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Wien, 10. Au-. Wie derN. Fr. Pr." au» Ala gemeldet wird, ist dort auf der Zwangsreise von Spanien nach Wien ein Passagier eingetroffen, der von italienischen Polizisten eskortiert und in Ala der österreichischen Polizei übergeben wurde. Er ist ein geborener Kärntner, heißt Pultnigg und hat sich an dem vielbesprochenen spanischen Schwindel mit »ergrabenen Schätzen beteiligt, indem er den Hauptschwindlern die Namen österreichischer Haus, und Gutsbesitzer, sowie die Stellen mttteilte, wo die Schätze ver­graben sein sollten. Bekanntlich find in Valladolid kürzlich ein paar der Hauptschwindler gefaßt und verurteilt worden. Pultnigg war als Helfershelfer in den Prozeß verwickelt und ist nun an Oesterreich auSgeliefert worden.

Wien, 11. Aug. Am nächsten Samstag wird Fürst Herbert Bismarck hier »intrrffen, um sich dann zu dem Besuche seine» Schwiegervater», des Grafen Hoyos, nach Fiume zu begehen.

Pa ris, 10. Aug. Da»Berl. Tagebl." meldet von hier: Da Zola bekanntlich in dem letzten Prozeß auch zu 3000 Frank» Geldstrafe verurteilt worden war, ist das Gericht berechtigt, die Möbel Zola» zu versteigern. Die Einsendung der Summe war nicht möglich, da Zola damit die Urteilszustellung an­erkannt hätte. In Folge dessen hat gestern Octave Mirbeau da» Geld au» seiner Tasche für Zola erlegt. Ueber Zola'» Aufenthalt ist man hier dauernd im Unklaren.

Pari», 10 Aug. Entgegen dem Borschlage de» Staats- anwalk« Feuillolcy, der für Einstellung deS Verfahrens »intritt, entschied der Untersuchungsrichter Bertulus, daß Major Ester­hazy und seine Geliebte, Frau PayS vor die Anklagekammer gestellt werden.

Paris, 11. Aug. DemKl. Journal" wird von hier mitgeteilt: Die Meldung de»Saulois", daß Paty de Llam seine Verleumder zu verfolgen beabsichtigt, ist unwahr. Obwohl derSiecle" seine Anklage wiederholt, rührt sich Paty de Clam nicht. Da» DreyfuS-Syndikat verbreitet eine Flugschrift, betitelt:Esterhazy'» Verrat," worin neue Ent­hüllungen über die Beziehung,» Esterhazy'» zu Schwarz- koppen gemacht «erden.

Brüssel, 11. Aug. In einer gestern abgehaltenen Protestorrsammlung gegen di« ungerechten (?) Verurteilungen in Italien wurden, bei sehr zahlreicher Beteiligung, sehr heftige Reden gegen die italienische Militärherrschaft gehalten. Die Sozialistenführrr Van der Veite und Georg Lorand, sowie der Führer der christlich Sozialen, Georg Catillon, ergriffen da» Wort und verurteilten die Vorgänge in Italien. Am Schluß der Versammlung wurde einstimmig die Bildung eine» Konnte» beschlossen, um den Familien der politischen Märtyrer zu Hilfe zu kommen. Ein Tadelsootum an die italienischeRegierungund an KönigHumbert wurde beschlossen.

Rom, 11. Aug. Infolge der Hitze in den letzten Tagen wurde der Papst von leichtem Unwohlsein befallen. Der- selb« setzte auf den Rat Dr. Lapponi» auf einige Tage seine Audienzen aus. DerOsservatore Romano", welcher die Nachricht bestätigt, fügt hinzu, e» sei durchaus nicht« vor- Händen, was Besorgnis erregen könne. So habe Lapponi auf Befragen erklärt.

Mailand, 11. Aug. In Ober- und Mittelitalien haben ein heftiger Orkan und starke Niederschläge großen Schaden angerichtet. Unglücksnachrichten treffen aus Parma und Ravenna ein.

Zum russisch-brittischrn Streit wegen China schreibtDaily Chronicle", e» sei nur eine einzige vorteil­hafte, sichere und würdevolle Politik für die brittische Re­gierung vorhanden, nämlich, durch ein Gutachten der besten Sachverständigen genau festzustellen, wo gebieterische brittische Interessen in China beginnen und enden, und dann zu Rußland zu sagen: bis hierher und nicht weiter! Jeder Sutunterrichtete wisse, daß Rußland weder bereit noch willens ist, mit England wegen des fernen Osten» zu kämpfen. Mit Deutschland könne man ein freundschaftliches Abkommen treffen. Frankreich sei einetzuautito

Sofia, 11. Aug. Der glänzende Empfang, welchen der Fürst in Montenegro erfahren hat sowie die Bestätigung von dem Abschluß eines politischen und militärischen Bünd- niffes hat hier ein« außerordentliche Befriedigung hervor- grrufen.

London, 11. Aug. Infolge bedrohlicher Meldungen aus Peking werden in maßgebenden Kreisen die russisch- englischen Beziehungen als äußerst gespannt bezeichnet. Der neu ernannte englische Botschafter in Petersburg hat sich auf telegraphische Anweisung hin von Kopenhagen nach Petersburg begeben.

London, 11. Aug.Standard" meldet aus Hong­kong, deß 2 amerikanische Kriegsschiffe nach den philippinischen Gewässern abgedampst seien, um den Truppen Aguinaldos Waffen zu liefern, falls diese für die Freiheit der Philip­pinen kämpfen wollen.

London, 11. Aug. Nach Washingtoner Meldungen stimmte der französische Botschafter dem amerikanischen Pro­tokoll zu. Er erbat sich von Sagasta die Ermächtigung zur Unterzeichnung deS Protokolls. Die Bedingungen Am«rikaS find unverändert und müssen von Spanien sofort occepttrl werden. Mac Kinlry will die Räumung Kubas mit dem größten Entgegenkommen vornehmen lassen und denspanischen Soldaten gestatten, ihre Waffen zu behalten und noch einige Monate auf Kuba zu verbleiben.

London. 11. Aug. Nach einer Meldung deS Rruterschen Bureaus auS Manila vom 5. ds. sind die Amerikaner mit der Haltung Aguinaldos höchst unzufrieden, dessen Einfluß auf vie Eingeborenen schwinde. Ein Dampfer der Auf­ständischen werde in der Bucht in Berettschaft gehalten, um erforderlichen Falles die Flucht Aguinaldos zu sichern.

Konstantinopel, 10. Aug. Kaiser Wilhelm hat der »Ff- Ztg." zufolge dankend das wiederholte Anerbieten des SultanS, bat Arrangement der Unterbringung und Verpflegung für ihn und sein Gefolge gelegentlich der Reise nach Palä­stina ihm zu überlassen, abgelehnt und sowohl für Palästina, wie für Egypten das Hau» Cooc beauftragt, die nötigen Vorkehrungen zu treffen. Zu Ehren deS Kaisers wird das Syrische Armeekorps zu einer großen Parade bei Java zusammengezoge«.

Washington, 8. Aug. Der letzte Bericht Shafters über die gesundheitlichen Verhältnisse der amerikanischen Armee auf Kuba stellt die Zahl der Erkrankten auf 3681, darunter 2636 Fieberkranke fest. Shafter fügt hinzu, augen­blicklich seien b/i der Truppen vom Fieber befallen. Die Schwere der Erkrankungen, di« Langsamkeit der Heilungen seien ein« Folge namentlich der furchtbaren Strapazen während der ersten 3 Wochen, in denen die Truppen schutzlos der entsetzlichen Witterung auSgrsetzt waren und ununterbrochen nur von Fleisch und Brot und Kaffee lebten.

Vo« spanisch-amerikanische« Krieg.

Madrid, 10. Aug. Der Jmparcial sagt: Di« Mehr­zahl der Persönlichkeiten, welch« Sagasta um Rat gefragt haben, äußerten ihre Meinung dahi«, daß kein neues Kabinett nötig sei, um über den Frieden zu verhandeln. Der Liberal verlangt die Einberufung der Cortes oder die Aushebung des Belagerungszustandes. Der ministerielle Globo glaubt, es sei notwendig, die CorteS einzuberufen, um die Friedens- Verhandlungen gutzuheißen.

New-Zork, 10. Aug. Nach einem Telegramm au» Manila ist die Nachricht. General Augustin habe sich ergeben, unwahr, vielmehr werde er bis zum letzten Augenblick kämpfe«.

Washington, 10. Aug. Einem Telegramm aus Paole zufolge haben die amerikanischen Truppe« auf Portorico einen Zusammenstoß mit den Spaniern. Die letzteren ver­loren 3 Offizier», 28 Soldaten wurden verwundet.

Hongkong, 10. Aug. Briefen aus Eavite vom 5. dS. zufolge befinden sich dir Spanier noch im Besitz von Manila.

Santiago de Cuba, 11. Aug. Die Alicante ist gestern mit 1000 dienstunfähigen Spaniern in See gegangen. Die JSla de Luzon, welche hier eintraf, wird weitere 2000 Mann aufnehmrn.

Washington. 11. Aug. Aus San Franziska wird gemeldet, daß 2000 Mann amerikanische Soldaten nach Manila eingeschifft worden sind und 8000 Mann weitere Truppen durch «inen TranSportdampser dorthin befördert werden.

Suamo (Portorico), 11. Aug. Dir Amerikaner verfolgten nach der Einnahme von Guamo die spanischen Pioniere 4 Meilen weit in der Richtung auf Aibonito, wurden jedoch von den Spaniern, welch« die Brücke über der Fluß Gujon zerstörten, zurückgetrieben. Die Spanier verfolgten von don Kamm deS Berges Aroniante die Amerikaner mit Artillerie. Die Amerikaner erlitten keinen Verlust und behaupteten ihre Stellung.

Kleinere Mitteilungen.

Rottweil, 11. Aug. (Korresp.) Ein Stromer, an- geblich Johann Peter Schmid von Kopenhagen, welcher vorgestern von einem Landjäger auf der Straße angehalten wurde und nach vorzenommmer Kontrolle «egen Land- streicherei festgenommen werden sollte, zog, nachdem er die Flucht ergriffen hatte und vom Landjäger wieder eingeholt wurde, aus seiner Tasche rin Metzzermefser und setzte rS dem Landjäger mit drohenden Worten auf den Unterleib. Der Landjäger trat, um der augenblicklichen Gefahr aus, zuweichen, zurück, ging aber gleich darauf wieder auf ihn los, entwaffnet« und fesselte ihn mit Hilfe anderer Personen, worauf er der zuständigen Behörde zur Bestrafung über­liefert wurde.

Schwenningen, 10. Aug. Am 9. Juni l. Js. ver­ließ Andrea« Palmer, Uhrmacher in Schwennigen, Vater von 6 Kindern, 41 Jahre alt, seine Ehefrau mit dem Anfügen, in einer Stunde sei er nicht mehr am Leben. Da die Frau dieser Aeußerung keine Bedeutung beilegte, ließ sie ihren Mann ziehen. Am letzten Sonntag den 7. ds. entdeckte der Knecht Johann Bartler vsn WeilerSbach, welcher im Walde spazieren ging und Beeren suchte, in einer jungen Kultur in der Nähe des sog. Hölzlekönigs den am Boden liegenden Leichnam des Palmer, dessen Kopf etwa» weiter seitwärts lag, in bedeutend vorgeschrittener Verwesung. An einer Tanne über dem Leichnam hing noch der Fetzen eines abgefaullen Strickes. Man hat es aso hier mit Selbstmord zu thun.

Göppingen, 11. Aug. (Korresp.) Heute morgen '/,9 Uhr stürzt« der Taglöhner Frey von Birenbach von dem Neubau der Firma Klauß und Mayer herunter und war sofort tot.

Laupheim, 11. Aug. In Diffenhausrn fiel durch die Unvorsichtigkeit eines Taglöhners das schönste Pferd d«S Bauern Schmid in einen Brunnen; das sehr wertvolle Tier konnte nicht mehr gerettet werden und ging zu Grunde.

Sontheim, 11. Aug. (Korresp.) Im Steinbruch von Wilh. Kurz wurde vorgestern, wie schon kurz gemeldet, der in Flein wohnhaft« Karl Michle mit zertrümmerter Echädel- drcke tot «ufgefunden. Ob ein Urglücksfall oder Selbstmord vorliegt, dürste schwer zu entscheiden sein. Ganz ausge- schloffen ist wohl letzter« Annahme nicht, insofern Michle, der aiS Sonderling allenthalben bekannt und vielfach auch verspottet wurde, offenbar an Verfolgungswahn litt. Seit Jahren hotte er die fixe Idee, eine Frauensperson ,,D' Sailrre" wolle ihm Gift in seine Speisen bringen. Er hak auch wiederholt Eingaben a- üehörden gemacht, ihn

von seiner, nur in seiner Einbildung existierenden Verfolgerin zu retten. Der Verstorbene hinterläßt seinen Erben «in Vermögen von ca. 6000 was kein Mensch hinter dem abgerissen einherwandelnden Manne gesucht hätte.

Ehingen a. D., 11. Aug. (Korr.) Eine merkwürdige Manier, seinen Mitmenschen zum Gesang einzuladen, scheint in Orpfingen hiesigen Oberamts zu bestehen. Saß da am Sonntag abend ein junger Mann in sangesfroher Stimmung im Wirtshaus und sang ganz allein Solo, weshalb er de« «benanzrksmmenen Polizeidiener zum Singen «inlud, was dieser aber verweigerte. Der in seiner Hoffnung getäuschte junge Man» nahm kurz entschlossen sein Bterglas und zer­schlug eS auf dem Schädel des GesangSverweigererS, wodurch er seinen Zweck erst recht nicht erreicht», sondern ganz i« Gegenteil einen wüsten Auflauf verursachte, welcher ihn teuer zu stehen kommen wird.

Ebrrfiadt, 11. Aug. (Korresp.) Ein sehr origineller Kauf fand i» einer hiesigen Wirtschaft statt. Ein Holz- Händler vom Mainhardter-Wald brachte einen Wagen Bretter hierher, um ihn zu verkaufen. Ein gerade anwesender Schreinermeister aus der Nachbarschaft bot nach einigem Handel 4 für den Ztr. Bretter, worauf der Händler sofort einging. Der Käufer dachte ein gutes Geschäft ge­macht zu haben, nachdem jedoch der Wagen Bretter gewogen war, zog der Käufer mit langem Gesicht von dannen mit dem Bewußtsein ca. 50 ^ für die Bretter zu viel bezahlen zu müssen.

Agram, 11. Aug. Im Universttätsgebäude explodirte in der Wohnung des Pedell« ein« Menge angefertigter Feuerwerk-körper. Die Wohnung wurde vollständig zer­trümmert, Frau und Tochter deS Pedells furchtbar verwundet, 2 Kinder leicht verletzt.

Ein merkwürdiger Fund ist in Antwerpen gemacht worden. Das Wasserbecken, welches daS Denkmal de- in Afrika verstorbenen Lieutenants Coquilhat im Park de la PkpiniLr« umgiebt, wird jetzt einer gründlichen Reinigung unterzogen. Dabei fanden Arbeiter i« Wasser Platten, die zur Herstellung deutscher Banknoten von 8, 10, 20 und 50 dienten. Sie sind vortrefflich auSgeführt. Di« Platten sind beschlagnahmt und der Staatsanwaltschaft übergeben worden. Eine Untersuchung ist eingeleitet. Man glaubt, daß deutsche Fälscher, denen man auf der Spur ist, die Platten inS Wasser geworfen haben.

Bukarest, 10. Aug. Vor einigen Tagen wurde Bukarest plötzlich von einem kolossalen Schwarm Heuschrecken heim- gesucht. Die Tiere fielen in so dichten Massen auf Schirme, Hüte und die schönen Toiletten der auf den Boulevards sich ergehenden Damen, daß diese sich vor Angst nicht zu fassen wußten. Die Straßen, Fußwege nnd Rasenplätze waren in wenigen Augenblicken mit Millionen braun und grünlich glänzender, unheimlich durcheinander krabbelnder Geschöpfe bedeckt. Alles suchte in wilder Flucht die einzige Rettung. Der verheerend« Jnsektenschwarm drang natürlich auch in verschiedene offene Restaurants «in, wo zahlreiche Menschen gemütlich bei einer Erfrischung saßen und den Klängen der Musikkapellen lauschten. Ueberall sahen sich Gäste und Musiker gezwungen, so schnell wie möglich ein schützendes Obdach zu erreichen. Abergläubische Leute sehen in diesem plötzlichen Erscheinen der gefürchteten Plagegeister ein böses Omen und meinen, «S prophezeihe unbedingt einen schweren Krieg.

Landwirtschaft, Handel und Verkehr.

Stuttgart, 11. Aug. Kartoffelmarkt. (Leonhardsplatz): Zufuhr 400 Zentner. Preis 4.80 bis 5.30

Stuttgart, 11. August. (Korresp.) Durchschnittspreise des hiesigen Schlacht- und Biehhofes per Pfund Schlachtgewicht: Farren und Stiere: 5457 Rinder: 6064 ^f, Schweine: 66 bis 68 Kälber: 66-78 -s.

-j- Der Getreidemarkt. (Wochenbericht vom 6. bis 13. Aug.) Der Grtreidrmarkt liegt in Europa und Amerika z. Z. recht schwach, denn die Erntrarbeiten nahmen schon vielfach einen günstigen Ver­lauf und das veränderliche Wetter scheint man nicht besondrs zu fürchten. Der plötzliche Rückgang der Getreidepreise in New-Dork und Chicago, wo man bis zum 9. August noch eine Chausse-Losuna wegen geringerer Ernteausstchten «msgegeben hatte, zeigt auch deutlich, daß auch in diesem Jahre Amerika wenigstens eine befrie­digende Mittelernte machen wird und weitere Preisrückgänge für Weizen und Roggen waren, wenn auch in unbedeutender Weise, die Folge. In Berlin und Leipzig wurde gekauft: Weizen, je nach Güte, die Tonne (- 20 Ztr.) für 192-202 Roggen für 137 bis ISO für Hafer 148-166 für Gerste 122-132 für Mais 10S117 ^

Verzeichnis der Märkte m der Umgegend.

Vom 15.20. Aug. 1898.

Egenhausen: 17. Krämer- und Biehmarkt. Neuenbürg: 17. Vieh- und Schweinemarkt.

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