62. Jahrgang.
Aro. 138.
Amts- unä InteNgenMatt ^ür äen Oezir^r.
Erscheint Z»i«««1«g, Ko««er»tas L Ssm»t«g.
Die EinrückungSgeböhr beträgt 9 H p. Zeile im Bezirk, sonst 12 H.
Donnerstag, äea 24. November 1887.
Abonnementspreis halbjährlich 1 -S 80 Ls, durch die Post bezogen im Bezirk 2 80 H, sonst in
ganz Württemberg 2 70 Ls.
Amtliche Wekanntmachirngen.
Calw.
Amlsschadensumtage pro 1887 88.
Der auf 22,000 ^ sich belaufende Amtsschaden für die Zeit vom 1. April 1887/88 verteilt sich auf die einzelnen Gemeinden in der nachstehend ersichtlichen Weise.
Hiernach ist die Unterausteilung, wie auch die Gemeindeschadensumlage innerhalb der Gemeinden vorschriftsmäßig zu besorgen, auch darauf zu achten, daß die Schuldigkeiten rechtzeitig eingezogen werden.
Den 22. November 1887. K. Oberamt.
Supper.
Gemeinden
Amtsschaden
Gemeinden
Amtsschaden
Calw
4,802
85
Trspt. 14,139
56
Agenbach
306
l,
33
//
Neubulach
281
98
Aichhalden
252
„
44
Neuhengstett
173
54
Altbulach
319
52
Neuweiler
411
71
Altburg
442
36
Oberhaugstett
299
54
Althengstett
896
86
Oberkollbach
162
03
Bergorte
683
03
k,
Oberkollwangen
274
95
Breitenberg
330
02
k,
Oberreichenbach
356
13
Dachtel
363
29
Ostelsheim
621
13
Deckenpfronn
959
92
Ottenbronn
199
56
Dennjächt
85
36
Röthenbach
226
51
Emberg
162
84
„
Schmieh
230
40
Ernstmühl
51
93
Simmozheim
684
76
Gechingen
1,134
33
Sommenhardt
305
71
Hirsau
922
06
Speßhardt
250
71
Holzbronn
241
75
Slammheim
1,443
02
Hornberg
192
11
Teinach
500
38
Liebelsberg
302
„
70
Unterhaugstett
199
37
Liebenzell
797
42
Unterreichenbach
298
05
Martinsmoos
258
89
Würzbach
540
87
Monakam
203
/,
41
Zavelstein
155
69
Möttlingen
430
14
„
Zwerenberg
244
„
40
14,139
c/k
56
22,000
—
Aeuillblon. (Nachdruck verboten.)
Am Rang und Reichtum.
Dem Englischen frei nacherzählt von Leo Sonntag.
(Fortsetzung.)
Sie trat an das Bett.
„Robert" flüsterte sie.
Eine leise Röthe flog bei dem Laut dieser Stimme über das bleiche Antlitz des Sterbenden. Er sah zu ihr auf, die wie eine Erscheinung aus dem Feenreich vor ihm stand.
Der Mantel war von ihren Schultern geglitten, das reiche Kleid war unbedeckt, die Juwelen an Hals und Armen schimmerten matt in dem schwachen Licht, das Haar hatte sich aufgelöst und umfloß sie wie ein goldener Mantel. Nie war sie so schön gewesen, als in diesem Augenblick, da sie am Bette ihres sterbenden Mannes stand, bereit. Alles auf das Spiel zu setzen, um den Preis einer letzten Unterredung mit ihm.
„Robert", wiederholte sie leise und zog sanft seine Hände aus denen des Kindes, da öffnete er seine Arme, sie zu umfassen, unaussprechliche Liebe leuchtete aus seinen Augen.
„O mein Lieb, mein Lieb, wie danke ich Dir, daß Du gekommen, mein süßes Weib!"
Sie aber verbarg ihr Antlitz an seiner Brust und schluchzte laut. Alle Liebe aus der fernen Jugendzett war wieder in ihr erwacht und laut weinend schlang sie Arme um ihn.
„O laß mich mit Dir sterben. Robert! Geliebter, nimm mich mit!"
,W<ii( i 6. rr m , Laura, Gott hat Alles zum Besten gelenkt. Mein
'Mokitrsche WcrcHvichterr.
. Deutsches Reich.
Berlin, 21. Nov. Der „Reichsanzeiger" schreibt: „Nachdem die ödemateuse Anschwellung im Kehlkopfe Sr. kaiserlichen und königlichen Hoheit des Kronprinzen bereits in voriger Woche erheblich gewichen war, hat sich dieselbe im Laufe dieser Woche völlig zurückgebildet. Die Rückbildung wurde besonders bemerkbar, nachdem am 15. dieses Monats braunrötliche Flecken ausgeworfen worden waren, darauf konnte eine Abflachung der in der linken Kehlkopfshälfte befindlichen Neubildung, sowie ein teilweiser geschwüriger Zerfall derselben und gleichzeitig hiermit eine Erweiterung der Stimmritze wahrgenommen werden. Nach diesem Vorgänge ist augenblicklich die Atmung völlig frei und das Schlucken durchaus schmerzlos. Das Aussehen, der Appetit und der Schlaf sind sehr gut. Die Bewegung im Freien ist bei Eintritt sonnigen und trockenen Wetters in Aussicht genommen. San Nemo, den 19. November 1887. Schräder. Krause. MarkHovell."
Aus San Remo, 21. Nom. meldet man der A. Ztg.: Prinz Heinrich ist soeben angekommen. Es fand großer Empfang am Bahn- Hofe bei prachtvollem Wetter statt. Die Kronprinzessin nahm morgens die Gratulation der Familie zu ihrem Geburtstage entgegen. Die Behörden und die deutsche Kolonie schrieben sich in das Meldebuch ein. Die Salons sind mit kostbarsten Blumen überfüllt. Der Kronprinz fühlt sich sehr wohl. Man erwartet den Besuch des Königs Humbert.
— Aus San Semo, 21. Nov., meldet die „M. Z.": Heute am Geburtstage der Kronprinzessin hatten wir zum erstenmal wieder Hellen Sonnenschein und sommerliches Wetter. Das Allgemeinbefinden des Kronprinzen, welcher gestern zum erstenmale wieder an der Familientafel teilgenommen, ist gut. Allgemein ist die Teilnahme der Bevölkerung an dem Familienfeste. Die Behörden erschienen am Morgen zur Gratulation, unzählige Blumenspenden, darunter eine besonders kostbare der deutschen Damen, wurde in der Villa Zirio abgegeben. Zum Frühstück um 1 Uhr konzertierte die Stadtkapelle und begann mit der deutschen Nationalhymne; die ganze deutsche Kolonie hatte sich an dem Garten der Villa eingefunoen. Das erste Glückwunschtelegramm traf vom italienischen Königspaare ein. Die Aerzte sind, wie der „Voss. Ztg." berichtet wird, fortdauernd sehr zufrieden, weil keine Andeutung einer nahen Verschlimmerung vorliegt. Um 10 Uhr traf Prinz Heinrich in Civilkleidung mit dem Schnellzug über Genua ein. Das deutsche sowie das englische Konsulat und mehrere Hotels und andere Häuser sind beflaggt.
— Virchows Untersuchung des AuSwurss des Kronprinzen ergab nach einer Berliner Meldung keine Spur von Krebszellen.
Tod erlöst Dich von der Sünde, Geliebte. Und wenn einige Zeit darüber hingegangen, dann mußt Tu Lord Ellerton die Wahrheit sagen, daß eure Ehe nicht gütig war. Laß' nicht falsche Scham Dich abhalten, eS muß geschehen, um Deiner Kinder willen. Versprich mir's Laura."
„Ich verspreche es Dir, Robert", entgegnete sie ernst und feierlich, „ich werde mein Wort halten."
„Auf Erden habe ich Dich aufgegeben, mein Lieb", fuhr er fort, „aber im Himmel will ich Dich Wiedersehen, und deshalb darfst Du nicht in der Sünde weiter leben. Dort gehörst Du mir dann für alle Ewigkeit."
Wie groß war doch seine Liebe! Er starb gern, damit sie der Sünde ledig sei, damit ihr Verrat unentdeckt bleibe.
„Ich halte mein Versprechen, Laura", sagte er, leise lächelnd, „ich sterbe zwar nicht zu Deinen Füßen, sondern in Deinen Armen, aber ich sterbe stumm. Küsse mich, mein Lieb."
Und sie neigte sich über ihn und drückte ihre warmen Lippen auf seine kalten. „Robert flüsterte sie dann, „hast Du mir auch ganz und voll vergeben?
„Ganz und voll, Geliebte, meine Verzeihung ist so groß wie meine Liebe."
Und wieder bedeckte sie seinen Mund mit Küssen.
Da schreckte sie eine Stimme auf, den sterbenden Gatten und Pas schuldbewußte Weib, eine Stimme, die in ernstein, zornigem Tone fragte:
„Im Namen des Himmels, was bedeutet das?"
Laura klammerte sich fester an den Sterbenden. „O Robert, Robert, nimm mich mit Dir, ich habe nicht den Mut, es zu tragen."
Lord Ellerton hatte sich dem Bett genähert:
„Mitchell", rief er, „Sind sie ein ehrlicher Mann, sagen Sie mir die Wahrheit. In welchem Verhältnis steht meine Frau zu Ihnen und was thut sie hier? Und Hans ist auch hier? Was soll das alles, wie soll ich es verstehen?
Die laute zornige Stimme hatte den Knaben aufgeweckt und instinktiv hatte