muß. Die ganzen, manchmal gewitterschwülen Verhandlungen wurden, was hier besonders hervorgehoben sein soll, dank des feinen Taktes, der vom Tisch des Vorsitzenden ausging, in angenehmster Weise geführt. Wir haben den Eindruck bekommen, daß ein Bedürfnis für Ortsgruppen des Hand- werkerlandeSverbandeS im Bezirk Nagold nicht besteht, viel­mehr die Handwerker, die noch keiner Vereinigung angehören, am besten handeln, wenn sie sich den im Bezirk bestehenden Gewerbevereinen anschlirßen.

Nagold, 1. Juni. Der Juni ist der Monat, der uns die Natur in seiner vollen Herrlichkeit erschließt. Er ist der Monat der üppigsten Blüte, die Zeit des Jahres, die man beim Manne die schönsten Jahre zu nennen pflegt. Aber wie der Mensch in dieser Lebenszeit verpflichtet ist, recht zu schaffen und zu wirken, daß er am Abend des Lebens Kraft und materielle Güter genug habe, um sorgenfrei leben zu können, so muß man auch diese Jahreshöhe ganz aus- nützrn und nicht achtlos vorübergehen kaffen. Das muß auch vor allem denen gesagt sein, denen dieser Monat Er­frischung und Erneuerung der Lebenskräfte bringen soll, denn der Juni ist der Monat, der uns, wenn er schön ist und nicht verregnet, den angenehmsten Aufenthalt im Freien bieten kann. In ihm find die kalten Nächte, die uns oft der Mai noch beschert, verschwunden, und die glutvolle Hitze, die der Juli zu bringen pflegt, kündigt sich erst leise an. Der Juni ist daher der eigentliche Sommerfrischen-Monat, der Monat, in welchem der jugendfröhliche Frühling mit dem thatkräftigen männlichen Sommer um die Herrschaft kämpft. Er hat auch den Namen Rosenmonat, denn er dringt uns die Lieblingsblume der ganzen Welt, die Rose!

* Nagold. 3. Juni. Am Mittwoch den 7. d. Mts. werden zahlreiche Mitglieder des Gewerbe-Vereins Herren- berg hierherkommen, um das Elektrizitätswerk von Herrn C. Kling ler zu besehen und zugleich mehrere, mit elektr. Kraft versehene Geschäftsbetriebe zu besichtigen.

Nagold, 4. Juni. (Mitgeteilt.) Am nächsten Donners­tag den 8. Juni wird der weit über die Grenzen des Schwabenlandes hinaus aufs Vorteilhafteste und Rühmlichste bekannte Violin-Virtuos Kammermustkus Franz Neumeister im Vereinmit d. überall großes Aufsehen erregenden Contrabaß- und Posaunen-Virtuosen Hofmustkus Eugen Uhlig und des Pianisten Hugo Neumeister aus Stuttgart im hiesigen Kgl. Seminar-Saal von abends 7 Uhr ab ein Künstler-Konzert geben. Da die Konzerte des Herrn Neumeister von der mufikliebenden Welt als hoher und reiner Kunstgenuß be- grüßt werden, so verspricht das gewählte, sehr effektvolle Konzert-Programm einen seltenen Kunstgenuß, den sich die hiesigtnu.auswärtigenKunstfreundenichtentgehenlaffensollten.

t. Eb Hausen, 5. Juni. Die Versammlung des Bezirksobstbauvereins Nagold, die gestern nachm, im Gasth. z. Waldhorn hier obgehalten wurde erfreute sich eines zahl­reichen Besuchs, lieber die dabei zur Sprache gekommenen Gegenstände werden wir im nächsten Blatt näher berichten.

t. Mindersbach, 3. Juni. Große Freude herrschte heute hier aus Anlaß der Vollendung der Wasserleitung. Ueberall ist Hausleitung eingerichtet. Im ganzen Ort sind 10 Hydranten angebracht und außerdem wurden noch zwei öffentliche Brunnen aufgestellt für den Fremdenverkehr. Unser Ort ist der äußerste Punkt der ganzen Gchwarzwald- waffkrversorgunxsgruppe im Bezirk Nagold. Wohl keine Gemeinde der ganzen Gruppe ist so wafferbedürftig wie die hiesige; kein Ort hat wohl bei länger anhaltender Trockenheit den Wassermangel schwerer empfunden als der unsere. Allen bei der Bauausführung Beteiligten gebührt unser besonderer Dank für die Rührigkeit, welche es ermöglichte, daß die Wasserleitung jetzt schon im Gang ist. kurz vor der Heuernte, wo ohnehin die Geschäfte so drängen. Das früher so be­schwerliche und zeitraubende Wafferführen, das besonders bei der Heu- und Getreideernte dre Arbeit hemmte, ist nun gottlob für immer vorüber.

* Calw, 3. Juni. ImCalwer Wochenblatt" Nr. 65 steht eine Anzeige, in welcherViele der Arbeiter" der Firma Chr. Ludw. Wagner in Calw, die in einem Hetz­artikel derSchwöb. Tagwacht" über diese Firma ent­haltenen Angaben als entstellt bezeichnen und unter Be­dauern des Vorgehens Einzelner ihre vollkommene Zufrieden­heit mit der Trschästsleitung aus drücken.

Tübingen, 4. Juni. (Korr.) Gestern Mittag 12 Uhr fuhren die Kgl. Majestäten durch unsere Stadt nach Beben- Hausen zu fechswöchentlichem Aufenthalt. Das zahlreiche Publikum bereitete den Majestäten eine lebhafte Ovation.

Stuttgart, 3. Juni. Nach einer Bekanntmachung des Ministeriums des Innern hat Se. Maj. der König unterm 29. Mai bestimmt, daß im Jahr 1899 die Ab­haltung des landwirtschaftlichen Haupt- festes ausfällt.

Stuttgart, 3. Juni. Gestern abend traf folgende Depesche hier ein: Madrid. Die Thronrede, womit heute die Cortes eröffnet wurden, besagt, mit dem deutschen Kaiser sei ein Abkommen unterzeichnet, wonach Spanien die Karo­linen und Palaoinseln sowie den Spanien noch verbliebenen Rest der Mariannen an Deutschland abtritt.

Ha l l, 1. Juni. Heute obevd machte imEvang. Verein" Stadtpfarrer Erhard Mitteilung über den Stand der Brenz­haussache. Der Bauplatz, der 8831 kostete, ist bezahlt; außerdem sind etwa 20000 ^ Kapitalien vorhanden. Aber der Bau wird 75 000 ^ kosten; man hofft deshalb auf ein reiches Erträgnis der für 25. Juni empfohlenen Kirchen­kollekte zu Gunsten des Brenzhauses. Die Grundsteinlegung findet am 24 Juni, dem 400. Geburtstag des Reformators, statt. Es soll eine größere Feier, bei der das Brenzfestspiel nochmals aufgesührt werden wird, veranstaltet werden.

Ulm, 2. Juni. (Korr.) Der Gautag der süddeutschen Ortsgruppe des Alldeutschen Verbandes, welcher am 28. Mai

in Ulm abgehalten wurde, faßte folgende Resolution: Die Stärke der Flotte, wie sie durch das Flottengesetz vom 17. März festgelegt ist, genügt vielleicht für die Sicherung der heimischen Gewässer und Küsten, nicht aber für die Vertretung der täglich wachsenden Interessen im Auslande, die Auf­rechterhaltung der Ein- und Ausfuhr, für die Industrie und Bolksernährung. Hieraus ergiebt sich die Notwendigkeit, die Flotte, besonders in Bezug auf die Schlachtschiffe, auf die Höhe zu bringen, welche nötig ist, den gesamten In­teressen des Deutschen Reiches einen entsprechenden Schutz zu gewährleisten. Der süddeutsche Gautag desAlldeutschen Verbandes" betrachtet es als eine Hauptaufgabe desAll­deutschen Verbandes", auf die baldige Erreichung dieser Ziel« mit aller Macht hinzuwirken.

Unterkochen, 1. Juni. Die hiesige Papierfabrik Papierindustrie Unterkochen zu Unterkochen", Aktiengesell­schaft, hat unterm heutigen ihren Konkurs angemeldet. Das Werk ist vorerst geschloffen. Eine große Zahl Arbeiter und Arbeiterinnen verliert dadurch wieder Arbeit und Ver­dienst, was um so schwerer ins Gewicht fällt, nachdem erst die Zellstofffabrik, die ca. 250 Arbeiter beschäftigt hatte, ihren Betrieb eingestellt hat. Auch in den Gemeindehaus- Halt greifen die Betriebseinstellungen in nachteiligster Weise ein durch bedeutenden Steuerausfall.

Pforzheim, 3. Juni. Die Inhaber der hiesigen Friseurgeschäfte verhalten sich fast durchweg den Forder­ungen der Gehilfen gegenüber ablehnend in Anbetracht der eigenartigen Verhältnisse, welche hier sind. Auf kommenden Montag haben die Prinzipale die Gehilfen zu einer gemein­samen Besprechung eingeladen.

Fraktur gesprochen wird offenbar im Würzburger Ge­meindekollegium, wenigstens berichtet dieN. Bayer. Lan- desztg.", der Vorsitzende des Gemeindekollegiums habe dieser Tage in der Sitzung erklärt:Es ist nicht mehr zulässig und schön, mit welcher Rücksichtslosigkeit manche Bevoll­mächtigten diezurrechtenZeiterschienenenHerrenbehandeln.Auf 4ftr Uhr war die Sitzung anberaumt und 25 Minuten nach 5 Uhr war das Haus erst beschlußfähig. Es scheine, daß sich die meisten Herren nur deswegen in einen Verlretungs- körper (Reichstag. Landtag und Stadtrat) wählen lassen, damit sie einen Titel haben, ohne ihren Verpflichtungen genügen zu müssen. Das Mindeste wäre doch, daß die Herren körperlich anwesend, von geistiger Anwesenheit merke man ohnehin selten etwas."

Berlin, 4. Juni. Ein neuer Landesver­ratsprozeß wird infolge der Verhaftung eines früheren Artillerieoffiziers angekündiqt. Der Verhaftete, dessen Name geheim gehalten werden soll mit Rücksicht daraus, daß noch auf einen Complicen gefahndet wird, stand schon seit längerer Zeit im Verdachte des Verrates militärischer Geheimnisse. Ein gewandter deutscher Kriminalbeamter machte sich in Lüttich unauffällig mit ihm bekannt und gelangte auf diese Art zu ziemlich sicheren Beweisen seiner Schuld. Der Ge­heimpolizist machte seinenFreund" am Pfingstsonntage betrunken, er lud ihn dann zu einem Ausfluge nach Brüssel ein, bestieg aber mit dem Betrunkenen den in umgekehrter Richtung fahrenden Zug. Das Erstaunen und Erschrecken des Offiziers, der sich zuletzt als Zeichner in einer techni­schen Fabrik zu Amsterdam in Stellung befand, war groß, als er in Herbesthal (der preußischen Grenzstation) von einem Gendarmen und einem telegraphisch aus Aachen her­beigerufenen Schutzmann in Zivil in Empfang aenommen wurde, und derFreund" sich in seiner wahren Eigenschaft vorstellte. Der Verhaftete wurde unter scharfer Bewachung sofort nach Berlin und von hier nach Leipzig gebracht. Im doitigen Untersuchungsgefängnis fignrirl er unter einem Pseudonym. Die Behörden an der Grenze sind mit dem Signalement des zweiten Verdächtigen versehen.

Berlin, 2. Juni. Der Entwurf eines Gesetzes zum Schutz des gewerblichen Arbeitsverhältniffes wird von der Presse heute ausführlich besprochen. Die Nat.-Ztg. schreibt, der Entwurf bewege sich auf einem Gebiete, auf dem sich diskutieren lasse. Zur Erörterung über die einzelnen Vor­schläge werde man sehr viel Zeit haben, bis weit in das nächste Jahr hinein. Die Voss.-Ztg. hält die Annahme des Entwurfs in der vorgelegten Form für ausgeschlossen und auch die Annahme in einer abgeschwächteren Form für un­wahrscheinlich. Es sei der Geist des Herrn v. Stumm, der aus dem Entwurf spreche. Das Gesetz schränke den Gebrauch des Koalitionsrechts erheblich ein. wenn nicht dem Wortlaut, so doch der Wirkung nach. Das Berl. Tagebl. äußert sich: Ueber alle diese Bestimmungen wird der schärfste Kampf im Reichstag entbrennen, dessen unbedingte Not­wendigkeit namentlich vor dem unmittelbar bevorstehenden Schluß der Session wir nicht einzusehen vermögen. Der Börsen-Kurier urteilt: Was dem Reichstag geboten wird, erscheint allerdings der schärfsten Kritik bedürftig und in einzelnen Punkten völlig unannehmbar, vermeidet aber doch Exzentrizitäten. Die Börsen-Zeitung behandelt den Entwurf im ganzen wohlwollend. Die Absicht des Gesetzgebers sei klar. Dem Reichstag gebühre es, seine Entscheidung so zu treffen, daß, unbeschadet der allgemeinen staatsbürgerlichen Rechtssicherheit, einer notorisch gewordenen Kalamität des deutschen Arbeitswesens abgeholfen werde. Die Deutsche Tageszeitung wendet sich, wie übrigens fast alle Blätter, hauptsächlich gegen den Zuchthausparagraphev, ebenso die Deutsche Warle und der Lokalanzeiger. Der Vorwärts hält dafür, daß die Vorlage eine völlige Vernichtung der deutschen Arbeiterklasse bedeute.

Berlin, 2. Juni. Dem Pastor Oh ly von der lutherischen Gemeinde in Elberfeld wurde, nachdem er am 28. Mai in der Pfingstkapelle (in Potsdam) vor dem Kaiser­paar gepredigt Halle, von dem Kaiser seine Berufung als Hof- und Domprediger an der Domkirche in Berlin zugesagt.

Kiel, 2. Juni. Der plattdeutsche Dichter Claus Grolh ist heute hier gestorben.

Kiel, 2. Juni. Bei herrlichstem Frühlingswetter voll­zog sich in Kiel der Stappellauf des mächtigen Linienschiffes Ersatz König Wilhelm" auf der Germaniawerft, auf welcher noch die jüngste verheerende Feuersbrunst sichtbare Zeichen hinterlaffen hat. Der mächtige Schiffsrumpf des Täuflings prangte im Flaggenschmuck und war mit Guirlanden be­kränzt. Vor dem Bug befand sich die Tauftribüne, an den Seiten der Tribüne eine glänzende Suite. Vor dem Schiffsrumpf befand sich eine Ehrenkompagnie des See­bataillons. Präzis um 12 Uhr landete das Kaiserpaar mit dem Kronprinzen, dem Großherzsg und der Großherzogin von Baden an der Gecmaniawerft. Der Kaiser mit dem Großherzog von Baden schritt die Front der Ehrenwache ab. Alsdann bestieg der Kaiser mit der Kaiserin, dem Groß­herzogspaar. dem Kionprinzen, Admiral v. Tirpitz und Kommerzienrat Krupp die Tauftribüne. Der Kaiser hielt eine Ansprache etwa folgenden Inhalt: Erzgefügt in starrer,, lebloser Form steht das Schiff vor uns, bereit zum Ablauf. Seine Linien sind kaum dem Schönheitsgefühl des Beschauers entsprechend und doch in dem Augenblick, wo es in die See herabrutscht, wo es sich mit der Tiefe vermählt, ge- winnl es Leben und Lebenskraft, sobald das Meer mit seinem unendlichen Zauber, dem niemand widerstehen kann, dieses Schiff berührt hat und wenn es dereinst bewohnt von Hunderten tapferer Seeleute, geführt von tüchtigen Offizieren, stolz auf dem Meere zum Schrecken wird, ein Stück großer deutscher Wehrkraft, dessen unser Vaterland so dringend und notwendig bedarf, dem Gedanken bewährter deutscher Arbeiter, deren einer gleich den Soldaten auf dem Schlachtfeld hier sein Leben endete, entsprungen und in Form gebracht durch die Hammerschläge Hunderter deutscher fleißiger Männer, soll dieser Koloß, ehe er sich mit der Tiefe vermählt, seinen Namen erhalten. Wir denken bei dem Namen, den eS erhalten wird, an den großen Herrin dessen Namen das alte königlich preußische Panzerschiff über 30 Jahre zu Ehren getragen hat, an den Namen König Wilhelm. Möge es uns an ihn erinnern als den großen Heeresorganisator und den Schmied der großen Waffe. Möge der friedliche Bürger und Gewerbetreibende eine Er­mahnung darin erblicken, daß überall in der Welt das Deutsche Reich ihn schützt. Möge dem Arbeiter und Hand- werkSmann beim Anblick dieses Schiffes in Erinnerung ge­bracht werden die landesväterliche Fürsorge des ersten deutschen Kaisers, der er einst durch seine kaiserliche Botschaft den glänzendsten Ausdruck verliehen hat. Wie uns das alte Panzerschiff den König vergegenwärtigte, soll uns das jetzige den Kaiser vor Augen führen, dem allein wir das Deutsche Reich verdanken, der in Demut als das Werkzeug Gottes es verstanden hat. die deutschen Fürsten und Völker zusammen­zuführen. Durch die Hand der in Ehrfurcht begrüßten Tochter Kaiser Wilhelms taufe ich dichKaiser Wilhelm der Große". Die Großherzogin von Baden ergriff die Champagnerflasche und schleuderte sie gegen das Schiff, welches unter Hurra­rufen glatt vom Stapel lief.

ÄktSltMd.

Paris, 2. Juni. Du Paty de Clam ist seit gestern nachmittag 8 Uhr verhaftet und befindet sich in dem Ge­fängnis Chrrche du Midi.

Paris, 2. Juni. Die Verhaftung Paty de Clams erfolgte gestern abend halb 8 Uhr in seiner Wohnung. Der mit der Verhaftung beauftragte Offizier der 6laräs rexublioaiiw mußte zweimal vergeblich nach der Wohnung gehen, ehe er ihn antraf. Paty verlangte Aufklärung über den Grund seiner Verhaftung, welche der Osfizier jedoch verweigerte. Paty wurde sodann nach dem Cherche du Midi Gefängnis überführt. Die Verhaftung erweckte über­all großes Aufsehen, besonders peinlich aber wirkte sie im Larele militars.

Paris, 2. Juni.Petite Republique" meldet gerücht­weise, daß Paty de Clam kurz nach seiner Verhaftung einen Sebstmordversuch begangen habe. Die Nachricht ist jedoch von anderer Seite noch nicht bestätigt worden. Nach demRadikal" erhielt der Kriegsminister den Brief du Paty's, als dessen Verhaftung schon beschlossen war. Die Nachricht von der Verhaftung Paty de Clam's wurde gegen Mitternacht schnell allgemein auf den Boulevards bekannt, welche in Folge der Kundgebungen für Marchand äußerst belebt waren. Die meisten Blätter sprechen die Ansicht aus, daß die Ursache der Verhaftung die Aussagen- Cuignets und der Bericht Ballot-BeaupröS seien.

Paris, 2. Juni. Der Marineminister und der Kriegs minister trafen im Militärklub ein, mit Hochrufen auf das Heer und die Marine begrüßt. Die Menge brachte Marchand Huldigungen dar. Dieser, welcher zu Seiten der beiden Minister auf dem Balkon erschien, rief laut:Seien wir einig,, hoch Frankreich, hoch die Republik!" Das Publikum jubelte ihm wiederum zu. Die Polizei zerstreute eine fahnentragende Royalistengruppe.

Paris. 2. Juni. Bei dem Kolonialminister fand gestern abend zu Ehren Marchand's und seiner Offiziere ein größerer Empfang statt, zu dem mehrere Minister. Senatoren, De­putierte und verschiedene Generale erschienen waren. Vor dem Ministerium brachte eine zahlreiche Menge Hochrufe auf Marchand und die Armee aus.

Paris, 3. Juni. Nachträglich verlautet, daß die Frei­sprechung Dsrouläde's im Elysee derart verstimmt hat, daß Präsident Loubet die Absicht kundgegeben habe, zu demissio­nieren. Erst auf ernste Vorstellungen Dupuy'S, welcher Loubet auf die Aufregung, die diese Demission im Lande Hervorrufen würde, aufmerksam machte, ließ Loubet seine Absicht fallen.