Erschkint

Montag, Mittwoch, Donnerstag und Samstag.

Preis vierteljährl. hier mit TrSgerlohn 90 -rf, im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 ^ 20.

MonatsabonnemrntS nach Verhältnis.

kl GksellsAster

Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-Bezirk Nagold.

73. Jahrgang.

Insertions-Gebühr f. d. einspaltige Zelle aus gewöhnl. Schrift oder deren Raum bet einmalig. Einrückung S 2 s, bei mehrmalig, je 6

Gratisbeilagen: Das Plauderstübcheu und

SchwSb. Landwirt.

^ 144.

Amtliches.

Bekanntmachung.

Mit Rücksicht auf di« Weilerverbreitung der Maul- und Klauenseuche m Wenden sind daselbst sämtliche Wiederkäuer und Schweine unter polizeiliche Beobachtung gestellt worden mit der Wirkung, daß ohne ausdrückliche Genehmigung des Oberamts Wiederkäuer und Schweine aus der Gemeinde­mai kung Wenden bis auf Weiteres nicht entfernt werden dürfen; such ist das Durchtreiben von Wiederkäuern und Schweinen durch die Gemeindemarkung Wenden, desgleichen die gemeinschaftliche Benützung von Brunnen, Tränken und Schwemmen für Wiederkäuer und Schweine bis auf Weiteres verboten worden, was unter Hinweisung auf die bekannten Folgen der Zuwiderhandlung gegen die ergangenen Anord­nungen zur öffentlichen Kenntnis gebracht wird.

Nagold, den 14. September 1898. _ K. Ob-ramt. Schüller, Amtm.

Die Schulaufsicht im Bezirk Nagold ist dem Pfarrer Schott in Altensteig-Dorf übertragen worden. _

Gestorben: Wilh. Binder, Beamter der Allgemeinen Rentrn- anstalt, 89 I. a., Stuttgart.

Hages-Meuigkeiten.

Deutsches Leich.

Nagold, 15. Skpt. Wer gestern abend am Gasth. z. Rößle vorüberging, hörte zu seiner Freude eine überaus heitere Gesellschaft bei Sang und Klang. Wer ihn von früher kannte, hörte gleich heraus, daß GerblausMünchen mit dabei sei; so war es auch. Nor einer durch Kaufmann Berg geladenen vergnügten Versammlung von ca. 40 Personen gab er seine prächtigenStückerl" zum Besten, die mit unwiderstehlicher Komik wirkten. Er ist ebenan SchtS Münchner Kind", das seinen urwüchsigen Humor schon in den Windeln aus am Maßkrug gesogen hat. Einige Sänger vom Liederkranz ließen es sich nicht nehmen Herr Kaufmann Gerbt durch einige hübsche Lieber zu unterstühen, waS von den. Anwesenden mit Freude und Beifall anerkannt wurde. Außerdem wurde Herrn Gerbl aus der Mitte der Versamm­lung der Dank ausgesprochen, und ein kräftiges Hoch auf ihn ausgebracht. Er versprach bald wiederzukommen, damit die Fidelität in Nagold nicht aussterbe.

x. Nagold, 15. Eept. Jene liebliche hellrosafarbige Blüte, welche gegenwärtig auf unseren Wirsen erscheint, ist die Herbstzeitlose, die dem Menschen gefährlich, und dem Vieh schädlich ist; die Pflanze enthält besonders in den Knollen daS sehr giftige Alkaloid Kolchici». Schon ein ganz kleine- Quantum deS letzteren erzeugt heftige- Erbrechen; eS sei daher vor dieser Pflanze gewarnt. Die Blätter und Früchte erscheinen erst im folgenden Frühjahr.

* Nagold, 14. Sept. Da die Obstzeit wieder gekommen ist, emp ehlt «S sich für die Obstkänfer, auf das bestehende Gesetz betr. daS landwirtschaftl. Nachbarrecht zu achten. Es ist nämlich häufig der Fall, daß Bäume, der Stadt oder Privaten gehörend, hart an einer Grenze stehen und mit ihrer Krone zur Hälfte auf fremdes Eigentum hinüberragrn. Art. 24 des angeführten Gesetzes sagt:Die Früchte, welche von einem Baum auf «in Nachbargrundstück hinüberfallen, gelten als Frücht« dieses Grundstücks". In der Anmerkung zu diesem Artikel ist gesagt:Solange die Früchte nicht vom Baume getrennt sind, sind und bleiben sie Eigentum dessen, dem der Baum gehört, (resp. nach dem eventuellen Verkauf: de- Obstkäufers.) Solange und soweit nun der Nachbar dulden muß, daß die Frücht« tragenden Zweige in seinen Luftraum hereinragen, wird er auch dem Eigen­tümer deS Baumes gestatten müssen, die Früchte zu holen, auf welche Weise eS ihm eben durch hinübergrrifen in den Luftraum möglich ist. Der Eigentümer des Baumes (oder der Käufer deS Obstes) darf den fremden Boden nicht betreten, aber er wird sie mit dem Arme oder mit Werkzeugen holen und auf diese Weise sein Eigentumsrecht ausüben können. Die abfallenden Frücht« gehören stet- demjenigen, auf dessen Grundstück dieselben fallen, es sollen dadurch Streitigkeiten vegen des Betreten- (oder Beschädigen-) deS fremden Grund­stücks vermieden werden.

Tübingen, 14. Sept. (Korresp.) Am Sonntag und Montag feierte OberamtSwundarzt I)r. naeä. Länderer im Kreis» seiner Familie und Verwandten mit seiner Gemahlin die Feier der silbernen Hochzeit. DaS Jubelpaar befindet sich in seltener körperlicher Rüstigkeit. Möge dem «llbelirbtrn Arzt« noch «in weiteres Vierteljahrhundert vergönnt sein.

Stuttgart, 13. Sept. Zu der von dem Vorstand der vereinigten Gewerkschaften für gestern abend in die Brauerei Dinkelacker einberufenen öffentlichen Volksver­sammlung hatten sich über 1500 Personen eingefm.den. Reichs- und Landtagsabgeordneter Kloß hatte daS Referat übernommen; er sprach über das Thema: Ein Zuchthausgesetz > für die Arbeiter. Einleitend erinnerte er an die kaiserlichen j

Nagold, Donnerstag den 15. September

Erlasse des Jahres 1890, die im schärfsten Gegensatz stünden zu den neuesten Ausführungen des Kaisers und wies auf die Debatten im Reichstag anläßlich der Beratungen der Arbeiterschutzgesetze hin. Im Laufe der Zeit sei nun die Interpretation deS ß 143 der Gewerbeordnung eine viel schärfere geworden, aber nur den Arbeitnehmern nicht den Arbeitgebern gegenüber. Letztere dürften ungestraft ihre schwarzen Listen veröffentlichen. Redner geißelte zum Schluß das Projekt, wonach künftig Arbeiter, die um ihre Existenz kämpfen, mit Räubern und Mördern auf ein und dieselbe Stufe gestellt werden sollen. Der Vorsitzende, Reichstags­abgeordneter Dietz, brachte hierauf eine umfangreiche Re­solution ein, in welcher einerseits gegen jede Beschränkung des Koalitionsrechts und gegen jeden Versuch, die Streikenden auf eine Stufe mit gemeinen Verbrechern zu stellen, protestiert, andererseits aber gefordert wird: statt einer Beschränkung eine Erweiterung des Koalitionsrechts, ferner ein unpartei­isches Verhalten der Behörden und Gerichte. Ferner sollen sich die Arbeiter verpflichten, der Organisation beizutreten, um für ihre Rechte zu kämpfen. Als eines der Mittel, etwas zu erreichen, wird die Beteiligung an den preußischen Landtag-Wahlen bezeichnet und den preußischen Genossen dieselbe dringend anempfohlen. Die Resolution wurde einstimmig angenommen.

Cannstatt, 13. Sept. (Korresp.) Heute vormittag fand hier aus dem Volksfestplatz die Versteigerung der Plätze für Schaubuden, KarouffelS, Photographiebuden. Schiff­schaukeln u. s. w. statt. Im ganzen wurden dabei von der Stadtkasse 10475 ^ eingenommen. Die Versteigerung der Wirtschaftsplätze am 6. Sept. brachte 12031 Mit dem Bachner'schen Platz, der zu 1000 ^ vergeben ist, hat die Stadt somit bis jetzt 23 506 ^ eingenommen. Die Versteigerung der Marktstandplätze findet erst später statt. Ein Doppeldampskarouffel bezahlte heute für seinen Platz 1240 LeilichS Museum 836

Aichelau, 12. Sept. Eine furchtbare Schreckensnacht liegt hinter uns. Heute früh zwischen 2 und 8 Uhr durchzog die hiesige Gemarkung ein solch furchtbare- Gewitter, wie es die jetzige Generation noch nie erlebte. Bereits eine halbe Stunde Lauerte ein vernichtender Hagel sch lag, welcher die zum Teil noch stehende und auch die liegende Ernte total vernichtete. Mit Tagesanbruch konnte man noch Stellen mit Hagelkörnern von Tischhöhe treffen. Leider wurde unsere Markung diesen Sommer schon einmal von einem nicht un­bedeutenden Hagelschlag betroffen. (Schw. B.)

Heilbronn, 13. Sept. (Korresp.) Die Arbeiter der Aktien-Brauerei von Aug. Cluß und Co. befinden sich zur Zeit in einer Lohnbewegung. Nach dem Stand der schwebenden Verhandlungen ist eS wahrscheinlich, daß die Braugehilsen für den Fall der Ablehnung ihrer Forderung die Arbeit einstellen.

Heubach, 12. Sept. Auf gestern Nachmittag war von Schuhmacher Stütz auS Gmünd eine Handwerkerversammlung, zweck- Organisation der Handwerker auf Veranlassung der neuen Gewerbeordnung in»Rößle" hier einberufen. Wohl der überwiegend« Teil hatte derselben Folge geleistet, und Herr Stütz und Bäcker Schall, ebenfalls auS Gmünd, gaben einen ausführlichen Bericht über dir zukünftige Handwerker- kammer, forderte die hiesigen Meister anf, sich der unver­meidlichen Innung jetzt als frei« Vereinigung anzuschließen und sich zahlreich an der nächsten Sonntag stattfindrnden Versammlung in Gmünd zu beteiligen.

Zwiefalten, 13. Sept. (Korresp.) Gestern früh von 25 Uhr durchzogen mehrere heftige Gewitter unsere Markung, wovon eines mit starkem Hagel verbunden war. Glücklicherweise sind die Erntearbeiten bereits so weit vorgeschritten, daß nur ganz wenige Früchte vom Hagel betroffen wurden, dagegen ist der Schaden an Gartengewächsen nicht unbeträchtlich. Auf dem sogenannten Gchanzberg schlug der Blitz in einen Baum, ohne weiteren Schaden anzurichten.

Ulm, 13. Sept. (Korresp.) DeutschesTustav-Adolfs-Fest. Heute sind zahlreiche Festteilnrhmer von nah und fern eingrtroffen. Die Stadt, daS Münster und daS Rathaus sind reich beflaggt. Um 10 Uhr begann in der Aula deS Gymnasium- die Versammlung der Abgeordneten de- württ. HauptvereinS. Sie wurde oon Oberkonsistorialrat Dr. v. Braun-Stuttgart mit Gebet eröffnet, derselbe gab dann auch einen Ueberblick über di« Thätigkeit deS württ. Verein- im verflossenen Geschäftsjahr 1897. Dasselbe brachte die höchste bisherige Einnahme von 124304 wovon nach Abzug der Ausgaben für Gustav-AdolfS-Frste rc. ein Betrag von 7886 ^ noch 116418 Reineinnahmen und nach deren BerteilungSplan noch 62718 ^ zur freien Verfügung der Hauptversammlung bleiben. Glückwunschschreiben sind eingelaufen von Sr. Moj. dem König und von Kultusminister Dr. v. Sarwey. Ihre Maj. die Königin ließ dem Verein durch Geh. Hofrat Kübel begrüßen. Ansprachen hielten

1898.

I Pastor xriwar1n8 Pauli-Stettin im Namen der norddeutschen

Zweigvereine und Dekan Bilfinger-Ulm, welcher der Ver­sammlung «ine Festgabe von 19 400 ^ überreichen konnte. Darunter sind 4570 ^ von auswärts, 14830 ^ aus der Stadt Ulm selbst. Hievon sollen der Gemeinde Söflingen 6000 dem Zentralvorstand 5000 der Rest von 8500 ^ nach Abzug von 1120 für einen besonderen Zweck dem württ. Hauptverein zugewiesen werden. Ins­gesamt sind als Festgeschenke auch von auswärts 27 364 ^ eingegangen, wovon allerdings der größere Teil schon seine spezielle Bestimmung hat. Bei dem von der Stadt Ulm dem Zentral Vorstand, den Ehrengästen, den Vorständen der Hauplvereine und dem Festkomite gegebenen Mahl auf dem Museum brachte Oberbürgermeister Wagner einen Toast auf die Festgäste auS, welchen Geh. Kirchenrat Dr. Frick- Leipzig in längerer Rede mit einem Hoch auf den Ober- bürgermeister und die Bürgerschaft UtmS erwiderte. Um 3 Uhr fand die feierliche Begrüßung der Teilnehmer am Gustav-AdolfS-Frst im großen Rathaussaale statt. Derselbe war reich geschmückt, namentlich da- berühmt« Oelbild Gustav Adolfs war mit einem Lorbeerkranz und einer Draperie in den schwedischen Farben umgeben. Oberbürger­meister Wagner sprach im Namen der Stadt und gab der Freude Ausdruck, daß nach 38 Jahren erstmals wieder Ulm eine Hauptversammlung deS Gustav-Adolf-VereinS in ihren Mauern sehe. Der RatSsaal sei zur Stätte der Bewill­kommnung gewählt worden, »eil in diesem altehrwürdigen Raume ehedem so manche völkerbrwegende Frage verhandelt und entschieden worden sei und hier gerade unsere Gedanken aufs lebhafteste zurückversetzt werden in die sturmbewegte Zeit der Reformation und der ihr gefolgten weltgeschichtlichen Ereignisse, hier, wo 1632 in schneerer KriegSzrit die Stadt Ulm mit dem Schwedenkönig Gustav Adolf ein Echutz- und Trutzbündnis abgeschlossen hat. Heute ist die evangel. Bürgerschaft UlmS in der glücklichen Lage, keine schweren Kämpf« mehr für ihren Glauben bestehen zu müssen, sie ist aber auch geneigt und bereit, den Angehörigen anderer Konfessionen gegenüber die strenge Achtung de- anderen Glaubens und eine echt christliche Toleranz zu bethätigen. Möge der Stern der helfenden und versöhnenden evangel. Liebe über dem heutigen Feste leuchten.

Ravensburg, 14. Sept. (Korresp.) Vorgestern abend ließ sich ein erst seit ein paar Tagen hier in Arbeit stehender Fabrikarbeiter in einem hiesigen Wirtschaft-zarten über die ermordete Kaiserin von Österreich and Sk. Maj. den Kaiser zu nicht wiederzugebenden Ausdrücken hinreißen. Die an­wesenden Gäste stimmten garnicht mit seinen Ansichten über- ein und prügelten den Burschen, der slavischer Abstammung sein soll, windelweich. Gestern nun hat ihn die Polizei erwischt und steckte ihn in- Loch. ES soll ihm der Prozeß wegen Majestätsbeleidigung gemacht werden.

Biberach, 14. Sept. (Korresp.) Der hiesige StationS- kommandant Frech, der anläßlich seiner energischen Fahndung und Ermittlung de- Brandstifters Hofherr, der die Sin- wohnerschaft von Altheim, hies. ObrramtS, so in Schrecken versetzte und dann bekanntlich vom Schwurgericht in Ravens­burg zu 7 Jahren Zuchthaus verurteilt wurde, schon von der FeuerverficherungsgesellschaftProvidentia" «ine Be­lohnung von 100 erhalten hatte, hat nun von den dortigen bürgerl. Kollegien noch ein Geschenk oon 76 erhalten.

Frankfurt. 14. Sept. Wie dieFf. Z." von zuver­lässiger Seite erfährt, hat der Kriegsminister General Zur­linden schon im vorigen Jahr während eine- Besuchs im Elsaß gegenüber Verwandten erklärt, er sei davon überzeugt, daß DreyfuS unschuldig sei.

Berlin, 14 Sept. Der ReichSanzeiger meldet: DaS Befinden de- Prinzen August Wilhelm von Preußen, der vor einigen Tagen erkrankt ist, bessert sich in erfreulicher Weise. Der Belag im Halse ist fast vollständig verschwunden. Der Prinz ist ganz fieberfrei und hat guten Aprtit und guten Schlaf, fühlt sich vollständig wohl, ist gestern zu« ersten Male wieder aufgestanden und hat ein Bad genommen.

Ausland.

Wien, 13. Sept. DieNeue Freie Presse" meldet aus Laibach: Die Exzesse gegen die Italiener haben solche Ausdehnung angenommen, daß Militär aufgebote» werden mußte. Zwei Kompagnien besetzten die Ziegeleien in Veltsch, wo eS zu einem blutigen Kampf zwischen Slooenen und Italienern kam. Da- Militär stellte die Ruhe wieder her, aber die Situation ist noch bedrohlich.

Pest, 14. Sept. In derFrkf. Ztg." liest man: Nach demOrSzagoS Hirlap" wurde vor einigen Tagen der Erzherzog Ludwig Viktor in Abbazi« von einem verdächtigen, mit einem Stockdegen bewaffneten Individuum verfolgt. Der Erzherzog ergriff den plötzlich ganz Nahrgekommenen, der, als er bemerkt«, daß der Erzherzog ihm an Kraft überlegrn war, mit einem gewaltigen Ruck sich loSriß und