rechtigkeit zu dienen, zu erfüllen. Die menschliche Gesell- schuft kann nichts verlangen als absolute Gerechtigkeit. Saniere fährt fort, er beuge sich vor der Entscheidung deS Kaffationshofes, der der Affäre bestimmte Grenzen vorge­schriebe» habe. In längerer Ausführung beantragt der Regierungsvertreter die Schuldigsprechung, indem er sein Plaidoyer mit folgenden Worten schließt:Ich hatte einen Augenblick die Hoffnung, daß man Dreyfus sreisprechen und den Unschuldigen rehabilitieren könnte. Es hätte alle Vorteile für mich gehabt, den begangenen Irrtum wieder gut zu machen und daraus hätte sich notwendigerweise eine Beruhigung der Gemüter ergeben; aber dazu wären Be­weise nötig gewesen und der Aufbau Picquarts hatte einen Riß. Meine Ueberzeugung von Dreyfus Unschuld hat sich in das Gegenteil umgewandelt und ich wurde von dieser meiner langjährigen Ueberzeugung durch die Zeugenver­nehmung bestärkt. Bei meiner Ehre und meinem Gewissen: Ich sage, Dreyfus ist schuldig, und ich beantrage, daß aus ihn der Artikel 70 des Strafgesetzbuches angewendet werde." Die weitere Verhandlung wird daraus auf morgen halb 7 Uhr vertagt. Morgen wird Demange sein Plai- doyrr beginnen. Als Dreyfus, bevor er abgeführt wurde, seinen Verteidigern die Hände schüttelte, ries ihm Labori zu:Nur Mut!" Dieselben Worte wurden Dreyfus auch von anderer Seite zugerufen.

Rennes, 8. Sept. Vor dem Kriegsgericht begann heute zunächst der Rechtsanwalt Demange seine Verteidi­gungsrede, welche die ganze Sitzung aussüllte und welche auch morgen noch sortdauern wird. Nach ihm wird La­bori sprechen, der sich kurz fassen dürfte. Hier sind be­reits umfassende Vorkehrungen gegen Kundgebungen am Tage der Urteilsverkündigung getroffen. Die gesamte Gar­nison von Rennes wird aufgeboten und überdies durch starke Abteilungen aus den umliegenden Städten verstärkt werden.

Rennes, 9. Sept. Die für den letzten Gitzungstag des Kriegsgerichts angekündigten Maßregeln zur Aufrecht­erhaltung der Ordnung find getroffen. Die Hauptstraßen und die Umgebung des Lyceums sind militärisch besetzt. Patrouillen durchziehen die Straßen. Auch der Sitzungs­saal ist militärisch besetzt. Damen ist der Eintritt verboten, nur weibliche Berichterstatter dürfen eintreten. Unter tiefem Schweigen der Zuhörer nimmt Demange um halb 8 Uhr das Playdoyrr wieder aus und erklärt, man habe die An­klage nicht beweisen können, da man keine Schriftstücke be­sitze, welche durch das Vorderes» ausgeliefert seien. Da­her sei man nur mit Vermutungen vorgegangen.

Rennes, 9. Sept. Der Präsident Jouaust hat er­klärt, daß die heutige Sitzung unbedingt die letzte sein solle, sie soll eventuell in 2 Teile zerfallen. Nach einer dreistündigen Pause wird sie um 3 Uhr wieder beginnen. Die Beratung dürfte voraussichtlich lange dauern. Labori wird darauf verzichten zu plaidiren, da man befürchtet, daß das zwischen dem Präsidenten Jouaust und Labori Vorgckommene das Kriegsgericht ungünstig gegen Dreyfus beeinflussen würde. Eine Sonderausgabe desFlgaro" meldet, Labori sei angesichts des glänzenden Playdoyers von Demange ent­schlossen, nur einige Minuten zu sprechen.

Rennes, 9. Sept. Dreyfus ist benachrichtigt worden, daß das Urteil heute gesprochen wird. Labori besuchte Dreyfus gestern in seiner Zelle. Er fand ihn durch die ungünstigen Nachrichten, welche über seine Wiederverur­teilung zu ihm gedrungen waren, sehr niedergeschlagen, so daß er die größte Mühe hatte, ihn wieder zu ermutigen. Dreyfus soll gesagt haben:Wenn ich allein auf der Welt wäre, dann würde ich vorziehsn zu sterben!"

Paris, S. Sept. Die Pariser Presse bespricht die gestrige Auslassung des deutschen Reichsanzeigers. Die Dreyfus-freundlichen Blätter sehen dieselbe als einen durch­schlagenden Beweis für die Unschuld Dreyfus an, die Dreyfus-feindlichen Blätter bezeichnen die Kundgebung als eine weitere Lüge.

Paris, 9. Sept. Die Erklärung des Deutschen Reichsanzeigers macht hier einen großen Eindruck. Man führt sie auf die durch die Depesche Labocis veranlaßte per­sönliche Initiative des Kaisers zurück und erwartet die gleiche Erklärung von italienischer Seite.

Rennes. 9. Sept. Die hier eingetroffene Nachricht von der Veröffentlichung der Dreyfus betreffenden Er­klärung im deutschen Rsichsanzeiger ruft großes Auf- sehen hervor. In den Kreisen der Dreyfuspartei findet dieser wirklich humane Akt der deutschen Regierung, die am abend vor der Urteilssällung nochmals offiziell die Unschuld Dreyfus versichert, rückhaltlose Anerkennung. Man beriet gestern abend über Mittel, um die Erklärung des Reichsanzeigers zur Kenntnis desKriegsgerichts zu bringen. Wahrscheinlich erwähnt Demange sie heute in dem Plai­doyer, da er heute noch einige Stunden sprechen wird. Vielleicht auch gelingt es, von der französischen Regierung zu erwirken, daß sie die Erklärung des Reichsanzeigers dem Kriegsgericht offiziell bekannt giebt.

Paris, 9. Sept. Wie verlautet, ist der Botschafts­rat Palöologue beauftragt worden, die gestrige Note des Deutschen Reichsanzeigers dem Kriegsgerichte in RenneS amtlich zur Kenntnis zu bringen.

(Prioattelegramm desGesellschafter"). Reunes,

9. Sept. Das Kriegsgericht verurteilte Dreyfus mit 5 gegen 2 Stimme« unter Zubilligung mildernder Umstände zu 10 Jahren Gefängnis.

Eine politische Idylle.OnS Wilhelmintje", die junge Königin der Niederlande, richtete einen eigen­händigen Brief an die Königin Viktoria, worin sie deren

Eingreifen zur Vermeidung eines Krieges mit Transvaal anruft. Dies anmutige Stück Poesie in dem Kampf um Macht und Gewinn wird leider wenig Einfluß auf den Gang der Dinge haben.

Konstantinopel, 8 Sept. Zwischen dem Sultan und dem Fürsten von Montenegro finden Verhandlungen statt über den Abschluß eines Bündnisses bei etwaigen Vorksmniffen auf dem Balkan.

Blömfontain, 8. Sept. Reutermeldung: Dem Ver­nehmen nach find alle Artilleriereservisten einberufen und die Burghers angewiesen, sich bereit zu halten.

Kleinere Mitteilungen.

L. Herrenberg, 8. Sept. Gestern abend gab sich Polizeidiener Grauer von hier, der schon geraume Zeit den Eindruck eines gedrückten und schwermütigen Menschen machte, in seiner Wohnung den Tod. Die Teilnahme an dem Unglück des Beklagenswerten ist allgemein, da der­selbe sowohl als städtischer Diener als auch in seiner früheren Lebensstellung als Schreinermeister fleißig, treu und ge­wissenhaft war. Ungünstige Vermögensverhältniffe sollen der Thal zu Grunde liegen. Auf dem Rückmarsch von der Kaiserparade ist heute eine Eskadron des 7. Dragoner« regimeiits (westphälisches) hier angekommen, um morgen den Weg nach Tübingen etnzuschlagen.

Rottenburg, 9. Sept. Gestern abend war auf den Straßen durch den Zuzug vieler fremder Personen, worunter sehr viele Handwerksburschen, welche über die Dauer der Hopfenernte hier Beschäftigung finden, sehr bewegtes Trei­ben. Die rührige Landjäger- und Polizeimannschasten mußte allem aufbieten, um Ruhe und Ordnung aufrecht zu erhalten. Trotzdem wurde von einem solchen Jndividium ein scheuß­liches Verbrechen verübt. Der 20 Jahre alte Moritz Karger. Bauer, Sohn des verst. Johs. Farger, wurde nach kurzem Wortwechsel, in welchem er einige Handwerksburschen zur Ruhe aufforderte, von dem 17 Jahre alten Robert Blum von Lützenhardt so in die rechte Brustseite gestochen, daß er. nach Hause gebracht, bald sein junges Leben aushauchte. Die Landjägermannschaft, welche den Thäter sofort fest­nahm, mußte allem aufbieten, denselben vor der Lynchju­stiz des Volkes zu schützen. Der schwer geprüften Familie, welche in dem Verstorbenen eine bereits unentbehrliche Stütze verliert, wendet sich allgemeine Teilnahme zu. Noch eine größere Anzahl Verhaftungen wegen Stecherei, groben Un­fugs, Diebstahl wurden gestern abend vorgenommen. Die städtischen Arrestlokale find sämtlich gefüllt

Künzelsau, 8. Sept. In Beichlingen feierten am 4. Sept. res. Schultheiß Köhler und seine Frau ihre gol­dene Hochzeit. Das Jubelpaar steht im Alter von 76 bezw. 73 Jahren und ist noch körperlich und geistig gesund und rüstig.

Mannheim, 9. Sept. Dieser Tage wurde ein mächtiges, auS amerikanischen Hölzern bestehendes Floß von 2 Schraubendampfern den Rhein herauf und in den Floßhafen geschleppt.

Aus der Schweiz, 9. Sept. Ein kaum noch dage­wesener Unglücksfall Hot sich in den letzten Tagen an dem elektrischen Tram in Genf ereignet. Eine Dame, die Ge­mahlin des bekannten Genfer Chirurgen Kummer, stieg letzten Sonntag mit ihren 2 Kindern in den durch Elektri­zität betriebenen Tram und nahm auf dem Sitz der vor­deren Plattform Platz. Während der ganz ordnungsge­mäßen Fahrt erfolgte plötzlich unter dem Boden dieses Sitzes eine heftige Detonation. Der Tram wurde angehalten. Die Kinder voran und Frau Dr. Kummer nachfolgend flüchteten in größter Eile von der gefahrdrohenden Stelle. Aber das Unglück war blitzschnell erfolgt; der Hintere Teil der Kleidung der Frau hatte Feuer gefangen und brannte lichterloh. Trotz der sofortigen vielseitigen Bemühungen, die Flamme zu ersticken, erfolgte dennoch eine so ausge­dehnte und tiefgehende Verletzung, daß Frau Dr. Kummer 2 Tage darauf an den Brandwunden gestorben ist. Wie die Untersuchung ergeben hat, wurde der betreffende Wagen gleich im Anfang bei Einführung des elektrischen Betriebs erstellt. DerWagenlitt an einemKonstruktionsfehler, wodurch der Unfall ermöglicht wurde.

Paris, 7. Sept. Gestern abend 9 Uhr ging hier ein sehr heftiges Unwetter nieder. Sturzregen und Hagelfchlag verursachten auf den elysäischen Feldern, den Boulevards und im Börsenviertel erheblichen Schaden. Die elektrische Beleuchtung wurde sehr beeinträchtigt. In mehreren Theatern erlosch bei Blitzschlägen plötzlich das Licht. Die Ausstellungsarbeiten erlitten vielfach Schaden.

Auf dem Ozean. Ein abscheuliches Verbrechen ist auf dem belgischen DampferAlbertstadt", der den Dienst zwischen Antwerpen und dem Kongo versteht, verübt worden. Das Schiff hatte zwei an ansteckender Krankheit schwer er­krankte Farbige an Bord; sie wurden in eine mit Segel­tuch bedeckte Schaluppe gelegt, die der Dampfer bugsierte. Um der lästigen Quarantäne in Accea zu entgehen, wurden um die Mittagszeit, als alles bei Tische und die Brücke verlassen war, die Farbigen auf Befehl der Offiziere in das Meer geworfen. Die Farbigen suchten sich an den Luftlöchern des Dampfers anzuklammern, um dem Tode zu entgehen, aber sie wurden mit Gewalt gezwungen loszu- laffen, und als sie sich an einem Seile anklammerten, wurde es abgeschnitten. Fahrgäste und Leute der Besatzung haben diese Vorgänge bemerkt. Der Kapitän des Dampfers ist, nachdem die Sache ruchbar geworden, verschwunden. Zwei frühere Offiziere dieses Dampfers wurden nach derBoss. Ztg." gerichtlich belangt.

Der praktische Ratgeber im Obst- und Gartenbau ver­öffentlicht in seiner neusten Nummer einen Obsterntebe­richt aus Nordamerika. Nach diesem hat Canada, daZ

gelobte Land des Obstes, eine recht gute Ernte zu erwarten die Ausfuhr wird auf 400000 Tonnen geschätzt gegen 300000 Tonnen im Vorjahre. Dieser für Deutsch­land bedenkliche lleberfluß wird aber aufgehoben durch eine schlechte Ernte in den Vereinigten Staaten. Die Haupt- aussuhrstaatsn New-Aork, Michigan und Missouris dürften nicht den eigenen Beoarf decken und bei den vortrefflichen Wafferverbindungen ist anzunehmen, daß sie die kanadische Ausfuhr vollständig aufnehmen werden. To ist das für die deutschen Obstzüchter drohende Schreckgespenst der ame­rikanischen übergroßen Einfuhr wieder für ein Jahr ver­scheucht. Die Angaben des praktischen Ratgebers stützen sich ausschließlich auf die amtlichen Berichte.

Vermischtes.

Ueber eine alte Glocke in Dar-es-Salaam berichtet dieDeutsch-Ostafrik. Ztg.": Von dem westlichen Flanken­turm der Boma (Festung) läutet an den Werktagen um '/,12 Uhr mittags und um i/z6 Uhr abends eine Glocke, deren blecherne traurige Töne den Beamten der kaiserlichen Flottille die Mittagsruhe und den Feierabend ankündigen. Wohl die Wenigsten, an deren Ohr jene ersehnten Klänge klmgen, kennen die geschichtliche Vergangen­heit und das Alter jener Glocke, die das 16. Jahrhundert vielleicht schon auf afrikanischem Boden gesehen hat. Araber waren es einst, die jene Glocke aus den Trümmern einer gescheiterten norwegischen Bark hervorgeholt und Jahrhunderte lang mit einer gewissen Ehr­furcht von Geschlecht zu Geschlecht aufbewahct haben. Erst Ende der achtziger Jahre, als Wißmann zum ersten Male den afrikani­schen Boden betrat, entdeckte er durch Zufall jene Glocke, nahm sie den Arabern ab und führte sie ihrer eigentlichen Bestimmung zu und zwar dorthin, wo sie auch heute noch ihres eintönigen Amtes waltet. Das Erz der Glocke ist bereits sehr verwittert und an mehreren Stellen geborsten. Eine noch deutlich zu lesende, in alt­deutschen Lettern gesetzte Inschrift lautet:16» LIK 18 60I"?88 84»88 V»K6»8 8868» 688803888. »488 088»48 V08 A460886Ü.6 »LI slIO» 68608888 4: 1583."

Der Affe mit dem Affen. In New-Iork verursachte jüngst ein betrunkener Affe in einer Branntweinstube große Ver­wirrung. Das Tier wurde vom Eigentümer des Lokals zur Unter­haltung seiner Gäste gekauft und wird durch eine lange Kette, die ihm innerhalb des Lokals völlig freie Bewegung gestattet, am Ent­kommen verhindert. Ein Besucher machte nun den Affen durch Verabreichung von 4 Gläsern mit Whisky betrunken. Der Affe wurde wild, wollte mehr Branntwein haben und warf dem Besucher schließlich eine Flasche Whisky an den Kopf. Der Mann stürzte besinnungslos zu Boden. Der Eigentümer des Lokals suchte den Affen zu ergreifen; auch ihm warf der Affe eine Flasche an den Kopf. Eine ganze Anzahl von Besuchern, die das erregte Tier beschwichtigen wollten, wurde auf ähnliche Weise nicht unerheblich verletzt. Die Spiegel und eine Menge Liqueurflaschen fielen der Raserei des Affen zum Opfer. Polizeileuten gelang es schließlich, das störrische Tier zu binden.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Calw, 2. Sept. (Schranne.) Alter Dinkel 6.10, alter Haber 7.79, neuer Haber 6.30.

Tübingen, 8. Sept. Einzelne Gemeinden unseres Bezirks erfreuen sich eines reichen Obstertrags. Auf dem heutigen Obst­markt kamen etwa 80 Säcke Obst zum Verkauf. Der Zcr. kostete S ^ 60 bis 6 ^

Stuttgart, 8. Sept. Dem Mostobstmarkt auf dem Nord­bahnhof wurden heute 1 Waggon aus Hessen und Rheinland und 2 Waggon aus Italien zugeführt, die im Großen zu 10001100^ per 10000 Kilo und im Kleinen zu 5 ^ 20 bis 5 ^ 70 per 50 Kilo verkauft wurden.

» Zentralvermittlungsstelle für Obstverwertung, Stuttgart, Eßlingerstraße 15 II. Ausgegeben am 9. September 1899. Angebote: (in nur württemb. Obst): Tafeläpfel 27600 kg, Most­äpfel 275000 kg, Taselbirnen 2400 Icg. Mostbirnen 25000 kg, Zwetschgen 100500 kg, (darunter zum brennen 83000 kg), Apfel­quitten 100 kg, Hagenbutten 100 kg. Nachfragen: Tafeläpfel 265600 kg, Mostäpfel 7016100 kg, Tafelbirnen 32200 kg, Most­birnen 203 500 kg, Zwetschgen 126600 kg, (darunter zum brennen 90600 kg), Braunbeeren, Apfelquitten und Schlehen in verschie­denen Quantitäten. Die Vermittlung geschieht unentgeltlich. Vorschriften und Formulare sind prompt und franko erhältlich. Obstpreise: (Berichte der Zentraloermittlungsstelle für Obstver­wertung in Stuttgart.) Stuttgart, (8ngro8-Markt vom 9. Sepi. 1899): Aepfel 12-16 Birnen 16-35 Himbeeren 40 Preisel­beeren 3032 ^s, Braunbeeren 25 ^s, Pfirsiche 3040 Zwetschgen 2225 ^s, per kg. Berlin, (8ngro8-Marktin den Zentralmarkt- hallea am 8. Sept.): Tafeläpsel einheimische 510 -s, Tafelbirnen einheimische 812 ^s, Pflaumen 1215 Preiselbeeren 2426 per '/, kg.

Kusterdingen, 8. Sept. Vorgestern wurde daS hiesige Gemeindsobst verkauft. Der Ertrag war zu 160 Simri geschätzt und daraus 624 ^ 80 erlöst. Das Simri kommt durchschnitt­lich auf 3 ^ 90 größtenteils sind es gute Mostbirnen.

Unterlürkheim, 9. Sept. 3 Wagen Mostobst find auf dem Bahnhof zugeführt zum Preis von 5 ^ bis 5 ^ 80 per Ztr.

Weilheim, 8. Sept. Hier wurden 25 Ztr. Hopfen verkauft zum Preise von 60 ^ pro Ztr. nebst kleinem Trinkgeld.

Tettnan g, 8. Sept. (Hopfen). In den letzten Tagen ist es etwas ruhiger geworden, und es haben auch die Preise etwas nach­geben müssen, so daß gestern kaum noch 80 ^ für den Ztr. erlöst werden konnten.

Nürnberg, 7. Sept. (Hopfen). Zufuhr 1500 Ztr., Umsatz 1200 Ballen; Geschäft schleppend; einige Mark billiger; 85105 ^

Litterarijches.

Der Lahrer Hinkende Bote, seit langen Jahren dem deutschen Hause vertraut, erscheint mit dem Jahrgang 1900 als Hundert­jähriger und hat so besondere Veranlassung, auf das verflossene Jahrhundert, das auch sein Jahrhundert ist, zurückzublicken. Das geschieht in einer eigenen .Standrede" in so glücklicher Weise, daß Man wohl behaupten darf, wenige der in Aussicht stehenden Jahr­hundertübersichten werden die des Hinkenden an Klarheit und Volks­tümlichkeit erreichen. Die nämlichen Eigenschaften weist auch die diesmalige Uebersicht der .Weltbegebenherten" auf Freimütigkeit» Humor, gesunder, nationaler Sinn sind ja stets Eigenschaften deS Hinkenden gewesen. Als Erzähler pflegt der Hinkende bekanntlich besonders dre Dorfgeschichte und di« größere Anekdote, den Schwank; der neue Jahrgang enthält da wieder vortreffliche Sachen, u. a. eine der besten Arbeiten von Maximilian Schmidt. Der große Volkskalender erweitert dann den Ring, hier treffen wir beispiels­weise gesunde Bolksgeschichten von Hermann Heiberg und J.MSHly. Ueberhaupt stehen alle erzählenden Beiträge zum Hinkenden, mögen sie auch nicht immer von berühmten Verfassern herrührrn, auf der Höhe der heutigen Bolkslitteratur und in engster Beziehung zu dem Leben der Gegenwart, so daß die Verbreitung des beliebten BolkS- kalenderS über alle Kreise in jeder Hinsicht wünschenswert und verdienstlich erscheint. Vorrätig in der «. W. Zaifer'schrn Buchhandlung. Nagold. _

Redaktton, Druck und Verlag der G. W. Zaiserffchen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.