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Dkk GrlelllWer
Amts- und Anzeige-Matt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
73. Jahrgang.
Nagst-, Mittwoch -en 17. August
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Gratisbeilagen: DaS Plauderstübcheu und
Schwäb. Landwirt.
18S8.
Amtliches.
Bekanntmachung.
In Nagold und Beuren ist die Msul- und Klauenseuche ausgrbrochen.
Nagold, den 16. August 1898.
K. Oberamt. Schöll er, Amtm.
Gestorben: Emil Strudel, Oberkriegskommiflär a. D., 81
I. a., Stuttgart. — Karl Herzog, Landgericht Erat 64 I. a., Cannstatt.
Die beiden letzten Kriege.
Wie im Jahre 1897 Griechenland, so hat 1898 Spanien seinen Ruin durch einen aussichtslosen Krieg besiegelt. Der Unterschied zwischen den beiden Fällen, daß Griechenland der angrrisend«, Spanien der angegriffene Teil war, ist nur der Form nach vorhanden. Denn Spanien hat, indem es den mächtigen Nachbar lange beunruhigte, beschädigte, herausforderle, in einen Kampf eintrat, zu dem ihm offenbar die Kräfte fehlten, einen Besitz verteidigte, der ihm nur Opfer auferlegt hat und der durch den Krieg verloren gehen mußte, während durch seinen Verkauf eine für die spanischen Verhältnisse bedeutende Geldsumme erzült werden konnte, nicht viel weniger Verantwortlichkeit auf sich geladen als Griechenland. Das spanische und das griechische Volk waren blind und voll Größenwahns. In beiden Fällen würde der Spruch eines Schiedsgerichts, der den Kjieg verhindert und ähnliche Entscheidungen getroffen hätte, wie beim Friedensschluffe erfolgt sind, ein Segen gewesen sein, viel Blutvergießen, viel Elend wäre vermieden worden. Die von Seuchen befallenen amerikanischen Truppen, deren Abzug von Cuba nach dem Norden des Vereinigten Staaten-Gebirts bevor- steht, können leicht diese Seuchen weiter verbreiten über das ganze Unionsgebiet. Zu den Früchten der Niederlage, die Spanien auszukosten hat, treten noch unberechenbare wirtschaftliche Schäden hinzu, da viele Industriezweige auf den Export nach den Kolonien angewiesen waren, also künftig ihren ganzen Absatz einbüßen, der den Vereinigten Staaten zufallen wird. Und wie Spanien für die vielen Invaliden, für dir Familien der gefallenen oder am Sumpsfieber und grlben Fieber gestorbenen Soldaten sorgen will, ist nicht abzufthen. Die Zahl der Bettler wird in dem verarmten Lande bedenklich wachsen.
Für die Kriegskunst und speziell den Seekrieg sind die beiden letzten Kriege arm an Belehrung. Die beiden spanischen Geschwader find vernichtet worden ohne Schlacht, ihre Widerstandskraft war zu gering. Den Wert der Schnell- seuergeschütze wie die Gefährlichkeit von Holzteilen auf Kriegsschiffen hatte schon der Krieg zwischen China und Japan erwiesen, das Schicksal des spanischen Geschwaders vor Manila wie das der Flotte Cerveras haben jene Erfahrungen bestätigt. Ganz große Schlachtschiffe, wie sie Italien besitzt, waren aber auf keiner Seite engagiert, die Zweifel an ihrer Manövrierfähigkeit sind daher noch nicht gehoben. Dir Belagerung von Santiago hat zu keinen neuen Wahrnehmungen Gelegenheit geboten. Sollte über einen spanischen Offizier wegen verfrühter Waffenstreckung Kriegsgericht gehalten werden, so würde die Welt darin nur die Belastung eines Sündenbocks für das herunterge
kommene Land erblicken, wie sie mit Bazaine in Frankreich beliebt worden ist.
Die Türkei hat aus dem Kriege mit Griechenland, Amerika aus dem mit Spanien de» Ruf militärischer Leistungsfähigkeiten davongetragen. Für die Türkei ist es wertlos, da sie finanziell und wirtschaftlich unrettbar zerrüttet ist, eine Wiedergeburt des Landes nur durch den Untergang deS Islam erhofft werden kann. Für die Vereinigten Staaten kann der Kriegserfolg verhängnisvoll sein, da er sie vielleicht zu einer abenteuerlichen Politik verführt. Die bisher mit den befreiten Kretern gemachten Erfahrungen sind nicht erfreulich, auf Cuba und den Philippinen stehen wahrscheinlich noch weit ungünstigere bevor. Nach allen Seiten bieten die Kriege der beiden letzten Jahre nur Anlaß zu verstimmenden Betrachtungen. (T. Chr.)
Hages-Meuigkeilen.
Deutsches Reich.
Nagold, 15. Aug. In dem in der letzten Nummer unseres Blattes erschienenen Bericht über die Trauerfeier für Fürst Bismarck wurde leider nicht ausgedrückt, daß das Lied „lieber den Sternen" von dem Sängerkanz des Militär- und Veteranenvereins, dem Liederkranz und dem Seminarchor gemeinschaftlich gesungen worden ist. Wir berichtigen hiemit dieses Versehen. (D. R.)
—t. Nagold, 16. Aug. Gestern nachmittag trug man den im Alter von 72 Jahren verstorbenen H. Pfarrer Chr. Hiller a. D. hier zu Grabe. Ueber 30 Jahre wirkte er im Segen als Geistlicher der Gemeinde Altensteig- Dorf. In den wohlverdienten Ruhestand versetzt, zog er mit den Seinigen im November 1896 hierher. Nicht lange war es dem Manne, der während seiner langjährigen Amtsführung in einer und derselben Gemeinde sich größter Pflichttreue und Gewissenhaftigkeit befleißigte, vergönnt, im Ruhestand zu leben. Seine Kräfte nahmen immer mehr ab und eine Lungenentzündung, die ihn noch in den letzten Tagen befallen hat, raffte ihn überraschend schnell dahin. Mit welcher Liebe und Anhänglichkeit die Bewohner von Altensteig-Dorf und Ueberberg, wie auch viele von Altensteig- Stadt dem Verstorbenen und seiner Familie zugethan blieben, davon war die überaus zahlreiche Beteiligung bei der gestrigen Leichenfeierlichkeit ein sprechender Beweis. Trotz der strengen Erntegeschäfte war fast aus jeder Familie der Kirchengemrinde Altensteig-Dorf-Ueberberg ein Glied hirher- gekommen, um dem ehemaligen geliebten Seelsorger die letzte Ehre zu erweisen. Am Grabe hielt H. Dekan Römer eine ergreifende Trauerrede. Im Namen der Geistlichen der Diöcese Nagold legte H. Stadtpfarrer Schweitzer von Haiterbach einen Kranz am Grabe des Verstorbenen nieder, ihm einen warmen Nachruf widmend. Weitere Kränze wurden am Grabe niedergelegt mit Worten dankbaren Andenkens im Auftrag der Gemeinde Altensteig-Dorf von H. Schullehrer Belz, von H. Schullehrer UlShöfer namens der Gemeinde Ueberberg. Erhebende Gesänge des Militär, gesangvereins vor dem Trauerhaus und am Grabe und ein zweistimmiger Knabengesang beim Friedhof umrahmten die Bestattungsfeierlichkeit.
Nagold, 16. Lug. Ein Bericht über den Abschied
des Herrn Schullehrer Jett er von Rohrdorf, der gestern stattgefunden hat, kommt in nächster Nummer.
Nagold, 16. Aug. (Einges.) Den betreffenden, bislang noch unbekannten Gurkenfreunden diene zur Nachricht, daß von heute an ein weiteres Absuchen meiner Gurkenbeete ohne Erfolg sein wird, da ich dieselben täglich vor Einbruch der Dunkelheit ihrer verwendbaren Früchte entledige. Fr. Sch.
* Ettmannsweiler, 14. Aug. Heute nachmittag fand hier im Gasthaus zum grünen Baum die Hauptversammlung - des landwirtschaftlichen BrznkSvereins statt. Der Vorstand deS Vereins Herr Oberamtmann Ritter eröffnet« die Versammlung und wies auf die Wichtigkeit deS Vortrags hin, den Herr Professor Dr. Gieglin »onHohenheim über die Verwertung der Milch im bäuerlichen Haushalt und insbesondere in GenoffenschaftSmolkereien zu halten sich bereit erklärt hatte. Nachdem die Versammlung der Aufforderung des Vereinsvorstands zufolge durch Erheben von den Sitzen des verstorbenen Fürsten Bismarck gedacht hatte, hielt Herr Professor Dr. Sieglin seinen Vortrag, dem wir folgendes entnehmen: Die Rahmgewinnung in Milchhäfen solle man abschaffen, weil dabei 35°, » des Fettgehalts verloren gehen. Viel nützlicher sei die Verwendung von flachen Eisenblrch- schüffeln, die man in kaltes Wasser stellen solle. Die Milch müsse man noch 12 Stunden abrahmen und könne sie dann so gut wie Vollmilch im Haushalt verwenden. Dadurch gewinne man die viel bester bezahlte Süßbutter. Insbesondere wies der Redner auf die Einführung der Genossen- schaftSmolkereirn hin, di« schon in vielen Gemeinden den Wohlstand bedeutend gehoben hätten. Jeder Landwirt solle über den Milchertrag seiner Kühe genau Buch führen, denn nur so lerne man den Wert seines Viehes kennen. Namentlich solle man auf die Zucht eines guten Nutzviehes sehen und dazu sei Simmenthaler Kreuzung am meisten zu empfehlen. Auf die Mastviehzucht lege man zu viel Wert, während doch die Milchwirtschaft viel nutzbringender sei. Dabei müsse man besonders viel auf Reinlichkeit halten. Beim Buttern dürfe der Rahm keine höhere Temperatur als 13 Grad haben und dann bekomme man etwa in '/, Stunde Butter. Man solle nur so lange buttern, bis die Butter Kügelchen bilde; diese solle man seihen und in viereckige Formen pressen. Beim Melken sollen die Euter sauber gewaschen und ausgemolken werden, denn die zuletzt gemolkene Milch sei die beste. Zuletzt ermahnt der Redner di« Anwesenden, «ine Molkereigenoffenschaft za gründen und die Fehler, auf die man die Landwirte aufmerksam mache, zu verbessern. Der Vereinsvorstand dankte dem Redner im Namen der Versammlung für seinen Vortrag und eröffnet« die Diskussion. Als aus der Versammlung die Frage gestellt wurde, weshalb man jetzt die Waldweiden wieder abschaffen wolle, erwiderte Herr Prof. Sieglin, der Schaden der Waldweiden für den Wald sei größer als ihr Nutzen für die Viehbefitzrr. Auch den Einwand, die Magermilch sei zur Ernährung deS Menschen unnütz, suchte der Redner zurückzuweisen, indem er sagte, die Magermilch enthalte noch soviel Nährstoffe, daß sie zur Ernährung des Menschen und des Viehes angewandt werden könne. Was die Errichtung einer Jungviehweide in Unterschwandorf anbetrifft, so konnte man während der
Zucker, ein Nährstoff!
Der Zucker ist in den weitesten Kreisen als Genußmittel geschätzt; dagegen wird seine Bedeutung als Nahrungsmittel noch vielfach übersehen.
Jedenfalls wird bei uns in Deutschland Zucker fast ausschließlich nur als Würz- und Genußmittel zu den Speisen und Getränken zugesetzt. Solche Würzen können wir nun einmal nicht entbehren, und sicherlich ist Zucker dazu besonders wohlschmeckend.
Viel zu wenig beachtet wird dabei freilich, daß, während andere Würzen, wie Pfeffer und Essig, die Nahrung schwer verdaulich machen, der Zucker gerade umgekehrt dieselbe bekömmlich macht, weil er, wie durch eingehende Versuche nachgewiesen ist, die Absonderung der Verdauungsflüssigkeiten, also des Speichels und des Magensaftes im hohen Grade beschleunigt.
Daher können selbst Magenkranke Gemüse und insbesondere auch grüne Salate, welche mit Zucker angemacht sind, wie dies im Osten Deutschlands üblich ist, gut vertragen, während sie von ungezuckerter Pflanzenkost allerlei Beschwerden haben.
Jedermann, welcher irgend an Verdauungsstörungen oder an Appetitlosigkeit leidet, sollte deshalb Gemüse und Salate nicht anders als mit reichlichem Zuckerzusatz bereitet genießen.
Indessen eine ungleich größere Bedeutung wie als Genußmittel besitzt der Zucker als Nahrungsmittel im eigentlichen Sinne des Wortes: Zucker nährt und kräftigt; Zucker ist daher eine vortreffliche Nahrung ebenso für die Gesunden wie für die Kranken, für jung und alt, für arm und reich! j
Der Zucker bildet eine wichtige Quelle der Muskelkraft und übertrifft sogar alle anderen Nahrungsmittel in dem Falle, wo es sich dämm handelt, einen ermüdeten Körper rasch mit neuen Kräften auszustatten.
Dieser Satz ist das Ergebnis einer großen Anzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen, seine Richtigkeit ist aber längst auch praktisch bestätigt, wie folgende Beispiele zeigen.
Die Neger in den Zuckerplantagen bleiben kräftig, wenn sie den süßen Zuckerrohrsaft genießen können. Wird ihnen der Saft entzogen, so werden sie sofort schlaff zur Arbeit. In Ostindien kennt man kein besseres Kräftigungsmittel für Tiere u. Menschen bei anstrengender Thätigkeit als Zuckergenuß.
Ein holländischer Militärarzt erzählt, daß bei einer Expedition auf Sumatra die Soldaten während des Marsches und im Gefecht sich allein dadurch frisch und munter gehalten hätten, daß sie tagsüber zeitweise eine Hand voll Zucker aßen.
Indianer, Gemsjäger, Führer durch das Hochgebirge der Schweiz, genießen bei anstrengendenJagdzügen u. Gebirgstouren stets Zucker, weil sie dadurch rasch wieder zu Kräften kommen.
Vorzügliche Erfolge hat man nach dem Beispiel der holländischen Rudervereine durch Zuckergenuß beim Sport erzielt. Wettruderer, Radfahrer und alle diejenigen, welche ihre Körperkräfte zur höchsten Leistung anspornen müssen, haben im Zucker ein vortrtffliches Mittel, den Kräfteverbrauch zu ersetzen und der Ueberanstrengung vorzubeugen. Deshalb ist der Zucker bei dem sogenannten Trainieren ftir die Rennen schon vielfach eingeführt. Besonders in Holland ist er in Sportkreisen allgemein verbreitet.
Der Zucker ist aber auch ein Volksnahrungsmittel. Gerade
der ärmeren Bevölkerung wird im Zucker eine vortreffliche Kraftspende geboten, was bei uns noch gänzlich verkannt wird. Für den Arbeiter trifft nämlich genau dasselbe zu, was beim Sport den Zuckergenuß so nützlich macht. Jeder körperlich schwerarbeitende Mann muß dafür sorgen, daß er seinen ermüdenden Muskeln neues Kraftmaterial zuführt und dabei, wenn möglich, vermeiden, seine Verdauung durch zu schwere Speisen zu belasten, da ein überfüllter Magen träge macht.
In vielen Arbeiterfamilien wird heutzutage noch kein Zucker genossen, weil man ihn für zu teuer hält. Diese Ansicht ist irrig. Bei den heutigen Zuckerpreisen ist vielmehr in Anbetracht der kräftigenden Wirkung des Zuckers der Genuß desselben den weniger bemittelten Volksmassen bereits warm zu empfehlen. Zucker ist im Verhältnis zum Nährwert bereits heute sehr viel billiger als alkoholische Getränke, deren Wirkung vielfach überschätzt wird.
In England wird in den Bergbaugegenden seitens der Arbeiter durchweg sehr viel Zucker genossen.
In der Krankenkost verwendeten bedeutende Aerzte den Zucker schon längst, sowohl als Nährmittel, als auch zur Hebung des Kräftezustandes bei Fieber. Wie schon erwähnt, wirkt reichlicher Zuckergenuß besonders vorzüglich bei Magenleiden. Magenkranke sollen, wie schon der berühmte Arzt Hufeland gezeigt hat, größere Zuckermengen, etwa 30—40 A auf einmal nach den Mahlzeiten genießen, wodurch die Verdauung gefördert wird. Gegen übelriechendes Ausstößen, schlechten Geschmack im Munde, Appetitlosigkeit, Sodbrennen und Erbrechen infolge schwachen Magens, bewährt sich diese Art des Zuckergenusses nach der Mahlzeit als Heilmittel.