Stuttgart, 18. Juli. Die Volkszählung im nächsten Jahre soll in erweitertem Maßstabe stattfinden, um ein möglichst genaues Abbild der Beoölkerungsoerhältniffe des Deutschen Reiches am Ende des Jahrhunderts zu erhalten. Namentlich aus Natioralitäten und Gprachenverhältniffe soll diesmal mehr Rücksicht genommen werden als 1895.

Cannstatt, 17. Juli. (Korr.) Am heutigen Tage wird hier vom evang. Verein im Lagerhaus ein Volks- kasfeehauS eröffnet werden. Einrichtung und Preise sind dieselben wie in den Stuttgarter Volkskaffeehäusern. Geistige Getränke werden nicht verabfolgt.

Zur Reichstagswahl im 5. Wahlkreis (Eßlingen, Kirchheim, Nürtingen, Urach). Als Kandidat für die be­vorstehende Ersatzwahl im 5. Wahlkreis ist seitens der Deutschen Partei wiederum Reichsgerichtsrat a. D. v. Geß ausgestellt worden. Es war selbstverständlich, daß sich, als das Mandat des Wahlkreises in Erledigung kam, die Augen sofort wieder auf ihn richteten. Nun machte Herr v. Geß geltend, daß er es mit seiner Auffassung von der Stellung eines Abgeordneten und auch mit seinen sonstigen Arbeiten, insbesondere für den Landtag, nicht vereinbaren könnte, jetzt noch einmal, nachdem er erst vor einem Jahre sich den Wählern der vier Oberämter nach Möglichkeit per­sönlich vorgestellt habe, auf ausgedehnten Wahlreisen um die Stimmen der Wähler zu werben, daß er also persön­lich in die Agitationen nicht rintreten könne. Obwohl die hieraus entspringenden Schwierigkeiten für die Durchführung deS Wahlkampfs nicht verkanm wurden, hat gestern im Gasthof zum Waldhorn in Plochingen eine Wahlkreisver­sammlung der Deutschen Partei, im Vertrauen auf den guten Klang des Namens Geß im Vaterland«, demnach beschlossen, Herrn v. Geß zu bitten, die Kandidatur für den 5. Wahlkreis onzunehmen, auch unter der Voraus­setzung, daß er in keinerlei Weise persönlich in die Wahl­agitation eintrete. Einer sofort an ihn abgesandten Depu­tation von Vertretern der 4 Bezirke hat daraufhin Herr v. Geß erfreulicherweise eine zusagende Antwort gegeben.

Oberndorf, 15. Juli. Wir werden um Veröffent­lichung des Nachstehenden ersucht: Eine bittere Enttäuschung steht dem württ. Beamtenstand bevor: Die bisher allseits geteilte Hoffnung, daß die weitere Erhebung des drückenden Biertelsabzugs für die Penfionskaffe im Hinblick auf den für das übernächste Jahr in Aussicht stehenden gänzlichen Wegfall der Penstonskaffenbeiträge von jetzt ab, hauptsäch­lich soweit es sich um die jetzt eintretenden Gehaltsvor­rückungen handelt, unterbleiben werde, ist durch das, was neuestrns aus der Kammer der Abgeordneten verlautet, ganz wesentlich hrrabgestimmt worden. Die Finanzkommis- fion der Abgeordnetenkammer hat nämlich, wie aufs be­stimmteste verlautet, beschlossen, die zahlreichen, ihr vorliegen, den Wünsche und Eingaben in dieser Frage in der laufenden Session nicht mehr zur Erledigung zu bringen. Ueber die Bedeutung dieses Beschlusses kann man nicht wohl im Zweifel sein. Bei dieser Sachlage erübrigt den beteiligten Beamten nun nichts anderes mehr, als ihre dringliche Bitte um Verschonung mit der nochmaligen Entrichtung des drücken­den Eintrittsgelds, dessen die Penfionskaffen bei ihrem be­deutenden Grundflocksvermögen in den nächsten 2 Jahren wohl entbehren können, in letzter Stunde nochmals ver­trauensvoll an die K. Staatsregierung zu richten. Möge sie daS feste Vertrauen ihrer Beauuen durch eine wohlwollende und thatkräftige Entschließung belohnen ! ES wäre in der That für die beteiligten Beamten die bitterste Enttäuschung, wenn sie auch von dort aus nichts zu erhoffen hätten für ihre Bitte, deren Erfüllmg keinerlei Belastung der Staats­kasse bedeuten würde. (Schw. B.)

Heilbronn, 17. Juli. (Korr.) Bei prächtigem Wetter nahm dos 17. Württ. Landesschießen gestern seinen Anfang. Eingeleitet wurde der erste Festtag und damit das gesamte Fest durch Tagwache und Böllerschießen. Um 10'/» Uhr vormittags fand die Uebergabe der Bundes­fahne im Aktiengarten statt, woran sich Frühschoppen und Konzert schloffen. Gegen 1 Uhr bewegte sich ein prächtiger Festzug durch die reichbeflaggten Straßen der Stadt. Die Spitze desselben bildete eine Abteilung Radfahrer, sowie ein Herold, Fahnenträger und Fahnenjunker in reicher altdeutscher Tracht, sämtliche beritten. In dem an­schließenden Zug, der nur von Wagen gebildet wurde, waren verschiedene Frstgruppen bemerkbar, soKäthchen und Echützrnliesel", der Zwiebelwagen der Eßlinger Schützen, Feflwagen der Rudrrergesellschast u. a. m., die alle von der ungeheuren Zuschauer menge mit lebhaften Zurufen be­grüßt wurden. Nachmittags herrschte auf dem Festplatze, dem prächtigen Heim der hiesigen Schützengilde, ein volks- festart gls Leben und Treiben, das fich biS tief in die Nacht ausdehnte. In der Echützerchalle aber traten erstmals die Srtützen in den Konkurrenzkampf um die ersten Becher, wobei sich je einen solchen auf Feld- bezw. Standscheibe die Herren WilfordEßlingen und DollOberndors erschaffen.

Ulm, 15. Juli. (Korr.) Dr. mrd. Hartmann hier hat die frühere Zippelin'sche Billa am westlichen Michel­berg um 65000 gekauft und wird in derselben eine Heilanstalt für Hautkrankheiten einrichtrn. Die mit den verschiedensten Bädern eingerichtete Anstalt soll am 15. Aug. eröffnet werden.

München, 17. Juli. Gelegentlich der Einweihung des Friedens-Denkmals, welche in Gegenwart des Prinz­regenten, des Hofes sowie der diplomatischen Vertretung stattfand, hielt Bürgermeister Borscht an den Prinzregenten eine scharfbemerkte nationale Ansprache, in welcher Redner betonte, daß Bayern sich unter den Segnungen deS geei­nigten Deutschland wohl fühle. Daß es immer so bleiben möge, sei der Wunsch aller Deutschen. Der Prinzregent

antwortete, er hoffe, daß der Friede Deutschland erhalten werde und wir seine Segnungen auch ferner genießen werden.

Gießen. 14. Juli. Gymnafialdirektor und Oberschul­rat Prof. Dr. Schiller hatte in den letzten Wochen die hessischen Schulzustände in verschiedenen Artikeln derFrkf. Ztg." einer eingehenden Kritik unterzogen. Er ist unter­dessen pensioniert und es ist ein Disziplinarverfahren gegen ihn eröffnet worden. Nach einer Meldung derFrkf. Z." hat sich der Rektor der Landesuniversität, einer Einladung des Staatsministers Rothe folgend, mit drei Dekanen zu einer Besprechung der erfolgten Pensionierung des Geh. Oberschulrais Prof. Dr. Schiller am Mittwoch nachmittag nach Darmstadt begeben.

Mainz, 15 Juli. Der Ausschuß der Ersten Kammer ist dem Beschluß der Zweiten Kammer auf Einführung einer Junggesellensteuer nicht beigetreten.

Barmen, 15. Juli. Der XI. deutsche evange lische Schulkongreß wird vom 4.-6. Okt. hier tagen. ES hat sich bereits ein Orlskomite gebildet.

Bochum, 15. Juli. Auf der ZecheRecklinghausen I" wird mit Aufbietung aller Kräfte gearbeitet, um zu den bis jetzt noch vermißten 4 Knappen vorzudringen. Durch den gewaltigen Gesttinbruch gehen die Arbeiten sehr lang­sam vorwärts, doch hofft man noch heute Gewißheit über daS Schicksal der Eingeschloffenen zu erhalten. Man hofft, daß die Knappen noch leben und ohne Ausweg eingeschloffe» find. Von den verletzt im Krankenhaus liegenden ist noch keiner gestorben. Es besteht die Hoffnung, daß alle am Leben bleiben werden.

Berlin, 18. Juli. Der Präsident der Deutschen Ko- lonialgesellschast hat dem Vorstande des VereinsFrauen­wohl" in Berlin, der sich an ihn wegen der Uebersiedelung deutscher Mädchen und Frauen nach Südwestafrika gewandt hatte, ein die angebotene Mitwirkung des Vereins zurück­weisendes Schreiben zugehen lassen, in dem es heißt:Die Kolonialgesellschast stellt die Mittel zur Verfügung, welche zur Ueberführung von Mädchen nach Südwestafrika er­forderlich sind. Die Beihilfe wird nur unter der Voraus­setzung erteilt, daß eS sich um Uebersahrt entweder von Bräuten, deren Verlobte in Südwestafrika weilen, oder um solche Mädchen handelt, denen eine bestimmte Dienststellung in einer Familie zugkwiesen werden kann. Bis jetzt haben sich derartige Stellen nur für Dienstmädchen dargeboten. Sobald angemessene Stellungen auch für Mädchen gebil­deter Stände ermittelt werden sollten, würde kein Hindernis bestehen, auch diesen in gleicher Weise behilflich zu sein. Für eine gesicherte Uebersahrt der Mädchen ist in allen Fällen Sorge getragen worden."

-j- Berlin, 18. Juli. Der jetzt veröffentlichte Ent­wurf eines Reichsgesetzes betr. das Urheberrecht bei Werken der Litteratur und Tonkunst enthält namentlich in Bezug auf Nachdruck oder Abdruck wesentliche Neuerungen gegen­über den bisher geltenden bezüglichen gesetzlichen Bestimm­ungen. Der Entwurf schützt das Urheberrecht nicht nur gegen einfachen Abdruck, sondern auch gegen jede ohne Einwilligung des Urhebers erfolgende Aenderung. Ganz neu ist das Verbot, solche Privatbriefe, Tagebücher oder persönliche Aufzeichnungen anderer Art, an denen ein ge­schütztes Urheberrecht nicht besteht, und die noch nicht er­laubter Weise veröffentlicht worden sind, wörtlich oder dem Inhalte nach unbefugt öffentlich mitzuteilen; doch finden bestimmte Ausnahmen von diesem Verbot statt. Hervorzu­heben ist ferner, daß der Abdruck aus Zeitungen künftig nur noch unter Vorcussetzung der deutlichen Quellenangabe geschehen darf. Auch abgesehen von Zeitungen, wird bei Benutzung fremder Werte die deutliche Bezeichnung der Quelle gefordert, so bei novellistischen Erzeugnissen, Reise­berichten, Schilderungen von Erlebnissen, feuilletonistischen Plaudereien u. s. w.

Mit dem Besuch Kaiser Wilhelms auf dem fran­zösischen Schulschiff beschäftigt sich die ausländische Preffe immer noch sehr angelegentlich. In den politischen Kreisen Londons erregt lautM. A. Ztg." ein Artikel des früheren französischen Ministers Rambaud großes Aufsehen; dieser erklärt, es sei unmöglich, die Bedeutung der Vor­gänge in Bergen zu verkennen. Kaiser Wilhelm II. sei klar darüber, daß die Differenz wegen der französischen Ost­grenze Frankreich und Deutschland nicht vergessen machen sollte, daß beide vitale gemeinsame Interessen außerhalb Europas hätten, von denen einzelne sogar von Rußland geteilt würden. Die drei Mächte könnten einzeln gegen Großbritanniens maritime Ueberlegenheit nichts ausrichten, vereint aber seien sie auch zur See stark genug.Wären wir früher einsichtig gewesen," schreibt Rambaud. sowäre Faschoda vermieden worden; find wir jetzt einsichtig, so wird die Vernichtung Transvaals verhindert. Des Kaisers Besuch an Bord derIphigenie" wird vielleicht dazu bei­tragen, daß England feine Forderungen in Südafrika er­mäßigt." Von den Aeußerungen der russischen Preffe ist besonders noch die freundliche Auslassung derNowosti" zu erwähnen:Eine solche Handlungsweise des Herrschers des mächtigen Militärstaates kann nicht durch Furcht vor den Streitkrästen Frankreichs erklärt werden. Eine der­artige Furcht kann nicht in einem Manne wohnen, der durch einen Wink seiner Hand in 24 Stunden eine Armee von 2 Millionen kriegsbereit machen kann. Nein, Kaiser Wilhelm ist ein aufrichtiger Anhänger des Friedens und darin besteht das ganze Geheimnis feiner französischen Po­litik. Er weiß es sehr gut, daß selbst ein siegreicher Krieg ein unaustilgbares Elend für Deutschland wäre. Anderer­seits hat er sein Wort gegeben, Deutschland so zu erhalten, wie er es von seinem Vater und Großvater überkommen. Deutschlands Kolonien will er erweitern, in Europa aber den Status yuo aufrechterhaltrn."

Ueber die Schwarzwälder in London schreibt man nach demHochwächter" aus London, 11. Juli. Ja ge» rügender Zahl versammelten sich die Mitglieder deS Schwär z. wälderoereins mit ihren Frauen, Töchtern und Freunden den letzten Sonntag, den 9. Juli, in Liverpool Str eet Station, um ihren alljährlichen gemeinsamen Ausflug ab­zuhalten. Durch Vereinsbeschluß ging diesmal die Fahrt nach dem etwa 30 englische Meilen von London entfernten Southend on Sea, welches gegen halb 12 Uhr in bester Laune erreicht wurde. Nachdem Stadt, Meeresstrand und andere Sehenswürdigkeiten einer näheren Prüfung unter­zogen waren, vereinigten sich die Teilnehmer mittags im Hotel London. Als das Essen beendet, kamen die Ver­gnügungsfahrten zur Geltung. Viele machten in kleineren Gesellschaften Land- und Wafferpartien und andere bestiegen die elektrische Bahn, welche auf dem bekannten langen Pier eine halbe Stunde weit ins Meer hinaus gebaut ist und hin- und hersährt. Erwähnt sei noch, daß der Schwarz­wälderverein hier aus Kaffe und freiwilligen Beiträgen die schöne Summe von bereits 2000 Mark für die Brandver­unglückten von St. Peter zusammengebracht hat, ein gewiß schöner Beweis aufrichtigen Angedenkens an unser schönes teures Heimatland.

A«Lla«d.

Rom, 15. Juli. Vierzig der bei den Revolten auf Tivoli verhafteten Ausständigen brachen aus ihren Zellen aus, zerstörten die Thüren, bewaffneten sich mit Holzstücken und schlugen die machtlosen Wächter nieder. Gleichzeitig verbarrikadirten sich die gefangenen Kranken in der Kranken­abteilung mit Betten, Tischen und Stühlen. Die Kara- bineri stellten nur mit großer Mühe die Ordnung wieder her. Sämtliches Inventar des neuen Gefängnisses wurde zerstört. Mehrere Wärter find schwer verwundet.

Petersburg, 17. Juli. Die Kaifer-Wittwe ist mit dem Großfürsten Michael Alexandrowitsch und den Groß­fürstinnen Xenia und Olga Atexirndrowna, sowie dem Ge­neral-Admiral Großfürst Alexis und dem Großfürsten Alexander Michailowitsch nach Batum abgereist. Heute begiebt sich die Schwarze Meer-Flotte nach Nowordszisk und von dort nach Batum. wo das PanzerschiffGeorg Probjedonoszew" die sterblichen Ueberrrste des verstorbenen Großfürsten-Thronfolger Georg an Bord nimmt.

Aus Petersburg wird geschrieben: Mit dem in Rußland üblichen Pomp ist das nicht allzu willkommene dritte Töchterlein des Zarenpaars getauft worden. Die feierliche Zeremonie fand in Peterhof statt. In einer reich vergoldeten, von 6 schneeweißen Pferden gezogenen Staats- karosse machte die winzige Großfürstin die Fahrt von dem von der kaiserl. Familie bewohnten Palast in Peterhof zu demGroßen Palast". Die Taufprozesston wurde von einer großen Anzahl von Hofbeamten in goldgestickter Kleidung zur Prioatkapelle geführt. Dicht hinter dem Zug schritten der Zar und die Kaiserin-Witwe. Bei russischen Taufen ist die Mutter des Kindes niemals anwesend und selbst die Mutter des Kaisers mußte sich, nachdem sie den Segen des Geistlichen empfangen hatte, für die Dauer des Taufaktes in ihre Privatgemächer zurückziehen. Der Erz­bischof von Petersburg leitete den Gottesdienst am Altar, aber einer russischen Titte gemäß, nach der die hohe Geist­lichkeit davon ausgeschloffen ist, die Taufhandlung zu voll- ziehen, wurde das Zarenbaby von dem kaiserl. Privatkaplan in den Schooß der griechisch-kathol. Kirche ausgenommen. In dem Augenblick, da dies geschehen war. donnerte eine aus hundert und einem Schuß bestehende Salve durch den Park des Schlaffes. Darauf kehrte die Kaiserin-Mutter in die Kapelle zurück, und dem kleinen Täufling, der die Namen Marie Dikolajemna erhalten hat, wurde das Ehrenabzeichen des heiligen Katharinen-OcdenS verliehen. Zu den Taufpaten gehörten außer der Zarin-Witwe Prinz Georg von Griechen­land und Prinz Heinrich von Hessen.

Der Tod des Großfürsten Georg ist, wie jetzt bekannt wird, bei einer Radfahrt auf offener Landstraße erfolgt. Nach einem Telegramm aus Petersburg veröffent­licht heute der dortige Regierungsbote darüber folgende Einzelheiten: Am 28. Juni (alten Stils) 9 Uhr vormittags unternahm der Großfürst-Thronfolger auf einem Benzin- motor-Fahrrad von Abbas-Tuman aus eine Spazierfahrt. Nachdem der Thronfolger in sehr schneller Fahrt 2 Werft zurückgelegt hatte, kehrte er um. Eine des WegeS kommende Bäuerin bemerkte, wie der Großfürst beim Ümkehren die Fahrt verlangsamte und Blut spie. Gleich darauf hielt der Großfürst an, und die Bäuerin sah, daß er beim Herab steigen vom Rade wankte. Sie eilte hinzu, stützte den Thronfolger und fragte ihn:Was ist Ihnen?" Dieser erwiderte:Nichts." Als die Bäuerin ihm darauf Wasser anbot, winkte er zustimmend mit der Hand. Do- rauf ließ die Bäuerin den Thronfolger behutsam zur Erde nieder und benetzte ihm Schläfe und Mund mit Wasser. Friedlich und schmerzlos verschied sodann der Großfürst. Die sterblichen Ueberreste wurden in das Palais gebracht; die Stelle, wo der Thronfolger starb, ist umfriedet worden.

Belgrad. 14. Juli. Belgrad steht unter dem Ein­druck des Standgerichts, welches bei den in Serbien be- liebten Denuncialionen leicht jemand droht. Gegen ein Urteil des Standgerichts giebt es keine Einsprache. Das Urteil wird der Polizei sofort mitgeteilt, die dasselbe inner- halb 24 Stunden vollzieht. Die bisherigen Ergebnisse der Untersuchung sollen klar beweisen, daß es den Verschwörern darum zu thun war, durch Ermordung Milans eine Re­volution in Serbien hervorzurufen. Das amtliche Poli­zeiblatt bringt zu der genauen Personalbeschreibung Knezse- vics' dessen Bild als schwergefeffelten Gefangenen. Er wird als geborener Bosnier geschildert, ist 26 Jahre alt.