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Amts- und Anzeige-Blatt für den Oderamts-Bezirk Nagold.

74. Jahr-a«-.

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Gratisbeilagen: Das Plauderstübchen und

Schwäb. Landidirt

Nagold, Samstag de« 21. Oktober

^ 165.

Amtliches.

Bekanntmachung.

In Schietingen ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen.

Außer Gehöftsperre wurden weitere folgende al lgemeine Schutzmaßregeln angeordnet:

1) Sämtliche Wiederkäuer und Schweine in der Ge­meindemarkung Schietingen werden unter polizeiliche Beobachtung gestellt und dürfen ohne oberamtliche Ge­nehmigung aus der Gemeindemarkung nicht entfernt werden. Jedoch wird den Besitzern seuchenfreier Gehöfte die Bewirtschaftung ihrer auf angrenzenden Markungen gelegenen Grundstücke gestattet.

2) Das Durchtrciben von Wiederkäuern und Schweinen durch die Gemeindemarkung Schietingen wird ver­boten, desgleichen

3) die gemeinschaftliche Benützung von Brunnen und Tränken für Wiederkäuer und Schweine.

Vorstehendes wird unter Hinweisung auf die bekannten Folgen der Zuwiderhandlung gegen die ergangenen An­ordnungen zur öffentlichen Kenntnis gebracht.

Nagold, den 20. Oktober 1899. _ K. Oberamt. Ritter.

Nagold.

Bekanntmachung.

Es wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß durch Verfügung des K. Oberamts Horb vom 16. Oktober ds. IS. das Umhertreiben von Rindvieh und Schweinen im Hausierhandel innerhalb des Oberamtsbezirks Horb bis rmf Weiteres verboten worden ist.

Den 20. Oktober 1899.

_ K. Oberamt. Ritter.

Bekanntmachung,

betr. die Schonzeit für Fluß- und Bachforelle» re.

Es wird Hiemil m Erinnerung gebracht, daß die Schon­zeit der Fluß- und Bachforelle«, sowie für Bach- und Kreuzungssaiblinge am 10. Oktober d. I. begonnen hat und für die Nagold und ihre sämtlichen Seitenbäche It. bezirkspolizeilicher Vorschrift vom 19. Februar v. I. (Gesellschafter 3t. 41) dis 1. Februar I8SS dauert.

Die Schonzeit hat die Wirkung, daß während derselben die geschützten Fische weder gefangen, noch feilgeboten, noch verkauft oder in Wirtschaften verabreicht werden dürfen.

Sollten solche Fische zufällig gefangen werden, so sind sie sofort wieder in dasselbe Wasser frei einzusetzen.

Während der Schonzeit und während weiterer 6 Wochen nach beendigter Laichzeit dürfen ferner keine Enten in solche Fischwaffer zugelaffen werden, in welchen die betref­fenden Fische sich vorherrschend aufhalten, sofern diese Fischwaffer nicht Gemeinden zur Benützung stehen und von der Gemeindebehörde hiezu Erlaubnis erteilt worden ist.

Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden nach Art. 39 Z. 2 Pol.-St.-G. mit Geldstrafe bis zu 45 Mark bestraft.

Nagold, den 20. Oktober 1899. _ K. Oberamt. Ritter.

Die Schnltheißenämter

werden ersucht, die Obstbaumbesitzer und die Gemeinde- Banmwarte aus die am Sonntag de« SS. ds. Mts. nachm. S Uhr, im Gasthaus zum Ochsen in Rohrdorf stattfindende Plenarversammlung des Obstbauvereins aus­drücklich aufmerksam machen und zum Besuch der Versamm­lung auffordern zu wollen.

Nagold, den 20. Oktober 1899.

K. Oberamt. Ritter.

Ein Kaisemort.

In Hamburg fand der Stapellauf eines neuen PanzerschiffesKaiser Karl der Große" statt. Bei diesem Anlaß sprach der Kaiser folgende Worte, die um so bedeutsamer sind, wenn man bedenkt, wie wir gegenwärtig ohnmächtig zusehen müssen, wie England räuberisch die uns stammverwandten Buren in Afrika überfällt. Der Kaiser sagte:Es gereicht mir zur besonderen Freude, an dem heutigen historischen Gedenktage wieder in Ihrer Mitte weilen zu können. Ich fühle mich gleichsam erfrischt und neu gestärkt, so oft ich von den Wogen des frisch sprudelnden Lebens einer Hansastadt umspült werde. Es ist ein feierlicher Akt, dem wir soeben beigewohnt, als wir ein neues Stück schwim­mender Werke des Vaterlandes seinem Element übergeben konnten Ein jeder, der ihn mitgemacht, wird von dem Gedanken durchdrungen gewesen sein, daß das stolze Schiff bald seinem Berufe übergeben werden könne. Wir be­dürfen seiner dringend und bitternot ist uns eine starke deutsche Flotte. Sein Name erinnert uns an die

erste glanzvolle Zeit deS alten Reiches und seinen mächtigen Schirmherr« und auch in jene Zeit fällt der allererste An­fang Hamburgs, wenn auch nur als Uebergangspunkt für die Missionsthätigkeit im Dienste des gewaltigen Kaisers. Jetzt ist unser Vaterland durch Kaiser Wilhelm den Großen neu geeint und im Begriffe, sich nach außen hin herrlich zu entfalten, und gerade hier inmitten dieses mächtigen Handelsemporiums empfindet man die Fülle und Spann­kraft, welche das deutsche Volk durch seine Entschlossenheit seinen Unternehmungen zu verleihen im stände ist, aber auch hier weiß man es am höchsten zu schätzen, wie not­wendig ein kräftiger Schutz und die unentbehrliche Stärkung unserer Seestreitkräfte für unsere auswärtigen Interessen sind. Doch langsam nur greift das Gefühl hiefür im deutschen Vaterlande Platz, das leider noch so sehr seine Kräfte in fruchtlosen Parteiungen verzehrt. Mit tiefster Besorgnis habe ich beobachten müssen, wie langsame Fort­schritte die Interessen und das politische Verständnis für große weltbewegende Fragen unter den Deutschen gemacht haben. Blicken wir um uns her! Wie hat seit einigen Jahren die Welt ihr Antlitz verändert. Alte Weltreiche vergehen und neue sind im Entstehen begriffen. Nationen sind plötzlich im Gesichtskreise der Völker erschienen und traten in ihren Wettbewerb mit ein. von denen kurz zuvor der Laie noch wenig bemerkt hatte. Ereignisse, welche um­wälzend wirkten auf dem Gebiete der internationalen Be­ziehungen sowohl, wie auf dem Gebiete des nationalökono­mischen Lebens der Völker und die in alten Zeiten Jahr­hunderte zur Reife brauchten, vollziehen sich in wenigen Monaten. Dadurch sind die Aufgaben für unser Deutsches Reich und Volk in mächtigem Umfange gewachsen und erheischen für mich und meine Regierung ungewöhnlich schwere Anstrengungen, di« nur dann von Erfolg gekrönt sein können, wenn einheitlich und fest den Par­teiungen entsagend der Deutsche hinter uns steht. Es muß dazu aber unser Volk sich entschließen, Opfer zu bringen; vor allem muß es absagrn seiner Sucht, das Höchste in immer stärker sich auSprägenden Parteirichtunzen zu suchen. Es muß aufhören, die Partei über das Wohl des Ganzen zu stellen. Es muß seinen alten Erbfehler einsehen, alles zum Gegenstände unbefriedigter Kritik zu machen, und es muß vor einer Grenze Halt machen, welche ihm seine eigenen vitalsten Interessen ziehen. Denn gerade diese alten politischen Sünden rächen sich jetzt an unseren Seeinteressen und unserer Flotte. Wäre ihre Verstärkung in den ersten acht Jahren meiner Regierung trotz instän­diger Bitten und Warnungen nicht beharrlich verweigert worden, wobei sogar Spott und Hohn mir nicht erspart geblieben ist, wie ganz anders würden wir dann unseren Handel und unsere überseeischen Interessen fördern können. Doch meine Hoffnung, daß der Deutsche sich ermannen wird, ist noch nicht geschwunden. Groß und mächtig schlägt in ihm die Liebe zu seinem Vaterlande. Davon zeugen die Oktobrrseuer. die heute noch auf den Bergen entzündet werden und mit denen er das Andenken an die herrliche Gestalt deS heute geborenen Kaisers in der Erinnerung mit­feiert. Und in der That, einen wundervollen Bau hat Kaiser Friedrich mit seinem Vater und dessen großen Pala­dinen errichten helfen und uns als Deutsches Reich hinter­lassen. In herrlicher Pracht steht es da. ersehnt von unseren Vätern und besungen von unseren Dichtern. Nun wohlan, statt wie bisher in ödem Zank sich darüber zu streiten, wie die einzelnen Kammern, Säle und Abteilungen dieses Gebäudes aussehen oder eingerichtet werden sollen, möge unser Volk mit idealer Begeisterung wie dre Oktober, feuer auflodern, seinem idealen alten Kaiser nachstreben und vor allem an dem schönen Bau sich freuen und chn schützen helfen, stolz auf seine Größe, bewußt seines inneren Wertes, einen jeden fremden Staat in seiner Entwicklung achtend, Opser, die unsere Weltmachtstellung verlangt, mit Freude bringend, dem Parteigeiste entsagend, einheitlich und ge­schloffen hinter seinen Fürsten und seinem Kaiser stehend. So wird unser deutsches Volk auch den Hansasiädten ihr großes Werk zum Wohle unseres Vaterlandes fördern helfen. Das ist mein Wunsch zum heutigen Tage, mit dem ich mein Glas auf das Wohl Hamburgs erhebe."

Hages-Aeuigkeiten.

Deutsches Reich.

Tübingen, 19. Okt. Ueber die Besetzung des Kanzler- Postens an der Universität Tübingen wird viel grkanne- gießrrt. Hier nennt man, da Mandry abgelehnt habe, als künftigen Kanzler Pros. Pfleidrrer, dorteinen durch seine Kammerthätigkeit wohlbekannten Prälaten", womit wohl Prälat v. Sandberger gemeint sein dürfte.

Urach, 19. Okt. (Korr.) Die Stadtkirche, an deren Renooirung schon lange gearbeitet wird, ist nunmehr bis

18SS.

unter daS Dach aus dem Gerüst hervorgetreten und prä­sentiert sich mit dem im vorigen Jahre vollendeten Turm wieder sehr vorteilhaft. Immerhin wird es noch längere Zeit dauern, bis die Renovationsarbeiten vollständig fertig­gestellt sind.

Stuttgart, 18. Okt. Aus München wird berichtet: Der König und die Königin von Württemberg ha­ben für die durch das Hochwasser Geschädigten in Bayern die Summe von 3 000 ^ gespendet, welche heute durch deU württ. Gesandten Frhrn. v. Soden dem Staatsmini­sterium des Innern übergeben worden ist.

Stuttgart, 18. Okt. In einer heute abend im Ge­werkschaftsbaus gehaltenen soz.-demokc. Parteiversammlung berichtete Red. Keil über den Parteitag in Hannover. Der Redner sprach ausführlich besonders über die Bernsteinde­batte, über die an dieser Stelle eingehend berichtet wurde. Den norddeutschen Delegirten sei es auffällig erschienen, daß gerade die württ. Sozialdemokraten sich so scharf gegen Bernstein gewandt haben, da diese doch die wenigste Ursache dazu hätten. Diese Ansicht sei nur für oberflächliche Beo­bachter richtig. Die Sozialdemokratie kollidire in der Haupt­sache mit der bürgerlichen Demokratie. Bernstein folgend, müsse die Sozialdemokratie mit der bürgerlichen Demokra­tie paktnen, sie müsse ihre Grenzlinien verwischen. Das dürfe nie geschehen. Die Sozialdemokratie müsse, um ihren Standpunkt präzis einzuhalten, stets das betonen, was sie von der bürgerlichen Demokratie trenne. Das sei vor Allem der Klassenstandpunkt. In manchen praktischen Fragen, so z. B. in der kritischen Stellung gegenüber dem Militarismus, stehe die Sozialdemokratie fast auf demselben Standpunkt, wie die bürgert. Demokratie (auch wie der demokratische" Kandidat von Eßlingen?!). Dann sprach der Redner auch über den bekannten Gchippelstreit, um das Schlußurteil dahin zu fassen, daß der diesjährige Parteitag, was seine theoretischen und praktischen Ergebnisse betreffe, so hoch wie kaum ein anderer stehe, so daß die Partei mit den Resultaten vollauf zufrieden sein könne. (Was sind denn diepraktischen" Ergebnisse?)

Stuttgart, 19. Okt. Die jährliche Delegiertenversamm­lung des württemb. Hauptvereins des eoangel. Bundes fand am Mittwoch den 18. Okt. vorm. 10 Uhr im Saal desHerzog Christoph" statt und war von etwa 100 De­legierten der Bezirks- und Ortsvereine aus allen Teilen des Landes besucht. Als Gäste waren anwesend der preuß. Landtagsabgeordnete Hackenberg und Ttadtdekan Braun. Den Vorsitz führte der württemb. Vorstand Prof. Dr. Hieb er. Aus seinem eingehenden Jahresbericht teilen wir mit. daß die Sache des Evang. Bundes im Fortschreiten begriffen ist und seine Mitgliederzahl in Württemberg jetzt 12 361 be­trägt. An den Jahresbericht schloß sich eine längere Er­örterung über innere Vereinsangelegenheiten. Ueber die Nürnberger Generalversammlung berichtete eingehend Stadt­pfarrer Süskind-Berg. Dekan Leypoldt, Vorstand des Diakoniffenhauses in Stuttgart und Ausschußmitglied des Evang. Bundes, gab wertvolle Anregungen betr. die Ver­sorgung der Gemeinden mit eo. Krankenpflege, insbesondere betonend, daß den evang. Diakonissen jegliche Propaganda (Bekehrungsoersuche) an Andersgläubigen grundsätzlich ver­wehrt sei (der Bund unterstützt in Württemberg etwa ein Dutzend Diakoniffenstationen in der Diaspora). Mitteilungen über di« vom Eoangel. Bund namentlich in Nürnberg unter­nommenen Schritte zur engeren Verbindung der deutschen evang. Landeskirchen machte Dekan Hermann-Heilblonn. An der sich anschließenden Debatte beteiligten sich Pfarrer Schmid-Großsüffen. Ttadtpfarrer Haller-LudwigSburg und Prof. Hieber. Ueber die evang. Bewegung in Oesterreich referierte Pfarrer Kallee-Feuerbach, den positiv evang. Cha­rakter dieser Bewegung betonend. Der evang. Bund wird wie bisher dieselbe aufs wärmste unterstützen.

Stuttgart, 19. Okt. Bekanntlich hat der Stuttgar­ter Gemeinderat sich an das Ministerium des Innern ge­wendet mit der Bitte, es möge eine gesetzliche Bestimmung getroffen werden, daß den Gemeinderäten vom nächsten Jahr ab in irgend einer Form Diäten für ihre Thätigkeit gewährt werden sollen. Wie nun Stadtschultheiß Gauß ,n der heutigen Gemeinderatssitzung mitteilte, hat daS Mi­nisterium geantwortet, daß dieser Eingabe «ine praktische Folge nicht gegeben werden könne. Man müsse zuerst ab- warten. w.lche Erfahrungen man mit der Neuordnung der Dinge mache. Diese Frage lasse sich parlamentarisch überhaupt vor Ende Dezember nicht erledigen. Das Mini­sterium ist überhaupt der Anschauung, daß die Regelung der Diäten nur in Verbindung mit der Reform der Ge­meindegesetzgebung überhaupt zusammen erledigt werden können. (Schw. B.)

Stuttgart. 19. Okt. Daß das Programm des Bauernbunds für die Wahl in Crailsheim gerade über die