Mussolini

für einen laleinischen Staaienblock

TU. Pa vis, 1.3. Dez. Im Laufe einer Unterhaltung zwischen sein Vertreter derDepeche Tunesienne" und Mussolini er» ilärte dieser zu -cm Problem der französisch-italienische» «.'Ziehungen u. a.: Man müsse die Bildung eines grossen lateinischen Blockes erleichtern. Nicht nur die iberischen Na­tionen, sondern die lateinischen Republiken haben die Blicke nach Nom und Paris gerichtet. Diese verschiedenen Kräfte zu oercinigen, bedeute, den Frieden der Welt sicherstellen und aegcn die Drohung der Barbarei schützen. Alles, waS im Liune einer engeren Verbindung unter den lateinische» Na­tionen versucht werbe, verdiene ermutigt und gelobt zu wer» deu. Die Zivilisation und die Kultur seien das gemelnfame Erbgut von Frankreich und Italien. In einem Franzosen sehe jeder Italiener einen Bruder. Mit einem Engländer habe man schon Mühe, sich zu verständigen. Mit einem Deut­schen vergröbere sich der Unterschied noch mehr und von einem Russen trenne ein Abgrund. Das französisch-italie­nische Verhältnis könne getrübt, aber niemals derart zuge» spitzt werden, - eS zu Konfttkten komme.

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Mussolinis Bemerkung von den lateinischen Völkern, die sich wohl streiten aber niemals bekriegen würden, bezeichnet der Tcmps als eine» weiteren Beweis für die zunehmende Besserung der Atmosphäre zwischen Italien und Frankreich. Das wichtigste wäre für den Augenblick, baß man in Rom verstehe, baß eine Entente zwischen Italien und Frankreich für die Erhaltung des Friedens und bas Wohl der lateinischen Völker notwendig sei.

Die Auslandsreise Titulescus

Zusammentreffen mit Strescmann und Mussolini?

TU. Bukarest. 13. Dez. Im Zusammenhang mit der bevor­stehenden Auslandsreise des rumänischen Außenministers Titulescu nietut Adverul, daß es noch nicht sicher sei, ob Ti- tuleseu schon vor Weihnachten abfahrcn werde. Sollte er dennoch die Reise antretcn, so sei cs möglich, daß er mit Strescmann und Mussolini Zusammentreffen iverde, um die für Rumänien ungünstige Atmosphäre nach den Studenten- Unruhen zu klären. Das Blatt Cuvantul meldet, daß Tttu- lescu die Verhandlungen in Deutschland so schnell wie mög­lich beendigen werde, damit er dann nach seiner Rückkehr die Regierung zur Demission zwinge« könnte. Seine Auffassung gehe dahin, daß zur Erzielung einer Verständigung mit Deutschland die Negierung Bratianu znrücktreten müsse, um einer Negierung Mantu Platz zu machen. Bet den persön­lichen Beziehungen, die einige Redakteure des Cuvantul zu dem Außenminister Titulescu unterhalten, ist diese Erklä­rung jedenfalls beachtenswert.

Annahme des Budgets 1928

durch die französische Kammer

Tll. Paris, 13. Dez. Die Kammer hat in ihrer letzten Sitzung das Gesamtbudget, das 42 Milliarden 567 Millionen 854167 Franc Einnahmen und 43 Milliarden 515 Millionen 11412? Franc Ausgaben anfwetst, mit 465 gegen 125 Stim­men angenommen.

In der Sitzung wurde u. a. bas Gesetz gegen die Kapital­ausfuhr um ein weiteres Jahr verlängert. Poincare erklärte hierzu, daß er persönlich für die Ansfuhrsreiheit unter der Kontrolle der Bank von Frankreich sei. Er ersuchte die Kam- mer, der Negierung freizustellenn, den günstigsten Augen- blick für die Freigabe der Ausfuhr zu wählen. Es handle sich um eine Vertrauensfrage. Die Kammer vertagte sich aus Dienstag, den 26. Dezember.

Tie gläserne Welt

34 Roman von Otfrid v. Han st ein.

Haben Tie schon einen Arzt?"

Ich glaube am besten, wir nehmen ein Automobil und schaffen ihn in Das Sanatorium des Geheimrats Milanius."

Ich komme sofort mit."

Ulrich hat augenscheinlich einen schweren Nervenzusam­menbruch. Er liegt droben auf einen, Tm>an und mim- wert laut vor sich hin. Höloerlin tut der imige Mensch leid. Er ist schwächlich. Er hat sich woht überarbeitet, hat in der Nacht noch den Ruudfunk bedient.

Sie haben recht. Ueberführen Sie ihn sofort zun« Gcheimrat Milanius. Eine Empfehlung von mir. Selbst- verständlich bezahlen die Hölderlinwerke alles."

Ter Sberingenicur hatte das Auto schon bestellt. Zwei Männer nehmen Ulrich auf uno tragen ihn die Treppe Himmler.

Ter Kommerzienrat geht wieder in sein Zimmer. Er will nur Hut und Pelz nehmen und dann in seine Woh­nung hinüber.

Ta siebt er Werner die Treppe hinansstürmcn.

Junge, Inas ist?"

Pater, was hast du getan?"

Ich? Nichts. Ihr ängstigt euch wohl. Ich habe die Nacht hier in diesem Zimmer verbracht, bin eingeschlafeii. Freu dich. Junge, mit mir! Zum erstciimale habe ich geschlafen. Nun sind ja die Sorgen vorüber!"

Ter Sohn starrt ihn an. Er begreift nicht, er versieht nicht. Seine bebende Hand hält die Zeitung, die er ge­kauft. Und der Vater steht da mit ruhigem, lächelndem, zufriedenem Gesicht und spricht von seinem ruhigen Schlaf.

Aber Vater, wie konntest du nur! Es mar doch alles

Kredite für den Frühgemüsebau

TU. Berlin, IS. Dez. Bei Gelegenheit seiner letzten Be- stchtigungSreise durch das Rheinland hat sich der Neichs- mintster für Ernährung und Landwirtschaft, Schiele, u. a. dahtn geäußert, daß die in kurzem zur Verteilung gelan­genden Kredite für die Gärtncreibetriebe auch der Gemüse- uud Obstbauproduktlou dcS NhcinlandeS zugute kämen. Die Uebcrweisung der zu obigem Zwecke im Juni d> I. vom Reiche bereitgestellten Gelder i» Höhe von 5 Millionen Reichsmark an die Länder ist an die Vediugung geknüpft, daß die Länder ihrerseits den gleichen Betrag zur Verfügung stellen. Der Anteil Preußens an dem NelchS- krebit beläuft sich auf rund 3 Millionen Reichsmark. Nach­dem das preußische Staatsministerium sich nunmehr für eine Beteiligung Preußens iu gleicher Höhe ausgesprochen hat, dürften alle Hindernisse überwunden sein uikd die Gelder demnächst zur Ausschüttung gelangen.

Aus den Parteien

Deutschnatlonale Anträge gegen die Auswüchse des Parla­mentarismus.

Von der Deutfchuationaleu BolkSpartei wird mitgeteilt: Die Parteivertretung der Dentschnationalen Volkspartet hatte als Hanptthema die Auseinandersetzung mit der na­mentlich in WirtschaftSkrcisen viel erörterte» Frage der Wirtscha ts- und Ver'assungsreform. Übereinstimmend trat die Ansicht zutage, daß die weitgetrtebeue Ausgabenwirtschaft in Deutschland thren inneren Grund in der widerstandslosen Abhängigkeit der deutschen Regterungen von den allmächtig gewordenen Parlamenten und in dem Mangel einer einheit­lichen Spitze im Reiche habe. Man vertrat einheitlich die Auffassung, daß eine Personalunion zwischen dem vom Volke gewählten Reichs.-.üsidenteu und einem in Preußen neuzn- schaffeuden Staatspräsidenten zu schaffen sei, daß das gleiche bezüglich Reichskanzler und Ministerpräsidenten zu geschehen habe. Dadurch würde die Gewähr dafür geschaffen, baß die Politik in Reich unü Preußen nach den gleichen Richtlinien geführt würde. Die Kabinette mußte» in erster Linie ab­hängig sein vom Vertrauen des Staatsoberhauptes, anstatt von wechselnden Parlamentsmehrheiten. Damit würde die Quelle der fortgesetzten Krisemnacheret verstopft. Endlich wurde einhellig eine weitgehende Selbstbeschränknng der Volksvertretungen derart ge ordert, daß nach englischem Vor­bild Ausgabe, benilligungen nicht zngelaffe« würden, für welche die Regierung nicht die Verantwortung übernimmt. Den unttarischen Einheitsstaat lehnt die Deutschnationale Partei ab. Seine Verwirklichung brächte keine Ersparnisse. Die Selbstverwaltungsvertretungen der Reichsprovtnzcn würden sich in nichts von Länderparlamentcu unterscheiden. So wäre für die Verbilligung nichts gewonnen. Das Reich hatte die Fehlbeträge leichtsinnig wirtschaftender Länder zu tragen, Preußen als Neichsland würde in seiner historischen Größe verfallen. Verhängnisvolle Kleinstaaterei wäre die Folge. Die Deutschnationale BolkSpartei fordert:

Die Alleinherrschaft der Parlamente ist durch Ausbau der verfassungsmäßigen Rechte des Reichspräsidenten und der Staatspräsidenten einzus.hränken. (Berufung und Entlassung der Minister unabhängig von der ParlamentSmehrheit. Ein­spruchsrecht gegen Parlamerttsbeschlüsse.)

Unter dieser Voraussetzung ist der Dualismus von Reich und Preußen dadurch zu überwinden, daß der Reichspräsident zugleich preußischer Staatspräsident.wird. Dann könne» die Ämter des Reichskanzlers und des preußischen Ministerpräsi­denten in einer Hand vereinigt werden. Die besondere Stel­lung der süddeutschen Länder ist zu sichern. Die gesetzgebe­rischen Rechte des Reichsrates sind zu stärken.

Durch bindende Vorschrift muß die Ausgabenbewilltgnng über die Regierungsvorlagen hinaus verhindert werden. Als vorübergehende Notstandsmaßnahme ist der Retchssparkvm-

mtssar zu einer in. ihrer Entstehung und ihrem Bestand« von, Reichstag unabhängigen Kontrollstelle ausznbauen, mit de. Befugnis, die Neichöausgaben nachzuprüfen und bei neue, Ausgabenbewilltgung des Reichstages bestimmend mitzi'- wtrken. Entsprechende Einrichtungen sind für Länder un, Gemeinden zu fordern.

Kleine politische Nachrichten

Stadt und Kreis Heinsberg vcsatzungöfrei. Nach eine Meldung sind die letzte» belgischen Gendarmen, die bisher i- Hetusberg stationiert waren, abberusen worden. Stadt un Kreis Heinsberg sind damit wieder besatzuugSfret geworden Auch für Geilenkirchen besteht die Hoffnung, daß der Ab marsch der dortigen Besatzung bis Weihnachten durchgefüh- tst.

Dte Erhebung -er Neparationsabgabe für Frankreih Zwischen de» französische» Mitgliedern der Reparationskom Mission und dem deutschen Vertreter Jaffe finden zurzei Verhandlungen über eine Abänderung des Systems de 26prozenttgen Abgabe auf die deutsche Einfuhr nach Frank reich statt. Während bisher die Abgabe an der Grenze er hoben wurde, soll für die Zukunft ein ähnliches System ge schaffen werden, wie eS im Verkehr zwischen Deutschland unt England gilt, nämlich direkte Zahlung der Abgabe durch bi deutsche« Exporteure an den Neparationsagenten.

Danzig will an de» deutsch-polnische« Handelsvertrags Verhandlungen teilnehme«. Der Senat der Freien Stad. Danzig hat erneut ein Gesuch an Polen gerichtet, in dem e, die polnische Negierung auffordert, sich grundsätzlich über üst Teilnahme Danzigs an de» deutsch-polnischen HandelSver tragsverhandlungen zu äußern. I» dem Gesuch bittet brr Senat, der Freie» Stadt die erbetenen Informationen über das Ergebnis der früheren und bisherigen deutsch-polnischer Verhandlungen zu gewähren.

Wahlbündnis deutscher und polnischer Sozialisten. Die deutsche sozialdemokratische Arbeiterpartei für Polnisch- Oberschlesien hat auf einer in Kattowitz stattgefundenen Be zirkskonferenz beschlossen, bei den Wahlen für den War­schauer Sejm und Senat mit den polnischen Sozialisier einen Block zu bilden. Der Beschluß wurde mit 58 gegen 22 Stimmen gefaßt.

TktulcScus Reise «ach Berlin. Dte Reise des rumänischer Außenministers Titulescu nach Berlin steht jetzt fest Titu­lescu wird tu den nächsten Tagen vorerst nach Nom unk dann entweder direkt oder über Paris nach Berlin fahren Dieser Reise Titulescus nach Berlin wird große Bedeutune beigemessen. Es wird darauf htngewiesen, daß die zwtschcr Rumänien und Deutschland bestehenden Schwierigkeiten wirtschaftlicher Natur bei dem Berliner Besuch Titulescut beretutat werden sollen.

Litwinow und Lnnatscharski wieder i» Moskau. Nach Meldungen aus Moskau sind dort Litwinow und Lunat- scharski aus Berlin kommend etngetroffen. Sie haben so­gleich «ach ihrer Ankunft Tschitscherin unü dem politischen Büro etngdhend über die Vorgänge in Genf berichtet. Wie verlautet, wurde beschlossen, im Laufe des Dezember keine neue» Schritte zur Annäherung an England zu unterneh- men.

Tschiangkaischek Oberbefehlshaber aller nationalistische,! Armeen. Nach Meldungen aus Schanghai hat Tschiangkai­schek im Verfolg der Verhandlungen zwischen den Führern der Kuomintang den ihm angebotenen Posten als Ober­befehlshaber aller nationalistischen Armeen angenommen Der Vorsitzende der Kuomintang, Nangtschingwat, der enge Beziehungen zu den radikalen Machthabern in Kanton un­terhält, hat sich bereit erklärt, von seinem Posten zurückzu- treten, wenn dadurch die Gegensätze innerhalb der Kuomin­tang vermindert und die angestrebte Einigung beschleunigt werden könnte.

gut. Wie konntest du so zusammenvrecyeu. vcun ,,7.v »Ü die Hölderlinwerfe bankrott."

Ter Puter fährt auf.

Was soll das heisicii. Junge, bist du verrückt?"

Werner braust aus.

Ta lies. Ta steht's in der Zeitung."

Was stehk in der Zeitung?"

Tein wahnsinniges, geradezu frivoles Geständnis."

Welches Geständnis?"

Teine Reoe im Rundfunk."

Was für eine Reoe im Rundfunk. Zniu Tonner- Weller, Junge, gib her. Was steht denn da in dem Wisch?"

Er reißt Werner das Blatt aus der Hand, liest die Sensarionsüberschnft. Starrt auf die Zeilen, sängt an zu zittern und sinkt in den Sessel. Seine Lippen lallen:

Wer Mr wer hat das geschrieben?"

Tu, du hast's in dieser Nacht in den Rundfunk ge­schrieen."

Unsinn, ich habe geschlafen, hier in diesem Sessel ganz fest geschlafen. Habe mich um halb zwölf von Herrn Bernhard« und den anderen verabschiedet. Wir schieden in bester Freundschaft. Tann ging ich noch einmal hier in das Zimmer herauf, weil ich zu nervös war. um gleich drüben mich in das Bett zu legen, und da schlief ich ein."

Nein. Vater, du schliefst lucht em. Ta muß plötzlich eine geistige Störung..

Hölderlin fährt auf.

Junge Junge

Wie ist es sonst ander? mir zu erklären? Tos, was hier steht, hist du. dn selbst in dieser Nacht um halb eins ganz laut in den Rundfunk gerufen. Ich habe heute früh diese Zeitung gekauft. Ich glaubte an irgend ein freches Reportermaiiöver. Ich war auf der Redaktion, man hat mir's gesagt. Ganz laut hast du's in den Rundfunk ge-

7'llsen. Tu, Vater, deine Stimme. Auf allen Zeilunuen ist's ja gehört. Ich war auf sechs Redaktionen. Ueberall ist dasselbe gehört worden. Ich war im Hotel Exzelsior. In allen zweihundert Zimmern hat mitten im Rund- funkkonzert, gleich nach der ersten Nummer, deine Stimme, Vater, hörst du, deine Stimme genau die Worte aus dem Schalltrichter geschrieen. Ein furchtbarer Tumult war in dieser Nacht. Bis morgen früh Versammlung der Aktio­näre. Es ist alles verloren. Jeden Augenblick wird die Staatsanwaltschaft kommen. Vater, Vater, wie war es nur möglich?!"

Totenbleich lehnt der Kommerzienrat ihm gegenüber im Sessel. Seine Glieder zittern, seine Lippen lallen.

Ich, ich, gedacht habe ich? wohl. Gewissensbisst habe ich gehabt, uno in meinen Gedanken mar ich voller Sclbst- voruzürfe, aber gesprochen, heiliger Gott, so wahr ich lebe, ich weiß es genau, ich habe nicht gesprochen, lind wenn ichs gesprochen hätte, ist hier ein Aiisnabmeapparat? Und dieses Zimmer habe ich doch nicht verlassen, ich bin gar nicht oben :m Rundfunk gewesen, weiß nur, daß vorhin der Lcheringenieur mir gemeldet, daß das Konzert pro­grammäßig verlaufen, daß aber Herr Gerlach erkrankt sei. Hätt' ich in den Rundfunk gesprochen, der Tberingenieur. die Musiker hätten es misten müsstn. Herr Gott des Him­mels, warum ist Gerlach jetzt krank. Ich verstehe nicht, ich begreife nicht!"

Tie Tür wird geöffnet und einige Herren treten ein.

Herr Kommerzienrat -Hölderlin?"

Hölderlin versucht aufznstehen. vermag es nicht, st'nr Knie brechen wieder zusammen, und schwer fällt er in den Sessel zurück.

Kriminalkommissar Tr. Heiimüller. Ich habe Sie um verschiedene Aufklärungen zu bitten. Wer ist dieser Herr?"

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