jährlichen Bericht über dessen Berliner Eindrücke und namentlich über di« Person deS deutschen Kaisers haben. Der Fürst war eine Stunde bei Faure, wurde aber davon überrascht, daß der sonst geistig regsame Mann auffällige DerstavdeSschwSche zeigte und gar nicht zu verstehen schien, «a- der Fürst ihm sagte. Der Fürst, dem die- schließlich peinlich wurde, brach die Unterredung ab, woraus Faure, ahne ein Wort zu sagen, sich erhob und den Fürsten wie geistesabwesend bis an die HauSthüre begleitet«. Der Fürst von Monaco war der letzte Besucher, den Faure vor seinem Lade empfing.
Paris, 33. Febr. Die radikalen und sozialistische» Blätter erklären, sie seien von der Botschaft LoubetS vollauf befriedigt, denn dieselbe lasse hoffen, daß eS nunmehr mit der Politik der Reaktion und mit den Zugeständnissen an die Ralliirten zu Ende sei. Die gemäßigten und konservativen Organe bezeichnen die Botschaft als unbestimmt und nichts- sagend und tadeln insbesondere, daß der Präsident nicht rückhalt-loS versprochen habe, die DreyfuSagitation zu bekämpfen. Der „Siöele protestiert dagegen, daß eine Abordnung der Patriotenliga offiziell dem Leichenzuge folge.
Paris, 31. Febr. Wie zuverlässig verlautet, enthält die heutige Botschaft deS Präsidenten eine Stelle, in der er die zuverfichtliche Erwartung ausspricht, daß die Drey- fuSaffaire schnellsten« eine befriedigende und beruhigende Lösung finde. Luch die Bereitwilligkeit der Senatskommission, der NevifionSvorlage zuzustimmen, wird darauf zurückgeführt, daß die Regierung Erklärungen abgab, wonach eS als ausgeschlossen erschien, daß die vereinigten Kammern deS KaffationShofeS ein anders Endurteil hätten, als die Strafkammer allein.
Paris, 33. Febr. Der Herzog von Orleans wird unausgesetzt von französischen Geheimagenten sowie von Detektivs deS Prinzen Napoleon überwacht.
Pari-, 23. Febr. DaS Leichenbegängnis deS Präsidenten Faure hat heute morgen fiattgefunden. Auf dem ganzen Wege de« Leichenzuges vom Elysee bis zur Nstre- Dame-Kirche hatte sich schon bald nach neun Uhr eine un- geheure Menschenmenge angesammelt. Die Avenne Elysee und der Place de la Concorde find schwarz von Menschen. Die für die Familien der Parlamentsmitglieder und der Presse reservierte Terrasse der Luilerien ist ganz besetzt. Die Menge »erhält sich durchaus ruhig.
Kanea, 33. Febr. Der Khalifa befindet sich noch in Kordofan. Er zog mit einer bedeutenden Zahl seiner Anhänger von Scherkeila aus nordwärts und erschreckte dort die Araber durch kühne Raubzüge. Seine weitere Pläne find noch nicht bekannt, doch find vorsichtshalber der Gouverneur von Omdurman und andere beurlaubte Offiziere auf ihre Posten zurückberufe».
-j- Zwischen den Aufständischen in Bolivia unter Oberst Pando und den Truppen deS Präsidenten Alonso gilt ein Zusammenstoß als nächsten- bevorstehend. Derselbe wird bei Oruno erwartet.
-j- Bei Manila fand ein neuer Kampf zwischen den Amerikanern und den Tagalen statt. Letztere griffen die amerikanischen Stellungen dreimal vergeblich an und zogen sich dann unter Mitnahme ihrer Toten und Verwundeten zurück.
Washington, 23. Febr. General Otis meldete an die Regierung. MaloloS, ein hoher Offizier der Jnsur« grntenregierung, habe am 15. dS. einen Aufruf erlassen, der die Erhebung gegen die Amerikaner in Manila und die Vernichtung des amerik. HeereS für die Nacht vom 1 b. anordnet. Der amerikanische Wachposten in Bilidid sollte angegriffen, die Gefangenen und Sträflinge befreit und bewaffnet werden. Der Aufruf forderte die Philippiner auf, sich an den Amerikanern für ihren Verrat u rächen, und schließt mit den Worten: „Tod den Tyrannen,
Krieg ohne Gnade gegen die falschen Amerikaner, die unS betrügen". _
Kleinere Mitteilungen.
Herrenberg, 23. Febr. Am Sonntag abend passierte hier ein heitere« Stückchen: DaS Pferd eines hies. Einwohners hatte daS Ziehen gründlich satt bekommen und legte sich wie tot in den Stall, so daß der Besitzer glaubte, eS sei verendet und da« Pferd zum Abdecker schleppte. Hier an- gekommen, wollte es doch noch nicht mit demselben nähere Bekanntschaft machen, regte sich mit eine« Male, stand auf und trabte wieder dem heimatlichen Stalle zu.
Ebingen, 32. Febr. Heute abend nach 7 Uhr ereignete sich in der Nähe der „Linde" ein bedauerliche- Unglück. Oberbaurat Ehma und Oberamtsstraßenmeister Falkenstein kamen mit dem Fuhrmann Thomann von Bitz her, wo die Herren zur Besichtigung der im Bau befindlichen Wasserleitung sich aufgehalten hatten. Zwischen der Brauerei Betzel und der Metzgerei Schäuble wollte ein Chaisenfuhrwerk Vorfahren, dadurch wurden die Pferde deS Bitzer Gefährt- scheu, gingen dnrch und die Insassen wurden herausgeschleudert. Oberamtsstraßenmeister Falkenstein kam mit einer Verstauchung de« linken Handgelenks davon, Oberbaurat Ehmann und der Fuhrmann Thoma erlitten i« Gesicht starke Schürfungen und bluteten an verschiedenen Stellen stark. Aerztliche Hilfe war alsbald zur Stelle und wurde Oberbaurat Ehmann im Sasthof zur Post untergebracht. Sein Befinden soll zu keinen Bedenken Anlaß geben.
Balingen, 33. Febr. (Korresp.) Der Metzger Gottlieb Jetter von Erzingen, genannt „Kutscher", ist heute früh infolge eines Schädelbruchs gestorben. Gestern abend mit Fuhrwerk von Lautlingen herkommend stürzte er vom Gefährt und konnte durch seinen Begleiter OberamtSbaum- wart Haller von Erzingen nur mehr bewußtlos heimgebracht werden. Er hinterläßt eine Witwe und 5 Kinder.
Gmünd, 23. Febr. Gestern mittag legte ein hiesiger Sattlerlehrling im Hause seine- Lehrherrn Feuer, um aus der Lehre wegzukommen. Dasselbe wurde zwar bald entdeckt und gelöscht, doch ist dem Meister ein nicht geringer Schaden entstanden. DaS hoffnungsvolle Bürschchen befindet sich in Haft.
Gerabronn, 23. Febr. (Korresp.) Der 15jährige Lehrling deS Schreinermeisters Baierlein in Gaggstatt stahl seinem Lehrherrn vor einiger Zeit einen Hundertmarkschein. Der Bestohlene bezichtigte nun dieser Diebstahls eine Frau, gegen welche auch schon in dieser Sache daS Strafverfahren eingeleitet u. Haussuchung »orgenommen worden war. Doch die Unschuld sollte noch vor Richterspruch an den Tag kommen. In Kirchberg kaufte nämlich der junge Dieb eine Uhr mit Kette, wobei er den Hundertmarkschein wechseln ließ, waS endlich zu seiner Entdeckung führte. Der Verhaftung und der irdischen Strafe entzog er sich durch Erhängen.
Pforzheim, 33. Febr. Der „Pforzheimer Beobachter" schreibt von gestern: Gestern früh halb 6 Uhr erschien auf der hies. Polizeiwache ein Herr in großer Aufregung mit der Meldung, eS hätten sofort einige Schutzleute mit ihm zu gehen, da ein Mitbewohner de- Hauses (in dem der Betreffende ein Zigarrengeschäft betreibt) heute nacht seine Tochter umgebracht hätte. Sofort gingen einige Schutzleute mit und untersuchten daS ganze Haus von oben bis untev, ohne auch das geringste Verdächtige zu finden. Alle- beruhte vollständig auf der Einbildung des Herrn, der die Sache zur Anzeige gebracht hatte. Der betr. Herr war — der Herr Reichstagsabgeordnete Alfred Agster.
Pforzheim, 23. Febr. (Korresp.) Der Reichstagsab- geordnete Alfred Agster wurde heute mittag durch Kriminalbeamte unter großem Menschenandrang zur Bahn gebracht und in einem Wagen II. Klaffe nach Heidelberg befördert, nachdem er vorher einen mißlungenen Fluchtversuch gemacht
hatte. Schon heut« vormittag wollte man Agster in seiner Wohnung durch die Polizeibehörde abholen, was aber nichk gelang und nur einen größeren Auslauf zur Folge hatte.
Pforzheim, 23. Febr. Gestern früh erschoß sich hier in der Altstadt der Berheiratete Presser H., nachdem er sich vorher in da« HauS von Verwandten hatte führen lasse», wo er auf drei in der Wohnung anwesende Damen Schüsse abfeuerte. Alle drei wurden verwundet und in das Kranken» HauS »erbracht. DaS Motto zu der unseligen That ist unbekannt.
Augsburg, 23. Febr. Dieser Tage kam hier der traurige Fall vor. daß ein 14jähriger Knabe, der Sohn eine- Zolleinnehmers, durch Selbstmord endete. Durch schlechte Kameradschaft auf Abwege geraten, hatte er seinen Eltern schon vielfachen Kummer bereitet. Neuerlich war er wieder durchgebrannt, wurde aber in Donauwörth aufgegriffen und von seinem Vater aus der Polizei abgeholt. Auf dem Heimwege drohte ihm der Vater mit Unterbringung in eine Besserungsanstalt. Zu Hause angelangt, sprang der Bursche voraus die Treppen hinauf und sperrte sich im Abort ein. Als man ihm klopfte, gab er zur Antwort, er komme gleich. Kurz darauf hörte die Stiefmutter auf der Straße einen dumpfen Fall und als sie daS Fenster öffnete, erblickte sie den Sohn zerschmettert auf der Straße liegen. Er war aus dem Fenster des Abort- hinuntergesprungen.
Berlin, 23. Febr. Der „Lokalanzeiger" berichtet von einem Ueberfall auf die Tochter eines hies. Schmiedemeisters, welcher gestern auf dem Tempelhofer Felde erfolgte. Der Angreifer ist angeblich ein Infanterist, welcher das Mädchen, daS sich gegen die Angriffe wehrte, mit dem Säbel über daS Gesicht schlug.
Wien, 22 . Febr. In der unweit Wien befindlichen Strafanstalt zu Göllersdorf ist eine bedeutende Meuterei gegen den Anstaltsdirektor auSgebrochen, zu deren Bewältigung zwei Eskadronen Dragoner herbeigerufen werden mußten. Die Sträflinge verweigerten die Arbeit, sowie die Annahme von Speisen, schlugen die Fenster ein und zertrümmerten die Betten. Eine Eskadron Dragoner stellte sich mit geladenen Karabinern vor den Meuterern auf, während die andere Eskadron vor der Anstalt Aufstellung nahm. Sodann konnten die Rädelsführer verhaftet werden, worauf Ruhe eintrat.
New-Aork. 23. Febr. Der Dampfer „Viktoria" ist mit 4 Personen vom Dampfer „Bulgarin", welche in einem Boote treibend aufgefunden wurden, in Baltimore angekommen. _
Landwirtschaft, Handel und Verkehr.
Der Getreidemarkt. (Berichtswoche vom 17. bis 24. Februar). Die Kauflust für Weizen und Roggen ist auf allen Getreidemärkten in oer letzten Woche ziemlich schwach gewesen und die Preise mutzten «ine Kleinigkeit nachgeben. Als Grund hierfür wird der gute Stand der Wintersaaten mit der Aussicht auf eine große Ernte angegeben. Vorläufig befinden wir uns aber noch t« Winter und die Stimmung kann jeden Tag für Getreide Umschlägen. In Berlin, Hamburg und Leipzig wurde gekauft je nach Güte, die Tonne (— 20 Ztr.) 186—176^, Roggen 148—185 Braugerste 187—188 Futtergerste 128-135 Hafer 144-180 ^ amerik. Mais 110-114 runder 112—128 _
Verzeichnis der Märkte in der Umgegend.
Vom 27. Febr. bis 4. März 1899.
Eutingen: 28. Febr.: Krämer- und Biehmarkt.
Horb: 1. März:
Nagold: 2 . „ Zuchtviehmarkt.
Neuenbürg: 2 . März: Krämermarkt.
Pfolzgrafenweiler: 3. März: Kr.-,Vieh-,Roß-u.Flach-m-
Hiezu „Das Plauderstübchen" Nr. 8 .
Redaktion, Druck und Verlag der G. W. Zaiser'schen Buchhandlung (Emil Zaiser) Nagold.
Amtliche und Lrivat-Letranntmachungen.
Nagold.
Serichtsbezirks Nagold.
Hans- und Güter -Verkauf.
Franz Kurble, Taglöhner hier, verkauft am
Montag de« 27. Febr. 18SS, nachm. 6 Uhr,
auf dem hiesigen Rathaus nachbeschriebene Liegenschaft im öffentlichen Aufstreich:
HS. Nro. 433 2 a 95 4 m ein 3stockigteS Wohnhaus mit Abtritt
und Hofraum am Wolfsberg, B.-B.-A. 3520
— L 67 4 M gemeinschaftliche Einfahrt,
P. Nro. 3108/2 1 s. 55 <M GraSrain im WolfSberg,
„ „ 401 18 kl 40 4 M Acker zwischen Lemberg,
„ „383/1U.2 26 kl 14 4M Acker und Oede im Lielach,
„ „ 3105 17 kl 98 4 m Acker im Kreuzerthal beim HauS.
Liebhaber find eingeladen.
Den 23. Febr. 1899. Ratsschreiber:
vrodbeck.
Stadtgemeinde Nagold.
Brennholz-Verkauf.
Im Distrikt Killberg Abt. Katzenstei kommen am
Montag den 27. Februar
zum »usstreich: 220 Rm. Nadelholzscheiter - 1 --Prügel und 1000 Büschel NadrlreiS. Zi
__ " sammenkunft auf der Höhe der Killbergstah
beim Haiterbacher Wegzeiger nachmittag- L Uhr.
Gemeinderal.
Altensteig-Stadt.
AuS der Konkursmasse der Louis Fiukbeiuer, Rotgerbers Eheleute hier kommen die bis jetzt nicht eingegangenen
Geschäfts-Ausstände
am nächsten Mittwoch, de» L. März d. I. Nachmittags 4 Uhr
auf der Notariatskanzlei hier gegen Barzahlung zum Verkauf. DaS Verzeichnis der Schuldner kann vom 28. Febr. Vormittags an, hier eingesehen werden.
Den 34. Febr. 1899. Konkursverwalter Lt.-V. Not.-Aff. Luz.
Revier Altensteig.
Brennholz- und Reisverkauf.
Am Freitag den 3. März, vormittag- 10 Uhr, im Rathaus zu Schönbronn aus Staatswald Jäger- wieS, HasenwieS, Forstwies, Eichel- garten, Hecken- und Binsenteich Nadelh. Rm.: 3 Spälter, 39 Scheiter, 32 Prgl., 106 Anbruch, sodann aus Jäger- und ForstwieS 430 Rm. Reis und der Schlagraum.
Oberjettingen.
Vergebung von Bauarbeiten.
Die bei der Friedhoferweiterung vorkommenden Bauarbeiten, welche berechnet find zu
1) Grabarbeit.23 ^ 10 iZ,
2) Maurerarbeit. 460 ^ 00 und
3) Zimmerarbeit.95 ^ 00 iZ,
werden öffentlich vergeben.
Pläne, Kostenberechnung und Akkordsbedingungen liegen vom 22. bis 28. Febr. zur Einsicht auf dem Rathaus in Oberjettingen auf.
Verschlossene Angebote auf obige Arbeiten wollen bis spätestens Mittwoch den 1. März mittags 2 Uhr an das Schultheißenamt Oberjettingen eingesandt werden. ^ ^
Oberamtsbaumeister:
Riecker.
Herrenberg, den 2 0 . Febr. 1899. _
H e r r e n b e r g.
Am Montag »e« 27. d. M., nachm. 3 Uhr, wird an der Nebringerstraße und an der Ammer zwischen der 1. und 2. Mühle
H'appet'bot'z
versteigert und zwar: ^ .
18 Stämme von 4—11 m Länge, 23—55 em mittl. Durchmesser, zusammen 15.71 Fstm., 8 Rm. Beughvlz und 13 Partien Reisach. Zusammenkunft bei der 1. Mühle.
Den 22. Febr. i 89 s. Stadlpflege:
Hummel.