ufstrebende Fremdenstadt werden wird. DaS neue Re- taurant erhielt bei dem gestern Abend gehaltenen Richtfest, rei dem Zimmermeister Schittenhelm einen von Lehrer Dieterle verfaßten poetischen Zimmerspruch zur Verlesung brachte, den NamenWaldlust".

Liebenzell, 14. Juli. Vorgestern trafen auf einer Ka- vallerieübungsreise, von Vaihingen a. E. kommend, 14 Offiziere, darunter Herzog Ulrich von Württemberg, unter Leitung des Gen.-Majois Prinz Reuß hier ein. Die Offi­ziere Degen teils in den beiden Badhotels, teils in den Gasthöfen z. Ochsen, Hirsch und Sonne ab, wo sie bis zum andern Tag verweilten. Zu Ehren der Gäste ließ die Stadt während d«S Diners im Untern Bad durch die Stadt­kapelle spielen.

Wildbad, 14. Juli. Dem Reichskanzler Fürsten zu Hohenlohe wurde gestern von den Kurgästen und den Einwohnern eine Ovation dargebracht.

Stuttgart, 15. Juli. Die streikenden Möbelarbeiter begannen heute Vormittag die Beratungen über die Vor­schläge der Unterhandlungskommission. Es wurde beschlossen, daß die Arbeiter der Firma Rall u. Gerber, etwa 180 an der Zahl, am 17. Juli die Arbeit wiederaufnehmen sollen unter den auf dem Rathaus stipulierten Bedingungen mit der Modifikation, daß der neunstündige Arbeitstag sofort in Kraft treten solle.

Cannstatt. 14. Juli. (Korr.) Von einem so großen Ueberfluß an Wohnungen, wie in letzter Zeit zu lesen war, ist hier nichts zu verspüren. Nicht etwa 100, sondern nur 59 Wohnungen mir zusammen 158 Zimmern stehen hier leer. Man hätte bei dieser Sachlage eher Grund von einem großen Wohnungsmangel zu sprechen. Schon die hiesigen Mietpreise weisen auf diesen Mangel hin. Seit einigen Tagen ist der Verkehr mit Stuttgart wieder ange­nehmer geworden, nachdem der Geleiseumbau durch den Rosensteintunnel, der ein volles Vierteljahr dauerte, beendigt ist. Die kleinen Unregelmäßigkeiten in der Zugsabfertigung haben damit ausgehört.

Cannstatt, 14. Juli. (Korr.) Der Bahnhofplatz hier wird gleich dem Schloßplatz in Stuttgart den Haupt­halteplatz der Straßenbahn abgeben. Bei schlechtem Wetter ist dieser Platz aber kaum passierbar, außer über die ge­pflasterten Gurten. Um einen festeren Untergrund zu ge­winnen. wird gegenwärtig ein solcher von Steinen herge- gestellt.

Kirchheim u. T., 14. Juli. Unsere Schreiner und Wagnermeister haben sich organisiert. Durch Aufstellung einer gemeinsamen Preisskala und gegenseitiger Solidarität suchen dieselben ihre wirtschaftliche Lage zu verbessern und schädigende Konkurrenzeinflüffe zu beseitigen, was gewiß im Interesse der Gewerbetreibenden zu begrüßen ist. Sämtliche Wagnermeister des Bezirks find zu einer Innung zusammen­getreten.

Heilbronn, 15. Juli. Zur großen Freude der Schützen des ganzen Landes hat Se. Maj. der König von Württemberg zum XVII. württ. Landesschießen in Heil- bronn einen prachtvollen silbernen Pokal als Ehrenpreis gestiftet, der den ersten Preis aus der FeldfestscheibeWürt­temberg" bilden wird, während die Stadt Heilbronn einen sehr schönen silbernen Pokal im Wert von 300 Mk. als ersten Preis auf die StandscheibeHeilbronn" gespendet hat. Auch sonst sind viele Ehrengaben eingelaufen. Die Schützengäste haben sich zahlreich angemeldet, so daß das Fest ein glänzendes zu werden verspricht. Auch von hier aus ist alles geschehen, um den Gästen den Aufenthalt zu einem angenehmen zu gestalten. Am Sonntag den 16. d. M. nach Uebergabe der Bundesfahne findet ein Wagen- Umzug durch die Stadt statt, der großartig zu werden ver­spricht. Obwohl das prächtig, hart an der Bahn nach Eppingen gelegene Schützenheim Sonnenbrunnen nur 1 Viertelstunde vom Bahnhof entfernt liegt, hat die Schützen­bilde doch von der Generaldirektion der Staatseisenbahnen rn entgegenkommender Weise die Zusage erhalten, daß über die 3 Festtage zwischen dem Havptbahvhof und dem Eonnen- brunnen in kurzen Zlilabständen Exirozüge geführt werden. Die Fahrt kostet 10 Pfg. Das Emtrittsgeld auf den Fest, platz ist billig gestellt und an Unterhaltung wird es nicht fehlen, so daß alle Besucher des Frsts, auch Nichtschützen, befriedigt sein werden. Die Getränke stehen unter der Kont- rolle einer sachverständigen Wirtschaftskommission, die nament­lich mit den Feftweinen einen guten Griff gethan haben soll. Eine reich illustrierte Festzeitung wird erscheinen und wesentlich zur Unterhaltung beitragen. Dieselbe enthält auch Programm, Ehrenpreise und Schießbestimmungen und ist zum Preis von 20 Pfg. von Otto Weber hier zu be­ziehen.

Lichtenstern, 14. Juli. (Korr.) Gestern feierte die hiesige Kinderrettungs- und Schullehrerbildungsanstalt ihre 63. Jahresfeier. Infolge der herrlichen Witterung war der Besuch aus Nah und Fern ein sehr zahlreicher. Als Redner traten vormittags Dekan Dr. Bauer-Weinsberg und Ttadtpfarrer Dr. Wurster-Heilbronn auf. Den Jahres­bericht erstattete Inspektor Schlüter. Zwischen die Reden und Gebete waren passende Gemeindegesänge und Chöre des Anstaltschores eingeschaltet. Nachmittags hielt Ober­lehrer Dietrich-Stuttgart eine Ansprache. Die darauf fol­gende Liturgie brachte einige trefflich vorgetragene Chöre deS unter der Leitung von Schullehrer Eichelin (Hölzern) stehenden Anstaltschors zu Gehör. Den Schluß machte eine Rede von Pfarrer Weißer-Dürrenzimmern. Angesichts der bewundertswerten Ausdauer, mit der die ca. 2000 Zuhörer in der Festhalle den Ansprachen folgten, steht zu hassen, daß dasKlosterfest", wie die Jahresfeier in hiesiger Umgegend allgemein heißt, auch Heuer wieder reichen geist­lichen Segen den Festbesuchern gebracht hat.

Großes Internationales Rennen in Biberach an der Riß (Württ.) Vorläufige Mitteilung. In Biberach, der Centrale des Oberschwädischen Radfahrer-Gaues, soll einem jüngsten Beschlüsse zufolge am 13. August ds. Js. ein großes internationales Rennen veranstaltet werden. Ist Biberach schon seiner geographischen Lage und seiner in weitem Umkreis günstigen Terrainoerhältniffe wegen zu einer sportlichen Veranstaltung ersten Ranges berufen, so fällt noch besonders der Umstand für diese Stadt in die Wagschale, daß sie eine in Süddeutschland in Umfang und praktischer Einrichtung einzig dastehende Radfahrhalle und Rennbahn besitzt. Die Radfahrhalle hat ca. 350 gm Bodenfläche, 12 m Höhe, die Rennbahn kreist mit 350 m. Mit dem Etablissement ist ein eigens hiefür eingerichteter ständiger Gastwirtschastsbetrieb verbunden. Nirgends in schwäbischen Landen wird das Fahrrad relativ so schnell und so zahlreich die Gunst der städtischen nicht nur, sondern auch der in Oberschwaben vorhandenen wohlhabenden länd­lichen Bevölkerung sich errungen haben, wie eben hier. Ohne diese Thatsache wäre die Existenz des eigenen großen Radsahr-EtablifsementS nicht möglich. Groß angelegt wer­den kann demnach das Sportfest ohne weiteres und inter­national macht es die Nachbarschaft der Bodensee-User­staaten Baden, Bayern, Oesterreich und Schweiz, denn die blühende« Uferstädte dieser Länder werden ihre Radfahrer zu uns senden und sie werden das Contingent der württ. Radfahrer verstärken, die sich gewiß so zahlreich wie nie zuvor einfinden. Die Rennleitung hofft dies um so zuver­sichtlicher, als bei diesem Anlasse u. a. die Meisterschaft von Oberschwaben herausgefahren werden soll, wodurch die ganze Veranstaltung ein erhöhtes sportliches Interesse ge­winnt. Das Arrangement liegt in sportskundigen Händen und es find die Vorarbeiten bereits im Gange. Möge das mühevolle, aber schöne Werk, dem gewiß auch die Feststadt ihre materielle Unterstützung leiht, in allweg gelingen. Mit diesem Wunsch ein kräftigAll Heil!"

Von der bad. Grenze, 15. Juli. (Korr.) In Heidel­berg starb gestern an den Folgen einer Operation Herr Medizinalrat Gißler aus Pforzheim. Der Verstorbene war ein Mann vom echten Schrot und Korn und genoß weit über die Grenzen des Bezirks Pforzheim hinaus allgemeine Anerkennung und Hochachtung. Annähernd 40 Jahre be­kleidete Gißler die Stelle eines Chefarztes des hiesigen Krankenhauses. Seitens des Großherzoglichen Paares wurde er verschiedene Male ausgezeichnet. In der letzten Zeit zog die Großherzogin immer Erkundigungen über das Be­finden Gißlers ein, u. a. war er auch Ritter des Zähringer Löwenordens.

Frankfurt a. M., 13. Juli. In Kreuznach ist heute der Regierungspräsident Frhr. v. Hoeoel zur Untersuchung der Krawalle gegen die Polizei eingetroffen.

Berlin, 14. Juli. Aus London wird gemeldet: Die Königin erklärte, keinen Transvaal- Krieg zuzulassen.

Kiel. 14. Juli. Der in Westamerika stationirte Kreuzer Geier", Kommandant Korvettenkapitän Jakobsen, befindet sich in Befolgung seiner Segelordre aus der Fahrt nach Guatemala, um, wie in Marinekreisen versichert wird, dort an einer Flottendemonstration teilzunehmen, die zu Gunsten der auswärtigen Gläubiger von Guatemala angc- ordnet worden ist. _

Ä*rla«d.

Wien, 14. Juli. Heute wurden die Versuche mit drahtloser Telegraphie im Militär-Luftballon wiederholt. Um 8 Uhr früh stieg der BallonAdler" mit Offizieren auf. Es find alle Maßregeln getroffen, einen Erfolg zu sichern; das Resultat wird indes erst heute abend bekannt werden. ES muß jedoch gleich gesagr werden, daß. so wünschenswert es wäre, vom Ballon Nachrichten zu erhalten, da ja die Militärballons allein zu Recognoszirungszwecken verwendet werden, davon einstweilen keine Rede sein kann. Der Aufgabeapparat ist viel zu schwer und empfindlich, um in einem Ballon untergebracht zu werden. Der Aus­gabe-Apparat blieb denn auch unten, dessen Leitung wurde aber durch den Fesselballon 150 nr hoch gehoben und hing dann 20 m lang aus dem Fesselballon in freier Luft. Der Freiballon, in dem sich die Offiziere und der Aufnahme- Apparat befinden, läßt ebenfalls ein 20 m langes Ende Draht herunterhängen. Der Freiballon wurde in nord­westlicher Richtung, die Donau hinauf, getrieben. Professor Tuma von der Wiener Universität leitet die Versuche bei der Aufgabestation. Die Ausnahme der Zeichen erfolgt wie beim Morseapparat durch Papierstreifen, auf welchen Striche und Punkte erscheinen. Beim Aufsleigen gaben die Luftschiffer mit Fahnen Signale, daß sie die Zeichen richtig erhalten haben.

Wien, 15. Juli. Die Kronprinzessin-Witwe weilt mit ihrer Tochter Elisabeth seil vorgestern in Gmunden bei der Herzogin von Cumberland zu Besuch. Es wird versichert, daß der Besuch stattfand, um der jugendlichen Prinzessin Elisabeth die Gelegenheit zu geben, mit dem Herzog Robert von Württemberg, der bei seinen Eltern in Altmünster weilt, besser bekannt zu werden, da zwischen den Eltern beider eine Heirat verabredet ist. Herzog Robert ist der jüngere Sohn deS Herzogs Albreckt, ein Enkel des Erzherzogs Albrecht. Obwohl die Prinzessin erst im September 17 Jahre alt wird, hat die Nachricht viel Wahrscheinliches für sich, weil die Kronprinzessin sich schwer in die Rolle der Mutter einer er­wachsenen Tochter findet, und diese bald verheiraten möchte.

Pest, 13. Juli. Ein fürchterlicher Fall von Tortur, der an die schauderhaften Folterungen im Gefängnis von Montjuich (Barcelona) gemahnt, hat sich im Komorner Komitat zugetragen. Aus dem Gemeindehause in Mocsa waren im Noo. v. I. mehrere 1000 fl. abhanden gekommen.

Des Diebstahls verdächtig wurden gleich ein Dutzend Ein­wohner in Hast genommen und. da sie ihre Unschuld beteuerten, vom Stuhlrichter Szabo. dem Komitatsbuchhalter Molnar und den Gemeindeorganen Göbel und Czunyi grausam gemartert, um Geständnisse von ihnen zu erpressen. Die Peinigungen bestanden in Krummschließen, Prügeln auf die nackten Sohlen, Entzünden von Spiritus unter den Sohlen, Aufhängen an den gefesselten Händen, in Messer­stichen unter die Fingernägel. Mehrere Häftlinge wurden 5 und 6 Tage ohne Speise und ohne Trank gelassen. In seinen Qualen, die anzuschauen seine Frau gezwungen wurde, bekannte einer der Gemarterten den Diebstahl, den er gar nicht begangen hatte, ein. Als die Beamten beim Prügeln eines Häftlings müde wurden, mußte dessen Frau weiter­prügeln. Von den Gefolterten wurden schließlich 6, da­runter ein Weib, der Staatsanwaltschaft mit dem Bemerken übergeben, daß sie ein umfassendes Geständnis abgelegt hätten. Bald darauf kam alles an den Tag. da sich der Dieb, der Schmiedmeister Toth, meldete und das Gestoh- lene ersetzte. Die Beamten leugneten die Folterungen, allein der Gerichtshof stellte sie auf Grund der überein­stimmenden Zeugenaussagen und des gerichtsärztlichen Be- fundes unter Anklage. Ihrer Stellen indes wurden sie, obschon die Greuelthaten schon monatelang im Komitat be­kannt waren, erst vorgestern enthoben. Im ungar. Abge­ordnetenhaus erregte der Torturfall die größte Entrüstung, und der Interpellant meinte, der Stuhlrichter Szabo ver­diene, mit Stöcken totgeschlagen zu werden. Der Minister­präsident Szell erwiderte, er kenne die Angelegenheit erst seit gestern und er werde nicht nur Jene treffen, die sich gegen Menschlichkeit und Gesetz vergangen, sondern auch alle Jene, denen ein Versäumnis zur Last falle.

Budapest, 13. Juli. Der peinliche Eindruck über die bekannten Folterungen im Comorner Comitat steigert sich, da jetzt bekannt wird, daß die Oberbehörde hiervon schon im Frühjahr Kenntnis hatte. Sie unterließ jedoch jedes Einschreiten, und der Obergespan wollte von der Amtsenthebung der schuldigen Beamten nichts wissen. Er wurde jedoch in einer Sitzung des Verwaltungsausschusses übereinstimmt; erst hieraus wurde die Untersuchung einge­leitet.

Das französische Nationalfest mit seinen Truppen - revuen ist in ganz Frankreich programmmäßig und ohne störende Zwischenfälle verlaufen. Nur in Lille, wo die Erregung über die Freisprechung des Pater Flaminia- nus sich noch nicht gelegt hat, gab es Unruhen. Die große Pariser Parade fand auf dem Felde von Longchamps statt; dort waren der Präsident Loubet und der Kriegsminister Gallifet zugegen, die Helden des Tages aber waren die Sudanesen Major Marchands. Wie bescheiden sind die Pariser geworden! Dir öffentlichen Gebäude und viele Pri­vathäuser hatten geflaggt. DöroulLde, Marcel und Hadert legten, gefolgt von einigen 100 Mitgliedern der Patrioten­liga, an der Statue Ser Stadt Straßburg den üblichen Kranz nieder, wobei Hochrufe auf die Armee, die Republik und Döroulöde laut wurden. Das gehört nun einmal so zum Repertoire des Tages. Die politische Bedeutung dieser jährlichen Demonstration für die Revanche schwindet in dem Maße, als die Franzosen selbst sich äußerlich und innerlich davon abkehren. Einen Privatsport von ein paar Dutzend Döroulöden zu stören hat man keinen Anlaß.

Wie dem Petit Parisien aus Lille gemeldet wird, nahmen die Kundgebungen, welche infolge der Freilassung des Fraters Flamidien entstanden waren, am Mittwoch abend einen ernsteren Karakter an. Die Fenster der Kirche Saint Catherine wurden eingeworfen. Auf das Waisen­haus St. Vincent de Paul wurden Steine geschleudert. Die Polizei mußte mit gezogenem Säbel aus die 34000 Mann starken Manifestanten einhauen. Vor dem Bruder- Pensionat wurden die Polizisten mit Flaschen und anderen Gegenständen beworfen.

Rom, 12. Juli. General Giletti, der von der fran­zösischen Regierung begnadigt wurde, ist bei seiner Ankunft in Piazsnza aus Befehl des Kriegsministers unter Vorbehalt weiterer Verfügungen in strengsten Arrest abgesührt worden.

Mittwoch abend ging über Brüssel ein schweres Gewitter nieder. Fast alle Fernsprechleitungen, darunter die nach Frankreich und Deutschland, sind gestört.

Petersburg, 13. Juli. Die Zahl der Verbannten in Sibirien beträgt mit Ausschluß der Zwangssträflinge auf Ssachalin augenblicklich 298512. Von diesen sind ca. 50 Prozent auf Grund eines richterlichen Urteils verbannt worden, während die . andere Hälfte auf administrativem Wege verschickt wurde. Wegen lasterhaften Lebenswandels und wegen politischer Verbrechen sind auf Verfügung der zuständigen Autoritäten 1704 Personen verschickt worden. Die erdrückende Mehrzahl besteht aus Personen, die von Bauern- und Kleinbürger-Gemeinden ausgestoßen wurden. Entweder geschah die Ausschließung nach eigenem Dafür­halten oder es wurden bestrafte Subjekte von den Gemein- den nicht wieder ausgenommen. Ein bedeutender Teil der Verbannten ist verschollen, ein anderer vagabundiert. Eine Gruppe der Verbannten ist in Dörfern und Städten an­sässig geworden; ihre Zahl beträgt im Mittel ca. 30 Prozent der Gesamtheit. Die Zahl der Zwangssträflinge in Sibirien und aus Ssachalin beträgt 10 688, von denen 9 713 Männer und 975 Weiber sind. Speziell auf Ssachalin sind 6648 männliche und 696 weibliche Zwangssträflinge interniert.

Belgrad, 14. Juli. Der Attentatsprozeß wird nicht so bald durchgeführt werden. Die Untersuchung dürfte vielmehr länger als einen Monat dauern, weil man alle Verzweigungen des Attentats-Komplots klarlegen will. Von Kragujeoatz kam eine 500 Köpfe starke Glückwunsch- Deputation, darunter viele Radicale. Aus 42 Städten,