernden Patentschutzes und noch sonstige Themate gelangten hierbei auf- Tapet; am Donnerstag wurde diese Debatte fortgesetzt.
-j- Im Reichstag wurde am Donnerstag d e vieloerschlungene sozialpolitische Debatte, welche sich beim Etat des Reictsamts des Jnneren entspannen HM, bei fast leeren Hanken weite,qesühct. In langatmigen Ausführungen brachte der Soz.-dem. Su^le, seines Zeichens Bergarbeiter, ein wahres Sammelsurium von Klagen und Beschwerden über die Zustände in den deutschen Bergwerken vor; seine Darlegungen wurden indessen vom nat.-lib. Abg. Hilbeck und den Bundeskomm. Fürst und Fischer als teils erheblich übertrieben, teils ganz unzutreffend erklärt. Ein anderer Redner der soz.-dem. Gruppe, Abg. Molkenbuhr, hatte über die Lage der Seeleute allerhand zu klagen; ihm trat der Direktor im Reichsamte des Inneren, v. Woedike, entgegen. Abg. Schräder (fr. Ber.) ließ sich über di« Wohnungsfrage vernehmen, während Abg. Dr. Oertel, vom B. d. Landw., die angeblich zu laxe Handhabung des Börsengesetzes rügte. Im weiteren Verlauft der Diskussion kamen die Auswüchse der Bureaukratie, die Lage der Hausindustriellen, die bisherigen Erfahrungen mit dem Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb, die Thätigkeit der Gewerbemspektoren und noch manches andere zur Erörterung. Eine nochmalige Bergwerksdebatte, die zwischen den Abg. Sachse und Hilbeck spielte, machte den Beschluß, woraus die einzelnen Titel des Kapitels „Besoldungen" deS Etats des Reichsamtes des Jnneren genehmigt wurden. Am Freitag beschäftigte sich der Reichstag zunächst mit kleineren Vorlagen.
Hages-MmgLeiten.
Deutsche» Leich.
Nagold, 15. Januar.
X Der Militär- und Veteranenverein von Eff. ringen beehrte letzten Sonntag Nachmittag ferne hiesigen Kameraden mit einem freundlichen Besuch. Nachdem die
Nagold und seine Zeitung.
Vor einiger Zeit erschien unter obiger Ueberschrist eine Reihe von Artikeln in diesem Blatt. Ursprünglich war es die Absicht des Verfassers gewesen, die Entwicklung der Nagolder Zeitung vorzuführen; aber im Verlauf der Arbeit kam so viel aus der Geschichte der Stadt selbst hinzu, daß die Ueberschrist nicht mehr recht stimmte. Es soll nun im folgenden in kurzen Zügen die Geschichte des „Gesellschafters" zu Ende geführt und im Anschluß daran ein Ueberblick über die Geschichte Nagolds in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gegeben werden. Auch hiebei wird unsere vornehmste Quelle der „Gesellschafter" bleiben.
Vom Jahre 1851 ab heißt unser Blatt „Nagolder Amtsund Jntelligenzblatt"; es ist also jetzt lediglich Amtsblatt für den Bezirk Nagold; Horb, das 22 Jahre lang dem Blatte treu geblieben, erhält seine eigene Zeitung. Die erste Hälfte des Blattes ist ausgefüllt mit amtlichen und privaten Anzeigen, während die zweite unter dem Titel „Gesellschafter" als hauptsächlichste Rubriken „Württembergische Chronik" und „Tagesneuigkeiten" bringt. Nach dem verschärften Preß- gesetz mußte das Exemplar, das dem K. Oberamt zur Censur vorgelegt wurde, mit der eigenhändigen Unterschrift des Redakteurs versehen sein, und so finden wir nun Jahre hindurch die Unterschrift des verantwortlichen Redakteurs, zunächst die Gottlob Zaisers.
Durch Bundesbeschluß vom 6. Juli 1854 „über die Verhinderung des Mißbrauchs der Presse" wurden den einzelnen Buchdruckern und Zeitungsverlegern Kautionen von
eigc-Dlatl für den Oberamts-Bezirk Nagold.
JnsertionS-Gebühr f. d. einspaltige Zeile au» gewöhn!. Schrift ob« deren Raum bei einmalig. Einrkckung 9 bei mehrmalig, je S
Gratisbeilagen: DaS PlauderstSbche« und
Echwäb. Landwirt.
74 S«rtzrKa«g.
Nagold, Montag de« 15. Januar
zahlreich erschienenen Gäste auf dem hiesigen Bahnhof abgeholt und im GasthsuS zum „Löwen" vom Bezirksobmann, Herrn Fabrikant Gchaible hier, freudig begrüßt worden waren, entwickelte sich dort wie auch später im Gasthaus zum „Rößle" ein überaus gemütliches Leben. Dasselbe wurde verschönt durch p ächtige Gesänge und humoristische Vorträge des hiesigen „Sänge:kranzes" und gewürzt durch verschiedene Reden, welche bekundeten, daß die gegenseitige Freude des Zusammenseins, sowie die in diesen Vereinen, wie auch Hüne gepflegte Kameradschaft eine überaus warme, herzliche und aufrichtige ist. In heiterster Stimmung und mit dem frohen Gefühle, am heutigen Tage recht schöne und genußreiche Stunden erlebt zu haben, schieden die ka- meradschastlichen Vereine abends von einander. —
Das in der Freudenstädter Straße gelegene Wohnhaus des David Gras ging durch Kauf um die Summe von 15 050 ^ in den Besitz des I. Schuon, Gemeinderats, über. —
Von den beiden Sonnenfinsternissen, welche das Jahr 1900 bringt, ist bei uns nun die erste, eine totale, auf 38. Mai fallend, sichtbar, während die zweite, ring, förmige, am 23. November, bei uns unsichtbar ist. Auch die einzige Montfinsternis des Jahres, eine partielle, am 13. Juni, ist bei uns unsichtbar.
Metzingen, 10. Jan. (Korr.) Ja den Kreisen der mit Gebühren ang« stellten OrtSstemrbeamten Württemberg- ist z. Zr. eine enge Spannung bemerkbar und zwar erwächst dichlde daraus, daß bis jetzt noch nicht bekannt ist, wer die von den Grundbuchbeamten berechnete Umsatzsteuer von Grundstücken einzuziehen hat. Tollte dieser Steuereinzug mit den darauf hastenden Gebühren den Ortssteuerämtern, welche auf Gebührenanfall ««gestellt sind, künftighin in Wegfall kommen, so wäre es vielen Accisern eine Unmöglichkeit, sich noch länger der unausgesetzten Bevormundung der Steuerverwaltung ouszusetzen und durch die häufigen Besuche der Steuerwachmitglieder m Anspruch genommen zu werden.
Dir Herzogin von Albany ist mit dem Prinzen Eduard dem Thronfolger von Sachsrn-Koburg-Gotha zu längerem Aufenthalt beim württembergischen Könizspaar in Stuttgart eingetroffen.
Stuttgart, 13. Jan. Der Chef des kgl. Kabinetts, Geheimrat v. Soden, wird bis zum 20. Jan. aus Kamerun zurückerwartet und alsdann vom 1. Februar ab wieder dir Leitung des kgl. Zioilkabinetts übernehmen.
Oberrot h, 5. Jan. Hier ist der gewiß seltene Fall eingetreten, daß die am 13. Dez. v. I. avgehaltene Gemeinderatswahl mit Erfolg angefochten und durch Beschluß des K. Oberamtes Gaildorf wieder aufgehoben wurde. Der Grund hiezu ist nach dem oberamtlichrn Erlaß Wahl- beeinflnffung durch Spendung von Bronnlwna in der Par. zelle Frankenberg. Die Aufregung der 2000 Seelen zählenden Gemeinde kann man sich denken.
Vom Bodensee, 12. Jan. (Korr.) Ueber di« Verbesserung der Lage deS Mühlengewerbes beriet eine Ver> sammlung von Mkhlevbesttzern in Meßkirch. Die Ansichten gingen dahin, daß der übliche Lohnsatz für Mahlen, der 12. oder 10. Teil ein zu geringer sei; dieser entspreche einem
1SÜ0.
Geldwert von 48—60 4 per Ztr. Hiebei ist das Abholen und wieder Rückoerbringen inbegriffen. Es wurden dann folgende Lohnsätze festgesetzt: Für Mahlen von Getreide den 9. Teil, für Schälen den 20. Teil und Schroten den Zentner für 40 iZ, Jeder Teilnehmer verpflichtet sich bei Nichteinhaltung der Lohnsätze zu einer Gelostcafe von 200 Mark, die der Armenkasse anheimfallen
Karlsruhe. 10. Januar. Der Leutnant Brüsewitz ist, einem Brief eines früheren deutschen Offiziers aus Transvaal zufolge. Oberst in einem Burenregiment geworden.
Köln, 12. Jan. Der Korrespondent der Köln. Ztg. in Madrid depeschiert seinem Blatte: Die Nachricht von einem großen Waffenschmuggel an der französischen Grenze bestätigt sich. Bereits wurden 10000 Patronen und 300 Gew hre, sowie eine Menge Bajonette bet Anzuela entdeckt und nach Vergara geschafft. Die verhafteten Personen ge- standen, daß ein Carlistenaufstand geplant fei. Die Waffen seien hierfür bestimmt gewesen.
Berlin, 12. Jan. Dem Reichstag ist der Gesetzentwurf über die Abänderung des Uafallversicherungszesetzes zugegangen.
Der StIyellauf der „Deutschland". Unter großer Feierlichkeit fand am Mittwoch auf der Werft deS Vulkan zu Stettin der Stopellaus des Doppelschraubenschnell. Kampfers „Deutschland", deS größten Schiffs der Welt, für die Hamburg-Amerikanische Gesellschaft gebaut, in Gegenwart dis Kaisers statt. Die Taufe wurde vor dem Slaalsminister Grafen von Bülow oocgenominen, der dabei eine seiner glänzenden gedankenreichen Reden hielt. Er begann mit einer Schilderung der beispiellosen Entwicklung unserer zw-i großen Schiff chrtsgesellschaften und der Schiffswerft Vulkan. Die „Deutschland" soll nunmehr bas mächtigste Schiff der W lt sein und an Schnelligkeit alle i-eute in Fahrt befindlichen Schiffe übrrtreffen. „ES ist ein langer, mühsamer Weg, der von kleinen Anfängen bis zu diesem stolzen Fahrz.-uz geführt, und wie sich dir Hamburg. Amerika-Linie in immer großartigerer Weise entwickelte, wie der Stettiner Vulkan seine Leistungsfähigkeit mehr und mehr steigerte, so hat während Vieser selben Periose das Vaterland begonnen, wiederzugewinnrn, was seit den Tagen der Hansa verloren gegangen war. Seit dem Untergang der Hansa, die zu Grunde ging, weil das alte Reich sie nicht genügend stützte, weil damals der deutsche Kaufmann keine genügende staatliche Rückendeckung fand, wendete sich Deutschland von der See ab. Während bceier Jahrhunderte ging es uns wie dem Peter in der Fremde in unserer alten Erzählung, dem vor der Fahrt über das Meer gruselte, uns, die wir einst fremde Länder mit Kolonien besetzten, Barbaren zur Gesittung geführt, den Erdball mit unseren Faktoreien überzogen hatten. Erst als die Nation durch unfern großen Kaiser, durch den unsterblichen Br- roter unseres großen Kaisers, durch die Opferwilligceit und Vaterlandsliebe aller Stämme und Schichten des deutschen Volkes die staatliche Einheit wieder errungen hatte, besinnt sie sich wieder auf da- alte Hansawort: „Mein Feld ist die Welt" und betritt sie wieder das Theater der Welt- politik. Denn unsere gegenwärtige überseeische Politik ist
1000 bis 10000 fl. auferlegt, so daß die Redaktion sich zu der Erklärung genötigt sieht, ohne Vorausbezahlung kern Blatt mehr abgeben zu können.
Gottlob Zaiser zeichnete das letztem«! in der Nummer vom 15. Sept. 1854, am 17. Sept. starb er. Nach seinem Tode sprang der im Hause wohnende Oberamtswnndarzt Hölzle als verantwortlicher Redakteur ein. Er ist der erste, der die politischen Nachrichten mit Quellenangabe bringt; der „Schwäbische Merkur" und die „Allgemeine Zeitung" sind seine hauptsächlichen Fundgruben. 1. 8. d. 8et>. Ll. oder 1. 8. d. -4.. 2. d. h. telegraphische Botschaft des Schwäbischen Merkurs bezw. der Allgemeinen Zeitung sind häufig vorkommende Abkürzungen. Telegraphische Botschaft wird bald ersetzt durch das vornehmere „Depesche", während die Wortbildung „Telegramm" erst viel später erscheint.
Vom Jahr 1856 an erscheint unsere Zeitung unter dem Titel „Der Gesellschafter, Amts- und Jntelligenzblatt für den Oberamtsbezirk Nagold", einem Titel, den sie heute noch trägt, nur daß es statt des veralteten „Jntelligenzblatt" neuerdings „Anzeigeblatt" heißt.
Im gleichen Jahr vermählte sich Witwe Zaiser mit dem Bruder ihres verstorbenen Mannes, mit Wilhelm Zaiser. Doch dauerte diese Ehe kein ganzes Jahr und am 22. April 1857 verlor das Geschäft abermals seinen Herrn. Für W. Zaiser, der nur ganz kurze Zeit redigiert hatte, trat wiederum der Hausherr Hölzle ein; auch der biedere Sebastian Steinwandel, der 1854 ins Haus kam, war der Witwe eine treffliche Stütze. Von nun an lantet die Firma G. W. Zaiser.
Eine einschneidende Veränderung im Bezug des Blattes
ging 1863 vor sich. Am 8. April endigte die veraltete Einrichtung der „Amtsbolten" und am 9. nahmen die Landpostboten d. h. von der Postverwaltung aufgestellte Boten ihren Dienst auf. Um 57 Kr. halbjährlich konnte von jetzt an im ganzen Bezirk „Der Gesellschafter" von der Post bezogen werden; für hiesige Abonnenten, die das Blatt direkt bezogen, blieb der alte Preis von 45 Kr. bestehen.
Das erstemal mit Trauerrand erschien „Der Gesellschafter"
> 1864, anläßlich des Todes von König Wilhelm.
> Mit dem Jahre 1865 erfuhr das Blatt eine Erweiterung. ? Es erscheint jetzt wöchentlich 3mal, Dienstag, Donnerstag ! und Samstag. Damit erhöht sich auch der halbjährliche ! Bezugspreis, der feit 39 Jahren gleich geblieben war, auf i 54 Kr. Postabonnenten im Bezirk zahlen 1 fl. 1 Kr., im ! übrigen Württemberg 1 fl. 8 Kr. Der. handschriftliche Ver- ! merk des Redakteurs auf dem Censurexemplar bleibt weg, ! Hölzle tritt aus der Redaktion ans, es heißt jetzt am Schluffe
nur noch: Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung und zwar liegt die Redaktion nun ganz in den Händen Steinwandels.
Ueber die politische Richtung des Gesellschafters zwischen den Jahren 1866 und 1870 hören wir die Zeitung selbst: „Es kain in letzter Zeit einigemale vor, schreibt Steinwandel, daß Personen in vorgeblich wohlmeinender Weise meiner Prinzipalin, Frau Zaiser, den Rat erteilten, mich als den Redakteur ihres Blattes zu mahnen, nicht so viel Zeitungsartikel von Berlin im Blatte aufzunehinen, wenn sie nicht Gefahr laufen wolle, einen großen Teil ihrer Abonnenten zu verlieren". (Schluß folgt).