Erscheint
Montag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag.
Auflage: 1800 .
Preis vierteljährl. hier mit Trägerlohn 90 -s, im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 ^ 20
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Der GtsrlWsttt.
Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
74. Jahrgang.
^ 115.
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aus
„Der Gesellschafter"
für die Monate
August und September
werden jederzeit von allen Postanstalten und von der Expedition entgegengenommen.
Amtliches.
Bekanntmachung.
Die diesjährigen „Regimentsübungen" des 1. K. W. Feldartillerie-Regimenis Nr. 13, König Karl, finden in dem durch die Linie Calw, Dätzingen, Aidlingen, Allingen, Mötzingen, Nagold, Calw eingeschloffenen Gemeinden vom 17. bis 23. August ds. Js. statt.
Die Uebungen werden nur durch die Abteilungen und Batterien des Feldartillerie-Regimenis selbst ohne Zuziehung anderer Truppen abgrhalten. Aus diesem Grunde werden auch Flurbeschädigungen nicht in dem Maße zu Tage treten, wie dies bei Manövern mit gemischten Waffen der unvermeidliche Fall ist. Im Interesse der Einwohner der betr. Gemeinden wird bekannt gemacht, daß
1. die in Betracht kommenden Felder möglichst bis zu Beginn der Uebungen — 17. August — zu räumen und besonders zu schonende in geeigneter Weise durch Strohwische etc. kenntlich zu machen find,
2. der durch Zuschauer angerichtete Flurschaden diesen selbst zur Last fallt und den Weisungen etwaiger Posten oder der Landjägermannschaft unweigerlich nachzukommen ist,
3. verursachter Flurschaden in dem Fall nicht vergütet wird, daß der Besitzer ein rechtzeitiges Abernten durch eigene Schuld versäumt hat. Gemähte noch cuf den Feldern befindliche Früchte dürfen nicht in sogen. Mahden liegen bleiben, sondern müssen sür den Vormittag der Uebungen in Garben oder auf Haufen gesammelt werden, welche dann von den Batterien umfahren werden können. Hiedurch könnte ein Flurschaden fast gänzlich vermieden werden.
Die Herren Ortsvorsteher der Gemeinden Nagold, Emmingen, Gültlingen, Pfrondorf, Sulz und Wildberg wollen vorstehende Bekanntmachung bis zum 17. August ds. Js. wiederholt in ihren Gemeinden in ortsüblicher Weise bekannt machen und dafür Sorge tragen, daß die erteilten Weisungen zur Verhütung eines Flurschadens genau beachtet werden.
Nagold, den 24. Juli 1899.
K. Oberamt. Ritter.
Die Gemeindebehörden.
werden unter Hinweisung auf den Ministerieller laß vom 9. Dezember 1898 (Min.-A.-Bl. S. 406) beauftragt, das Verzeichnis der Anträge aus Verleihung des Feuerwehr- dienpehreuzrichens nebst den erwachsenen Akten bis 10. August ds. Js. hierher vorzulegen.
Nagold, 24. Juli 1899.
_ K. Oberamt. S chüller, Amtm.
Gestorben: Luise Herrmann, Inspektors We., Grunbach. — Friedrich Schick, alt, Anwalt, 80 I. a., Borderbüchelberg. — Friedrich Schmid, Weinrrstaurateur, 74. I. a., Wildbad. — Johann Schürg, Oberamtstierarzt «on Gaildorf, Jlshofen — Leonhard Sachs, Stadtschultheiß und Landtagsadgeordneter, 88 I. a., Crailsheim. — Gotthold Mehl, Böblingen. — Heinrich Pfeffer, Faktor, 87 I. a., Oberndorf. — Wilhelmine Graeser, geb. Bauknecht, Ingenieur- Wwe., Stuttgart.
Rußland und eine etwaige Annäherung zwischen Deutschland und Frankreich.
f Ein Teil der russischen Presse hat die durch den Besuch des deutschen Kaisers aus dem französischen Schul- tch'ste „Iphigenie" im Hafen von Bergen nahe gerückte Möglichkeit einer Verständigung Deutschlands und Frankreichs sehr hämisch kritisiert und dabei durchblicken lassen, daß eine Annäherung Deutschlands und Frankreichs nur auf Kosten Rußlands und zum Nachteile des russisch-fran- zöfischen Bündnisses stottfinden könne. Jedenfalls steht man daraus, welch' eine Wendung der politischen Lage ein deutsch-französisches Bündnis im Gefolge haben würde, eine Wendung mit großartigen, ganz unberechenbaren Folgen, die aber keineswegs eine feindselige Spitze gegen Rußland haben würde. Deutschlands und Frankreichs Annäherung würde nämlich die festeste Bürgerschaft des europäischen Fnedens bedeuten, also den erhobenen Friedensabfichten des russischen Kaisers praktisch viel mehr dienen als Friedenskongresse mit hinterlistigen Nebengedanken gewisser Mächte,
Nagold, Mittwoch den 26. Juli
wie England und die Bereinigten Staaten von Nordamerika
bereits zeigten. Welche Macht der Erde könnte sich wohl den Heeren und Flotten Deutschlands und Frankreichs zu «übersetzt» wagen? — Da könnte jede Frechheit und Anmaßung, jede Tücke und Hinterlist auf internationalem Gebiete, wie sie jüngst noch mehrfach vorgekommen find, sofort im Keime erstickt oder sonst gebührend behandelt werden. Jedenfalls wäre unter keinen Umständen daran zu denken, daß eine Verständigung Deutschlands und Frankreichs eine feindliche Spitze gegen Rußland haben würde, wohl dürften aber Deutschland und Frankreich, befreit von dem Banne gegenseitiger Feindschaft und Sorge, ihre gewaltigen Kräfte dazu benutzen, zwei dreisten großen Langfingern, nämlich England und den Vereinigten Staaten von Nordamerika etwas die so bequeme und listige internationale Ländererwerbungspolitik zu erschweren, und daß dies geschehe, muß Frankreich noch vielmehr wünschen als Deutschland. Wer hat denn die Franzosen, die zuerst das Pha- raonenland der europäischen Kultur durch den Bau des Suezkanals erschlossen hatten, aus Aegypten herausgedrängt? Wer hat ferner den Franzosen in Faschoda einen schmählichen Rückzug ouferlegt? Wer hat ihnen ferner in Madagaskar und Ostasien Schwierigkeiten bereitet? Immer nur England und immer nur England, weil das schlaue Albion wußte, daß Frankreich so in dev Revanchegedanken gegen Deutschland verrannt war, daß es nach irgend einer anderen Seite gar nichts unternehmen konnte. Nun diese so seltsam durch Frankreichs thörichte Politik so bevorzugte Lage Englands kann durch eine Annäherung Deutschlands und Frankreichs sofort auf eine schiefe Ebene gebracht werden und die bisher gar nicht in der hohen Politik in Betracht gezogene Eroberung Englands durch zwei oder drei festländische Großmächte wäre einer der wichtigen neuen Schachzüg« auf dem diplomatischen Felde. Und zu solch einer Wendung der Dinge könnte sich Rußland nur Glück wünschen, denn in Asten und dem Orient stößt das Zarenreich überall an englische Hindernisse. Ueberhaupt würde eine derartige Entwickelung der Dinge allen europäischen, in einem festen Friedensbunde geeinigten Staaten erst die rechte Macht und Freiheit geben, um gegenüber Eng- land und Nordamerika ihre Interessen voll und ganz wahrzunehmen. Oder will man der englischen und amerikanischen Beutegier, di« mit einer ganz unheimlichen Heuchelei verbunden ist, weiter bei der Wrltmachtverteilung zusehen? — Man werfe doch einen Blick auf die Landkarte und studiere die Ländermaffen, die England und Amerika im Interesse der eigenen Macht annektiert haben.
Hages-Hleuigkeiten.
DrAtschr« Leich.
-s-j- N a g o l d, 23. Juli. Homöopathischer Verein. Vor- trag von Dr. Häehl über die ersten Arzneigaben in akuten Krankheiten. I. Fieber. 1) Diät: keine feste Nahrung, alle 3 Stunden 1 Taffe Milch, dazwischen hinein Brunnenwasser, keine süßen Getränke. 2) Hygiene der Umgebung: Absonderung, kühle Einpackung, Abwaschungen mit Essigwasser. 3) Medizin: au) bei jüngeren, kräftigen Patienten, di« plötzlich erkranken, Unruhe. Angst, heiße Haut, Verlangen nach Kühle, spannen, den kräftigen Puls zeigen: Aconit; bk) bei schwächlichen Personen, die langsam ins Fieber kommen. Verlangen nach Wärme haben, kühle Haut, schwachen Puls und Apathie zeigen: Getsemium; ev) wo weder au noch db zutrifft, dagegen Blutwallungen mit abwechselnder Röte und Blässe sich zeigen: Ferrum Phosphor (Schüßler); ää) bei Kopfkongestion, Jrrereden, überreizten Sinnen, Zusammenschrecken im Einschlafen, Hitze ausströmender Haut: Belladonna. II. Jnsluenza.l)katarrhalischeForm(mitNiesen.Husten), 2) gastrische Form(Magenbeschwerden.Erbrechen.Diarrhöe, Verstopfung), 3) nervöse Form, erschöpft am meisten und ist am hartnäckigsten (Kopfweh, rheumatische Schmerzen über den ganzen Körper); Behandlung: keine festen Nahrungsmittel, Wafferamvendung, Dampfbad, Bekämpfung des Fiebers durch eines der oben unter I, 3 aa, bd, ee genannten Mittel, bei der nervösen Form Kali phosphoricum (Schüßler). III. Masern oder rote Flecken. Nicht vernachlässigen, sonst giebts leicht Nachkrankheiten katarrhalischer Art (Augenentzündungen, Mittelohrerkrankungen), die Anzeichen sind oft nicht gleich charakteristisch, sondern entwickeln sich in 3—4 Tagen. Dos Vorstadium kann 1 Tag bis 2 Wochen dauern: mürrisches, müdes Wesen (doch ohne Schlaf), Kopfweh, Lichtscheu, katarrhalische Affektionen: laufende Nase, Husten, Niesen, rote Augen; Behandlung: 1) Diät, solange das Fieber währt, flüssige Nahrung, nachher feste. 2) Hygiene: Isolieren inieinem dunklen, aberlustigenZimmer, lauwarme oder kalte Waschungen,Mutterpflege. 3) Medizin: u) anfangs Aconit und Ferrum phos- phoricum, b) im Verlauf Pulsatilla bei weinerlichem Wesen, Lichtscheu, Augrnentzündung, auch Acon ° und Puls ° im
Insertions-Gebühr s. d. einspaltige Zeile aus gewöhnt. Schrift oder deren Raum bet einmalig. Einrückung 9 bei mehrmalig, je 6
Gratisbeilagen: Das Plauderstübchen und
Echwäb. Landwirt.
1899.
Wechsel alle Stunden. Bei katarrhalischen Symptomen Bryonia. Bei Augenentzündung Euphrafia osfic. Hier muß unbedingt der Arzt beigezogen werden, der dann wahrscheinlich mit 2°/»iger BorsSurelösung auswaschen und Kompressen machen lassen wird. Gefürchteter ist das IV. Scharlachfieber, befällt Kinder von 4—12—16 Jahren, aber auch Erwachsene. Hier find die Kennzeichen deutlicher: hohes Fieber, heftige Schmerzen im Hals; am 2. Tag Hautausschlag auf Brust und Gesicht: große Platten von Lurkel- rotem Aussehen. (Unterschied zwischen Masern und Scharlach: bei den Masern Ausschlag wie Flohbisse, kleine Punkte, rauh anzufühlen, bei Scharlach große Flecken, mit der Haut vollständig eben). Am 3. Tag gehen die Platten in einander über, der Kranke bekommt das Aussehen eines gesottenen Krebses. Erdbeerzunge. Nachkrankheiten: Mittelohrentzündungen, akute Nierenentzündungen, daher täglich der Urin auf Eiweiß zu untersuchen. Behandlung: Absonderung im kühlen Zimmer viel Brunnenwasser, täglich einmal lauwarm abzuwaschen, dann mit reinem Fett(Vaselin) einreiben, namentlich im ansteckenden Stadium des Abschuppens. Beinahe spezifische s Mittel, auch zum Vorbeugen: Belladonna ° oder ^ täglich 2mal einige Körnchen. Wenn die Halsbeschwerden zunehmen: Apis mellifica; wenn der Ausschlag nicht herauswill: Arse- nicum album; bei Hals-und Mandelentzündung: Hepar sul- suris; bei Vergrößerung der Halsdrüsen und Speichelfluß: Mercurius solubilis. Wenn die Krankheit sich nicht recht entwickeln will: Sulfur; bei Scharlachdiphterie: Lachesis trico- locephalus. V. Dip hterie, eine auch von den Homöopathen gefürchtete Krankheit, die jede Schleimhaut des Körpers inficie- ren kann, nicht bloß den Kehlkopf. Behandlung: Isolierung, feuchte Luft, flüssige Diät; Medizin: Aconit, Ferrum phos- phoricum Belladonna, Mercurius cyaunatus ° D. Apis mellifica, wenn die Drüsen angeschwollen sind; Kuli bichromi- cum und Lachesis bei zäher, faseriger, langer Ausscheidung.
* Nagold, 25. Juli. Wie wir aus dem Saaten- standsbericht für Württemberg vom Monat Juli ersehen, heißt es da in Bezug auf den Hopfen, daß er im allgemeinen befriedigend stehe, im Bezirk Nagold jedoch Blattläuse Vorkommen, lieber die Hopfrnblattlaus entnehmen wir dem Handbuch des Hopfenbaues von C. V. Strebe! folgendes: Die Hopfenblattlaus, llumili, in
einzelnen Jahren in ungeheuren Massen, in anderen weniger stark austretend, schadet dadurch, daß sie von dem Saft der Pflanze lebt und mit ihren Exkrementen dir Blätter überdeckt, so daß die Thätigkeit der letzteren gehemmt und den Sporen verschiedener Pilze eine paffende Umerlage geschaffen wird. Mit Vorliebe suchen dir Blattläuse von Mitte Mai an schon die jüngsten Triebe der Pflanze auf. saugen mittels ihrer langen Säugrüssel den Säst aus. die Blätter werden welk, nach einiger Zeit dunkel gefärbt, das Längenwachstum der Pflanze hört auf, die Blätter fallen teilweise ab und die Ernte ist sehr gering. Die Blattläuse überwintern zum großen Teil als solche oder im Ei. Ohne Begattung pflanzen sie sich durch 7—10 Generationen un- gemein rasch fort; hat doch Reaumur nachgcwiesen, daß von einer einzigen Blattlaus in einem Sommer über 5 Milliarden Läuse abstammen können. Der Grund der raschen Verbreitung ist in den geflügelten Weibchen zu suchen, welche in dieser entwickelte» Form lebendige Junge gebären. Es liegt auf der Hand, daß wenn es sich um eine Bekämpfung dieser Feinde handeln soll, man frühzeitig damit beginnen muß. Die Beobachtung, daß die durch einen heftigen Regen abgewaschenen Pflanzen sich sichtlich erholen, führte zu dem 1850 in England ausgekommenen Verfahren, die Pflanzen durch tüchtiges Bespritzen zu waschen. Anstatt reinen Wassers verwendet man mit Erfolg eine 1/2 bis 1?/, prozentige wässerige Lösung von grüner Seife, welcher etwas Tabakausguß oder I V/» Quassia-Extrakt zugesetzt wird. Diese Lösung wird mittels Gartenspritzen, die mit Schläuchen versehen sein müssen, so verteilt, daß dir Blätter auf der unteren Seite von unten heraus tüchtig bespritzt werden. In neuerer Zeit wird zu diesem Zweck 1—1',2 prozentige Lösung von Gapokarbol empfohlen, man muß jedoch vorsichtig sein und die Lösung nicht konzentrierter nehmen, da sonst, wie Verfasser beobachtete, die Blätter fleckig werden und einschrumpfen, außerdem soll das Waschen der Hopsenstöcke nicht bei großer Hitze, sondern morgens oder abends vorgeuommen werden.
Nagold, 25. Juni. Die diesjährigen Manöver berühren auch unseren Bezirk; wir entnehmen darüber dem N. T. folgendes: Das Feldartillerie-Regiment 13 hat seine Regimentsübungen in der Zeit vom 18. bis 23. Aug. in dem Gelände bei Herrenberg und Nagold. Die 1., 2. und 3. Abteilung verläßt am 11. Aug. seine Garnison Cannstatt, um das Gelände mit Fußmärschen zu erreichen. Der Regi- mentSstab wird am 17. Aug. mit der Eisenbahn dorthin befördert. Am 24. Aug. marschiert das ganze Regiment in daS Gelände für die Brigademanöver. — Die 53. In-