V2. Jahrgang.

Ara. 14S.

Amts- um! IntelkigenMatt für clen Kezirü.

Erscheint Z»t«n»1ag, Aonnerrtag L Samatag.

Die EinrückungSgebühr beträgt 9 ^ p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.

Dienstag, äen 6. Dezember 1887.

Abonnementspreis halbjährlich 1 80 durch

die Post bezogen im Bezirk 2 30 H, sonst in

ganz Württemberg 2 70 H.

Amtliche Wekcrnntmachrrngen.

An die Krtsvorsleher.

Der oberamiliche Auftrag in Nro. 142 ves Wochenblatts, betreffend die am Grund« und Gefällkataster vorgekommenen Aenderungen, wird hiemit zurückgenommen.

Calw, 3. Dezember 1887. K. Oberamt.

Supper.

An die Hrtsvorsteher.

Im Dezember d. I. sind in sämtlichen Gemeinden die Gemeinde­ratsergänzungswahlen vorzunehmen und ist das Ergebnis derselben dem Oberamt anzuzeigen.

Diese Anzeige hat zu enthalten:

1. Vor- und Zunamen der austretenden Mitglieder;

2. Vor- und Zunamen, Geburtstag, Stand, Gewerbe und etwaige Neben­ämter der Gewählten, Dienstzeit, für welche sie gewählt wurden, ferner den Tag der Wahl und der Beeidigung.

Calw, 2. Dezember 1887. K. Oberamt.

Supper.

Ergebnis -er Oberarntsfarrenschan von 1887.

Die 1887 im Oberamtsbezirk

Calw vorgenommene Farrcnfchau hat

folgendes Ergebnis gehabt:

Von den aufgestellten 101 Farren stehen in Klasse I (sehr gut) 45,

in Klasse II (gut) 44), in Klasse III (zureichend mittelmäßig) 11, weg-

gesprochen wurde als untauglich 1.

Für die einzelnen Gemeinden

ergiebt sich nachstehende Klassifikation.

wobei zu bemerken ist, daß jede Klassenzrffer sich auf ein einzelnes Tier bezieht:

Calw 1. 2.

Neubulach 1. 1.

Agenbach 2.

Neuhengstett 1. 1.

Aichhalden 2. 2. 2. 2.

Neuweiler 1. 1. 3.

Altbulach 1. 1. 2.

Oberhaugstett 1. 1.

Altburg 2. 2. 3.

Oberkollbach 2. 3.

Althengstett 1. 1. 1. 2.

Oberkollwangen 1. 1.

Bergorte 2. 2. 2.

Oberreichenbach 1. 2.

Breitenberg 2. 2.

Ostelsheim 1. 1. 2. 3.

Dachtel 2. 2.

Ottenbronn 2.

Deckenpfronn 1. 1. 1. 2. 2.

Röthenbach 1. 2.

Dennjächt 2.

Schmieh 3. (einer untauglich)

Einberg 3.

Simmozheim 2. 2. 3.

Ernstmühl 1.

Sommenhardt 1. 1. 2.

Gechingen 1. 1. 1. 1. 1.

Speßhardt 2. 2. 3.

Hirsau 2.

Stammheim 1. 1. 1. 1. 1.

Holzbronn 1. 2.

Teinach 2.

Hornberg 2. 3.

Unterhaugstett 1. 2.

Liebelsberg 1. 1.

Unterreichenbach 1. 3.

Liebenzell 2. 2.

Würzbach 1. 1. 1.

Martinsmoos 2. 3.

Zavelstein 2.

Monakam 2.

Zwerenberg 1. 2.

Möttlingen 2. 2. 2.

Calw, 3. Dezember 1887.

K. Oberamt. Supper.

politische Wcrchvichten.

Frankreich.

Paris, 2. Dez. (3.14.) Die in derDeputiertenkammer verlesene Botschaft Grevy's bezeichnet das gestrige Votum der Kammer als entscheidende Kundgebung, welche ihm den Rücktritt zur Pflicht mache. Die Bot­schaft erinnert an die Dienste Grevy's zur Erhaltung der inneren Ruhe und des äußeren Friedens. Er trete trauernden Herzens zurück und lehne jede Verant­wortung für die kommenden Ereignisse ab.

Paris, 2. Dez. Bei dem Ministerate, der gestern im Elysöe nach­mittags nach Vertagung der Kammer gehalten wurde, forderte Grevy, nach­dem Rouvier die Bedeutung des Kammerbeschlusses dargelegt hatte, jeden Minister zur Aeußerung seiner Ansicht auf. Alle Minister erklärten ein­

stimmig, der unverzügliche Rücktritt Grevy's erscheine notwendig. Grevy erwiderte, nicht er, sondern die Kammer sei es, welche die Lage geschaffen, die Kammer müsse also die Verantwortung von der Geschichte tragen. Grevy erklärte sodann, er werde morgen demissionieren. Deroulede richtete, als er den Kammerpalast verließ, eine Ansprache an die ihm folgende Menge und forderte dieselbe aufHoch Grevy" zu rufen. Die Menge antwortete mit Rufen:Nieder mit Ferry!"Demission! Demission!" Schließlich zer­streute die Polizei die Manifestanten und verhaftete Deroulede, als er der Polizei den Gehorsam verweigerte. -Deroulede ließ sich zwar nach der Polizeiwache führen, protestierte aber gegen seine Verhaftung mit dem Bemerken, die Polizei habe kein Recht, ihn zu verhaften, es sei ein konstitu­tioneller Ruf, den er ausgestoßen habe. Deroulede wurde eine Stunde später wieder in Freiheit gesetzt und begab sich alsbald in das Redaktionslokal des Jntransigeant", um einen Protest gegen seine Verhaftung zu entwerfen.

Versailles, 3. Dez. Der Kongreß hat Sadi Carnot mit 616 Stimmen zum Präsidenten der Republik ge­wählt. Ein weiteres Telegramm meldet: Der Kongreß wählte im zweiten Wahlgange mit 616 von 833 abgegebenen Stimmen Sadi Carnot zum Präsidenten der Republik. General Saussier erhielt 188, Ferry 10, Freycinet -6, Appert 5, Floquet 1, Pyat 1 Stimme. Nach Verkündigung oes Wahlresultats proklamierte Leroyer Sadi Carnot zum Präsidenten der Republik und erklärte die Session für geschloffen. Nach Aufhebung der Sitzung empfing Sadi Carnot die Glückwünsche der Präsi­denten der Kammern, dankte und sagte: Meine Wahl bezeugt das lebhafte Verlangen des republikanischen Frankreichs nach Beruhigung und Eintracht. Mein innigster Wunsch ist, daß dieser große Tag allen Geistern und Ge­mütern gegenwärtig bleibe; derselbe bedeutet, daß die Vertreter Frankreichs sich zu einigen wissen. Ihre gemeinsamen Bemühungen können und müssen die Verfassung und den regelmäßigen Gang einer Regierung sicherstellen, welche stetig, thatkräftig uns fähig ist, der Nation mit der Freiheit im Innern und der Würde nach Außen alle Wohlthaten zu gewähren, welche das Land von der Republik erwartet. In der Stadt herrscht vollkommene Ordnung. Die Boulevards sind aufs äußerste belebt. Ueberall beglückwünscht man sich wegen des Resultats der Präsidentenwahl. Sadi Carnot verließ Versailles gemeinsam mit sämtlichen Ministern, eskortiert von einer Abteilung Kürassiere, welche ihn bis nach dem Palais Elyiee begleitete. (Marie Franyois Sadi Carnot ist am 11. August 1837 zu Limoges geboren. Im Jahre 1871 war er Präfekt im Departement Seine inföcieure und erhielt den Auftrag, als außerordentlicher Kommissar die nationale Verteidigung in der Normandie zu organisieren. Vom 23. Sept. 1880 bis zum Antritt des Ministeriums Gambetta (14. Nov. 1881) war er Minister der öffentlichen Arbeiten. Die Wahl Sadi Carnot's zum Präsidenten der französischen Republik ist in erster Linie dadurch von Bedeutung, daß durch sie die Gefahren, welche die jüngste Krisis unleugbar für den allgemeinen Frieden in sich barg, überwunden wurden. Das Fehlschlagen des Versuches der Radikalen, die Republik einen Schritt weiter nach links, einen Schritt weiter zur Revanche zu drücken, kann nur mit Befriedigung begrüßt werden.

Italien.

San Remo, 1. Dez. Das deutsche Geschwader, bestehend aus den SchiffenPrinz Adalbert",Moltke" undGneisenau", fuhren heute an der Villa des Kronprinzen vorbei, diesem mit einem Salut von 21 Schüssen den Gruß aus der Heimat darbringend. Der Kronprinz weilte auf dem Balkon. Die Vorbeifahrt der Kriegsschiffe in Kiellinie und ihr Salut-Feuern gewährte einen herrlichen Anblick. Die donnernden Hurrahs und die Musik an Bord waren in der Entfernung von einem halben Kilometer vom Balkon des Kron­prinzen aus deutlich hörbar. Später wandelte der Kronprinz, von Dr. Krause und dem Baron v. Roggenbach begleitet, durch die Straßen der Stadt. Gerüchtweise verlautet, der König von Italien werde übermorgen zum Besuche des Kronprinzen hier eintreffen.

Gcrges-WeuigkeiLen.

* Calw. (Einges.) Weltsprachliches. Wie wir hören, soll am Dienstag, den 6. ds. MtS. abends 8 Uhr im Bar.schen Hof eine Versamm­lung stattfinden, wozu alle Freunde der Schleyer'schen Weltsprache ein­geladen sind, überhaupt Jedermann, der sich für die Sache interessiert. Wenn man bedenkt, daß die Erfindung eine deutsche ist und eine große auch in maß- gebenden Kreise solche Anerkennung gefunden, daß der anfangs gegen sie er­hobene Zweifel und Spott verstummen muß, daß ferner volspük schon auf der ganzen Erde Anhänger zählt, namentlich bei Nichtdeutschen, so wäre zu wünschen, daß die Teilnahme eine möglichst rege würde. Namentlich den