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Herren des Handelsstandes kann diese Gelegenheit, sich mit der für sie so wichtigen Sache bekannt zu machen, nicht genug empfohlen werden. Näheres siehe Anzeigeteil.

Cannstatt, 1. Dez. Vor einigen verletzte sich, wie der N.-B. be­richtet, der Metzgermeister Wilhelm Krauter an der Hand; er beachtete seine Wunde nicht und arbeitete ruhig weiter. Es trat Blutvergiftung ein und der Bedauernswerte mußte in das Katharinenhospital nach Stutt­gart verbracht werden, wo er so schwer darniederliegt, daß an seinem Auf­kommen gezweifelt wird.

Heilbronn, 1. Dez. Ledermarkt. Der vorgestrige Markt hatte sich wieder sehr starker Zufuhren zu erfreuen, worunter jedoch ent­sprechende Gattungen verhältnismäßig recht schwach vertreten waren. Letzteres gilt namentlich von Wildoberleder in prima leichter Ware, welches zu guten Preisen rasch Nehmer fand; schwere Wildoberleder waren weniger ge­sucht und erlitten bei dem vorhandenen großen Angebot einen Preisabschlag von ca. 10 ^ pro Pfd. Die in letzter Zeit so lebhafte Nachfrage nach Schmalleder hat mit den leichten Sorten tüchtig aufgeräumt; es war daher meist kräftige, zum Teil plumpe Ware zugefübrt, welche zu weichenden Preisen verkehrte. Kalbleder fast ohne Nachfrage und zu gedrückten Preisen gehandelt. Auch Zeugleder, wovon wenig am Markte, war vernachlässigt. Sohlleder, in ansehnlichen Quantitäten zugeführt, konnte der Nachfrage vollständig genügen. Schafleder, worin der Markt etwas überführt war, mußte zum Teil wieder zurückgenommen werden. Es wurden verkauft und amtlich vermögen: Wild- und Schmalleder 157,753 Pfd., Sohl­leder 20,491 Pfd., Zeugleder 7267 Pfd., Kalbleder 7163 Pfd., zusammen 192,674 Pfd. mit einem Gesamtumsätze von ca. 308,000 ^ Der nächste Ledermarkt, welchem Tags zuvor ein Rin den markt vorausgeht, findet Dienstag den 21. Februar 1888 hier statt.

Von der hohenzollernschen Grenze, 1. Dez. Vorgestern entstand in einer Wirtschaft in Burladingen zwischen zwei erst jüngst vom Militär heimgekehrten Kameraden Streit, wobei der eine, Schuhmacher Hauser, seinem Gegner Dehner ein Bierglas mit solcher Gewalt auf den Kopf schlug, daß derselbe an den erhaltenen Verwundungen gestern früh starb. Der Thäter wurde sofort verhaftet und in das Untersuchungs­gefängnis nach Hechtngen verbracht.

Wermischtss.

Schuldmahnung durch Postkarte. Bisher wurde allgemein angenommen, daß eine Mahnung mittelst Postkarte eine Beleidigung sei. Das Oberlandesgericht zu München hat jetzt im gegenteiligen Sinne entschieden. Der Metzgermeister in Obernburg hat an einen seiner Abnehmer eine Post­karte folgenden Inhalts gerichtet:Ersuche Sie nochmals, mir Ihre Schuld von 4,78 für bezogenes Fleisch bezahlen zu wollen; glauben Sie, ich be­komme mein Vieh geschenkt?" Der Empfänger fühlte sich durch diese Art der Zahlungsaufforderung beleidigt und strengte Klage an, die aber in allen Instanzen als unbegründet zurückgewiesen wurde. Gleichwohl, meint der W. M., sei nicht zu raten, eine Schuldmahnung durch eine Postkarte zugehen zu lassen, da nicht alle Gerichte so wie das Münchener entscheiden möchten.

Grevy's Ersparnisse betitelt derParis" einen Artikel, in welchem dem Präsidenten der Republik folgendes Rechenexempel vorgehalten wird: Das Gehalt des Präsidenten beträgt jährlich 600,000 Frks.; der ein­fache Haushalt, welchen Grevy führt, kostet monatlich 19,500 Fr., macht jährlich 234,000 Fr., also Ersparnis 366,000 Fr. Nun erhält Grevy aber neben seinem Gehalt noch 300,000 Fr. Repcäsentationskosten und 300,000 Fr. Reisekosten. Da nun Grevy nur einmal im Jahre eine Gesellschaft zu geben pflegte, Reisen (mit Ausnahme derjenigen nach Mont-sous-Vaudre, wozu ihm indeß die Bahn einen Sonderzug stellt) aber gar nicht machte, so konnte er diese 600,000 Fr. ganz zurücklegen. Gesamtersparnis also 966,000 Fr., fast eine Million. Noch ist zu erwähnen, daß die ganze innere Einrichtung, Teppiche, Betten, Leinwand, Küchen- und Tafelgeschirr des Elysöe dem Staat gehört, der auch alles unterhält, Heizung und Licht beschafft. Für Reinigung und Anstreichen der Zimmer, für Besorgung der Heizung u. s. w., überhaupt für die Unterhaltung der Einrichtung ist eine Anzahl Leute fest angestellt, welche zugleich von Grevy und seiner Familie als Diener gebraucht werden. Er braucht daher höchstens einen Kammerdiener, einen Koch und eine Kammerzofe zu besolden. Als Wilson sich mit Fräulein Grevy vermählte, wurden 70,000 Fr. aus der Staatskaffe ausgegeben, um dem Paar seine Wohnung nebst einer Kanzlei einzurichten. Der einige Hektaren große Garten des Elysee wird ebenfalls vom Staate unterhalten, die Früchte aber desselben gehören Grevy. Die im Staatshaushalt fürUnterhalt der nationalen Paläste" ausgeworfenen 600,000 Fr. werden daher größtenteils zum Nutzen Grevy's ausgegeben. Dieser hat nur die Ausgaben für Küche, Familie, einige dienende Geister und Leibwäsche zu tragen. Da läßt sich mit 19,500 Fr. monatlich weit kommen. Früher benutzte Grevy auch die Jagd in den Staatswaldungen von Versailles, Rambouillet u. s. w., deren Verpachtung jetzt Hunderttausende einbringt.

Die Generalversammlung des landm. Ktjirksvereins

am 30. Novbr., die von nahezu 100 Mitgliedern besucht war, wurde von dem stellvertr. Vorstande E. Horlacher mit freundlichen Worten der Begrüß­ung eröffnet und von demselben sodann I. der Rechenschaftsbericht pro 1. April 1886/87 und bis zum Tage der Versammlung vorgetragen. Aus demselben war zu entnehmen, daß die M i t gli ed e rz a h l am 1. Jan. 1887 477 und am 1. Juli 1887 488 betrug. Durch den Tod hat der Verein im letzten Jahre 12 Mitglieder verloren.

Der Ausschuß hat in derselben Zeit 10 Sitzungen und 2 Plenarver­sammlungen gehalten, nemlich am 28. Juni 1886 in Oberhaugstett, in welcher Landwirthschaftsinspektor Clausnitzer einen Vortrag über das neue Feldweg- Gesetz hielt, und am 28. Oct. in Calw.

Unter den Gegenständen, mit welchen sich der Ausschuß beschäftigt hat, ist hervorzuheben:

1) Das Fortbildungswesen; dasselbe wurde im Winter 1885/86 in 12 (4 freiwilligen, 6 obligator. Schulen und 2 Abendversamm­lungen) und im Winter 1886/87 in 15 Anstalten (6 freiwilligen, 7 obli­gator. Schulen und 2 Abendversammlungen) gepflegt; eine weitere Zu­nahme ist für den Winter 1887/88 zu verzeichnen. Res. bedauerte, daß zwei so wesentliche Förderungsmittel der bäuerlichen Ausbildung, wie die landw. Winterschule in Reutlingen und die Haushaltungsschule in Herrenberg, trotz stets wiederholter Aufforderung und trotz des Anerbietens, die Unterrichts­gelder auf die Vereinskaffe zu übernehmen, in den letzten 2 Jahren aus dem Bezirke von Niemand benützt worden sind. Hierher gehöre übrigens in ge­wissem Sinne auch der Besuch des Hufbeschlag-Lehrkurses in Stuttgart durch den Schmied Jakob Kömpf von Althengstett, dem hiezu ein Vereinsbeitrag verwilligt worden sei.

2) Die Sorge für dieViehzucht komme in verschiedener Weise zum Ausdruck. Im Sept. 1886 habe sich der Verein sehr stark an der mit dem Gaufeste in Neuenbürg verbundenen Ausstellung betheiligt und habe dabei den I. und U. Preis für Farren, den H., Ul. und V. Preis für Kühe, 1 Preis für Kalbeln, den I. Preis für Eber und den l. Preis für Mutter­schweine davongetragen. Im Oct. 1886 habe er in Calw eine Ausstellung von jungem Simmenthaler Vieh veranstaltet und dabei 14 Preise für Rinder und 5 für Farren im Gesammtbetrage von 265 -/lL vergeben. Die von der deutschen Landwirthschaftsgesellschaft vom 9)13. v. I. in Frankfurt a/M. abgehaltene großartige Viehausstellung habe zwar nicht mit Thieren aus dem Bezirke beschickt werden können, wohl aber habe der Verein zum Besuche der­selben Reisebeiträge an 5 Mitglieder gegeben. Dagegen seien auf der Kreis- Viehausstellung in Crailsheim am 23./25. Sept. d. I. einige Thiere aus dem Bezirke (Simmozheim) ausgestellt gewesen und habe der Verein einen Kostenbeitrag dazu gegeben. Endlich habe der Verein im vorigen Jahre 3 namhafte Beiträge zur Anschaffung von 2 Ebern und 1 Mutterschwein der Poland-China-Nace nach Gechingen, Weltenschwann und Althengstett gegeben. Nebenbei soll hier auch erwähnt werden, daß der Ausschuß für die Dienstzeit pro 1. Mai 1886/89 die 3 Mitglieder der Schaubehörde und nach Vorschrift des Reichsviehseuchengesetzes für die 3 Jahre 1887/89 10 Schätzer zu wählen hatte.

3) Ganz besondere Aufmerksamkeit widme der Verein seit nunmehr 25 Jahren (seit 1863) der stets weiteren Verbreitung des künstlichen Furterbaus, indem er, wie bekannt, bis vor einigen Jahren alljährlich größere Summen zur billigeren Beschaffung des nöthigen Samens hergegsben habe, seit 3 Jahren jedoch sich auf die Tragung der mit der Samenbeschaff­ung verbundenen Unkosten beschränke, ohne daß hierdurch weniger Futter ge­baut worden wäre. Durch einen Wechsel in der Bezugsquelle habe in diesem Jahre ein ungewöhnlich billiger Preis bei tadelloser Qualität gewährt wer­den können.

4) Auf den Ackerbau direkt einzuwirken, sei dem Vereine wenig Gelegenheit gegeben. Es sei für 1886 ein Saatfruchtwechsel beschlossen ge­wesen, verschiedene für einen solchen vom Secretär gemachten Bemühungen haben aber keinen Erfolg gehabt, derselbe werde nun ohne Zweifel für das Jahr 1888 ausgesührt werden.

5) Seit einigen Jahren, d. h. seit der Gründung des Bienenzucht­vereins stehe auch die Bienenzucht alljährlich auf der Tagesordnung des Vereins, indem jenem Vereine aus der Kaffs des landw. Vereins wieder­holt Beiträge verwilligt worden seien, im vorigen Jahre 25 in diesem Jahre 30 Nachdem der landw. Verein von der Bedingung, daß die Mit­glieder des Bienenzuchtvereins auch Mitglieder des landw. Vereins werden müssen, Abstand genommen, werde jetzt nur noch das Verlangen gestellt, daß der landw. Verein Kenntniß davon erhalte, wozu seine Beiträge verwendet werden.

6) Daß der Obstbau, dieser so wichtige Faktor des Volkswohl­standes, auch dem Vereine am Herzen liege, dies beweise der Umstand, daß in diesem Jahre an 3 Zöglinge des Obstbaulehrkurses von Neubulach, Martinsmoos und Ostelsheim ein Beitrag von je 20 gegeben worden. Ferner seien nach Monakam einige hundert Obstbaumpflänzlinge zum Zwecke der Unterweisung von Schülern in der Obstbaumzucht unentgeltlich abgegeben worden. Auch stehe auf dem Etat ein größerer Posten (200 >M) der teil­weise zu Prämien für rationelle Obstbaumpflanzungen bestimmt sei. Außer­dem vermittle der Secretär alljährlich zweimal mittelst persönlicher Auswahl in einer renommirten Baumschule die Anschaffung von tadellosen Obstbäumen; auch halte der Verein gute Zeitschriften, die in Circulation gegeben werden.

7) Für Feldweganlagen seien alljährlich Prämien ausgesetzt, der Verein sei aber nach längerer Unterbrechung erst in diesem Jahre wieder in der angenehmen Lage gewesen, dieselben zu vergeben, und zwar an die Gemeinde Möttlingen 100 ^ und bedingungsweise an die Gemeinde Alt­bulach 50

8) Soll nur noch erwähnt werden, daß der Ausschuß hie und da auch

Fragen zu behandeln hatte, die unter keine der obigen Rubriken fallen, wie er z. B. ein Gutachten darüber an die K. Kreisregierung abzugeben hatte, ob die beabsichtigte Parzellirung von 2 Gütern (in Alzenberg und Oberkoll- wangen) zu gestatten sei. Hieher gehört auch die mit dem Vlll. und lX. Gauverband gemeinschaftlich vollzogene Wahl des Oekonomierath Schosser in Kirchberg zum Delegirten beim deutschen Landwirthschafsrath; ferner ein Gut­achten darüber, ob nicht die Tuberkulose beim Rindvieh durch Reichsgesetz ebenso behandelt werden sollte, wie die Lungenseuche; sodann eine Zuschrift des Oberamts Leonberg, die mangelhafte Beschickung der Beschälplatte in Weilderstadt betr., die deren Eingehen befürchten lasse, und endlich die Gründung eines landw. Consumvereins. Forts, folgt.

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