Ara. 146.

62. Jahrgang.

Amts- »ml Intelligeazbkatt für äen Aezirsi.

Erscheint Aienstaz, Z>on«er«tag L Kamst««.

Die EinrückungSgebühr beträgt 9 ^ p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.

AbonnementSpreiS halbjährlich 1 -/l, 80 durch die Post bezogen im Bezirk 2 90 H, sonst in

ganz Württemberg 2 70

Amtliche Bekanntmachung

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Unter der 262 Stück zählenden Schafherde des Schäfers Karl Graf in Ostelsheim ist die Räude ausgebrochen. Dies wird hiemit zur öffent­lichen Kenntnis gebracht.

Calw, 9. Dezember 1887. K. Oberamt.

Swppe r.

An die K. Standesämter.

Den K. Standesämtern sind die Formularien für die nach Verfügung der K. Ministerien der Justiz, des Innern und der Finanzen vom 12. März 1876 (Reg.-Bl. Nr. 11) von den Standesbeamten für die Zwecke der Be­völkerungsstatistik zu führenden Verzeichnisse der Geburten, der Eheschließungen und der Sterbefälle mit der heutigen Post zugegangen.

Bezüglich der Behandlung des Geschäfts werden die K. Standesämter auf die bestehenden Vorschriften (Minist.-Verfügung vom 14. März 1876 Reg.-Bl. S. 101 ff.) hingewiesen.

Die Verzeichnisse sind spätestens

bis zum 15. Februar 1888

hieher einzusenden.

Den 9. Dezember 1887. K. Oberamt.

Supper.

An die Krtsvorsteher.

Unter Bezugnahme auf Z. 2 u. 3 des Ministerialerlasses vom 29. De­zember 1886, betr. die Führung von Fleischschauregistern (Minist.-Amtsbl. von 1886 S. 45), werden die Ortsvorsteher daran erinnert, daß auf den 31. Dezember jeden Jahres die Fleischschauregister den Schultheißenämtern zur Prüfung und von diesen dem Oberamt spätestens bis zum 20. Januar vorzulegen sind.

Den 9. Dezember 1887. K. Oberamt.

Supper.

An die Hrtsvorsteher u. MrumkLungsakLuare.

Durch Verfügung des K. Ministeriums des Innern vom 26. Novem­ber d. I., Reg.-Bl. Nr. 43 S. 481 fg., ist die Umlage des Gebäudebrand­schadens für das Kalenderjahr 1888 im Hinblick auf den gegenwärtigen

Stand der Brandversicherungskaffe und die durchschnittliche Höhe der in den letzten Jahren angefallenen Brandschäden in der Weise bestimmt worden, daß bei den Gebäuden der dritten Klaffe, welche die Regel und die Grundlage für die Berechnung des Beitrags in den höheren und niedereren Klaffen bildet (K. Verordnung vom 14. März 1853 H 12 o.) der Beitrag von Einhundert Mark Brandversicherungsanschlag

neu« Pfennig

zu betragen hat.

Ferner ist durch jene Verfügung angeordnet worden, daß je die Hälfte der Umlage auf 1. April und 1. August k. I. an die BrandversicherungS- kaffe einzuliefern ist. Es ist hienach in Gemäßheit der bestehenden Vor­schriften für den rechtzeitigen Abschluß der Kataster-Revisionsgeschäfte und der Umlage in den einzelnen Gemeinden zu sorgen.

Die zu fertigenden Uebersichten sind spätestens auf den 1. März 1888

hieher einzusenden.

Den 9. Dezember 1887. K. Oberamt.

SU pper.

'AotttrfcHe WcrcHrricHterr.

Deutsches Reich.

Der russisch-offiziöseNord" veröffentlicht ein Communiquö, welches kategorisch erklärt, Kaiser Alexander wolle denFrieden und werde denselben auch zu erhalten wissen. Jede Beunruhigung sei absolut grundlos. (Dep. d. Frkf. I.)

Nachdem die Getreidezoll-Commission gestern die erste Lesung der Vorlage beendigt hat, hofft man heute auch mit der zweiten fertig zu werden. Positive Beschlüsse liegen bis jetzt eigentlich gar nicht vor, denn der einzige Antrag, der eine Mehrheit fand, derjenige Windthorst's, daß die Zollerhöhung auf solche Einfuhrposten, die vor dem 26. November gekauft sind, keine Anwendung finden soll, hat nur dann praktische Bedeutung, wenn überhaupt eine Zollerhöhung beschlossen wird. Welche Ansichten die schwebenden Compromißverhandlungen haben, ist im Augenblicke schwer zu beurteilen, indeß wird es immer wahrscheinlicher, daß schließlich eine Ver­ständigung über eine mäßige Zollerhöhung zu Stande kommen wird.

Bielefeld, 9. Dez. DieBielefelder Zeitung" bringt, wie die Franks. Ztg." telegraphisch meldet, nachstehenden Brief des Kron­prinzen an den Geh. Rat Hinzpeter Hierselbst, früheren Zivilgouver­neurs des Prinzen Wilhelm und Heinrich:

JeuiLLeLon.

Bitte zu grüßen!

Humoreske von Eugen Gavain.

(Nachdruck verboten.)

(Fortsetzung.)

Station Steinau!

Schon als der Zug in den Bahnhof einfuhr, winkte der Hauptmann dem auf dem Perron stehenden Inspektor zu; seine Bewegungen waren so groteske und bei der Er­bitterung, die in ihm herrschte, so dringliche, daß der Inspektor, der nicht anders glaubte, als daß ein Unglück passiert sei, eiligst an den Schlafwagen trat.

Ich weiß Alles, sparen Sie sich Ihre Worte; fort, ich mag nichts hören, ich habe die Litanei schon ein Duzend Mal gehört. Herrrr, verstehen Sie mich nicht? Fort, sage ich, fort!"

Ein Ruck und das Fenster war zugeschlagen. Der Inspektor stand mit offenem Munde da, dann ermannte er sich und rief den Schaffner.

Hören Sie", sagte er halblaut zu diesem, jedoch laut genug, daß es der Hauptmann hören konnte,ist der Mensch da drin wahnsinnig?"

Das nicht, aber ein bischen sonderbar", war die Antwort.

Was, sonderbar?" rief Esebeck und riß das Fenster auf. In diesem Augen­blick schoß ihm wie ein Blitz ein Gedanke durch den Kopf.Was sollte am Ende ?"

Herr Inspektor", wandte er sich nun ziemlich höflich an diesen,haben Sie nicht Grüße an mich von Herrn Rittmeister von Berneck?"

Ich? Grüße an Sie? Von einem Rittmeister? Ich habe keine Ahnung was Sie eigentlich wollen. Ich muß mir aber sehr verbitten"

Sie haben keine Grüße? Gott sei Dank! Geben Sie mir die Hand, Herr Inspektor, ich danke Ihnen, danke Ihnen vielmals. Entschuldigen Sie"

Der Zug brauste davon. Noch lange Zell später hat der Inspektor der Station

Steinau, die eine der kleinsten der Strecke war, weshalb auch der Nachmittagszug, in welchem Rittmeister von Berneck sich befunden, daselbst nicht angehalten hatte von demwahnsinnigen Passagier" jener Nacht erzählt.

Er hatte keine Grüße." Mit diesem beseligenden Gedanken betrat Esebeck das Schlaf-Koupee; wäre er ruhiger gewesen, so hätte er noch sehen können, wie der Oberstwachmeister von Zelten, der natürlich getreulich seine nächtliche Buchführung fortsetzte, dieTafelrunde" unter seinem Kopfkissen verbarg.

Also sollte die Qual nun endlich zu Ende sein", meditierte der Hauptmann, also sollte man doch heute Nacht noch zur Ruhe kommen. Gut, ich will es ihm zur Hälfte verzeihen, daß er mir so grausam mitgespielt hat." Und der Hauptmann setzte sich etwas beruhigt auf die Kante des Bettes. Doch schon nach einer Minute sprang er wieder auf und maß großen Schritten das Koupee.Wie, wenn er nur die eine Station übergangen hätte, um mich in Sicherheit zu wiegen und nun bei der nächsten Station wieder der ominöse Gruß da wäre! Er mußte Gewißhell haben, eher konnte er kein Auge zumachen; wieder trat der geplagte Mann in das Vvrkabinet an das Fenster.

Station Elm, 8 Minuten Aufenthalt."

Dem Hauptmann schlug das Herz hörbar und ein leises Zittern durchrieselte ihn, der niemals da draußen auf dem Schlachtfelde gezittert und gebangt hatte. Er lehnte zum Fenster hinaus und wartete. Der Stationsvorsteher, der bei der Ankunft des Zuges auf dem Perron gewesen, trat in sein Büreau, und der Zugführer folgte ihm. Die 8 Minuten verstrichen, ohne daß sich etwas verdächtiges zeigte. Der Mann auf seinem Beobachtungsposten atmete auf er war gerettet. Jetzt ertönte die Bahnhofsglocke, jetzt das Abfahrts-Signal des Zugführers, und schon setzte sich der Zug in Bewegung. Der Hauptmann schlug das Fenster zu, und wollte sich eben zur wohlverdienten Ruhe zurückziehen, da ertönte ein langgezogener Pfiff auf dem Perrons und der eben sich in Bewegung setzende Zug hielt. Unwillkürlich riß der Hauptmann das Fenster auf. Mit raschen Schritten die Wagenreihe entlang gehend, nahte der Stationsvorsteher, rufend:Wo befindet sich Herr Hauptmann von Esebeck?"