Erscheint
Montag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag.
Auflage: f800.
Preis vierteljährl. hier mit Trägerlohn SV ^f, im Bezirk t außerhalb d. Bezirks 1 20 -s.
Monatsabonnements nach Verhältnis.
MWster
Amts- und Anzreige-Nlatt sur den Oberamts-Bejirk Nagold.
74. Jahrgang.
Insertions-Gebühr f. d. einspaltige Zelle aus gewühnl. Schrift oder deren Raum bei einmalig. Einrückung S bei mehrmalig. je_6^.
Gratisbeilagen: DaS Plauderstübchen und
Schwäb. Landwirt.
^ 116.
Amtliches.
A« Aie Tchultheistenämter des Bezirks.
Während des diesjährigen KaisermanöoerS, welches sich auch in den Bezirk Nagold erstreckt, sollen die Truppen des XIII., XIV. und XV. Armeekorps den Bedarf an Bivok- holz, Kartoffeln, Heu und Stroh im Manövergelände frei« händig gegen Bar ankaufen und soll dies den genannten Truppen durch die Mitteilung von Verzeichnissen derjenigen Einwohner, welche sich zum Verkaufe der fraglichen Gegenstände bereit erklärt haben, erleichtert werden.
Die Herren Ortsvorstrher wollen zur Aufstellung dieses Verzeichnisses, nach dem beigedruckten Formular spätestens bis 3. August anher als „dringliche Militärsache" berichten, welche Personen ihrer Gemeinden Bivakholz fauch zerkleinertes Weichholz) Kartoffeln, Heu und Stroh — je in welchen Quantitäten — auf Anfordern liefern können.
In jeder Gemeinde wären für die einzelnen Bedarfsartikel je nur eine oder zwei bis drei Personen aufzustellen.
Berichtsformnlar.
Gemeinde....
Des Besitzers
Es können abgegeben werden
Bor- und Zunamen
Wohn
ort,
Par
zelle,
Straße
Bivak
holz
(wkich-
holz>
cbm
Kar
toffeln
Ztr.
Heu
Ztr.
Stroh
Ztr.
Bemerkungen.
Nagold, den 25. Juli 1899.
K. Oberamt. Ritter.
Obige Tabelle ist vorrätig in der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung, Nagold.
Bekanntmachung,
betr. die Aeuderuug einer Wasserwerksanlage.
Der Mühlebesiher Fritz Faißt in Altensteig beabsichtigt, die zwei Wafferräder in der Mühle durch eine Turbine zu ersetzen. An den Stauverhältniffen der ganzen Anlage soll nichts geändert werden. Die beiden Einlaßfallen der Wafferräder sollen durch eine in Eisen ausge- gefühlte Einlaßfalle mit solider mechanischer Aufzugsvorrichtung ersetzt werden. Diese Einlaßfalle ist zwischen den Fallenpfosten 2.7 m weit, und die Schwelle liegt 2,080 ur unter dem Strich der Eichklammer. Die Sohle des Einlaßkanals wird gegen den Rechen hin entsprechend tiefer gelegt, um auf gleiche Höhe mit der Schwelle der Einlaßfalle zu kommen. Der Untergraben wird direkt hinter der Turbine vertieft, um den Abfluß des Wassers zu erleichtern.
Dies wird mit dem Anfügen zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß etwaige Einwendungen gegen das Unternehmen binnen 14 Tagen bei der Unterzeichneten Stelle anzu- bringen sind und daß nach Ablauf der Frist Einwendungen in dem Verfahren nicht mehr angebracht werden können.
Beschreibungen, Zeichnungen und Pläne der Anlage sind auf der Oberamtskanzlei zur Einsicht aufgelegt.
Nagold, 26. Juli 1899.
K. Oberamt. Schöll er, Amtm.
Nagold und seine Zeitung.
(Fortsetzung.)
Die militärische Leistungsfähigkeit und Disziplin der Bürgerwehren erhob sich nicht viel über die der einstigen Bürgergarden. Doch war die einheitliche Organisation im ganzen Lande, die gemeinsame Exerziervorschrift u. s. w. ein Fortschritt. Exerziert wurde in der Regel Sonntags nach der Nachmittagskirche. Ueber eine in ihren Augen zu strenge Disziplin beklagen sich einige Wehrmänner in der Zeitung: Als ein Wehrmann zu spät zum Exerzieren gekommen sei, habe ein Offizier geäußert, wenn jeder komme, wann er wolle, so sollen sie sich einen Schweinehirten wählen. Eine solche Sprache könne sich der Bürger und Wehrmann nicht gefallen lassen.
Am 18. Mai 1848 wurde das aus Vertretern des deutschen Volkes zusammengesetzte „Deutsche Parlament" oder die „Deutsche Nationalversammlung" in Frankfurt eröffnet. Von diesem Parlament wurde eine „provisorische Zentralgewalt" in Deutschland eingesetzt und am 29. Juni Erzherzog Johann von Oesterreich zum Retchsverweser gewählt. Diese Wahl wurde überall aufs freudigste begrüßt. Am 15. Juli erließ der neue Reichsverweser eine Proklamation „an das deutsche Volk", die an der Spitze unseres Blattes abgedruckt ist. Allenthalben wurden Freudenfeste gefeiert und mit großen Hoffnungen sah man der Zukunft entgegen. Ein großartiges Fest feierten die Horber, in Nordstetten stiftete Schäpflenswirt Schneiderhan 1100 Büschel
Nagold, Donnerstag den 27. Juli
Seine Königliche Majestät haben am 23. Juli d. I. allergnädigst
geruht, den Oberamtsarzt Jrion in Nagold seinem Ansuchen entsprechend in den bleibenden Ruhestand zu versetzen.
Gestorben: Ulrich Strudle, Oberamtsdiener. Ludwigsburg. — Eugen Merz, Grenadier im Gren.-Regt. „Königin Olga", Stuttgart. — Max Reichardt, Geschäftsführer der Firma Richard Lipp L Sohn, Stuttgart. — Wilhelm Witzemann, Schlaffer, 23 I. a., Derendingen. — Dr. Eduard Ehrle, kgl. Oberamtsarzt, 62 I. a., Leutkirch.
Hages-Weuigkeiten.
KruLschrr Leich.
—t. Nagold, 26. Juli. Gestern fand hier im Gasthaus z. Hirsch eine Vollversammlung des landw. Vereins statt. Die Versammlung wurde geleitet von H. Oberamimann Ritter. Den wichtigsten Gegenstand der Beratungen bildete die Besprechung der Statuten für den zu gründenden Bezirks- Pferdeversicherungsverein. Als Gründe, warum man, wie in anderen Bezirken so auch in unserem, bestrebt sei, einen Bezirkspferdeverstcherungsverein zu gründen, wurden genannt, einmal die hohen Prämiensätze, die die bestehenden Versicherungsgesellschaften verlangen; sodann haben Pferdebesttzer schon mit solchen, besonders mit nichtwürttembergischen. aller- lei Schwireigkeiten zuüberwinden gehabt. Eswurdenuudas oon der kgl. Ceu tralst. lle für Landwirtschaft ausgegebene u. vom Be- zirkspferdevrrstcherungsverein Hall mit wenigen Abweichungen angenommene Musterstatut durchberaren. Auch die gestrige Versammlung stimmte mit wenigen unwesentlichen Aenderungen demselben bei.Es sollen von den Pferdebesttzern nur 2 °/»derVersicherungssumme jährlich als Prämie erhoben werden. Nach den statistischen Erhebungen befinden sich im Oberamt Nagold 1163 Pferde. Würden von denselben etwa nur 800 versichert, so ergäbe sich eine jährliche Gesamteinnahme von etwa 8000 ^ an Prämien. Vom Vorsitzenden wurde den Pferdebesitzern der Beitritt zu dem Verein sehr empfohlen und angelegentlich ans Herz gelegt, dahin zu wirken, möglichst viele Mitglieder zu werben; denn je breiter die Schultern des Vereins seien, je größere Lasten könne er tragen. Vom Ausschuß der Amtsversammlung wurde dem Verein ein Beitrag von 100 ^ in Aussicht gestellt nach den Mitteilungen des Vorsitzenden. Es wurden nun noch die Ausschußmitglieder und Vertrauensmänner festgestellt. — Wie thätig die Dar- lehenskaffenvereine und sonstige örtliche Kreditanstalten im Bezirk in Beziehung auf Anschaffung an Kunstdünger sind, mögen folgendeZahlen zeigen. Aufgekouft wurden 440475k§ Kunstdünger mit einem Wert von 22 212 ^ 52 18 .
Nagold, 26. Juli. (Eingesendet). Verschönerungsverein ssache. Wohl haben zu dem nach allgemeinem Urteil in jeder Hinsicht gelungenen Jahresfest des württ. Schwarz, waldvereins vom 9. Juli nicht bloß die ver. bürgerlichen Kollegien, sondern auch ein Teil der geehrten Einwohnerschaft wenigstens durch Dekoration am Festtag bereits auch wesentliches bei getragen. Die Hauptsorge und Hauptousgabe fiel aber unsrem Bezirksverein zu. Um das vorauszusehende Difizit der Festesabrechnung zu decken, möchte daher der Verein aus Anlaß der jetzigen Einsammlung der Jahresbeiträge die geehrten Einwohner der Stadt, zumal die finanziell
Reisach zum Freudenfeuer; selbst unsere kleine Nachbargemeinde Rohrdorf ließ es sich nicht nehmen, zur Wahl des Reichsverwesers ein Fest zu feiern, „wodurch größere Gemeinden gleichsam beschämt wurden". Auf einer paffenden Stelle des Nagoldufers wurde eine Eiche gepflanzt; Bürgerwehr, Gesangverein, Schuljugend und Festjungfrauen nahmen an der Feier teil. In Nagold geschah nichts.
Am 21. Dezember stellte das Parlament die „Grundrechte" des deutschen Volkes fest, welche mit dem württem- bergischen Einsührungsgesetz am letzten Tage des Jahres in unserem Lande veröffentlicht wurden. Die Grundrechte, wenn sie auch in der Folge nicht unverkürzt ins Leben traten, sind der Markstein der neuen Zeit: Sie begründeten die Rechtsgleichheit aller Deutschen, gewährten Sicherheit gegen richterliche und polizeiliche Uebergriffe, stellten das freie Vereins- und Versammlungsrecht außer Frage, hoben ständische Vorrechte und veraltete Lasten aus, verlangten Oeffentlichkeit und Mündlichkeit der Gerichte u. s. w. Auch diese Errungenschaft der deutschen Nationalversammlung wurde überall mit Jubel ausgenommen und durch Feste gefeiert. „Ueberall im Lande," heißt es, „ist die Einführung der Grundrechte mit Jubel begrüßt worden, aber in Nagold?!" Endlich am 4. März 1849, einem Sonntage, wurden der Nagolder Bürgerschaft die Grundrechte feierlich bekannt gemacht. Nach dem Nachmittagsgottesdienst versammelte sich Bürgerwehr und Liederkranz auf dem Stadtacker, um von hier aus unter Anführung von Musik und unter dem Vortritt des Stadtmagistrats vor das Rathaus zu ziehen. Nachdem hier der Liederkranz ein Lied gesungen, verlas Stadt
1899.
bester fituirten, bitten, unsere Kasse Heuer kräftiger
als bisher zu unterstützen. Haben doch wahrlich die Einwohner von allen Ständen, Jung und Alt, Gesunde und Kranke zu genießen, was wir durch Anlagen, Fußwege und Sitzbänke innerhalb u. außerhalb des Walds dem Publikum zur Benützung vom Frühjahr bis Herbst an bieten. Man darf auch sicher annehmen, daß in Folge dieses Jahresfestes nicht bloß neue Mitglieder unsrem Bezirksverein beitreten, sondern auch künftig noch viel mehr Touristen und Luftkurgäste Nagold besuchen, also nicht bloß die Herren Wirte, Metzger und Bäcker, sondern auch weitere Kreise der Bürgerschaft von den Leistungen und Lockungen unsres Vereins Nutzen ziehen, ja wohl mitunter auch Fremde dauernd an Nagold gefesselt werden. Erscheint doch unsre Stadt schon dadurch jetzt im ganzen Lande alS echter Luftkurort anerkannt, daß unsere 2 Bäder Röthenbach und Waldeck zu Staats-Anstalten für Rekonoalescenten auserlesen wurden. — Zugleich möchte man noch darauf aufmerksam machen, daß seit dem erwähnten Feste nicht bloß der nächste Weg von hier auf die Kühlender g-Anlage durch den Wald mittelst verschiedener beim Kaiser Wilhelms-Platz beginnender Wegweiser, sondern auch die höchst interessante Wald-Tour zu den mit Sitzbänken für eine größere Gesellschaft versehenen Leyertannen-Platz und von dort nach Haiterbach mit beim Mollke-Platz beginnenden Wegweisern genau bezeichnet find.
— Wildberg, 26. Juli. Am Montag Nacht gegen 11 Uhr wurde hier ein schöner Mondregenbogen beobachtet. (Wie der Sonnenregenbogen entsteht auch der Mondregenbogen durch Brechung deS Lichts in den Regentropfen. Naturgemäß ist der Mondregenbogen stets matter.)
Freudenstadt, 27. Juli. Laut „St.-A." wird die zu bauende Eisenbahn von hier Aach Klosterreichenbach etwa 12,21 km lang werden; sie zweigt von dem bestehenden Bahnhof Freudenstadt, der vergrößert wird, in nordöstlicher Richtung ab. Zunächst eine nördliche Richtung, dann nach Ueberschreitung der Staasstraße Freudenstadt—Horb eine westliche Richtung einschlagend, führt sie zu der für die Stadt Freudenstadt nördlich derselben anzulegenden Haltestelle. Nach Kreuzung des Nachbarschaftsweges Freudenstadt—Jgelsberg geht die Bahn in nordwestliche Richtung über, zieht sich am rechtsseitigen Abhang des Forbachthales hin und erreicht beim Hüttenwerk Friedrichslhal nordwärts einbiegend nach Ueberschreitung der Staatsstraße von Freudenstadt in das Murgthal die Halteste.lle Friedrichsthal. In ihrer weiteren Fortsetzung gelangt die Bahn zu dem westlich vom Dorf Baiersbronn geplanten Bahnhof und tritt, nachdem sie nochmals die Staatsstraße und später den Ortsweg von Baiersbronn in das Murgthal überschritten hat. sich nach Nordosten wendend in das Murgthal ein. In diesem läuft die Linie nach abermaliger Kreuzung der Staatsstraße zwischen dieser und der Murg bis zu dem westlich vom Dorf Kloster reichen- buch herzustellenden Endbahnhof.
Reutlingen. 25. Juli. Landesversammlung des Vereins württ. Körperschaftsbeamten. AuS allen Listen des Landes ist gestern schon eine stattliche Anzahl von Teil- nehmern an der Landesversammlung des Vereins württ. Körperschaftsbeamten hier eingetroffen. Dieselben fanden
schultheiß Engel vom Balkon des Rathauses herab die Grundrechte, sowie das Einführungsgesetz zu denselben; er endigte mit dem Ruf: „Das ganze Deutschland lebe hoch!" Zum Schluß sang der Liederkranz: „Was ist des deutschen Vaterland?"
Als schöne Blüte alldeutscher Bestrebungen erwähnen wir, daß für die deutsche Flotte, die ein so unwürdiges und beklagenswertes Ende fand, auch in unserer Stadt gesammelt wurde. Es sind der Geber so wenige, daß wir sie wohl aufzählen können: Dr. Schütz in Nagold 1 fl., mehrere Bürger in Wringen 1 fl. 30 Kr., dazu N. N. aus N. 5 fl. 24 Kr. d. h. einen alten württembergischen Dukaten. Das ist alles.
Im März 1849 beschloß die Nationalversammlung die deutsche Reichsverfassung mit der erblichen Kaiserwürde des Königs von Preußen. Friedrich Wilhelm IV. gab zunächst eine ausweichende Antwort. In Württemberg erklärte sich König Wilhelm nach einigem Zögern für die Annahme dieser Verfassung und veröffentlichte sie am 7. Mai 1849.
In den gleichen Monat fällt aber auch der republikanische Aufstand und der Abfall des Heeres in der Pfalz und in Baden.
_ (Fortsetzung folgt.)
— Empfehlenswerte Reklame für Nähmaschinenfabrikanten: „Radle zu Hause!" (Jug.)
— Mama: „Ums Himmels willen, Klärchen, was machst Du denn da?" — Klärchen: „Die Blumen auf dem Teppich begießen, damit ste wieder frischer auSsehrn!" (Jug.)