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Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

74. Jahrgang.

^ 88 .

Amtliches.

An die

sämtliche« Ortsschulbehörde« des Bezirks.

Nach dem gegenwärtig in der ständischen Beratung befindlichen Gesetzentwurf, betr. die Einkommeasverhältnisse der Bolksschullehrer, sind die Stellengehalte sämtlicher Volks- und Mittelschulstellen neu auszunehmen und dabei die Naturalbesoldungsteile nach dem 10jährigen Durchschnitt ihres wirklichen Ertrags zu berechnen.

Zu diesem Zweck gehen den Ortsschulbehörden höherer Weisung gemäß mit nächster Post je 2 Formulare zur Aufstellung einer Uebersicht über die Stellengehalte der Volksschullehrer nach dem Stande vom 1. April 1899 mit dem Auftrag zu, diese Ueberstchten dem Vordruck entsprechend auszusüllen und biuneu 14 Tage» in doppelter Aus« sertigung als portopflichtige Dienstsache an das K Oberamt einsenden zu wollen.

Nagold, den 7. Juni 1899.

_ K. ge m. Oberamt in Schulsachen.

Bekanntmachung.

Nachdem die Maul« und Klauenseuche in Nagold sich weiter verbreitet, find heute nachfolgende allgemeine An­ordnungen auf unbestimmte Zeit wiederholt getroffen worden:

1. sämtliche Wiederkäuer und Schweine in Nagold werden unter polizeiliche Beobachtung gestellt und dürfen ohne ausdrückliche Genehmigung des Oberamts aus der Gemeindemarkung nicht entfernt werden; die Ausführung non Schlachtvieh kann der Ortsvorsteher gestatten. Auch wird den Besitzern seuchenfreier Gehöfte die Bewirtschaftung ihrer auf angrenzenden fremden Markungen gelegenen Grund­stücke gestattet;

2. das Durchtrriben von Wiederkäuern und Schweinen durch die Gemeindemarkung ist verboten;

3. desgl. die gemeinschaftliche Benützung von Brunnen, Tränken und Schwemmen für Wiederkäuer und Schweine.

Dies wird unter Hinweisung auf die bekannten Folgen der Zuwiderhandlung gegen die ergangenen Anordnungen zur öffentlichen Kenntnis gebracht.

Nagold, den 7. Juni 1899.

_ K. Oberamt. Schöllen, Amtm.

B ekauutmaiüuna.

Das am 10. vor. Mts. zunächst bis 15. Juni ds. Js. erlassene Verbot des Umhertreibens von Rindvieh und Schweinen im Hausierhandel innerhalb des Oberamtsbezirks Nagold ist heute bis zum 15. Juli ds. Js. ver­längert worden.

Nagold, den 7. Juni 1899.

_ K. Oberamt. Schüller, Amtm.

Gestorben: Christian Mayer, Schreiner, Stuttgart. Wilhelm Wolf, Bäcker, SS I. a., Feuerbach. Earl Göhring, Kaufmann, Tübingen.

Hages-Aeuigketten.

Deutscher Leich.

Wildberg, 7. Juni. (Einges.) Vom herrlichsten Wetter begünstigt hatten sich am l etzten Sonntag die Turnvereine

^ § Nagold und seine Zeitung.

(Fortsetzung.)

Erfreulicherweise scheint bei Militärlieferungen damals auf das Kleingewerbe Rückficht genommen worden zu sein.. Ein Ausschreiben der K. Kriegsverwaltungskasse in Stuttgart betreff Militärtuchlieferung vom Jahr 1830 stellt die Be­dingungen ausdrücklich so, daß auch diejenigen konkurrieren können, welche im stände sind, wenigstens so viele Ellen von emer Farbe zu liefern, als ein Regiment auf einen Verfalltermin auf einmal bedarf. Zu der öffentlichen Kunst- und Industrieausstellung zu Stuttgart im April 1827 werden alle Gewerbetreibenden des Bezirks eingeladen.

Interessant zu erfahren ist, daß der K. Bergrat im Jahre 1828 erklärt, daß statt der von den Gemeinden des Ober­amtes Nagold gewünschten 720 Ztr. für das laufende Jahr nur 540 Ztr. abgegeben werden können. Hoffentlich hat das im Jahre 1824 erbohrte Salzlager Wilhelmsglück in Zukunft dem Mangel abgeholfen. Hauptsalzverschleußer in Nagold war damals der Canditor Joh. Jak. Schmidt.

Wegen der vielen Brände in der Stadt und in der näheren und weiteren Umgebung derselben ließen sich die neu aufgekommenen Mobiliarversicherungen leicht einführen. Wir finden in unserem Blatt zwei Gesellschaften, die sich Konkurrenz machen, eine französische, Phönix genannt, ver­treten vom Verleger des Blatts, und die neuerrichtete Württembergische Privatversicherungsgesellschaft in Stuttgart, deren Agent Gottlob Sautter war. Sautter führt für seine Gesellschaft die Billigkeit der Prämie, 9, höchstens 12 Kr.

Nagold, Donnerstag den 8. Zuni

des Nagoldgaues als gemeinsamen Ausflugsort Zavelstein erwählt. Die Vereine des Nagoldthales, unter denen wir leider Nagold und Altensteig vermißten, trafen sich um 10 Uhr auf der Station Teinach. In stattlicher Anzahl ging es von hier aus in gemeinsamem Marsch hinauf nach Zavel­stein, wo die Enzthäler, die sich in Calmbach zusammenge- funden hatten, sich auch bald einstellten. Bald entwickelte sich nun ein frohes Treiben, zu dem namentlich die von Wildbad mitgekommene Musikkapelle viel beitrug. Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Lamm wurden ver­schiedene Turnspiele aufgesührt, denen allseitig regeS Interesse entgegengebracht wurde; im Anschluß daran hielt der Schrift- sührer des Pforzheimer Landgaues eine von großem Beifall begleitete Ansprache, in der er derartige gemeinsame Turn­fahrten ganz besonders befürwortete. Leider verrannen die schönen Stunden nur zu rasch. Um 4 Uhr trennten sich die Vereine. Ein jeder hatte wohl das Bewußtsein, in Zavelstein einige schöne Stunden verlebt zu haben.

X. Herrenberg. 7. Juni. Das Elektrizitätswerk von C. Klingler und deffen Bethätigung in der Stadt Nagold als Licht und Kraftquelle in den gewerblichen Institutionen in Augenschein zu nehmen, waren heute 50 bis 60 Mit­glieder des Gewerbevereins Herrenberg und eine Vertret­ung von Oberjettingen in der benachbarten Oberamtsstadt. Es besteht nämlich die Absicht, die überschüssige Kraft der Nagold in Elektrizität umzusetzen und letztere nach Herren­berg behufs Licht- und Kraftentwicklung daselbst sortzuleiten. Ingenieur Klingler hatte die Freundlichkeit, die Gäste in die Geheimnisse seines Werkes einzuführen, und in ver­schiedenen Werkstätten hatten dieselben Gelegenheit, die Elek­trizität in ihrem werktägigen Dienst zu beobachten. Die Gartenwirtschaft zumschwarzen Adler" vereinigte die Mitglieder des Nagolder und Herrenberger Gewerbevereins wo der Vorstand des elfteren. Amtmann Schüller von Nagold, den Nachbarverein begrüßte, und der Vorstand des letzteren, Stadtschultheiß Haußer dankend erwiderte, die Bestrebungen des Gewerbevereins Herrenberg hervor, hebend und aus die gut nachbarlichen Beziehungen zwischen Nagold und Herrenberg toastend.

t. Vom Calwer Wald, 6. Juni. Am letzten Sonn­tag trat der Schwarzwaldbienenzüchterverein Altensteig in Zwerenberg zusammen. Aus den verschiedenen die Bienen­zucht und deren Hebung auf dem Walde betreffenden Be- ratungen ist als besonders beachtenswert eia Vortrag von Lehrer Brendle, dem Vereins Vorstand, zu erwähnen, den er über Wandel bienenzucht hielt. Dem Wandern mit den Völkern zeige sich der Hintermälder bis jetzt wenig geneigt, während die Nagolder Imker schon seit mehr als 10 Jahren im Spätsommer, wenn bei ihnen die Trachtverhältniffe un­günstig seien, in die Heideblüte wandern und dadurch fast regelmäßig glückliche Erfolge zu verzeichnen hätten. Nach der Obst- und Heidelbeerblüte sei die Honigweide aus dem Wald eine spärliche, da es an honigenden Pflanzen fehle. Wenn der Weißklee und die Tanne keinen Honig abgeben, dann bleibe nur wenig zum Abweiden, bis die Heideblüte beginne. Besser seien die Trachtverhältniffe im östlichen Bezirk, wo Reps gebaut werde, die Esparsette, die Acker- bohne und andere Pflanzen, die reichlich honigen. Darum

von 100 fl. Versicherungssumme, dazu die Nähe und den Schutz der vaterländischen Gesetze an, während Bischer die Danksagungen von einigen Abgebrannten für prompte Ent­schädigung abdruckt. Im Jahr 1829 macht das K. Ober­amt darauf aufmerksam, daß sich ein Württembergischer Verein für Hagelschadenversicherung geblldet habe.

Von dem außerordentlich kalten Winter 1829/30 giebt uns Kunde ein Erlaß, nach welchem die Forstfrevelstrafen vom 1. Januar bis 31. März 1830 wegen der ungewöhnlichen Strenge des letzten Winters von S. M. in Gnaden nach­gelassen werden. Und sie waren nicht gering bemessen die Strafen, die auf Forstexzessen standen. Nach einem Erlaß von 1827 wird für den Gebrauch eines schneidenden In­struments bei denerlaubten Holztagen" um 1 fl., für Laub­sammeln um 3 fl. 15 Kr., für Grasausrupfen mit der Hand um 1 fl. gestraft. Ist der Frevel bei Nacht oder an Feiertagen geschehen, so erhöht sich die Strafe aus das Doppelte. Bei der strengen Kälte scheint der Holzverbrauch ein großer gewesen zu sein, so daß ängstliche Gemüter die Befürchtung hegen konnten, der Wald möchte den gesteigerten Holzbedürfnissen nimmer genügen. Das K. Oberamt schreibt zur Zeit der grimmsten Kälte: Da der Vorrat an Brenn­holz im Verhältnis zu dem wachsenden Bedürfnis jährlich sich vermindert, so ist es zweckmäßig, auf Mittel zu denken, das Brennmaterial auf andere Weise zu vermehren. HiHu bieten Torflager das zweckmäßigste Mittel. Die Ortsvor­steher sollen die Ortseinwohner auf dieses nützliche Surrogat aufmerksam machen. Aber erst heute nach 70 Jahren be­ginnt bei dem Bauern auf dem hintern Wald das holz­

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Gratisbeilagen: Das Plauderstübchen und

Schwab. Landwirt.

18SS.

empfehle er dem Waldimker die Wanderung nach dem vor­deren Bezirk über die Hauptsommerlracht bis zur Heideblüte. Aber auch die Imker, welche ihre Völker den Sommer über auf dem Stand lassen, sollten bei Beginn der Heide­blüte ihre Bienen in unmittelbare Nähe größerer Heideflächen bringen. Ein Imker, der es im vorige« Herbst so machte, erzielte dadurch einen guten Erfolg. Die Heidelbeerblüte auf dem Wald verlief sehr günstig; man sieht überall an den Stauden reichliche Fruchtansätze. Wunderschön blühen gegenwärtig die Preiselbeerstäudchen.

Ostelsheim, 5. Juni. Begünstigt vom herrlichsten Frühlingswetter fand gestern das XIV. Gausängerfest des westlichen Gausängerbundes hier statt. Der Festort war festlich geschmückt und reich beflaggt. Um 9 Uhr be­gann der Empfang der auswärtigen dem Gau angehörev- den Vereine. Der Wettgesang fand vormittags staN. Un- mittelbar an denselben schloß sich die Hauptprobe an. Als Preisrichter fungierten die Herren Tem.-Musikoberlehrer Hezele in Nagold, Musiklehrer Haasis in Maulbronn und Mittelschullehrer Staiger in Stuttgart. Die Gesamtchöre wurden von dem Gaudirigenten Schullehrer Kohlmann in Döffingen mit Geschick dirigiert. Die Preise bestanden in Medaillen und Diplomen. Auszeichnungen erhielten in II. Klaffe (für Klaffe I gab es leider keinen Preis) die Vereine Neuhausen, Gechingen, Althengstett. III. Klaffe Stammheim und Möttlingen. Tem.-Musikoberlehrer Hegels erläuterte eingehend, wie das Preisgericht zu dieser Klassifikation ge­kommen sei, sprach im allgemeinen über die Leistungen der Vereine im Wettgesang und forderte dieselben zu erneuter Thätigkeit auf. Nach der Preisverteilung folgten noch Einzelvorträge verschiedener Vereine. Wir haben im All­gemeinen den Eindruck bekommen, daß gegenüber dem letzten Gausängerfest in Möttlingen ein wefentlicher Fort­schritt bei sämtlichen Vereinen zu konstatieren ist. und daß auch die Vereine, von welchen man allgemein nicht erwartet hätte, daß sie durchfallen würden, sich sagen dürfen: Wir sind ehrenvoll gefallen! (C. W.)

Tübingen, 6. Juni. (Korr.) Zu den bestehenden 8 studentischen Gesellschaftshäusern hat sich durch den Kauf der Prof. Eimerschen Villa in der Neckarhalde seitens der Verbindung Virtembergia (Kaufpreis wie man hört 75 000 ^) ein weiteres gesellt. Auch tragen sich noch einige Gesellschaften mit dem Gedanken der Erbauung eines eigenen Heims.

San de (fingen, 5. Juni. (Korr.) Die hies. frei­willige Feuerwehr feierte heute ihre Fahnenweihe. Zu dieser Feier stellten sich die benachbarten Feuerwehren aus Betzingen, Eningen. Pfullingen, Pliezhausen, Reutlingen, Metzingen, Rommelsbach u. a. ein. Punkt 2 ft, Uhr be­wegte sich der gut arrangirt« Festzug durch den festlich dekorirten Ort auf den an der Ostseite gelegenen, aufs beste hergerichteten Festplatz, woselbst der eigentliche Akt der Fahnenweihe stattfand. Es folgten hierauf nach entsprech­ender zur Pflicht ermunternder Eingangsrede des Herrn Ortsvorstandes verschiedene Festreden. Sodann wechselten Musikstücke verschiedener Kapellen ab, wobei auch die tanz­lustige Jugend von der Metzinger Kapelle berücksichtigt

fressende Ungetüm zu verschwinden und einer sparsameren Heizeinrichtung Platz zu machen.

An Festen, die in der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre in unserer Stadt gefeiert wurden, finden wir zwei im Jntelligenzblatt angeführt. Von der 300jährigen Jubel­feier der Uebergabe der Augsburger Konfession lesen wir nur in einem oberamtlichen Erlaß, daß dieser Tagwie einer der höchsten Festtäge" der evangelischen Kirche gefeiert werden solle. Ein lokales Fest, die Einweihung des neuen Schulhauses im Jahre 1828 wurde in Verbindung mit Königs Geburtstag in großartiger Weise gefeiert. Der damalige Knabenschullehrer Kittel, ein großer Astronom und Gedächtniskünstler, aber, leider muß es gesagt sein, auch einer der heftigsten Dichter des Blattes, hatin Prosa - einen Bericht über dieses Fest geschrieben, den ersten Fest­bericht in den Spalten des Nagolder Blattes: Festzug, kirchliche Feier, Einweihungsakt, nachmittags Volksfest, abends Beleuchtung des Schulhauses mit 200 Lämpchen, Festessen der Honoratiorm und mehrerer ehrbarer Bürger auf der Post mit anschließendem Ball. Wie man sich sonst in Nagold vergnügte, darüber erhalten wir ebenfalls Aufschluß. Wie­derholt war unsere Stadt von Theatergesellschaften besucht. Die Schauspielergesellschaft für Reutlingen führte ihre Stücke, messt von Kotzebue und Castelli im neuen Saale in der Post auf. Eine andere reisende Gruppe kündigt Vor­stellungen im Freien an, z. B.Die Räuber oder Karl Mor und seine Genoffen". Der Schauplatz ist auf Burg Hohen Nagold.

(Fortsetzung folgt.)