Erscheint

Montag, Mittwoch,

Donnerstag und Samstag.

Preis Vierteljahr!, hier mit Trägerlohn 90 im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks

Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

73. Jahrgarrg.

16 ^

Nagold, Mittwoch de» 26. Oktober

Ins ertions-Tebühr f. d. einspaltige Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bet einmalig. Einrückung S bei mehrmalig, je 6

Gratisbeilagen: DaS Plauderstübchrn und

Schwöb. Landwirt.

1898.

Bestellungen

aus

»Der Gesellschafter"

für die Monate

November und Dezember

werden von ollen Postsnstalten und von der Expedition «ntgkgengenommen.

Amtliches.

Bekanntmachung.

Es wird hiemit zur allgemeinen Kenntnis gebracht, daß durch Entschließung der K. Regierung des Gchwarzwald- kreists vom 21. dS. MtS. die von der Amtsversammlung am 27. August ds. I- vollzogene Wahl des Werkmeisters und Wafserdautechnikers Gustav Schleicher in Stuttgart zum Oberamtswegmeister für den Bezirk Nagold bestätigt worden ist und p. Schleicher am 1. ds. Mts. seine« Dienst angetreten hat, ferner, daß durch Entschließung der KreiS- regierung vom ^22. ds. Mts. die Wahl des approbirten Arztes ör. Zimmermann von Zwickau zum Stadt- bezw. Distriktsarzt für Haiterbach u«d die Gemeinden Beihingen, Bösingen, Ober- und Unterschwandorf, Ober- und Unter­thalheim sowie Schietingen mit dem Wohnsitz in Haiterbach bestätigt worden ist.

Nagold, den 24. Okt. 1898.

K. Oberamt. Ritter.

Am 21. Oktober ist von der Evang. Oberschulbehörde die neu- errtchtete zweite Schulstell« in Kuppingen, Bez. Herrenberg, dem Unterlehrer Karl Kühnle daselbst übertragen morde«.

Die Wahl des approbierten Arztes Dr. Zimmermann von Zwickau zum Stadt- bezw. Distriktsarzt sür Haiterbach und 7 weitere Gemeinden des Bezirks Naaold ist am 22. Okt. 1898 von der K. Regierung des Echwarzwaldkreisrs bestätigt worden.

Gestorben: Julius Veith, Stuhlfabrikant, Zuffenhausen. Karl Braun, Bezirksgeometers a. D. Sohn, 19 I. «., Ravensburg. Isidor Heine, Privatier, 67 I. a., Ravensburg.

Hages-Hlerügkeiten.

Destschrs Leich.

Liebenzrll, 23. Okt. Gegenwärtig wird mit der bereits in Angriff genommenen Umpflssterung unserer Haupt­straße eine längstersehnte Korrektion dieser Straße vorge- nsmmen; ebenso wird eine unterirdische Ableitung des Abwassers damit verbunden. Die Errichtung einer öffent­lichen Fernsprechstelle ist uns jetzt gesichert; sie wird mit Verlegung des Postamtes in einen größeren Raum noch im Laufe des kommenden Winters eingerichtet werden. Da von der Etavtgemeinde hier erst vor kurzer Zeit mit großem Aufwand auch eine vorzügliche Wasserleitung ausgeführt wurde, ist jedenfalls allen Anforderungen, die an einen Kurort gestellt werden, auf geraume Zeit entsprochen. Wie günstig sich die heurige Badezeit gestaltete, beweist die Zahl der Kurgäste, die annähernd 1400 betrug. Dabei ist die Thatsache hervorzuhebe», daß unser Kurort nicht mehr wie früher beinahe ausschließlich von Frauen besucht wird, sondern daß die Zahl der männlichen Kurgäste in den letzten Jahren die der weiblichen beinahe erreicht hat.

Stuttgart, 24. Okt. Eine imSt.-Anz." veröffent­lichte K. Verordnung, «eiche den Wiederzusammenrritt der Stände anordnet, Hot folgenden Wortlaut: Nach An­hörung Unseres Staatsministei iumS haben Wir den Wiederzu­sammentritt der vertagten Ständeversammlung auf Dienstag den 8. Novembers. I. bestimmt. Wir befehlen demnach, daß sich die Mitglieder beider Kammern an diesem Tage zur Eröffnung ihrer Sitzungen in Unserer Haupt- und Re­sidenzstadt Stuttgart wieder versammeln. Gegeben Stuttgart den 21. Oktober 1898. Wilhelm.

Kirchheim u. T., 25. Okt. In der dicht besetzten Turnhalle veranstaltete der hiesige Bürgergesangverein gestern nachmittag ein wohlgelungenes Konzert, bei welchem das MelodramAus großer Zeit" von Theodor Müller-Reuter zur Aufführung kam. Die Dichtung, iu edler Sprache ge­halten, behandelt die herrlichen Woffenthaten des Jahres 1870 und übte infolge der großarligen Wiedergabe her Chöre und Bariton- und Tenorsolis eine begeisternde Wirkung auf die Zuhörerschaft auS. Den verbindenden Text sprach Mittelschullehrer Harr in packender Weise. Der Bürgergrsangverein und dessen Direktor, Oberlehrer Schmid, hat sich durch Aufführung diese- bedeutenden TonwerkeS ein weiteres Ruhmesblatt geschaffen.

Schramberg, 22. Okt. Im Aufrag der Kultmini, sterialabt. weilte gestern der Vorstand der württ. Turnlehrer- bildungsanstalt, Prof. Keßler-Stnttgart, hier, um den Turn-

unterricht an der hies. Real- und Lateinschule zn visitiren. Gleich anfangs sprach derselbe seine Freude auS über den munter«, frischen Eindruck, den die Schüler schon äußerlich auf ihn machten und dey er auf seinen Inspektionen nicht gerade häufig so oorfinde. Stab- und Msrschübungen fanden ebenfalls Worte der Anerkennung. Darauf wechselten Frei- und Geräteübungen mit Springen und Klettern; den Schluß bildete« einige Turnspiele, auf die bekanntlich neuerdings ganz besonderer Wert gelegt wird, wegen ihrer hohen Wich­tigkeit für Erzielung körperlich wie geistiger Elastizität und Gewandtheit. Der Visitator ermahnte daher auch zum Schluß die Schüler u. a. zur Pflege guter und schöner Turnspiele und in Verbindung damit echter deutscher Kameradschaft.

Aalen, 24. Okt. Vorgestern weilten 2 Ministerialräte hier, um in betreff der geschehenen Schließung der Zellstoff­fabrik Unter kochen weiter zu verhandeln. DaS Resultat war, daß die Fabrik Erlaubnis bekommen Hst, bis 1. April weiter zu fabrizieren. Von genanntem Zeitpunkt an hört die Kon­zession bedingungslos auf.

Ravensburg, 24. Okt. Am Samstag hielt der ehe­malige Hauptmann Tannera, der während des Feldzugs 1870/71 bei den Bayer« stand, dann 1873 in württemb. Dienste übergetreten war und als Hauptmann beim Kaiser­regiment in Weingarten gestanden hatte, im Saale des Gasthofs z.Lamm" einen Vortrag überIndien" und die politische Lage der Engländer dortselbst. Herr Tannera hat Indien selbst bereist und schilderte seine Eindrücke von seinem Eintritt in Bombay, BenareS etc. bis zum Schluffe in so ausführlicher natürlicher Weise, daß die zahlreich An­wesenden in rauschenden Beifall ausbrachen. Herr Tannera ist ein gewandter Redner und unterstützte seinen Vortrag in anschaulicher Weise mit Photographien. Daß England mit seiner Krämerpolitik nicht gerade glimpflich davonkam, ist wohl selbstverständlich.

Ulm, 24. Okt. Heute Vormittag kam Generaloberst Prinz Georg von Sachsen über Aalen hier an und fuhr nach kurzem Aufenthalt nach Sigmaringen weiter. Heute find zahlreiche Offiziere hiesiger Garnison mit Damen nach Stuttgart gefahren zu der Probeaufführung der militärischen Festspiele.

AuS dem Bezirk Kehl, 23. Okt. Wie denMb. Nchr." mitgeteilt wird, ist die fast unglaubliche Wahlfälschung in Sand tatsächlich vorgekommen. Nicht weniger wie 70 Wahlzettel wurden der Wahlurne unrechtmäßig einverleibt. Der betreffende Protokollführer hat auch 70 Namen von Bürgern angestrichen, welche gewählt haben sollen. Zu be­merken ist, daß der Ratschreiber nicht Mitglied der Wahl­kommission war, weil er eS nicht sein darf, da er zugleich das Amt eines Acciffors inne hat. Die eigentümliche Wahlgeschichte wird demnächst das Gericht beschäftigen.

P Abermals ist ein hoch er katholischerWürdenträger Deutschlands vom Tode abberufen worden. Am Freitag ist der Bischof von Osnabrück, Dr. Höbing, welcher auf einer Romreise begriffen war, in Venedig plötzlich verschieden.

Berlin, 21. Okt. Gegenüber der Timesmeldung, der Hilfsgeneralpostmeister der Unionstaaten habe in seinem Jahresbericht oorgeschlage«, sofort mit England, Frankreich und Deutschland Verhandlungen zur Einführung des Penny- Portos anzuknüpfen, stellt dieNordd. Allg. Ztg." fest, dsß amtlichen OrtS hier über einen solchen Vorschlag noch nichts bekannt ist. Gegenüber der Blättermeldung, an zuständiger Stelle werde der gegenwärtige Zeitpunkt nicht als geeignet für die Einführung der 1 Kilogramm-Pakete mit ermäßigtem Porto erachtet, erfährt dieNordd. Allg. Ztg.", die fragliche Angelegenheit sei im Reichspostamt überhaupt noch nicht eingehend erörtert worden; sie werde erst in gründliche Erwägung gezogen, nachdem die zur Zeit in Beratung befindlichen Reformen zu Ende geführt seien.

Berlin, 22. Okt. Die Morgenblatter feiern anläßlich des heutigen Geburtstags der Kaiserin daS segensreiche wohlthätige Wirken der Kaiserin und betonen, alle Volks­schichten gedenken in herzlicher Liebe, Verehrung und Dank­barkeit der an den Gestaden des Bosporus weilenden Herrscherin.

Berlin, 23. Okt. DerReichsanz." veröffentlicht eine Urkunde vom 1. Okt. betreffend Stiftung einer Roten Kreuz-Medaille, welche aus drei Klaffen, in Bronze, Silber uud Gold bestehen soll. Zur Verleihung sind nur solche Männer, Frauen und Jungfrauen vorzuschlagen. welche durch mehrjährige Thätigkeit oder hervorragende Einzel- Handlungen um die Sache deS Roten KreuzeS sich verdient gemacht haben. Die Vorschläge zur Verleihung haben ohne Rücksicht auf die Lebensstellung zu erfolgen. Die ersten neu gestifteten Rote Kreuz-Medaillen find dem Vize-Ober- zerrmcnienminister von dem Knesebeck, Vorsitzendem deS Zentralkomitees deS Rolen KreuzeS, und der Gräfin Jtzenplitz,

der Vorsitzenden des Vaterländischen Frauenvereins verliehen worden.

Berlin, 24. Okt. Das älteste Seminar der preußischen Monarchie, das Schullehrerseminar zu Köpenick friert am 14. Dez. das Jubelfest seine- 150jähr. Bestehens. Es hat in diesen 150 Jahren zusammen 5250 Lehrer ausgrbildrt. Von dem Prediger der Dreifaltigkeitskirche zu Berlin, Ober- konsistorialrat Jsh. Jul. Hecker 1748 als Nebenanstalt zu der im Jahre vorher eingerichteten Realschule daselbst ge­gründet, hat es bis zum Jahre 1817 in Berlin, seitdem bis 1851 in Potsdam bestanden und ist im letztgenannten Jahre nach Köpenick verlegt worden, wo ihm vom König Friedrich Wilhelm III. die Räume deS Schlöffe« zur Be­nützung überwiesen worden find. Vom Kreise Teltow soll die Feier durch die Gründung von 4 Stipendien gewürdigt werden.

Berlin, 24. Okt. Die Errichtung eines neuen Armee­korps in Süddeutschland hatte den VerkehrSoerein in Darm­stadt veranlaßt, in einer Immediateingabe den Großherzog zu bitten, er möge sich beim Kaiser sür die Errichtung eines Generalkommandos in Darmstadt verwenden. Aus diese Eingabe ging dem Vorstand deS VerkehrSvereinS auS dem Kabinett des Großherzogs die Mitteilung zu, daß die vor­getragene Angelegenheit, für deren Entscheidung militärische und diplomatische Gesichtspunkte maßgebend seien, zur Zeit noch nicht spruchreif sei.

Berlin, 24. Okt. Einige Londoner Blätter führen eine Entrüstungs-Komödie auf wegen der herzlichen Be­grüßung d«S Sultans durch den Kaiser. Insbesondere lhun sichDayly Chronicle" undDaily News" hervor. Wenn sie dabei den Sultan denMörder der Armenier" nennen, so sollten gerade englische Blätter mit der Erinne­rung an di« armenischen Unruhen vorsichtig sein, da be­kanntlich die eigentlichen Urheber und Leiter der Unruhen nicht allzu weit von ihren Redaktion!-Stuben zu suchen waren. Gewissen Leuten in England sind aber die wirt­schaftliche» Vorteile, die Deutschland im Orient erringen kann, ein Dorn im Auge. Daher der Aerger! Auch die russische Presse fühlt sich durch die Orientreise deS Kaisers beunruhigt. DerSwjet" erklärt, die Orientreise Kaiser Wilhelms werde natürlich nicht bedeutungslos bleiben. Der deutsche Handel und Gewerbefleiß, die in der Türkei festen Fuß gefaßt, würden zweifeltos ihr Haupt erheben. Die Zahl der Deutschen dort werde sich vergrößern. Ueber- haupr werde der ökonomische und politische Einfluß Deutsch­lands wachsen; von hier jedoch bis zu vollständiger Ver­drängung fremden Einflusses in der Türkei durch die Deutschen sei noch ein weiter Weg .... DerSwjet" mag sich beruhigen. Wie iu China, verlangt Deutschland auch in der Türkei nichts anders als einen Platz an der Sonne. An die Verdrängung eines andern Einflusses denkt bei uns niemand.

Wilhelmshaven, 22. Okt. Die erste Ablösung aus der neuen Garnison ist gestern wohlbehalten mit dem Dampfer Crefeld" in die Heimat zurückgekehrt. Der Dampfer hatte am 14. Juli mit der ersten Ablösung, die aus fast allen deutschen Armeekorps entnommen war, die Heimat verlassen, traf nach etwa 6 Wochen in Tsintaufort ein, wo die Lan­dung deS etwa 460 Mann starken Transportes erfolgte. Am Srdantage rüsteten sich die Abgelösten, darunter der Kommandeur des 3. Seebataillons, Major Kopka v. Lossow, die Hauptleute v. Hartmann und v. Oppeln-Bronikowski zur Heimfahrt. Dieselbe nahm einen so günstigen Verlauf, daßCrefeld" 2 Tage früher als erwartet hier eintraf und schon gestern Abend vor der Jademündung eintraf. Nachdem das Schiff über Nacht im Jadebusen vor Anker gelegen halte, lief es gestern Morgen mit TaaeSgrauen bis an die Schleuse und wurde dort vom MusikkorpZ des 2. Seebataillons mit Musik empfangen. Am Nachmittag ging Crefeld" in den Hafen, nm zu löschen. Die Mannschaften wurden um 5 Uhr mit klingendem Spiel in ihre Kasernen gebracht. Major v. Lossow übernimmt wieder das hiesige 2. Eeebataillon.

Memel, 24. Okt. Das Memeler BarkschiffSatis­faktion" ist mit Kohlen von Leyds nach Memel unterwegs, in der Nordsee gesunken. Der Kapitän, deffen Frau und 9 Man« Besatzung sind ertrunken. Nur ein Schiffsjunge konnte von einem Gathenburger Dampfer gerettet werden.

Ävslasd.

Wien, 22. Okt. Hinter dem Epidemiehsspital wurde» im Laufe der Nacht von etwa 100 Arbeitern bei Fackelbeleuchtung Barrikaden fertiggestellt.

Wien, 23. Okt. Dr. Müller ist heute früh 4*/, Uhr gestorben. Das Befinden der übrigen Personen, die mit Barisch verkehrten, ist bis jetzt gut. Der Zustand der Wärterin Pech« ist insofern günstiger, als d:e Temp.-ratur nachlS auf 36,6 Grade fiel uud das Bewußtsein zeitweilig zurückkehrte.