Erscheint
Montag, Mittwoch, Donnrr-tag und Samstag.
Preis »ierteljährl. hier mit LrLgertohn SV im Bewirt 1 außerhalb d. Bezirks 1 20 .
MonatSabonnernentS nach BerhältniS.
In GrMWn.
Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-BeM Nagold.
73. Jahrga»-.
^ 168.
Amtliches.
Bekanntmachung, ketr. die Auzeigepflicht für die Gchweiueseuche, die Schweinepest und den Rotlauf der Schweine. Bom 8. September 18S8.
Auf Grund des 8 10 Absatz 2 deS Gesetzes, betr die Abwehr und Unterdrückung der Viehseuchen, »sm
(ReichS-Tesetzbl. 1894 S. 409) bestimme ich:
Für den ganzen Umfang des Reichs wird vom 1. Oktober d. I. ab bis auf Weiteres für die Schwkine- seuche, die Schweinepest und den Rotlauf der Schweine die Anzeigepflicht im Sinne des ß 9 deS erwähnten Gesetzes eingeführt.
Durch diese Bestimmung werden die bisher für einzelne Bundesstaaten und Gebietsteile erlassenen Bekanntmachungen gleichen Inhalts ersetzt.
Berlin, den 8. September 1898.
Der Reichskanzler.
. In Vertretung:
Traf von Posadowsky.
Vorstehende Bekanntmachung wird hiemit unter Hinweis auf die bei Unterlassung oder Verzögerung der Anzeige gemäß
8 65 Ziff. 2 des Reichsoiehseuchengesetzrs vom
eintretenden Strafen veröffentlicht.
Außerdem werden die OrtSpolizeibehörden beauftragt, dieselbe sofort in ortsüblicher Weise bekannt zu machen, worüber Eintrag im Schulthrißensmtsprotokoll zu machen ist.
Zugleich werden die OrtSpolizeibehörden auf die Mini- sterialverfügnng vom 30. September 1898 (Reg.-Bl. S. 214), betreffend Maßregeln zur Bekämpfung der Schweineseuche, der Schweinepest und deS Rotlaufs der Schweine, und auf den hiezu ergangenen Ministerialerlsß vom gleichen Tage (Min.- A.-Bl. S. 349) zur genauen Beachtung hingewiesen.
Nagold, den 26. Oktober 1898.
_ K. Oberamt. Schüller, Amtmann .
S. Maj. d. König hat das erledigte Revieramt Simmers
feld dem Forstamlsasfistenten Knapp in Tübingen (vorher in W ildbad) übertragen. _
Gestorben: Franz Hammel, Hausmeister a. D., 8S I. a.,
Stuttgart. — Paul Kraus, kath. Pfarrer, Dekan für Spaichtngrn, 7V I. a., Denkingen. — Josef Ried eck er. Borst, d. Kriegrrvereins Eschach O«. Ravensburg, 53 I. a., Liebenau.
Hages-Meuigketten.
Deutsche« Reich.
Nagold. 23. Okt. (Einges.) Der Einladung zu einer geselligen Feier des 25jährigen Dienstjubiläums des hiesigen städtische« Waldschützen Wohlleber ins Gasth. z. „Lamm" dahier folgten heute abend sehr »iele Bürger von Nagold, sowie auch auSw artige Freunde des Jubilars. Stadtsörster Weinland hob in seiner Ansprache hervor, daß der Jubilar eine solche Teilnahme der ihm näher stehenden Mitbürger an seinem Ehrentage verdiene, und daß er selber auch öffentlich dem Jubilar für die ihm als Vorgesetzten in 22 Jahren geleistete Unterstützung im Amte zu danken sich bewogen fühle. Denn wie ein Offizier, sei es im Frieden bei der Parade oder im Kriege, nur im Fall« seiner Unterstützung durch tüchtige Unteroffiziere «il Ehren bestehen könne, so habe ein Forstbeamter und «in Polizeibeamter seine Erfolge im Amt immer such einem zuverlässigen Forst-- und Polizei-Personal mitzuvrrdanken. Er rechne aber dem Jubilar eine Charaktereigenschaft besonders hoch an, die er in die Worte fassen «oll«: „Der Jubilar heißt zwar Wohllrbrr, aber er ist kein Wohllebrr". Während der jetzige Zeitgeist so Vielen den für den Einzelnen, seine Familie und unser ganzes Volk verderblichen Rat eindlase: „Strebe bei möglichst wenig Arbeit nach möglichst viel Lebensgenuß!" habe unser Jubilar sich, freilich unterstützt von einer gleichgesinnten Ehefrau, durch die „ altväterischen" Eigenschaften: Gottesfurcht, Gottvertrauen, Fleiß, Sparsamkeit, Genügsamkeit und Mäßigkeit schon als Holzmacher selbst eine sorgenfreie Existenz gegründet. Möchten doch andere Arbeiter in Stadt und Land den Jubilar und seine zwei Kollegen in diesen Stücken mehr nachahmen! Rühre doch die Unzufriedenheit so vieler Deutschen in erster Linie davon her, daß sie sich nicht nach der Decke strecken wollen, sondern zum Schaden für sich und ihre Familien aus ihre, ;a jedem arbeitsamen Menschen zu gönnende, Erholung viel zu viel Zeit und Geld verwenden, und so schließlich im Kamps« mit der fast jedem Deutschen Mann angeborenen Lust zum Trinken über Bedarf unterliegen. Der Redner schloß mit dem Wunsch«, daß der Jubilar, wenn er einmal seinen Posten wegen Nachlaß der Kräfte aufgeben müsse, von sorgen- und schmerzfreiem Lebensabend mit gutem Gewissen auf die Jahre seiner Arbeit zurückblicke» dürfe. Unter Zustimmung zu diesem Wunsche tranken alle Teilnehmer an dieser Feier auf das fernere Wohlergehen des
UstzstL, Donnerstag -e» 27. Oktober
Jubilars. Herr Stadtpfleger Lenz bestätigte aus seiner Erfahrung gleichfalls die Pflichtreut und namentlich auch de» richtigen Takt des Jubilars im Verkehr mit Beamte« und Bürgern. Herr Stadtrat Schaible sprach seine Befriedigung über die Beteiligung so vieler Bürger an dieser Feier ans, eS sei dies ein Beweis, daß der Semeinderat mit seiner Ehrung des Jubilars in letzter Sitzung auch nach dem Urteil der Bürgerschaft das Richtige getroffen habe. Eine solche öffentliche Anerkennung «erde wohl auch die übrigen städtischen Beamten befriedigen und ihre BrrufS- freudigkeit mit rege erhalten. Den Wolfsbergern sei aber der Jubilar noch speziellen Dank dafür schuldig, daß sie durch ihren Naturgesang — als Ersatz für den fehlenden Kunstgesang — da- Ihrige zu der Frier ihres Wslfsberger Genossen beizutragen suchten. — Daß sodann das Forst- personal selbst nach kurzem Dank deS Jubilars für die ihm bereitete Feier den Schluß derselben schon um 8 Uhr ver- anlaßte, dürfte wohl den Beifall aller vorsichtigen und charakterfesten Teilnehmer gefunden haben.
Nagold, 27. Okt. (Einges.) Am Sonntag Nachmittag wird im Saale der Kuranstalt Weldeck der Vertreter der Homöopathie u. Naturheilkunde E. Wenz von Mühringen einen Bortrag über „dic Notwendigkeit einer naturgemäßen Lebensweise zur Erhaltung der Gesundheit" etc. halten; der Vortrag verspricht nach andere« Berichten ein sehr lehrreicher zu werden und dürfte ein zahlreicher Besuch desselben im Interesse der Einwohnerschaft liegen.
Vom Lande, 25. Okt. (Einges.) In Nr. 163 diese- Blattes sucht das K. Oberamt die Ortsschulbehörden und Gemeinderäte im Bezirke anzuregen, auch dieses Jahr landwirtschaftl. Abrndoerssmmlungen Erwachsener in ihren Gemeinden zu veranstalten. Dabei wird hingewiesen auf die Beiträge in Geld und die Verabreichung von Schriften von der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft. Durch diese Schriften sollen die Landwirte mit einer wiffenschast- lichen Grundlage ausgerüstet werden, die sie in der Praxis verwerten sollen, um so ihren Wirtschaftsbetrieb zu fördern und den Kampf ums tägliche Brot siegreich zu bestehen. Wenn dieser Zweck erreicht werden soll, so müssen diese Schriften gelesen und daher an die Einzelnen verteilt «erden; wenn sie liegen bleiben und verstauben, so hat ihr Inhalt keinen Wert für den Landwirt. Die Anregung zum Lesen dieser nützlichen Schriften soll und wird besonders durch die Lbendversammlungen gegeben werden. Dazu ist nötig, daß hiezu befähigte Landwirte oder Freunde der Landwirtschaft durch Vorträge. Vorlesungen, Belehrungen rc. ihre Zuhörer für die Sache zu begeistern und zu gewinnen suchen. Dies kann besonders geschehen durch daS Borlesen deS einen oder andern Abschnitts aus den 62 Büchlein: „Des Landmann's Winterabende." Diese Büchlein haben zu einem großen Teile den im Jahre 1892 verstorbenen Fritz Möhrlin zum Verfasser. Dieser Mann hat es verstanden, das innere und äußere Leben der Landleute in unnachahmlichen Bildern darzustrllen und durch die in anziehend« Form gekleideten Wahrheiten auf Verstand und Herz der Leser seiner Schriften einen tiefgehenden und segensreichen Einfluß auszuüben. Daneben sollten in diesen Versammlungen die an- der Praxis geschriebenen Aufsätze in den verschiedenen Jahrgängen des „Landwirtschaftl. Wochenblatts" ihre Berücksichtigung finden. Es wäre daher sehr zu wünschen, daß dieses Blatt, welche- ja daS Fachblatt unserer Landwirte ist, unsere Ortsbibliotheken zieren würde. Zudem sollte das eigene Interesse jeden Landwirt antreiben, dieses nicht genug zu empfehlende Blatt zu lesen. Aber gelesen oder vorgelesen muß eS werden, aber nur das Wichtigste aus demselben. Hiebei möchte besonders auf den „Fragekastrn" aufmerksam gemacht sein. Jeder bringt so etwas Wissenswertes in die Versammlung oder will dasselbe erfahren. Nur so werden die Versammlungen, in denen alle Politik «uSgeschsoffen ist, gewiß von großem Nutzen für den Einzelnen und die Gemeinde sein. Daher heraus aus der alten Gleichgültigkeit und Gewohnheit und bleibe keiner zurück; jeder gebe seinem Stande die Ehre und erscheine wöchentlich einmal in diesen lehrreichen und schönen Abendversammlungen! — Zum Bezug der landwirtschaftl. Bücher empfiehlt sich die G. W. Zaiser'sche Buchhandlung, Nagold.
Enzklösterle, 24. Okt. Nach sehr langer Unterbrechung find Jahreszeit und Wetterlage zum erstenmal wieder für einige Tage der Alprnfernsicht günstig. Sestern war auf unserem Alpenluginsland beim Breitloh (Hohloh) die ganze Gebirgskette vom TäntiS bis zur Jungfrau sichtbar, mit Hellen Schneereflexen um Sonnenuntergang, nur teilweise durch zarten Dunstschleier getrübt, der gegen die schwäbische Alb hiv zunahm.
AuS dem Schönbuch, 25. Okt. Der Schönbuch liefert dieses Jahr eine Masse von Buchecker» (Büchele), so daß manche Bäume sich von der Last ihrer Früchte beugen.
Insertions-Gebühr f. d. einspaltige Zeile auS gewöhnt. Schrift oder der« Raum bet einmalig. Einrückung 9 bei mehrmalig, jr^.
Gratisbeilagen: DaS PlauderstNbcheu und
SchwLb. Landwirt.
1898.
Die Früchte, die nun zeitig find, fallen zum Teil ab und können gesammelt werden. ES wurde deshalb vor einigen Tagen in Anwesenheit des Oberförsters im „Ochsen" in Pfrondorf der Ertrag abteilungsweise versteigert. Dabei waren viele Liebhaber aus der ganzen Umgegend anwesend, sodaß für di« einzelnen LbteilungSnummern teils bis zu 10 und mehr gesteigert wurden. Die Abteilungen sind allerdings so groß, daß sich mehrere Personen daran beteiligen können. Gesammelt werden darf pro Woche nur dreimal (Montag, Mittwoch und Freitag). Das Schütteln der Buchen mittelst eine- HolzhakenS und das Kehren unter denselben ist gestattet, jedoch müssen nach Beendigung des Sammelns di« Laubhausen wieder auseinander gethan werden. Erwünscht wären einige starke Reife, damit die Früchte besser «uSfallen. Im Jahr 1888 gab eS ebenfalls viele Buchele, seither aber keine mehr. Ein „Büchelrsjahr" galt bei den Alten stet- für ein gute- Jahr.
Freudenstadt, 24. Okt. In Pfalzgrasenweiler hielt gestern Pfarrer Siegel, der am Mittwoch dort eingetroffen und von den bürgerlichen und kirchlichen Kollegien in Dorn- strtten abgeholt worden war. in der mit Andächtigen dichtbesetzten Kirche seine Antrittspredigt. Hierauf folgte die Investitur deS neuen Seelsorger-, die von Dekan Zeller vorgenommen wurde. — Pfarrer Tittinger in Mittelstadt, der seit 12 Jahren dort thätig ist, wird den Ort demnächst veraffen, da ihm die erledigte Pfarrei Hohenstaufen/OA. Göppingen, übertragen wurde.
Stuttgart, 23. Okt. Mit Hinzunahme deS am 31. März 1895 vorhanden gewesenen Restoermözens von 10748 401 ^ bezifferten sich am 1. April 1897 die reinen Ueberschüffe der ivürtt. Staat-Hanpckasse auf über 17^/, Mill. Davon sind zur Verwendung annähernd 13 Mill. bereit- bestimmt: 4239000 ^ zu außerordentlichen Staatsausgaben, insbesondere Ersenbahnbauten, 7 Mill. als Betriebs- und Vorrat-kapital der StaatShauptkaffe und 775 000 für die Hagel- und Sturmbeschädigten vom 1. Juli 1897; es bleiben sonach noch über 4^/r Mill. verfügbar. — Eine Etat-Überschreitung ist in den nun abgeschlossenen Elats- jahren 1895/97 nur bei folgenden Kapiteln vorgkkommen;
и) Zivilliste um 25 903 ^ infolge der höheren Naturalienpreise ; d) Pensionen 300 920 u. Unterstützungen 32 000 ;
o) Leistungen an das deutsche Reich 157 650 der Aufwand an Postporto infolge Aufhebung der Portofreiheit in Dienstsachen; ä) Departement der Justiz 279200 ^ Unter anderem mußten wegen bedeutender Zunahme der Strafprozesse 618000 ^ als Zuschüsse an die Jnquifitionskaffen des OberlandeSgerichts. der Land- und Amtsgerichte geliefert werden, während im Etat nur 550000 ^ vorgesehen waren; «) Departement des Innern 206392 wovon auf Rechnung des Etats der landwirtschaftlichen Zentralstelle allein 143 786 ^ entfallen (Kosten für die ueuentdeckten. sehr bedeutenden Reblausherde» bei Neckarsulm, Niedernhall), ferner hat das starke Auftreten der Maul- und Klauenseuche die Kosten des Veterinärwesens um 19 000 ^ erhöht, der Etat der Staats- und Privatirrenanstalten erforderte die Summ« von 432 716 ^, d. h. 19 200 ^ mehr, als hierfür im Etat ausgesetzt waren. Da Quartier in größerem Umfang zn leisten war, als man gedacht hatte, so wurde der EtatSsatz von 62 300 ^ um 12000 ^ überschritten.
к) Departement der Finanzen 65115 die auf Rechnung höherer Grbäudekoste», als sich vocauSsehen ließ, zu setzen sind. Weniger als ihnen vorgeschrieben war, verbrauchten die Departements der Auswärtigen (3850 ^M) und des KulluS (85000 ^).
Stuttgart, 25. Okt. Da- unvermutete Sterben deS Basler Buchhändlers P. K « ber - Gobatauf der „ Mitternachts - sonne" vor Alexandrien hat viel Ergreifendes. Er ist ein Württemberg», der Sohn des -j- Pfarrers Kober in Brtz- genrielh, und der Bruder des in Basel vor einigen Jahren -j- Apolh. Joh. Kober, der längere Zeit mit seinem Schwager, -j- Richard Oesfinger die Nagolder Apotheke innehatte. Nachdem er die Kaufmannschaft erlernt hatte, kam er zu seinem Großoheim, dem durch sein« wohlthätigen Anstalten bekannten C. F. Spittler in Basel, und wurde von ihm in das Geschäft. C. F. Spittler u. Comp, in Jerusalem geschickt, wo er seine Frau, «ine Tochter des -j- Bischofs Gobat. kennen lernte. Als daS Geschäft in Basel wuchs, die Kraft Spittlers aber simahm, wurde ec zurückgerufen. Nach Spittlers Tod (1868) affocirten sich der 1897 verstorbene C. Jäger, Spittlers vieljähriger Mitarbeiter, und er zur Fortsetzung der L. F. Spittler'schen Buchhandlung. Während elfterer seine Hauptkraft christlichen HumanilätSwerken widmete, brachte dieser mit großem Fleiß und Geschick das buchhändlerrsche Verlagsgeschäst zu großer Blüte, dessen alleiniger Inhaber er seit dem Tode Jägers war. Seit seinem Aufenthalt in Jerusalem hatte er das lebhafteste Interesse für die heil. Stadt, das rhn bewog, mit seiner daselbst geborenen Frau zur Einweihnng der Erlöserkirche