Erscheint
Momag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag.
Auflage: 1S0S.
Preis Vierteljahr!, hier mit Trägerlohn 90 ^f, im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 ^ 20 -f. Monatsabonnements nach Verhältnis.
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Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
74. Jahrgang.
Insertions-Gebühr f. d. einspaltige Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei einmalig. Einrückung 9 bei mehrmalig, je 6
Gratisbeilagen: DaS Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
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Lrvlfch» Reich.
Hages-MmigkeiLm.
* Nagold, 3 Aug. Am heutigen Tage begeht der Landtagsabg. Reg.-Präs. a. D. Karl v. Luz seinen 75. Geburtstag. Seit 1880 vertritt v. Luz den Oberamtsbe- zirk Nagold in der Abgeordneterkammer, nachdem ihn 1876 und 1877 der Oberamtsbezirk Heidenheim in den Halb- wondsaal entsendet hatte. Die Stadt Reutlingen Hot ihn bei seiner Pensionierung im Febr. 1896 zu ihrem Ehren» bürger ernannt. Aus weilen Kreisen werden dem verdienten Manne, der seither in Stuttgart wohnt, zu seinem Ehrentage Zeichen der Verehrung und Anhänglichkeit zu- gehsn. Auch wir senden dem langjährigen verdienten Abgeordneten unseres Bezirks die besten Glück- und Segenswünsche zu seinem Ehrentage.
* Nagold, 3. Aug. Feier liches Glockengeläute kündigte uns heute früh den Anfang der Erntezeit an. Möge die prächtige Witterung anhalten, damit die schöne Fcldfrucht rechtzeitig vor Beginn der Manöver eingebracht werden kann.
— Wildberg, 1. Aug. Nach einer mehrjährigen Pause war es unfern l. Kindern wieder einmal vergönnt ein Kinderfest zu feiern. All und jung freute sich, als die Kunde von dem noch bevorstehenden Fest die Stadt durcheilte. Trotzdem man nur einige Tage zur Vorbereitung hatte, darf doch die ganze Feier als eine gelungene bezeichnet w-rden. Die Kinder mit ihren teilmhmenden Eltern dursten einen recht schönen, genußreichen Tag erleben. Nachdem in der Kirche mit den Kindern eine kurze Andacht gehalten war, zog die Schar der lieblich geschmückten Kinder mit Musik auf den Festplatz, wo sich nach Absingen des Liedes „Lobe den Herren o meine Seele etc." ein recht fröhliches Leben entwickelte. Nachdem die Kinder bewirtet waren, vergnügten sie sich durch Weitspringer«, Turn- und andere Spiele. Große Ausdauer zeigten insbesondere die Knaben im Klettern. Obwohl die Gaben am Kletterbaum in einer Höhe von wohl über 10 Metern aufgehängt waren, wurden sie sämtlich geholt. Abends 7 Uhr kehrten die Kinder mit Musik im Zug in die Stadt zurück. Mit dem gemeinsamen Gesang des Liedes: „Nun danket alle Gott" wurde daS Kinderfest geschlossen.
—t. Vom Lande, 2. Aug. Daß die Frankfurter Viehaukstellung, die von württemb. Viehbesitzern, auch von solchen aus unserem Bezirk mit Tieren zahlreich beschickt wurde, einen günstigen Erfolg für den Viehabsatz aus unserem Land haben dürste, wurde dem Einsender dieses aus guter Quelle zur Kenntnis gebracht. Im Laufe dieses Herbstes beabsichtigt nämlichein Großgrundbesitzer an s Norddeutschland in Württemberg etwa 700 Stück Rinder und junge Farren, echter Simmen- thaler-Rasse, aufzukausen. Auf diese günstige Verkaufsge- legenheit werden hiemit die Viehbesiher jetzt schon aufmerksam
Nagold, Donnerstag den 3. August
gemacht. Mögen sie deshalb, wenn sie im Besitze schöner Zuchttiere find, dieselben nicht um Schleuderpreise veräußern.
Neuenbürg, 31. Juli. Gestern fand eine von der Alldeutschen Ortsgruppe veranstaltete Gedächtnisfeier für Bismarck, verbunden mit der Weihung einer Bismarck- Eiche statt. Eingeleitet wurde die Feier durch den Gesang des Liedss: „Heil dir, Bismarck, einzig Einem", gesungen vom Turngesangverein. Auf die Deklamation des Bismarck-Preisliedes von Warneke durch den Lateinschüler Eugen Pfister folgte die Gedächtnisrede, gehalten von dem Vorstand der Ortsgruppe, Präzeptor Lalmbach. Er führte u. A. aus, wie Bismarck ein Herold der Wahr- heit und Offenheit, der Schmied des Reichs, ausging in ununterbrochener Sorge für die Größe des Reichs, nicht bloß in der Gegenwart, sondern auch in der Zukunft. Daher Einleitung einer gesunden Kolonialpolitik zur weiteren Hebung unserer gesteigerten Ausfuhr. Aber die Wirtschaft!. Souveränität deS Reichs in Zukunft sei bedingt nicht sowohl durch ein starkes Heer, als eine starke Kriegsflotte (England, Nordamerika, Japan). Zur Erreichung und Sicherung dieses Ziels sei der Zusammenschluß aller nationalen Elemente von Nöten. B'smarck werde uns in Liebe und Treue zu Kaiser und Reich für alle Zeiten ein Vorbild bleiben. Ein zweiter Männergesang und der allgemeine Gesang von „Deutschland über Alles" beschlossen die erhebende Feier, an der außer dem Krieger- und Militärverein, dem Turngesangverein, noch zahlreiche Bürger der Stadt, namentlich auch die Schuljugend, sich beteiligten.
Eßlingen, 31. Juli. (Korr.) Der Wasserstand des Neckars ist durch die anhaltend warme Witterung derzeit ein so geringer, daß im hies. städtischen Wasserwerk der tägliche Bedarf kaum gedeckt werden kann und das Bauamt genötigt ist, eine öffentliche Aufforderung zu erlassen, den Verbrauch des Wassers, um nicht zeitweilige gänzliche Absperrung eintreten zu lassen, möglichst einzuschränken.
Stuttgart, 1. Aug. Landesschulausstellung. Die besondere Kommission für die Beurteilung der ausgestellten Arbeiten hat sich heute vormittag unter dem Vorsitz des Präsidenten Dr. v. Gaupp konstituiert und ist bereits in voller Thätigkeit. Die Kommission besteht aus fünf Gruppen: vier für die artistischen und eine für die wissenschaftlichen Fächer. Der Gruppe I für Freihandzeichnen und Malen gehören an: Direktor Kolb an der Kunstgewerbeschule, Prof. Treidler an der technischen Hochschule und Bildhauer Knatsch; der Gruppe II für geometrisches und technisches Zeichnen: Oberbaurat Laißle von der Techn. Hochschule, Prof. Seubert an der Kunstgewerbeschule und Prof. Piekersgill an der Baugewerkeschule; der Gruppe III: für Modellieren, Ziselieren, Gravieren u. s. w.: die Prof. Christaller und Kiefer an der Kunstgewerbeschule und Bildhauer Prof. Bausch; der Gruppe IV für die Arbeiten der Frauenardeitsschulen einschließlich des Zeichnens und Malens:
18SS.
Geh. Kommerzienrat Lang von Blaubeuren, Zeichenlehrer
Kimmich von Ulm und Frl. Rosa Maier, Hoskunststickerin von Ulm. Die Gruppe V für die wissenschaftlichen Arbeiten bilden Rektor Maier von Cannstatt, Prof. Huwald in Stuttgart und Kaufmann Fr. Barth, Prokurist in Firma Zahn u. Co. in Stuttgart. — Die Arbeiten und Verhandlungen der Beurteilungskommission werden von Präsident Dr. v. Gaupp geleitet, in dessen Händen auch die Direktion der gesamten Vorarbeiten für die Ausstellung gelegen war.
Stuttgart, 1. Aug. Der Besuch der Landesschril- auSstellung war auch gestern den ganzen Tag über ein sehr guter. Einzelne Gruppen der Prämierungskommission haben bereits gestern früh ihre Thätigkeit ausgenommen. Dasselbe wird heute von den übrigen Gruppen geschehen.
Stuttgart, 1. Aug. Der Reichstagsabgeordnete Agster, der sich bekanntlich seit mehreren Monaten in einem geistig anormalen Zustande befindet, wurde am letzten Montag, der „Schwäb. Tagwacht" zufolge von der Polizei in einer Droschke in das Spital gebracht, da er durch sein ausfallendes Gebühren auf der Königstraße einen Auflauf verursacht hatte.
Untertürkheim, 1. Aug. Die Schmiedmeister hört man gegenwärtig nicht selten darüber klagen, daß die Preise für ihre Arbeiten nicht mehr in richtigem Verhältnis stehen zu den gesteigerten Preisen für Rohmaterialen und die hohen Löhne ihrer Arbeiter. Diesem Mißverhältnis glaubt die voi gestern hier stattgehabte Versammlung sämtlicher Schmiedmeister deS Bezirks Cannstatt durch eine einheitliche Regulierung der Preise für Schmiedearbeit am wirksamsten entgegentreten zu können.
Gönningen, 1. Aug. Unter äußerst zahlreicher Begleitung wurde vorgestern mittag GerichtSnotar o. D. Ferd. Buzengerger beerdigt. Hier als der Sohn deS früheren Schultheißen B. geboren, erhielt derselbe nach Absolvierung der nötigen Schulen und Examina sein erstes Amtsnotariat in Schwenningen, woselbst er auch zum Schultheißen gewählt wurde und lange Zeit unter allgemeiner Beliebtheit diesen Posten bekleidete. Als Gerichtsnotar war er in Göppingen, Herrenberg und Nagold thätig. Seit seiner Pensionierung lebte er wieder hier in der alten Heimat treu verpflegt in seinem schweren Leiden von seiner emzizen Schwester Frau Ernstine Grauer. Sowohl auf seinen früheren Stellen als auch während seines 14jährigen hies. Aufenthalts erfreute sich der Verstorbene allgemeiner Beliebtheit wegen seines reichen Wissens, seiner Liebenswürdigkeit und Freigebigkeit gegen Jedermann und seines auch im schwersten Leiden nie versagenden, sprudelnden Humors und heitern Frohsinns, der den bald 79jähr. alten Herrn nie verließ.
Gmünd, 31. Juli. (Korr.) Der diesjährige Etat der hies. Stadtpflege weist ein Gesamtdefizit von 195113 ^ auf. wovon 134000 (im Vorjahr 125 000 ^l) durch
Nagold und seine Zeitung.
(Fortsetzung.)
So war am Ende des Jahres 1849 im großen und ganzen die Ruße in Stadt und Bezirk wieder eingekehrt. Doch wurde sie im nächsten Jahre durch ein elementares Ereignis abermal gestört, wir meinen den großen Brand von 1850.
Am Sonntag den 22. September brach von ruchloser Hand gelegt nachts '/-10 Uhr der Brand aus, und in wenigen Stunden waren 20 Haupt- und 8 Nebengebäude, darunter das Amtsgericht und der „Hirsch" eingeäschert. 33 Familien, von denen nur 16 ihr Mobiliar versichert hatten, waren obdachlos, zusammen 109 Personen. Nach dem Brande gingen in der Umgegend ganz schlimme Gerüchte über die Nagolder, sie haben sich der Arbeit auf der Brandstätte entzogen und in ganz eigentümlicher Weise „gerettet". Die Gerüchte kamen lange nicht zur Ruhe, so daß sich Dekan Stockmayer veranlaßt sah, für die Nagolder einzutreten: „Nicht das geringste ist abhanden gekommen, nicht der geringste Unfug verübt worden. Dies zur Steuer der Wahrheit und in ungefärbter Liebe zu meinen Nagoldern." Der Kostenvoranschlag für die Schuttabräumung auf der Brandstätte betrug 1270 fl.
Von einem kleinen Unfall war die Stadt 1849 betroffen worden. Bei einem heftigen Gewitter im Juli schlug der Blitz 4mal ein, Lmal auf freie Plätze, in das Rathaus und in den Kirchturm. In letzterem richtete der Strahl arge Verwüstungen an. Die ganze Spitze mußte abgenommen werden. Am 6. September 49 war die Spitze mit aufgesetztem Wetterhahn und eisernem Kreuz wieder in ihrer vorigen Gestalt hergestellt.
In das Jahr 48 fällt die Gründung des Gewerbevereins. „Auf Anregung des K. Studienrats ist mau hier gesonnen, einen Gewerbeverein zu gründen. Interessenten werden auf
Mittwoch, 19. April1848 auf das Rathaus eingeladen. Gemeinschaftliches Amt. Stockmayer." Erst am 29. September 48 konstituierte sich der Gewerbeverein, der in den ersten Jahren seines Bestehens in monatlichen Abendversammlungen zusammenkam. Sein erster Vorstand war Helfer Klaiber. Die Handwerkerschule, in welcher in Rechnen, Geometrie, Zeichnen, Buchführung und Produktenkunde 2mal wöchentlich von 7—9 Uhr unentgeltlich unterrichtet wurde, trat im Januar 1849 ins Leben. Dazu kam im März 1850 die freiwillige Zeichenschule für Handwerkslehrlinge, in welcher Sonntags von 8—'/-IO Uhr unentgeltlich unterrichtet wurde. Gleichzeitig wurde ein Lesezimmer für Lehrlinge eingerichtet.
Der Liederkranz, in ruhiger Entwicklung begriffen, teilt auch in stürmischer Zeit Freud und Leid mit der Bürgerschaft. Am 11. August 1850 giebt er zum Besten der Schleswig- Holsteiner eine musikalische Unterhaltung auf dem Stadtacker niit einem Erträgnis von 31 fl. 39 Kr. Beim 25jährigen Jubiläum des Stuttgarter Liedcrkranzes 1849 ist der Nagolder Liederkranz durch eine Deputation vertreten; sein eigenes Stiftungsfest feiert er regelmäßig am 1. Januar.
Unter dem 18. August 1850 wird zu einer Versammlung betreffs Gründung einer Schützengesellschaft eingeladen.
Die ersten Eisenbahnschmerzen bewegen den Bezirk 1850.
Der Calwer Stadtrat, Bürgerausschuß und Handelsstand richtet eine Eingabe an die K. Regierung, daß an die badische Eisenbahn nicht in Breiten angeschlossen werde, sondern im Interesse des Schwarzwaldes in Pforzheim. Zugleich möchte eine gute fahrbare Straße von Pforzheim in den Schwarzwald hergestellt werden. Die Nagolder werden aufgefordert, sich dieser Eingabe anzuschließen.
Bei dieser Gelegenheit möge zum Schluffe des Abschnittes noch der „Eisenbahnfahrtenplan" des Jahres 1849 Erwähnung finden. Er ist auf 10 Linien in unserem Blatte abgedruckt, aus denen ersichtlich ist, daß täglich je 5 Züge in
Stuttgart ankamen und abfuhren; Endstationen waren Geislingen und Heilbronn. '
Hiemit kommt, wie wir hören, die Artikelreihe über „Nagold und seine Zeitung" zum vorläufigen Abschluß. Der Verfasser derselben wird für mehrere Wochen die Feder und das Scepter des Pädagogen mit dem Degen des bayerischen Offiziers vertauschen und die Manöver auf dem Lechfeld mitmachen. Bei diesem Anlaß möchten wir ihm herzlichen Dank sagen für die, wie wir wissen, allseitig mit größtem Interesse gelesenen, mit viel Fleiß zusammen getragenen und mit Geschick und Takt verarbeiteten Bilder aus Nagolds Vergangenheit. Wir sprechen im Sinne vieler den Wunsch aus, daß diese „Nagolder Chronik" früher oder später ihre Fortsetzung finden möge. Ja, wir möchten die Hofftiung nicht aufgeben, daß das dem bekannten Unbekannten zur Verfügung stehende reiche und interessante Material in irgend einer Form noch einmal einheitlich zusammcngefaßt und als wertvoller Beitrag zur Lokalgeschichte, ja zur Kulturgeschichte weiteren Kreisen zugänglich gemacht und erhalten würde. Wir sind überzeugt, es liegt da und dort in Stadt und Bezirk noch ein vergilbtes Blatt begraben, Hessen Mitteilung vielen geschichtlich interessant wäre. Vielleicht dürfen wir an alle diejenigen, welche aus schriftlicher oder mündlicher Ueberlieferung ergänzende Notizen zu einer Nagolder Chronik beizutragen in der Lage sind, die freundliche Bitte richten, dieselben an die Redaktion des „Gesellschafter" gelangen zu lassen. Dieselbe wird gewiß nicht verfehlen, die etwa einlaufenden Beiträge zur Verarbeitung weiter zu geben. V .
Die Redaktion schließt sich dem oben ausgesprochenen Dank an den Herrn Verfasser der Artikel „Nagold und seine Zeitung" hiemit gerne an und sieht etwaigen weiteren Beiträgen mit Interesse entgegen. Die Redaktion.