Erscheint
Montag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag.
Auflage: 1800 .
Preis vierteljährl. hier mit Trägerlohn 80 im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 20
Monatsabonnements nach Verhältnis.
Amts- und Anzeige-Natt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
74. Jahrgang.
Insertions-Gebühr s. d. einspalttge Zeile aus gewöhnl. Schrift oder deren Raum bei einmalig. Einrückung S bei mehrmalig, je 6 -s.
Gratisbeilagen: Das Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
^ 167.
Amtliches.
Nagold.
De« Ortsvorsteheru und Verwaltuugsaktuareu
sind Ende vorigen Monats gedruckte Exemplare der Staatssteuer- und AmtSschadenS-Umlage pro 1. April 1899/1900 zugegangen.
Die Unterausteilung auf die Steuerpflichtigen, einschließlich der Gemeindeumlagen, ist alsbald zu besorgen und der Vollzug, sowie der auf 1 ^ Ttaatsstmer (bezw. Staatsgewerbesteuer) entfallende Betreff an Amts- und Gemeindeschaden, wie auf die Summe des auf die gesamte Staats - gewrrbesteuer entfallenden Gemeindeschadens (Min.-Amtsbl. 1890 S. 401)
spätestens bis 15. Dezember ds. IS. hierher anzuzeigen.
Den 24. Oktober 1899.
K. Oberamt. Ritter.
Zur Bekämpfung der Viehseuchen.
ff Der deutsche Fleischerverband versendet, wie man uns schreibt, unter der Ueberschrift „Maul- und Klauenseuche, gelehrte Glossen eines Ungelehrten", eine recht kräftige Kritik der bestehenden Seuchenvorschriften. Der Verfasser meint, dis starke Ausbreitung der Seuche sei eine Folge gerade der Seuchenvorschristen,weil sie nämlich den Bauern zwängen, das Vieh durchseuchen zu lassen, anstatt es sofort zu töten. Denn dadurch würden monatelang unzählige Seuchenherde erhalten, die eben die große Gefahr für den Viehstand bilden und di« es gerade gelte, möglichst rasch zu beseitigen. Seiner Ansicht nach müßten die Seuchenvorschriften umgekehrt so beschaffen sein, daß der Bauer veranlaßt werde, sein seuchenkrankes Vieh möglichst sofort nach Ausbruch der Seuchen zu töten. Er glaubt dieses Resultat durch folgende Vorschläge erreichen zu können: 1) Jede Erkrankung an Seuche wäre, wie heute schon angeordnet ist, anzuzeigen. 2) Innerhalb der nächsten drei Tage wäre der ganze Viehstapel des Besitzers nach dem nächsten Viehmarkt zu überführen und dort zum Schlachten zu verkaufen. 3) Der Transport zum Vtehmarkt und von dort zum Schlachthofe findet unter behördlicher Kontrolle (plombirte Wagen u. s. w.) statt. 4) Aus den Viehhöfen sind gesonderte Seuchen- Abteilungen einzurichten, aus denen das Vieh nur an die Schlachtstätten transportirt werden darf, nicht zum Weiterverhandeln an andere Viehmärkte. 5) Der Besitzer, der diesergestalt zum Verkaufe feines Viehstapels gezwungen wird, hat Anspruch auf Entschädigung aus einem Fonds, der gebildet wird aus Beiträgen, die jeder Besitzer von Vieh mit vielleicht 1 ^ pro Haupt jährlich zu zahlen hätte. (Circa 15 Millionen dürften auf diese Weise leicht Zusammenkommen.) In derselben Höhe müßten öffentliche Mittel herangezogen werden. 6) Die Entschädigung müßte nach einer festen Scala gewährt werden, verschieden für Jung- und Zuchtvieh, Milchvieh, Mastvieh, Magervieh u. s. w. Dem Ausfall an zu erzielendem Verkaufspreis entsprechend, würde die Entfchädigungsquote bei Jung- und Zuchtvieh am höchsten, bei Mastvieh am niedrigsten sein. Bezahlt
Ueber die hohen Tauem zur Adria.
Von einem Nagolder. (Fortsetzung.)
Auf dem östlichen Ufer befindet sich eine breite Fahrstraße und hier sind dann auch große schöne Gaststätten, von welchen in erster Linie die „Scholastika" und Gasthof „Rainer", letzterer auf einer Landzunge in den See hinausgebaut, hervorgehoben zu werden verdienen. Es wimmelt hier von Sommerfrischlern, welche sich hauptsächlich aus Norddeutschland rekrutieren.
In der „Scholastika" blieben wir bis zum Abgang des nächsten Schiffes, das uns nach einer Stunde schon wieder entführte und nach Seespitz zurückbrachte. Wir nahmen Abschied von den lieblichen Bildern und kehrten mit der Bahn nach Jenbach zurück; hier benützten wir den einstün- digen Aufenthalt zur Einnahme des Nachtessens in der Bahnhofrestauration und fuhren dann weiter nach Nörgel, vorbei am Zeller See und der Schmittenhöhe, auch vorbei am Kaprunerthal mit seinen Prachtstücken, dem Wasserfall- boden und dem von Gletschern und Bergen mit ewigem Schnee und Eis eingerahmten Moserboden, den ich voriges Jahr bewundert habe und dessen Besuch ich jedem Alpen- sreund dringend ans Herz legen möchte.
In Bruck machten wir Halt und nahmen Quartier im Hotel zum „Kronprinzen", direkt am Bahnhof gelegen. Unser liebenswürdiger Wirt setzte sich sofort zu uns und gab uns bereitwillig auf unsere Fragen Auskunft; er riet uns mit dem Postwagen früh um 6 Uhr nach Fusch zu fahren und von da ab die Fußtour anzntreten. Wir nahmen
Uazotd, Mittwoch Leu 85. Oktober
würde pro 100 Pfund Lebendgewicht, ermittelt in der Seuchenabteilung des verkaufenden Viehmarktes. 7) Sämtliche sonstigen Absperrungsmaßregkln wären nach Reinigung u. Desinfektion der verseuchten Ställe aufzuheben. Der Gewinn bei diesem System wäre Ausmerzung der Seuchenherde, möglichst schnell und unter möglichster Schonung des Nationalvermögens. Die scharfen Ausführungen spiegeln sehr deutlich die in den betreffenden Kreisen herrschende Stimmung wieder. Der letzte Satz, den wir nachstehend wiedergeben, hätte der Schrift ebensogut als Ueberschrift dienen können: Es dürfte nachgerade angezeigt sein, daß die Regierung sich zur Bekämpfung der Seuche nicht nur Rat holt bei Leuten, die von der Seuche leben, sondern auch bei den Leuten, die unter der Seuche leiden und sie bezahlen müssen.
Hages-Meuigkeiten.
Deutsches Leich.
Nagold, 23. Okt. (Eingesandt.) Aus dem Kabinett Seiner Majestät des Königs von Württemberg ging mir ein Schreiben zu, dessen Wortlaut ich nachstehend zur Kenntnis der Einwohner der Schwarzwald-Wasserversorgungsorte bringe.
Gruppenvorstand Schultheiß Frey, Aichelberg.
Euer Wohlgeboren
beehre ich mich ergebenst mitzuteilen, daß ich nicht ver- fehlt habe, den Inhalt des von Ihnen am 14. ds. Mts. an das K. Kabinett gerichteten Telegramms zur Allerböchsten Kenntnis zu bringen. Seine Königliche Majestät haben den Dank der zur Feier der Eröffnung der Schwarzwaldwafferversorgung vereinigten Versammlung mit besonderem Wohlwollen entgegengenommen und hoffen, daß das Wafferversorgungswerk den beteiligten Orten zu reichem Segen gereichen möchte. Indem ich Euer Wohlgeboren ersuchen darf, dies in geeigneter Weise zur Kenntnis dieser Gemeinden bringen zu wollen, beharre ich mit hochachtungsvollen Gesinnungen."
Stuttgart, den 16. Oktober 1899.
Für den Kabinetts-Chef Geh. Legationsrat Gemmingen.
t. Rohrdorf, 23. Okt. Wie schon berichtet wurde, erfreute sich die auf den gestrigen Nachmittag anberaumte Vollversammlung des Bezirksobstbauvereins Nagold eines sehr zahlreichen Besuchs. Sie bot aber auch den Besuchern manches Belehrende, und keinen Anwesenden wird es gereut haben, daß er sich bei derselben beteiligte. Zunächst wurde die Ausstellung des Obstbauvereins besichtigt. Dieselbe enthielt diejenigen Obstsorten, welche vor allem für unfern Bezirk sich eignen. Zählen wir dieselben auf, so finden wir an frühen Obstsorten: Roter und weißer Astracian, Herzogin Olga, Kaiser Alexander, virginischer Rosenapfel, als späte Sorten waren ausgestellt: Goldparmäne, Luike, Zitronen- u. Weinapfel (Rohrdorfer Spezialsorte), Rosenapfel, Kurzstiel, (Ebhausen), spätblühender Taffetapfel, Boikenapfel, Zipperer,
von seinem Rat dankend Notiz und legten uns um 11 Uhr müde von dem vielen und anstrengenden Bahnfahren zur Ruhe.
Zweiter Reisetag: Schwarzenberghütte.
Punkt 6 Uhr waren wir marschbereit und da wir hörten, daß der Postwagen infolge des verspäteten Eintreffens der Züge erst in 20 Minuten abgehe, so nahmen wir den Weg unter die Füße; anfangs bietet derselbe nichts Bemerkenswertes, es geht 1'/- Stunden kaum merklich bergauf, immer am Ufer der Fuscher Ache nach Judendorf und Bad Fusch. Hier sieht man den schönen Hirzbachfall von der Straße aus. In einer weiteren '/- Stunde erreicht man das Bärenwirtshaus, das am Ende des Fahrwegs gelegen ist. Dort machten wir Halt und stärkten uns vor dem Aufstieg nach Ferleiten. Zwei Wege führen dahin, von welchen derjenige durch die Bärenschlucht den Vorzug verdient; ein schöner Fußpfad führt immer in der Nähe des Wassers über manche Stege und an schönen Wasserfällen entlang steil den Berg hinauf. Der schönste Fall kommt am linken Ufer hoch herab über einen Felsen der so weit überhängt, daß man aufrecht unter ihn stehen kann. Die Sonne beleuchtete den Fall, er sah aus, wie lauter Silberschnüre und strahlende Perlen.
Der Weg bleibt interessant bis Ferleiten; die Schlucht ist bewaldet. Das Holz kann aber nur teilweise herausgeschafft werden; ein ca. 12 Meter langer Holländergipfel lag faulend in der Schlucht und mehrere abgebrochene noch stehende Stümpfe gaben Zeugnis, daß Holzhauer hier nicht gewirtschaftet haben.
189S.
großer rheinischer Bohnapfel, brauner Malapfel. Baumanns Reinette, große Kassler Reinette, Trier'scher Weinapfel, goldgelbe Sommer-Reinette. Als gut gedeihende Birnsorten sind zu empfehlen: Stuttgarter Gaishirtle, römische Schmalzbirne, gute Luise von Avranche, Grunekower Butterbirne, (sämtliche Tafelbirnen), welsche Bratbirne, schweizer Wasserbirne, Palmischbirne, Weinbirne (Ebhauser Lokalsorte), Metzer Bratbirne (zu empfehlen als Mostbirnen). Die eigentliche Versammlung wurde eröffnet durch H. Oberamtsbaumwart Bühler in Walddorf, der alsbald H. Baumschulbesitzer Edlen von Stuttgart das Wort erteilte. In eingehender, praktischer Weise gab letzterer treffliche Winke über die Pflege der Obstbäume. Es habe ihn gefreut, in unsere Gegend zu kommen zumal deshalb, weil wir Heuer ganz besonders mit Obst gesegnet worden seien. Das in hies. Gegend gewachsene Obst sei von ausnehmender Schönheit, u. wenn man gegenwärtig auf den Obstmarkt in Stuttgart komme und frage, woher das schöne dort zum Verkauf angebotene Obst stamme, so heiße es: aus dem Nagolder oder Backnanger Bezirk (der ebenfalls eine gute Obsternte zu verzeichnen hatte), lieber das von dem Bezirksobstbauverein ausgestellte Normal- Sortiment von Obst äußerte sich Redner sehr günstig, betonend, daß man die Obstsorten in einer Gegend möglichst reduzieren und sich nur an solche halten soll, die sich besonders bewähren, möge nun der Name pomologisch bestimmt sein oder nicht. Hinsichtlich der Pflege der Obstbäume betonte der Redner, es habe ihn gefreut, die gutgepflegten Obstbäume hier zu sehe», die strotzen von Gesundheit; auch hinsichtlich der Ausdehnung deS Obstbaus in unserer Gegend sei viel geschehen. Doch könne noch auf manchem Platz, der sonst nicht viel dem Besitzer einbringe, gut ein Obstbaum gesetzt werden, der gewiß gute Erträge abwerfe. Vor einer Ueber- produktion an Obst brauche man sich gar nicht zu fürchten in gegenwärtiger Zeit, wo durch die gebotenen vortrefflichen Verkehrsmittel der Ueberschuß ja leicht versandt werden könne; auch könne bei richtiger Behandlung ein guter Obstmost bereitet werden, der 5 und 6 Jahre lang sich trefflich erhalte. Hinsichtlich der Pflege der Obstbäume und besonders der Düngung gab der Redner neben bekannten Regeln noch manche neue treffliche Winke, deren Wert er praktisch beleuchtete. Es würde hier zu weit führen, auf das einzelne des volkstümlichen, gediegenen VortragS näher einzugehen. An denselben schloß sich eine lebhafte Besprechung. Auf verschiedene an den Redner ergangene Anfragen aus dem Gebiet der Obstbaumpflege gab er prompte u. sachkundige Auskunft. Der Vorstand H. Bi hier forderte die Versammlung auf, sich zum Zeichen der Anerkennung des Redners von den Sitzen zu erheben, was bereitwilligst geschah. An der Besprechung beteiligte sich auch der anwesende Vorstand des landwirtschaftl. Vereins, H. Oberamtmann Ritter, der in eindringlichen Worten sich besonders an die Gemeindevertreter wendete, hinsichtlich des Anbaus und der Pflege von Obstbäumen den Bürgern mit gutem Beispiel voranzugehen. Außerdem trat der H. Redner noch warm für die Anpflanzung von Beerensträuchern ein, die fast in jedem Jahr einen erfreulichen Ertrag abwerfen. — So bot der ganze Verlauf der gestrigen Versammlung den Teilnehmern manches Anregende und Belehrende.
Ferleiten besteht aus einer kleinen Anzahl meist von Bergführern bewohnter Gehöfte; zwei Gasthöfe sind vorhanden, der „Lukashansel" und der „Tauerngasthof". Zu dem letzteren lenkten wir unsere Schritte und fanden uns in demselben sofort behaglich; die beiden Gasthöfe werden nicht nur von Passanten, sondern während der Hauptsaison auch von Luftkurgästen frequentiert, welche von hier aus eine Menge größerer oder kleinerer Touren machen können.
Auf unsere Frage nach einem Führer hieß es, dieselben seien alle in die Berge, die ersten werden aber bis 12 Uhr zurückkommen; bis dahin waren es noch 1'/- Stunden, wir hatten also Zeit, unseren Magen einzurichlen und uns auch im Oertchen umzusehen, was bald geschehen war. Nachher entdeckten wir in der Veranda unserer Herberge ein annehmbares Klavier und ließen sofort einige schwäbische Lieder erklingen. Mittlerweile wurde es 12 Uhr, es wurde 1 Uhr — aber ein Führer kam nicht; endlich um 2 Uhr erschien der Führerobmann, mit welchem wir unsere Tour besprachen, Wir hatten im Sinn, in der Schwarzenberghütte zu nächtigen und andern Tags den Johannisberg zu besteigen und glaubten, ein Führer werde für uns zwei genügen; der Obmann belehrte uns aber sofort, daß zu dieser Hochtour für jeden Mann ein Führer nötig sei, während der Uebergang über die Bockkarscharte und Abstieg zum Glocknerhaus für uns Beide nur einen Führer erfordere. Da die Mitnahme eines zweiten Mannes eine ganz bedeutende Mehrausgabe verursacht hätte und ich vorerst sehen wollte, wie weit meine Kräfte ausreichen, so bestellten wir einen Führer und baten den Obmann, uns solchen in die Schwarzenberghütte nachzusenden. (Forts, f.)