den, aber schließlich gescheitert, wie die Abschaffung der Lebenslänglichkeit der Ortsvorsteher. Das werde alles noch kommen, da die erste Kammer doch nicht auf die Dauer sich dem Volkswillen entgegenstemmen könne. Für die nächsten Landtaqswahlen verspreche Redner einen reichhal­tigen Speisezettel. Derselbe lobte auch noch den sozial- demokratischen Abgeordneten Kloß für die Einbringung seiner Interpellation betr. die Haltung der Regierung gegenüber der Zuchthausvorlage im Bundesrate. DaS WafserrechtSgesltz ruhe noch im Schoße der ersten Kammer. Die Volkspartet h-be in den letzten fünf Jahren in der Kammer sehr viel gcthan und nicht anders, als geschehen, stimmen können. Wenn da- Volk auch bei den nächsten Wahlen wieder der Volkspartei zum Siege verhelfe, so werden die angebahnten Reformen zum Siege gelangen. Redner schloß mit einem Hoch auf das deutsche Vaterland. Bei dem nachfolgenden Bankett sprach noch Kammerpräsident Payer überdie Demokrat«« an der Wende des Jahr­hunderts". Die demokratischen Grundsätze entstammen der französischen Revolution und verlangen die Gleichberechti­gung aller Bürger; die Reaktion habe die Demokratie nicht unterdrücken können und jetzt sei sie in Württemberg die stärkste Partei im Landtag. Redner schloß mit einem Hoch auf den Sieg des demokratischen Fortschritts.

Stuttgart, 7. Jan. (Korr.) Die heutige Landes- Versammlung der Deutschen Partei im großen Saale des StadtgartenS war auS allen Teilen des Landes außer­ordentlich zahlreich besucht. An Stelle des verhinderten Parteivorstandes Dr. Schall eröffnete der Reichstagsabze- ordnete Prof. Dr. Hieber die Versammlung und wies in seiner Begrüßungsansprache darauf hin, daß Fürst Bismarck, zu dem die Deutsche Partei stets treu gestanden, noch man­ches Problem zurückgelaffen habe, besonders in der aus­wärtigen Politik. Deutschland könne zu seinen heutigen Politikern Vertrauen haben. Redner skizziert in markigen Strichen die einzelnen Großmächte und ihre Stellung zu einander, den Imperialismus Englands und der Vereinigten Staaten von Nordamerika, Rußlands Zug nach Osten und Frankreichs Kolonialbestrebungen. Es sei ein Kampf um den Weltmarkt entstanden, und daran müßte sich Deutsch­land kräftig beteil'gen; denn nur die Macht könne den Markt schützen. Das sollten auch die Arbeiter endlich ein- sehen, deren Ex stenz von einem gesicherten Markt abhänge. In die innere Politik Deutschlands könne das Ausland gottlob nicht mehr darein sprechen, aber um so größer seien die Kämpfe im Innern geworden. Die Deutsche Partei müsse die Wohlfahrt deS ganzen Volkes im Auge behalten, sowohl die deS Arbeiters als die des Handwerkers und deS gewerblichen Mittelstandes und am allermeisten der Landwirtschaft. Das Kapital sei an sich unentbehrlich, aber es dürfe nicht mehr für sich beanspruchen, als ihm gehöre und nicht zum Schaden der Allgemeinheit überhand­nehmen.Das Vaterland und nicht die Partei" soll auch fernerhin der Wahlspruch bleiben,das Wohl u-'d di« Größe, sowie die Zukunft deS deutschen Reiches". Partei­sekretär Professor Mezger erstattete den Geschäftsbericht.. Die Partei zählt gegenwärtig 69 Vereine mit 5977 Mit­glieder gegen 44 Vereine mit 4999 vor 2 Jahren. Die Zunahme der Mitglieder betrage 30°/o. Redner empfiehlt enge Fühlungnahme mit der lanvwinschaftlichen Bevölkerung, gedenkt des kürzlich in Stuttgart gegründeten Vereins für di« nationale Jugend und bittet die Parteigenossen um Opferwilligkeit für di« Parteikaffe und die Parteipreffe. An der Diskussion beteiligen sich sodann Dr. Geiger- Tübingen, Prof. Metzger-Stuttgart, Geh. Kommerzienrat Widenmann-Stuttgart und Kart Haas-Aalen, welche sämtliche eine größere Regsamkeit in der Agitation und eine größere Opferwill'gkeit befürworten. Landtagsabgeordneter ReichSgerichtSrat vonGeß erstattete, von der Versammlung stürmisch begrüßt, rin lichtvolles Referat über den Stand der Landtagsarbeiten, gedenkt der verstorbenen Abgeordneten

Sachs und v. Weizsäcker, erinnert an die 3 wichtigsten, leider gefallenen Gesetzentwürfe, an deren Nichtzustande­kommen die Deutsche Partei keine Schuld trage. Redner bedauert namentlich den Fall der Steuerreform infolge der Haltung der Volk-partei, erinnert an die bedrängte Lage der kleinen Landwirtschaft, an den neuen Hagelverstcherurigs- vertrag mit der Norddeutschen Hagelvirsicherungszesellschust und an die Gewährung von Darlehen an di« landwirt­schaftliche Genoffcnschaftszentralkasse bis za 1 Million Mark. Nicht erledigt sei bis jetzt das Wosserrrchtsgrfetz und da» geplante Biersteuergesitz mit dem Verbot« von Malzsurro- gaten. Bezüglich der periodischen Wahl der Ortsoo.strher werde wohl das neue bürgerliche Gesetzbuch, daS dem Land­tage viele Arbeiten gebracht, eine Regelung noch bringen. Rektor Dr. Egelhaaf spricht über die Flottenfrage und erinnert daran, daß die Demokratie von 1848 einen wesent­lich anderen Standpunkt eingenommen habe als heute. Eine große starke Flotte sei uns nötig. Der deutsche Handel habe sich in den letzten Jahren dreifach so stark entwickelt als der englische. */, unserer Jndustrieprodukte gehen über See. Deutschland habe allen Grund, vor England sich in Acht zu nehmen. Unsere überseeischen Be­sitzungen in Afrika und der Südsee umfaßten annähernd 2'/, Millionen qkm. sei also 4mal so groß als das deutsche Reich. Die Welt sei noch immer nickt unwiderruflich ver­teilt. Man müsse aber zur rechten Zeit kommen schon im Interesse der deutschen VolkSrrnährung. Unter 4 Deutschen müsse immer einer vom Ausland« her ernährt werden. Eine Blockade unserer Küsten durch England, daS 69 große Schlachtschiffe habe, würde unS unermeßlichen Schaden zu- füg'n. Wir müssen mindestens 40 Schlachtschiffe haben wegen deS Handels, deS Kolonialbesitzes und der Volkser­nährung. Zum Bau einer Flotte hätten wir ausreichende Werften und die Kosten könnten wir aufbringen. Frank- reich zahle für Heer und Flotte pro Kops 41 England 33 ^ und wir könnten alles leisten, wenn bei un« 21 ^ pro Kopf bezahlt würden. Redner giebt zum Schluffe be­kannt, daß wiederum ein deutsches Schiff (der Dampfer Herzog") von den Engländern aufgegriffen worden sei, was von der Versammlung mit Entrüstung ausgenommen wurde. Folgende Resolution wurde einstimmig angenommen: Die Mitglieder der Deutschen Partei betrachten die von den verbündeten Regierungen in Aussicht genommene Ver­doppelung unserer Schlachtflotte als ein Erfordernis der deutschen Wohlfahrt, der Sicherheit und Macht, und sie sprechen die Erwartung auS, daß der Reichstag als der berufene Vertreter der deutschen Volksintereffen diesem Vorschläge seine Zustimmung erteilen wird." Anträge auS der Versammlung wurden nicht gestellt, und letztere nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses für den engeren Landes­ausschuß nach über dreistündiger Dauer um 2*/i Uhr ge­schloffen. ES folgte noch ein gemeinschaftliches Essen im Stadtgarten".

Berlin, 8. Jan. Am gestrigen Sonntage, dem 10jährigen Todestage der Kaiserin Augusta, hatte die Schloßverwaltung zu Charlottenburg die Ruhe­stätte der verstorbenen Kaiserin sinnreich geschmückt. Um 1 t Uhr erschien eine Abordnung von Offizieren des Königin Augusta Sarde-Grenadier-Regiments Nr. 4. um einen herr­lichen Kranz am Grabe niederzulegen. Kurz nach 12 Uhr fuhr der Kaiser vor. Er war allein. Der Kaiser legte einen prachtvollen Kranz auS weißen Rosen nieder und verweilte längere Z«it in stiller Andacht am Sarge. Auch die Zöglinge der Kaiserin Augusta-Stiftung erschienen im Mausoleum. In der Z-it von 1 bis 2 Uhr fand in der Kapelle der Stiftung Gottesdienst statt.

Berlin. 8. Jan. DieBerliner Montagsztg." meldet aus London: Ganz London steht unter dem Eindruck eine? neuen Unglücks, .'welches die britische Streitmacht in Südafrika betroffen haben soll. Hier herrscht trotz der zuversichtlichen Berichte auS den englischen Lagern in Süd­

afrika große Befürchtung über den AuSgang der Schlacht bei Ladysmith, deren Ergebnis noch unbekannt ist.

Pari«, 6. Jan. DieMatin" will wissen, daß die englische Regierung in der Waffenfabrik von Lhamond zwei Hotchkiß-Batterien in Auftrag gegeben hat. die jedoch von keinem besonderen Werte seien. Die englische Regierung habe sich auch an die Werk« von Creuzot gewandt, doch sei diese Bestellung abgelehnt worden. Die Unterhändler hätten darauf dem Direktor der Werke von Creuzot den Vorschlag gemacht, die von Serbien und Rumänien bestellten, aber noch nicht abgelieferten Kanonen an England zu ver­kaufen. Aber auch dieser Vorschlag sei abgelehnt worden.

Paris, 5. Jan. Me Regierung hat dem Komman­danten der See-Divifion des Atlantischen O,eanS telegraphisch den Befehl gegeben, sofort mit seinem Geschwader nach Santo Domingo zu gehen.

London, 5. Jan. Der Parnrllistrn-Führer R.-dmond erließ einen Aufruf, in welchem er die Irländer zu offenem Aufstande auffordert.

Bom südafrikanischen Kriegsschauplatz.

Brüssel, 6. Jan. Die Niederlage der Engländer bei Mafeking scheint schwerer zu sein, als man zugiebt. Nach einer hier eingrlaufeaen Meldung, haben die Buren bei Mafeking einen großen Sieg errungen. Die Stellung des Obersten Baden-Powell scheint fast völlig aufgerirben. Die Buren befestigen alle Höhen, welche Mafekinz behrrrschen. Der Fall MafekingS dürste bald erfolgen.

Laurenzo Marquez, 8. Jan. (Reutermeldung vom 5.) Nach einer Depesche auS Pretoria hat die Garnison von Kuruman nach erneuter heftiger Beschießung durch die Buren am 1. Jan. kapituliert. Di; Buren nahmen 120 Mann, darunter 12 Offiziere gefangen. Die Garnison be­stand auS Mannschaften der Cap-Polizei.

Kapstadt. 6. Jan. Bei dem Angriff bei Rendsburg am Freitag sollen 70 Engländer, darunter 7 O'stzierr, als gefangen in di« Hände der Buren gefallen sein.

Kapstadt, 6. Jan. Die Afrikander der Kapkolonie haben fick den Buren zu Tausenden angeschloffen; bie, welche noch nicht ins Feld gezogen sind, machen nach einem Bericht derKöln. Ztg." den englischen Patrouillen, dis mir der Ueberwachung der Eisenbahnen beauftragt find, daS Leben sauer, sie töten in der Nähe von Kapstadt und den Grenz- stationen jede Nacht mehrere Leute.

Kapstadt, 8. Januar. Die Weigerung der Truppen gegen die Buren in« Feld zu rücken, nimmt mit jedem Tage zu. Die Offiziere weigern sich, gegen dir Ungehorsamen mit der nötigen Strenge vorzugehen, da sie einen allgemeinen Aufruhr der Soldaten befürchten.

London, 8. Jan. Dir Regierung kündigt die Bil­dung von 4 weiteren Abteilungen Artillrcie zu jr 3 Batte­rien. darunter eine Abteilung Haub tzen an.Daily News" hat erfahren, die Vorbereitungen für die Entsendung einer weiteren Infanterie-Division nach Südafrika seien vollendet.

8 g"bt d*"* Kaffee nicht nur eine schöne Farbe, sondern auch einen tDsstLA exquisiten Geschmack.

Hiezu die BeilageSchwäbischer Landwirt" Nr. 1.

Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiserffchen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.

Amtliche rrn- Primt-Sekanntrnachungen.

Oberamtsstadt Nagold.

ergebung von Bauarbeiten.

Nachstehende bei Erbauung eines Haupt- und Nebengebäude- für die in hiesiger Stadt zu erstellende Krankenhaus-Anlage vorkommenden Arbeiten sollen im Wege der schriftlichen Submission vergeben werden und zwar:

». Hauptgebäude.

I. Gipserarbeiten veranschlagt zu ^ 3900,00,

II. Schreinerarbeitea 6500,00,

NI. Parketböden ^ 4483,50.

IV. Glaserarbeiten 3302,00,

V. Anstricharbeiten ^ 3277,00.

1». Rebeugebäude.

I. Gipserarbeiten veranschlagt zu ^ 528,91,

II. Tchreinerarbriten ^ 687.28,

III. Parketböden , 417,82,

IV. Glaferarbeiten ^ 462,98,

V. Anstricharbeiten ^ 365,00.

Kostenvoranschlag und Bedingungen liegen bei dem Bauleitenden, Stadtbaumeister Lang in Nagold, zur Einficht auf, und sind die in Prozenten de- UrberschlagS ausgedrückten Angebote längstens bis zum

20. Januar d. I., «achmittags 2 Uhr,

bei dem Kgl. Oberamt verschlossen und mit der AufschriftAngebot" versehen einzureichen.

Nagold, den 9. Januar 1900.

K. Oberamt:

Ritter.

Nagold.

Soeben erschienen und hier vor­rätig :

Wahl und Bemf des Bürgerausschuffes in Württemberg.

Eine Zusammenstellung de: hier­über bestehenden Gesetze, Verord­nungen und Verfügungen mit Inhalt-Übersicht und Sachre­gister.

Preis 1 Mk. 20 pfg. --

Die Höeramtssparkasse Magold

ist durch Verfügung deS K. Justizministeriums vom 15. Dezember 1899 (Reg.-Bl. S. 1090) zur Anlegung von Mündelgeld geeignet erklärt worden.

Dies wird mit dem Bemerken bekannt gemacht, daß der Vormund bei Erhebung von Einlagen, einschließlich der zum Kapital geschlagenen Zinse die Genehmigung de- Gegenvormunds oder des Vormundschafts. gerichtS vorzulegen hat. Zur Erhebung von nichtkapitalisterten Zinsen ist diese Genehmigung nicht erforderlich.

Den 5. Januar 1900.

Der Kassier:

Stadtschultheiß Brodbeck.

H. W. Zaiser'sche

_ Luchhairdluug.

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ist aufs ganze Jahr zu leeren.

Wo? sagt die Exped.

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leicht und anständig für Leute jeden Stande-.

Ausgezeich.Erfind. Großart.empsohl. Anfr. an F. A. Kronen, Patrntartikrl, Aache» Nr. 4.

Mötzinge« OberamtS Herrenberg.

Vergebung von Flaschnerarbeit.

Die Anbringung von ca. 24 lfd. m Dachrinnen und ca. 11 lfd. m Ablaufröhren an der hiesigen Kirche soll öffentlich vergeben werden und werden Liebhaber auf diese Arbeit eingeladen, die Akkordsbedingungen auf hiesigem Rathaus einzusehen und die verschlossenen Angebote bis

späteste«- Sam-tag de« 13. VS. MtS. «achm. 1 Nhr

an daS Unterzeichnete einzureichen.

Schultheißeuamt.

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