Erscheint
Montag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag.
Preis vierteljährl. hier mit Lrägertohn SS im Bezirk 1 außerhalb d. Bqirks 1 ^tl 20.
Monatsabonnements nach Verhältnis.
^ 180.
er
Amts- und Anzeige-Matt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
73 .
Nagst-, Donnerstag de» 17. November
Insertions-Gebühr f. d. einspaltige Zeit« auS gewöhn!, Schrift oder deren Raum bei einmalig. Einrückung S ^s, bei mehrmalig, je «
Gratisbeilagen: Das PlauderstSbchen und
Schwäb. Landwirt.
1898.
Am 2. ds. Mts. ist von der kath. Oberschulbehörde der Schul-, Mesner- und Organistendienst in Offingen, OA. Riedlingen, dem Schullehrer Wilhelm Bailänder in Untrrschwandorf übertragen worden.
Gestorben: Adolf Kölle, langj. Gemeindepfleger und Gemeinderat, Deggingen. — Karl Alexander Bock, Kontrolleur der Spar- und Vorschnß-Bank Ludwigsburg, 66 I. a., LudwtgSburg — Calw. — Jakob Schmalzridt, Gemeinderat, öS I. a., Münchingen.
Hages-AmigKetten.
JesKsches Leich.
k. Nagold, 16. No». Zu Ehren des nach Tuttlingen beförderten Herrn Oberamtsrichter Lehnemann und Familie and am Dienstag Abend i« Gasth. z. „Hirsch" eine Ab- chiedSfrier statt, die auS Beamten- und Bürgerkreisen sehr Zahlreich besucht war. Man merkt« es deutlich heraus, daß »er Einzelne nicht aus konventionellen Rücksichten erschien, andern weil es ihm Gefühlssache war diese« hohen und dabei so leutseligen Beamten zu zeigen, daß ihm seine Hochachtung und Sympathie gehöre. Es zeigte sich dies auch in den verschiedenen Ansprachen, welch« durch Herrn Oberamtsrichter Sigel eröffnet wurde«, indem er dem scheidenden Kollegen und Freunde Worte der Anerkennung für seine amtliche Thätigkeit zollte, in der er nicht bloß als tüchtiger Jurist die nötige Gesetzeskenntnis, sondern such eine umfassend« Personalkenntnis besessen habe, die nur durch langjährige Erfahrung am gleichen Ort erworben werden könne und einen großen Vorzug in der richterlichen Proxis bedeute. Redner bedauert daher den Weggang seines Freundes und Kollegen, giebt aber seiner Freude über dessen Beförderung schönsten Ausdruck, wobei er wünscht, daß ihm und seiner geehrten Familie auch in Tuttlingen ein schönes Heim erstehen werde. Mit der Bitte, der Scheidende möchte Nazold in guter Erinnerung behalten schließt der Redner und bringt ei» freudig aufgenommene- Hoch aus. Herr Oberförster Römer dankt dem Scheidenden für den in Forst- strassschen freundlich erteilten Rat und stoßt mit ihm an. Herr Stadtpfleger Lenz spricht im Namen deS durch Unwohlsein verhinderten Herrn Stadtvorstands, indem er die Energie des Scheidenden als Untersuchungsrichter hervor- heot uud zugleich des WohlthätigkeitsfinneS der Frau Oberamtsrichter dankend gedenkt. Deine herzlichen Glückwünsche aussprechend bringt er ein Hoch auS, in das die Versammlung und der Liederkranz einfallen. Herr Amtsgenchtsschreiber Brehm spricht im Namen seiner Kollegen sein Bedauern über den Weggang deS Herrn OberamtSnchter aus, der im amtlichen und persönlichen Verkehr ein liebenswürdiger Vorgesetzter gewesen sei, dem er und seine Kollegen herzlichen Dank zollen. Herr Oberamtmann Ritter erwähnt, daß der scheidende Herr Oberamlsrichter sein Schulfreund gewesen sei und daß ihn das Wiederzusammentreffen so sehr gefreut habe; die geschäftlichen Beziehungen zwischen Amtsgericht und Oberamt seien immer schön verlaufen und er wünsche dem Scheidenden viel Glück in seinem neuen Wirkungskreise, wo es allerdings schon wegen der ausgedehnten Industrie viel Geschäft geben werde. Da aber die Donau dort oben versickere, so könnte die Zeit kommen, wo die Industriellen sich zu uns heranmachten, um die an der Nagold noch brachliegenden Wasserkräfte auszunützen. Bus unvermutete An- Meldung des Herrn Oberamt-baumeister Schuster spricht Herr Schultheiß Dengler von Ebhausen dem Oberamtsrichter Lehnemann den Dank dafür aus, daß er im Darlehenskassenwesen ein strenger aber gerechter Richter gewesen sei. Nachdem Energie und Strenge deS Scheidenden als Richter erwähnt worden waren giebt Herr Oberlehrer Griesinger, «inen humoristischen Bericht über die Freisprechung zweier taubstummer Besenbinder, beweisend wie mild der Herr Oberamtsrichter da sein konnte, wo Milde angebracht war. Es spricht nun Herr Fabrikant Schaible als Schöffe und Bürger seinen Dan! aus, nicht nur für die Erleichterung i« Amt, welche die Schöffen vom Scheidenden erfuhren, sondern auch für die Stunden angenehmen Zusammenseins nach vollbrachter Pflicht. Weiter wünscht Herr Amtsgerichts- diener Hemminger im Namen der 7 Schwaben an seinem Tische, den lieben Kindern Else und Kurt eine glückliche Zukunft und Herr Seminarmusikoberlehrer Hegele dankt dem scheidenden Ehepaar für die Unterstützung der Bestrebungen des Liederkranzes, wen» eS galt etwas Schönes fertig zu bringen, er habe de» Gesang des LiederkranzeS verdient. Er schließt mit dem Wunsch, daß die Familie auch in Tuttlingen der Sache des Gesang- treu bleiben möge «nd fordert die Sänger auf zu einem Zutrunk, welchem freudig entsprochen wird. Herr Oberamtsricher Lehnemann richtet sodann herzliche Worte des DankeS an die Versamm- lung für die ihm gezollte Anerkennung; es freue ihn, wenn «S ihm und seiner Frau Gemahlin gelungen sei einiges Gute zu wirken. Was seine AmtSthätigkeit anbelange, so
habe er nur seine Pflicht gethan und müsse er vor Allem seinem Kollegen und Freund Herrn Oberamlsrichter Sigel für das schöne Verhältnis im Zusammenarbeiten danken, ferner danke er für das gute Einvernehmen mit den Herren Schöffen, den Pflichteifer der übrigen Herren deS Kgl. SmtS- gerichts, den bürgerlichen Kollegien der Stadt Nagold, de» Herren Veranstaltern der AbschiedSseier, den Herren Rednern für Ihre anerkennende Worte, dem Liederkranz skr sein« gediegenen Vorträge, somie allen Anwesenden für ihr ehrendes Erscheinen. Er gab die Versprechung, daß er Stadt und Bezirk Nagold in frdl. Andenken behalten werde und hoffe, daß kein Nagolder nach Tuttlingen komme, ohne ihn zu besuchen, da ihn «nd seine Frau ein solcher Besuch stets herzlich freuen werde. So sage er denn Nagold und seiner Einwohnerschaft bewegten Herzens Lebewohl! Die Feier verlief in würdigster Weise besonders belebt durch die schönen Vor- träge des Liederkranzes, sowie den Vortrag eine- selbstverfaßten humoristischen Gedichts seitens des Herrn Refen- där Knödel. — Wir selbst schließen unS den guten Wünschen für das fernere Wohlergehen de- Herrn Oberamtsrichter Lehnemann und Familie an und dies um so gerner, als Frau Oberamtsrichter stets von herzgewinnender Freundlichkeit und ihr Gemahl einer jener Beamten war. von denen man sagen kann: „Nicht nur was Du bist, ift'S was Dich ehrt; Wie Du es bist, giebt Dir den Wert." Sein Thun und Lassen war durchdrungen von strenger Rechtlichkeit im Amt, begleitet von liebenSwürdig- freundlichem Ernst im persönlichen Verkehr. Das Publikum nahte ihm mit besonderem Vertrauen in demBewußtsein,bei ihm Entgegenkommenzufinden. Ein schlichter Bauersmann vom hintern Walde hat uns ein treffendes Zeugnis verraten, daS er dem scheidenden Herrn Oberamlsrichter gesandt hatte: „Sie waren immer ein gerechter Richter und ich wünsche, daß Sie auch in Tuttlingen so fortfahren möchten." Und damit rufen wir der verehrten Familie Lehnemann ein herzliches „Lebewohl" und auf „Wiedersehen" zu.
k- Nagold, 17. Noo. Die „Gedanken und Erinnerung^" des Fürsten Bismarck werden von der I. C. Cotta'schen Buchhandlung vor dem Erscheinen so geheim gehalten, daß auch nicht die kleinste Besprechung des Inhalts vorher möglich war; dagegen lesen wir, daß eS einem französ. Kritiker gelungen ist,! daS für den französischen Verleger H. Le Soudier in Paris bestimmte Manuskript durchzulesen, wornach die Kapitel über den Kulturkampf die interessantesten zu sein scheinen. Die Thatsache der Weglassung der Zeit nach Bismarcks Entlassung wird auf den Kaiserbesuch v. 1.1895 zurückgesührt. Das Werk in deutscher Sprache wird bekanntlich Ende November erscheine».
^ Unterthalheim, 14. Nov. Unser DarlehenS- kaffenverein war gestern nachmittag in der „Linde" versammelt. 67 Mitglieder waren erschienen. Der BereinS- vorsteher, Pfarrer Scheel, eröffnete die Versammlung und erteilte sodann das Wort Lehrer Eisele, welcher einen interessante» Aufsatz: Thomasmehl und Bezugsoereinigung vorlas. Hierauf wurde zur Bestellung auf Thomasmehl geschritten und die angelegte Liste zeigte ein günstige- Resultat. Rechner Clemens Zimmermann hatte sodann die Güte, uns zu berichten über die Zusammenkunft der Vertreter der D«rlehenskassen rc. am 5. ds. Mts. unter dem Vorsitze unseres H. Oberamtmanns Ritter, betreffs gemeinschaftlicher Einkäufe von Kunstdünger. Sodann wurde ei« Beschluß gefaßt über die Art und Weise wie künftighin gemeinschaftl. Einkaufsartikel abgegeben werden sollen. Mit dieser Versammlung war auch unsere 1. landwirtschaftl. Versammlung für diesen Winter geplant. Der Leiter derselben, Lehrer Eisele, geb uns au der Hand eines Büchleins auS „deS Landmanns Winterabende" einen gewiß zu Herzen gehenden Vortrag: „Das bäueriiche Familienleben, wie eS sein soll". Allgemeiner Beifall lohnte den Redner. Die Versammlung wurde sodann geschlossen. Einsender dieses möchte nur wünschen, daß die Themate, welche in den einzelnen Gemeinden des Bezirks in diesen landwirtschaftl. Versammlungen zur Sprache kommen, im „Gesellschafter" zu lesen wären; denn das ist gewiß für alle, die ein Interesse an der Sache haben, ein Sporn zum steten Weiterarbeiten in unserem landwirtschaftl. Berufsleben!
Rottenburg, 14. Nov. Prof. Dr. Keppler hat die auf ihn gefallene Wahl zum Bischof angenommen. Die auS den Herren Domkapitularen Ege und Sporer bestehende Deputation, welche ihm noch am Freitag die Nachricht von der Wahl überbrachte, ist gestern nachmittag hierher zurück- gekehrt.
Rottenb urg, 14. Noo. An den erwählten Bischof Dr. Keppler hat die Stadt und Stadtvertretung sofort nach der Wahl ein Glückwunschtelegramm abgesch'ckt; hiefür dankt der Hochwürdigste Herr in einem besonderen Schreiben das
mit den schönen Worten schließt: „Wenn ich Ihr Mitbürger werden soll, so sollen die Einwohner RottenburgS, ihre Sorgen und Anliegen, ihre Armen und ihre Kranken, der Stadt Wohl und Wehe einen besonderen Platz in meinem Herzen haben".
Stuttgart, 15. Noo. Im Druck erschienen ist der Bericht der VersassungSkommission der Kamm. d. Standesherrn über die Verfassungsreform. Die Kommisstoa beantrag», auf dieBeratung drsTntwnrfS einzugehen. Zum Budget recht macht die Komm., die den von der 2. Kamm, bekanntlich abgelehvten Vorschlag die Regierung aufgiebt, folgende Vorschläge: „Für die Beratung und Beschlußfassung über den Hauptetat (Z 111) gelten folgende Bestimmungen: 1) Der Hauptetat wird in der 2. Kammer unter Beachtung des 8 110 in Beratung gezogen und es wird von ihr zunächst über die einzelnen Titel desselben Beschluß gefaßt. 2) Die Beschlüsse der 2. Kammer werden sodann der 1. Kammer für Abänderung eines von der 2. Kamm, gefaßten Beschlusses erklärt, so hat die 2. Kamm, den Gegenstand einer nochmaligen Beratung und Beschlußfassung zu unterziehen. Wen« hiebei die 2. Kammer, einen von demjenigen der 1. Kammer abweichenden Beschluß faßt, so gilt ihr Beschluß, ausgenommen die Fälle der Ziff. 3, als Beschluß der Ständeversammlung. 3) Bei Beratung und Beschlußfassung über die Titel der Einnahmekapitel des Etat- (Ertrag des KammergutS und sonftigeDeckung-mittel) steht beiden Kammern gleiches Recht zu. Wenn über die Höh« der Veranschlagung bei den genannten Einnahmen eine Uebereinstimmung beider Kammern nicht zu stände kommt, so verbleibt eS bei derjenigen Höhe, bis zu welcher beide Kammer« übereinstimmen. Hinsichtlich der Steuersätze und- Zuschläge bleibt eS für den Fall der Nichtübereinstimmung beider Kammer« bei denjenigen Steuersätzen und- Zuschlägen, die bei der betr. Steuer für das lrtzte Jahr der vorhergegangenen Finanz« Periode verabschiedet worden sind. 4) Nachdem gemäß den vorstehenden Bestimmungen die Ausgaben und di« zu ihrer Deckung erforderlichen Einnahmen des Hauptetat- festgesetzt find, wird über die letzteren im ganzen zuerst in der 2., dann in der 1. Kammer abzestimmt. Kommt hiebei ein übereinstimmender Beschluß beider Kammern nicht zu stände, so werden die bejahenden und die verneinenden Stimmen beider Kammern zusammengezählt, und nach der Mehrheit sämtlicher Stimmen wird alsdann der Ständebrschluß «bgefaßt. Würde in diesem Falle Stimmengleichheit eintreten, so hat der Präsident der 2. Kammer die Entscheidung.
Stuttgart, 14. Nov. Wie aus Leipzig gemeldet wird, ist der langjährige Vorkämpfer für erziehliche Knabenhandarbeit, Teminardirektor Götze, am 14. ds. MtS. dort gestorben.
Rottweil, 14. Nov. (Korr.) Durch den gesteigerten Besuch deS hiesigen Gymnasiums — im Jahre 1872 betrug die Schülerzahl 163, heute beträgt sie 334 — find die Räume de- Gymnasium unzureichend geworden. Eine Medizinal-Kommission, die letzthin hier war, erklärte 2 Zimmer für ungeeignet für Schulzwecke. Durch Bertrag zwischen Staat und Stadt vom Jahre 1834 hat die Unterhaltung deS Gymnasiums d>e Stadt zu tragen. Die bürgerlichen Kollegien haben nun die bestehenden Defekte als richtig anerkannt und demgemäß beschlossen, das Küfer Diebold'sche Wohnhaus und die Bernheim'sche Waschküche, beide neben dem Gymnasium, auf Abbruch avzukaufen, waS auch geschah. Ans diesem Platze wird ein Untergymnasium mit 6 Schulzimmern erbaut, wodurch dem Obrrgymnasinm genügend Raum und dem Famulus noch ein eigenes Wartezimmer geschaffen wird.
Cannstatt, 16. Nov. Seit de« letzten Gommer giebt eS hier bekanntlich auch Droschken und zwar Daimler- Motor-Droschken, 2 an der Zahl. Dieselben haben den ganz besonderen Vorzug, daß sie durch eine sinnreiche Ein- richtung winters durch den Motor auch geheizt werden können, so daß man nicht wie in Pferdedroschken über so empfindlich kalte Füße zu klagen hat. Die beiden Wagen erfreuen sich darum auch einer so regen Nachfrage, daß man sie nur selten an lhrem Standort, dem Bahnhofplatz findet. Bei sehr regem Geschäftsgang werden wohl in Bälde weitere Wagen dem Publikum zur Verfügung gestellt werden.
Vom Bezirk Marbach. 15. Nov. (Korresp.) Letzten Freilag vereinigten sich die Mitglieder der Gemeinde Steinheim a. d. M. im Saale des GasthofS zum Lamm zu einer Abschiedsfeier für ihren nach Ueberkinge» übe'siedelnden Pfarrer Ansel: der Verlauf der AbschiedSseier gab Zeugnis dafür, wie sehr sich der scheidende Geistliche während seiner 10jährigen Wirksamkeit in der Gemeinde die allgemeine Liebe, Anhänglichkeit und Hochachtung erworben hat.
Vom Oberlande, 16. Noo. (Korresp.) Mas spricht allgemein davon, daß die Herren Dekan und Gtadlpfarrer Magg, Ulm, und Stadt- und GarnisonSpfarrer Berg, Tübingen,