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Auflage: !SVV.

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Der GchlljWtt.

Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

74. Jahrgang.

JnsertionS-Gebühr f. d. einspaltige Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei einmalig. Einrückung 9 bei mehrmalig, je S

Gratisbeilagen: DaS Plauderstübchen und

Schwäb. Landwirt.

^ 141.

Nagold, Samstag den 9. September

1899.

Bekanntmachung.

Aus Aulaß der diesjährige» Kaisermauöver bezw. anläßlich des Rückmarsches von denselben,

wird der Oberamtsbezirk Nayold folgende Einquartierung erhalten:

Ort

Einquartierungs­

tag

Truppenteil

U

Offiziere

ngefähre Stär

Unteroffiziere

und

Mannschaften

ke

Pferde

Nagold

18. September

1., 2. und 3. Eskadron Husaren«

Regts. Nr. 9

15

378

393

Altensteig Stadt

19.

5. Eskadron Husaren-Regts. Nr. 9

5

126

131

Egenhausen

19.

i/, Eskadron Jäger zu Pferde des 15. Armeekorps

23

63

66

Ettmansweiler

18.

der 2. ESkadr. Drag.-Regts. Nr. 15

12

32

33

Fünfbconn

18.

1. Eskadron Drag.-Regts. Nr. 15

5

126

131

Gültlingen

18.

i/rder5.Eskadv.Husaren-Regts.Nr.9

2S

63

66

Gimmersseld

18.

i/t der 2. Eskadr. Drag.-Regts. Nr. 15

12

32

33

Spielberg

19. ..

i/, Eskadron Jäger zu Pferde des 15. Armeekorps

23

63

66

Wildberg

18. ..

1/r der 5.Eskadr.Husaren-Regts.Nr.9

2-3

63

66

Die Einquartierung dieser Truppen findet mit Verpflegung statt. 2 bezüglich dieser Einquartterung spezielle Weisungen erhalten.

Oie betreffenden Octsbehörden haben

Nagold, den 7. September 1899. K. Oberamt. Ritter.

Lönigl. Negierung des Neckarkreises.

Bekanntmachung,

betreffend die Verlängerung der Floßsperre auf der Euz.

Nachdem das K. Forstamt Leonberg um Verlängerung der am 9. Juli d. I. für die Zeit vom 1.31. August verfügten Floßsperre auf derEnz nachgesucht hat, wird diese Verlängerung in Anwendung des H 29 der Der« sügung des K. Ministeriums des Innern, betreffend die Ordnung der Langholzfiößerei auf derEnz vom 20. April 1883 (Reg.-Bl. S. 47.) und unter Hinweisung auf die ein­schlägigen Bestimmungen dieser Ministerialverfügung für die Zeit vom 1.16. September d. I. hiemit verfügt.

Dies wird den berührten Polizeibehörden und sämtlichen Beteiligten hiedurch bekannt gegeben.

Ludwigs bürg, den 1. September 1899.

Für den Regierungs-Präfidenten:

Regierungsrat Schlehner.

Bekanntmachung.

Von der K. Kreisregierung Reutlingen ist die Floßsperre aus der Nagold oberhalb der Monhardter Wasser­stube dis zum S. d. M. (eiuschl.) verlängert worden,

was hiedurch zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird.

Die Floßsperre auf der Nagold von der Monhardter Wafferstube abwärts hört jetzt schon auf.

Nagold, den 8. September 1899.

_ K. Oberamt. Schöllrr, Am tm ann.

Gestorben: Paul Anselm, K. Oberleutnant a. D., 36 I. a., Stuttgart. Rudolf Dorn, Adjutant im K. Bezirkskommando Horb, Stuttgart. - Adolf Figel, Kaufmann, S7 J. a., Altshausen. Irma Konoid, Lehrerin. Stuttgart. Karl Bareis, Sekretär, Stuttgart.

Ueber den Schwarzwald

zieht es und zog es in diesen Tagen geheimnisvoll herauf vom Rheinthal, von Straßburg und Offenburg über die Pässe des Kniebis und Ruhstein, gegen die Thäler der Murg, Enz und Nagold. Wie oft drohte in früheren Zeiten von jenen Höhen feindlicher Einfall! Wie manches­mal haben französische Horden unseligen Angedenkens des Reiches Truppen dort überrannt und ln jäher Flucht durch unsere Thäler vor sich her getrieben! Noch vor 50 Jahren genügte der Ruf eines SpaßvogelsSie kommen!" um Männlein und Weiblein den bleichenFranzosenschrecken" landauf landab in die Glieder zu jagen. Und heute?

Daselsäßische Armeekorps" übersteigt unser» Schwarzwald. Elsaß ist inzwischen wieder deutsches Land geworden und bildet den festen Grenzwall gegen den äußeren Feind. Das elsäßische Armeekorps ist so recht ein Abbild der Einigung aller deutschen Stämme, zusammengewürfelt aus Nord und Süd, auS Ost und West, und doch fest und treu vereint alsWacht am Rhein". Und wenn umgehende Gerüchte Recht behalten, so wird nächster Tage Kaiser Wilhelm II dieses sem Armeekorps persönlich erwarten nicht allzuweit entfernt von Hirsau. Dort soll einst nach der Volkssage der kraftvollste Kaiser des Mittelalters in einer Mühle das Licht der Welt erblickt haben. Dort erinnern die romantischen Ruinen des Klosters auch an jene Mönche, die einst mit besonderem Eifer gegen Kaiser Heinrich IV bie Fackel des Hasses und des Bürgerkrieges weit hinaus in deutsche Lande getragen haben. Und jetzt stellt sich dort

an dre Spitze seiner Truppen ein deutscher Kaiser aus dem Hohenzollernstamm, der Fürst so ernst und fromm, so weit und frei blickend, das Haupt eine- puritätiischen Staates, der Schirmherr des Friedens, von seinem Volke geliebt und von aller Welt respektvoll bewundert. In wenigen Tagen soll es gelten, imKaisermanöver" nicht ein teures Kriegsspiel für große und kleine Kinder aufzuführen, sondern unter den Augen und der persönlichen Führung des Kaisers kriegsmäßig zu bewähren, was, bei äußerster Anspannung aller Kräfte, die Ausdauer und die Zucht unseres Heeres, was die Gewissenhaftigkeit und Treue einer deutschen Armee« Verwaltung etwa im Ernstfall zu leisten vermöge.

Mögen auch die Wogen der Heeresmaffen den Bezirk Nagold nur im Fluge und nur von ferne berühren, wir unterlassen es nicht, da der Kaiser und sein Heer unser Thal so nahe berühren, einen herzlichen Willkomm aus gut württembergischem und deutschem Herzen ihnen zuzurufen:

Heil dem Kaiser und Hurrah dem elsäßischen Armeekorps!

Hages-HleutgLeiLen.

DmWrs Reich.

Nagold, 8. Sept. Wie wir kurz vor Redaktions­schluß vernehmen, soll morgen, Samstag, der deutsche Kai­ser mittelst Extrazug auf dem Wege von Karlsruhe zum Hohenzollern hier durchfahren. Wir geben die Nachricht mit allem Vorbehalt.

Nagold, 8. Sept. Wie wir erfahren, ist für die diesjährige 41. Wanderversammlung des Landesverbands der würtl. Gewerbevereine, die vom 30. September bis 2. Oktober in Calw abgeh alten wird, eine ebenso reich­haltige wie interessante Tagesordnung vorgesehen. Vor allem wird der Vortrag des Herrn Dr. Hans Krüger-Char- lottenburg, einer bekannten Autorität auf dem Gebiete des Genossenschaftswesens, überGewerbliches Genossenschafts­wesen, Warenbazare, Großwarenhäuser" Interesse bean- spruchen und für die Genossenschaftsbildung in Württemb. förderlich wirken. Weitere Gegenstände der Tagesordnung beziehen sich auf Berichte über die diesjährige Schulaus­stellung, über den VerbandStag der deutschen Grwerbever- eine in Köln, über den hessischen Verbandstag. über den Schweizerischen Gewerbevereinstag in Thun rc. Eine von dem Verbandsschriftsührer Herrn Finanzassessor Dr. Trü- dinger bearbeitete Statistik des Verbands wird die Verhält- niffe des Verbands eingehend schildern. Der Bericht des Verbandsvorstands wird u. a. die bevorstehenden Wahlen zu den Handwerkskammern genau besprechen. Zur Aeußerung von Wünschen, die auf gewerbliche Verhältnisse Bezug haben, ist reichlich Gelegenheit geboten. Da der Haupttag Sonn­tag der 1. Okt. ist, so werden wir nicht fehlgrhen mit der Annahme, daß die Mitglieder des Gewerbevereins fast vollzählig den Verbandstog in unserer Nachbarstadt, die allem aufbieten wird, um ihren Gästen einen angenehmen Aufenthalt zu bereiten, besuchen werden.

Calw, 8. Sept. (Korr.) Die Avantgarde deS 15. Armeekorps ist gestern hier eingeiroffen. Bon mor­gens 9 Uhr bis abends 4 Uhr dauerten die Durchzüge der Dragoner und Husaren. In der Stadt sind 3 EskadronS des 2. rheinischen Husarenregiments Nr. 9 einquartiert; die anderen Truppen bezogen Quartier in Hirsau, Liebenzell,

Unterhengstett. Die Mannschaften rühmen die gute Auf­

nahme, die sie in Württemberg gefunden, beklagten dagegen die schlechten Quartiere im Elsaß. Unsere Stadt rüstet sich zum Empfang des Kaisers und seiner Truppen. Von Kirchturm und dem Rathaus flattern Fahnen, am Bahnhof und am Eingang der Stadt sind ebenfalls Flaggenstangen. Die Truppen werden hier mit großer Freude ausgenommen.

Liste der Geschworenen des III. Quartals 1899 im Schwurgericht Tübingen: Ruoff,Rudolf,Hofdomänen­pächter in Niederreuthin, OA. Hrrrenberg, Spießhoser, I. M., Fab­rikant in Pfullingen, Böhringer, Fr. alt, Bauer m Holzelfingen, Gönner, Fr., Oberförster in Langenbrand, OA. Neuenbürg, Rück­gabe!, Josef, Kaufmann in Rottenburg. Weil, P., Bauer in Althengstett, OA. Calw, Egeler, A. Fabrikdirektor in Urach, Binder A., Gemein­derat in Tübingen, Dannenmann, A., Schuhmacher und Gemeinderat in Tübingen, Hanselmann, Martin, Bauer von Zwerenberg. OA. Calw, Seih, R., Kaufmann in Reutlingen, Roller, G. A., Gemein­derat in Siammheim, OA. Calw, Röhm, Johannes, Grmeinderat in Sulz, OA. Nagold, Schanz, M., Schlosser in Mössingen, OA. Rottenburg, Krauß, K. G., Kaufmann in Herrenberg, Wurster, A., Fabrikdirektor in Unterboihingen, Wagner, K, Kaufmann in Det­tingen, OA. Urach, Leutze, A-, Fabrikant in Urach, kirn, I. M-, Bauer in Weltenschwann, OA. Calw, Walker, G., Gemeindepfleger in Altenrieth, OA. Nürtingen, Jüdler, Otto, Kaufmann in Hirsau, Wälde, A., Gemeinderat in Eckenweiler, OA. Rottenburg, Stanzer, I., Schreiner in Möttlingen, Kaltenbach, I., Kaufmann in Egen­hausen, OA. Nagold, Schüttle, I., Gemeindepfleger in Gaugenwald, OA. Nagold, Weimar, Gottlieb, Sägmüller in Gomaringen, Kuß­maul, Mich., Stiftungspfleger in Bondorf, OA. Herrenberg, Mayer, Christian, Kaufmann in Neckarthailfingen, Gutbrod, I., Gemeinderat in Undingen, Hang, I. M. Gemeindepfleger in Altenburg.

Stuttgart, 7. Sept. Der große Zapfenstreich. Unabsehbare Menschenmaffen drängten sich gestern abend aus den Schloßplatz. Schon um 7 Uhr war nur noch mit Mühe auf den Straßen dort durchzukommen. Das Hotel Marquardt erstrahlte seit Eintritt der Dunkelheit in feen­hafter Pracht. Gegen '/r8 Uhr näherte sich der Zug und machte sich schon von weitem am Nachthimmel durch den Schein der Fackeln bemerkbar. Das Gedränge um das Schloß war ungeheuer und in dem Musikpavillon des Schloßplatzes war eine Ambulanz eingerichtet. Um V,9 Uhr waren die MustkcorpS alle aufgestellt und mit dem Glocken­schlag '/- begann der Zapfenstreich. Durch die vielen, tag­hell brennenden Magnesiumfackeln erstrahlte das Schloß in Hellem Glanze, und der Kaiser, die Könige von Sachsen und Württemberg, sowie die übrigen hohen und höchsten Herrschaften nahmen auf dem Balkon über dem Mittel­portal Platz. Zuerst wurden einige Wagnersche Stücke, dann aber auch schwäbische Volkslieder vorgetragen z. B. Wenn i komm, wenn i komm" undJetzt gang i ans Brünnele". Zum Schluß wurde der eigentliche Zapfen­streich gespielt, worauf die Musicorps (über 600 Mann) und die Spielleute (400 Mann) wieder in musterhafter Ordnung unter Vorantritt einer Sektion (Jns.-Reg. Nr. 125) abzogen. Den Schluß bildete wiederum eine Lektion (1. Komp. Gren.-Reg. Nr. 119), das Ganze verlief in erheben, der Weise. Da alle die Beleuchtung am Hotel Marquardt sehen wollten, so war dort das Gedränge zeitweilig fast lebensgefährlich und noch bis tief in die Nacht hinein setzten die Stuttgarter ihre Vergnügungen fort.

Stuttgart, 7. Sept. (Korr.) Bleigrauer Himmel bedeckt heute früh unsere Feststadt, als wir zur Abfahrt nach der Kaiserparade uns auf dem Bahnhof riufanden. Was nützten die Schranken im Bahnhoj! Sie wurden einfach überschritten und nun ergoß sich die Meng? im brausenden Strome über die Geleise. Nur mit Mühe konnte die herbeigeholte Polizei die Menge zerteilen und > o zurückdrängen, daß der Zug einfahren konnte. Da, schon in Cannstatt fing es zu regnen an und als man erst an der Tribüne ausstieg, schüttete es geradezu. Doch war der Regen nicht von langer Dauer, war man außen naß ge­worden, so boten Bierschenk-n Gelegenheit, auch innerlich die zum Gleichgewicht nötige Feuchtigkeit zu staden. Jetzt aber kam wieder das richtige Karserwetler, die Wolken waren bald zerstreut und die Sonne schien wieder liebens­würdig trocknend auf uns herab. Einen schöneren Platz als den Wasen findet man zu einer Kaiserparade sehr selten. Im schönen Neckarlhale mit seinen rebendegrä-zten Hügeln liegt der Wasen, am Fuße des Rothenbergs, dessen Kapelle friedlich auf daS kriegerische Leben herabschaute. Die Truppen standen in 2 Treffen; im ersten die Infanterie bataillonsweise in der Doppelkolonne, in der 2. o:e Kaval­leriedivision (8 Regimenter), die Artillerie und der Train. Die Jnfanterieregimenter standen brigadewsise nebeneinander. Inzwischen hatten die Truppen G-w.chr über genommen die Seitengewehre waren aufgepflanzt, <tls präzis 9 Uhr das Kommando erfolgte: Achtung! Präsentirt daS Gewehr! Sämtliche Spielleute und Mustk- korps begannen den Pcäsentirmarsch, ein 3faches brausen­des Hurrah und der Kaiser sprengte nach dem rechten Flügel der Truppen, von der Haltestelle des kaiserl. Sonder«