Erscheint
Montag, Mittwoch. Donnerstag und Samstag.
Auflage: :«X>.
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Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagst-
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74. Jahrgang.
JnsertionS-Sebühr f.d. einspaltige Zeile auS gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei einmalig. Einrückung S bei mehrmalig, je 6
Gratisbeilagen: Das Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
142.
Amtliches.
Bekanntmachung
betr. Maßregeln zur Vertilgung der Feldmäuse.
Da in verschiedenen Teilen des Landes und auch des Bezirks die Feldmäuse sich in außergewöhnlicher Zahl zeigen und großen Schaden verursachen, werden die Schultheißen- Lmter derjenigen Gemeinden, auf deren Markung dies zutrifft, höherer Weisung zufolge angewiesen, über die nach Maßgabe der jeweiligen besonderen Verhältnisse zur Vertilgung der Feldmäuse zu treffenden Anordnungen sofort Beschluß zu fassen und die angeordneten Maßregeln mit aller Energie durchzuführen. Ueber die angeordneten Maßregeln und die Erfolge, welche erzielt worden sind, wollen die Schnltheißenämter bis 1. Okt. d. I. anher Bericht eventuell Fehlanzeige erstatten.
Bezüglich der verschiedenen BertilguugSmaßregeln wird auf die oberamtliche Bekanntmachung vom 10. Gept. 1895, Gesellschafter Nr. 107 und aus den Aufsatz über Mäuse» plage in Nr. 37 des landw. Wochenblatts vom 10. ds. M. hingewiesen.
Nagold, den 9. September 1899. _ K. Oberamt. Ritter.
Bekanntmachung,
betr. die Festsetzung der Bezüge der mit dem Einzug der Ju- validitäts- und AltersversichernngSbeiträge der unständigen Arbeiter betrauten Personen.
Es wird hiemit zur allgemeinen, insbesondere zur Kenntnis der Ortsbehörden für die Arbeiterversicherung gebracht, daß der Beschluß der Amtsversammlung vom 29. Juli d. I., wonach die Bezüge der mit dem Einzug der Jnvaliditäts- und Altersversicherungsbeiträge der unständigen Arbeiter betrauten Personen mit Wirkung vom 1. April d. I. bez. von dem hierauf gefolgten nächsten Einzugster- min an auf 8°/<> festgesetzt wurden, wovon je 4°/o den Beamten der Ortsbehörde für die Arbeiterverstcherung und dem mit dem Einzug beauftragten Gemeindediener zufallen sollen, durch Erlaß der k. Regierung des Schwarzwald- kreises vom 28. v. M. in stets widerruflicher Weise genehmigt worden ist. Die Bezüge werden von der Amtspflege jährlich auf 31. März ausbezahlt.
Nagold, den 9. September 1899. _ K. Oberamt. Ritter.
Gestorben: Jakob Hehr, Hof Lützenhardt, bei Calw. — Gotthold Schöpfer, Kaufmann, Oehringen. — Gottlob Honold, Pfarrer, Benningen. — Theresia Renner, geb. Edelmann, 88 I. a., Rottenburg. — Karl Vollmer, Weingärtner, Balt. S., 41 I. a., Rottenburg. — Wanda Wojciechowicz, K. Leibkutschers Tochter, 23 I. a., Stuttgart. — Eugen An fielt, Kaufmann, Buchhändlers Sohn, 27 I. a., Stuttgart. — Maria Junius, geb. Elfer, Stuttgart-Degerloch. — Julius Hauff, Fabrikant, Feuer« bach-Stutlgart. — Josef Feifel, Schlofsermeister, Stuttgart.
Zur Vorbereitung der neuen Handelsverträge Deutschlands.
-j- Der im Jahre 1903 bevorstehende Ablauf der meisten und wichtigsten von den zur Zeit geltenden Handelsverträgen des deutschen Reiches erfordert schon jetzt die sorgfältigste und gründlichste Vorbereitung der deutscherseits abzuschließenden neuen Verträge handelspolitischer Natur. Erfreulicherweise sind denn auch die Vorarbeiten zu letzteren von der Reichsregierung schon seit einiger Zeit energisch in Angriff genommen und unterdessen zweckentsprechend ge- fördert worden, aber doch bleibt da noch manches zu wünschen übrig. Das gilt namentlich vom Ausbau des künftigen deutschen Zolltarifs, bis jetzt hat sich die Aufstellung desselben in einer Weise bewegt, daß man meinen könnte, es solle vorerst nur das Schema zu demselben fertiggestellt werden, die Festsetzung der Zollsätze selbst aber von den Ergebnissen der mit den Contrahenten Deutschlands einzuleitenden anderweitigen Vertragsoerhandlungen abhängig gemacht werden. Ein solches Verfahren wäre indes sicherlich nicht geeignet, dem deutschen Wirtschaftsleben diejenigen Vorteile zu verschaffen, die durch die kommenden Handes- vertragsverhandlungen erkämpft werden sollen. Deutschland muß in dieselben mit einem fertigen Zolltarif rintreten, dann wird es gegenüber dem geweiligen Partner eine ganz andere, günstigere Position einnehmen, als ohne einen ausgearbeiteten Tarif. Dabei ist es keineswegs unbedingt er» forderlich, daß der bisherige deutsche Tarif bis zum Schluffe des Jahres 1903 bestehen bleibt, ja, dies würde nicht ein» mal vorteilhaft sein. Allerdings müssen die durch die Handelsverträge gebundenen Positionen den Vertragsstaaten gegenüber selbstverständlich bis zum Ablauf der einzelnen Verträge bestehen bleiben, aber hinsichtlich der übrigen Staaten hat die deutsche Regierung vollständig freie Hand in der Festsetzung der künftigen Zollsätze des Reiches, und je eher deren Festsetzung erfolgt, desto leichter wird eine
Nagold, Montag den 11. September
Regelung der schwebenden handelspolitischen Fragen zu be
wirken sein. Speziell wäre für die Regelung unseres handelspolitischen Verhältnisses zu England und den englischen Kolonien das Vorhandensein eines neuen deutschen Zolltarifs sehr erwünscht. Auch das unhaltbare wirtschaftliche Verhältnis, in welchem Deutschland zu Nordamerika steht, drängt zu einer Entscheidung hinsichtlich der Reform des deutschen Zolltarifs, die auf keinen Fall über das Jahr 1903 hinausgeschoben werden darf. Außerdem existieren für Deutschland noch verschiedene andere wichtige zollpolitische Fragen, nicht der Zukunft, sondern der unmittelbaren Gegenwart, angesichts deren es geboten erscheint, die nun seit Jahr und Tag begonnenen Tarifarbeiten recht bald zum Abschluß zu bringen. Bereits soll in Rom der neue italienische Zolltarif fertiggestellt sein, welchen die italienische Regierung den Verhandlungen über die Erneuerung des ebenfalls 1903 ablaufenden deutsch-italienischen Handelsvertrages ihrerseits zu Grunde zu legen gedenkt. Deutschland hat daher alle Ursache, seinen neuen Zolltarif mit mög» lichster Beschleunigung vollständig fertig zu stellen, um hiermit eine geeignete Grundlage für die kommenden Handelsvertragsunterhandlungen zu erhalten.
Hages-Aeuigkeiten.
Vr«tsche« Leich.
Nagold, 9. Gept. Heute vormittag */,12 Uhr ist Se. Majestät der Kaiser von Karlsruhe kommend mittelst Hofzugs hier durch- und nach Station Zollern gefahren, um seinem Stammschloß Hohenzollern einen Besuch zu machen. Die Rückkehr erfolgte heute nachmittag 5.10 Uhr.
- Nagold, 10. Sept. Der „Chr.-Bote" schreibt folgende beachtenswerte Worte: Gegenwärtig sieht es im Herzen des Württemberger Landes kriegerisch aus — gottlob ist cs bloß das Kriegsspiel, das Manöver, das viele Tausende beschäftigt — gottlob nicht der Krieg selbst, der nun seit 28 Jahren unserem Vaterland erspart geblieben ist. An die Kriegs- und Siegestage von 1870 hat uns der Tag von Sedan wieder erinnert, der 2. Sept. mit seinem Gottesgericht und seiner Gotteshilfe ohnegleichen. Es wäre schade, wenn die Feier dieses Tages erlöschen würde in deutschen Landen. Sie soll insbesondere die nachwachsenden Geschlechter immer wieder erinnern an jene große Zeit, soll Dank gegen Gott und die Gründer des Reichs wecken und erhalten und unsere Pflichten gegen das Vaterland wichtig machen in Frieden und Krieg.
Nagold. Wegen großer Truppentransporte können am Donnerstag den 14. Septbr. ds. Js. folgende Güterzüge mit Personenbeförderung nicht ausgeführt werden:
Zug 977 Calw—Nagold ab 6.30 N. an 7.35 N.
Zug 978 Horb—Calw Nagold an 10.52
Es wird darauf hingewiesen, daß am 14. Sept. in der Richtung Schiltach—Freudenstadt nach dem Zug 264 und in der Richtung Horb—Calw nach den Zügen 298 bezw. 284 keine Personenzüge mehr verkehren. — Weiter wird noch bekannt gegeben: Die Beförderung der Truppen nach Schluß der Kais erm o növer nach den Garnisonsorten erfordert am 14. Sept. eine solche Zahl von Sonderzügen, daß es nicht möglich ist, den Güter» zugsverkehr an diesem Tag aufrechl zu halten. Es ist deshalb vorgesehen, daß am Donnerstag, 14. September, der Güterzugsoerkehr auf dem ganzen wüittembergischen Bahnnetz, wie an Sonntagen, ruht. Die Abfuhr und die Annahme der Güter wird, abgesehen von den noch bekannt zu machenden Abgangsstationen der Militärzüge, wo am nachmittag des 14. Sept. Güter nicht angenommen werden können, nicht ausgeschloffen, jedoch würde es zur Erleichterung des Dienstes wesentlich beitragen, wenn die Versender von der Zufuhr von Stück- und Wagenladungs- gütern am 13. Sept. abends und am 14. Sept. absehen wollten. Zur thunlichsten Vermeidung von Stockungen wird am Sonntag, 17. Sept., die Sonntagsruhe im Güterverkehr ausnahmsweise aufgehoben.
Nagold, 10. Sept. Die diesjährigen Gerichts» ferien, welche mit dem 15. Juli begonnen haben, enden mit Freitag den 15. ds. Mts., worauf die Gerichte ihre Thätigkeit wieder voll aufnehmen. — Erdbeben-Falb hat mit seiner Prognose für 5.-9. nicht so unrecht. Der kritische Tag 2. Ordnung ist am 5. infolge Trockenheit nur schwach zur Geltung gekommen. Auch die Temperatur hält sich über das Mittel; leider prophezeit er für die Zeit vom 10. ab Regen.
18SS.
Altensteig. 10. Sept. Am Freitag marschierten
durch unsere Stadt viele Truppen des 15. elsäßischen Armeekorps. Ein Teil kam über den Kniebis, der andere über den Ruhestein. Elfterer passierte Freudenstadt, Pfalzgrafenweiler. Spielberg, Altensteig, Berneck, Warth. Haugstett, Neubulach, Teinach bis Calw, der andere zog das Baiersbronner Thal herab, biwakierte bei Besenfeld und zog weiter über Gimmersfeld, Aichhalden, Zwerenberg, Martinsmoos, Haugstett auch Calw zu. Leider wurden auch 6 der Mannschaft krank und mußten im hies. Spital untergebracht werden. Einer davon verunglückte in Berneck. wo er sich an das Sicherheitsgeländer lehnte, das mit ihm brach, so daß er rücklings ins Köllbachbett fiel. Hiehergebracht ins Spital, starb er heute infolge des Sturzes.
Oberjettingen, 8. Sept. Ueber die Markungen Sindlingen und Ne bringen ging gestern nachmittag starker Hagel nieder, der an Obst- und Hopfenanlagen großen Schaden anrichtete.
Calw, 9. Sept. Um 7 Uhr in der Frühe ist der K aiser mit großem Gefolge hier eingetroffen. Er fuhr nach kurzem Aufenthalt nach Althengstett, von wo aus er sich in das Manöoergelände begab. Um 11 Uhr kehrte er von Althengstett zurück und fuhr dem Hohenzollern zu. (Zur Begrüßung trifft daselbst der Fürst von Hohenzollern ein. der sich mit dem Kaiser auf dre Burg begiebt. Die Rückreise des Kaisers nach Karlsruhe erfolgt von der Station Zollern aus um 2.40 Uhr, während der Fürst von Hohenzollern um 5 Uhr nach Sigmaringen zurückkehrt.)
Stuttgart, 9. Sept. S. M. der König hat sich heute vormittag kurz nach 7 Uhr mit dem Prinzen Ludwig von Bayern und dem Herzog Nikolaus von Württemberg mittels Sonderzugs nach Schafhausen bei Weilderstadt begeben, um den Manövern dort beizuwohnen.
Weilderstadt, 9. Sept. Heute vormittag rückten die feindlichen Parteien beiderseits gegen Weilderstadt vor. Die Artillerie 15. (elsäß.) Armeekorps nahm aus der Höhe zwischen Simmozheim und Merklingen, die des 13. (württ.) auf der Renninger und Ostelsheimer Höhe Stellung. Um 8 Uhr Vorm, ritt der Kaiser mit Gefolge von Station Althengstett her durch Simmozheim; auf der Höhr an der Möttlinger Steige bei Weilderstadt (Galgenberg) traf er um 9 Uhr mit dem König und seinem Gefolge zusammen. Beide Monarchen verabschiedeten sich dort von einander; der Kaiser blieb auf der Höhe zwischen der Straße Möttlingen- Weilderstadt und Merklingen, wo der Fesselballon seinen Standort kundgab. Um 10 Uhr ertönte „Das Ganze, Halt". Um ^,11 Vorm, fuhr der Kaiser, von einer großen Menge jubelnd begrüßt im Kaiserzug vom Bahnhof Weilderstadt nach Calw ab. Stunde nachher fuhr der König, ebenfalls unter freudigen Hochrufen der Zuschauer, mit dem Königszug nach Stuttgart zu. Weilderstadt bleibt über den morgigen Rasttag von Truppen des XIII. Armeekorps besetzt, so daß am Montag sich der Kampf von Neuem um unsere Stadt drehen wird. Die Anwesenheit des Kaisers in Weilderstadt ist deshalb für Montag höchst wahrscheinlich.
Freudenstadt, 7. Sept. Unser in seiner Eigenart einzig dastehendes „Erholungsheim Freudenstadt" auf der Schwarzwaldhöhe, 740 m ü. M., eine in der Form einer Stiftung mit juristischer Persönlichkeit das ganze Jahr geöffnete Familienpension mit christ.-evang. Hausordnung, war seit seiner Eröffnung im Juni d. I. immer vollbesetzt und seine Gäste sind über den schönen Aufenthalt und die gute, reichliche Verpflegung voll Lobes gewesen. Das Unternehmen, das bekanntlich aus keinen anderen, als gemeinnützig en Absichten ins Leben gerufen worden ist, hat somit seinen Zweck bis jetzt aufs Beste erfüllt und den Beweis geliefert, daß es einem dringenden Bedürfnis entspricht. Es will den wenigerbemittelten Kreisen, z. B. niederen Beamten, männlichen und weiblichen kaufmännischen und industriellen Angestellten, Ladnerinnen. Lehrerinnen, Nähterin- nen, Witwen und alleinstehenden Persoren mit bescheidenen Einkünften eine angemessene Ställe der Erholung bieten und verfügt zu diesem Zweck über 10 Zimmer zu 2 Betten und 50 Zimmer zu 1 Bett in durchaus neuer, be- quemer Einrichtung. Speisesaal, Lesezimmer, geschloffene Veranda und gedeckte Terrasse. Der Preis für Zimmer und volle Verköstigung beträgt nur 2'/, ^ pro Person u. Tag, ein Pensionssatz, der nur durch zahlreiche Stiftungen im Gesamtwert von über ^ 60000.— ermöglicht ist. Aber eben deshalb müssen auch Beffergestellte, die einer solchen Berücksichtigung nicht bedürfen, und die Preise in anderen Gasthöfen bezahlen können, ausgeschlossen bleiben. Damit nun das Unternehmen durch seine Einnahmen sich selbst erhalte, ist es nötig, daß das Haus auch außerhalb der Sommermonate eines regen Besuches sich erfreue und es wird bei der behaglichen, auch für den Winterbetrieb