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Montag, Mittwoch. Donnerstag und Samstag.

Preis vierteljährl. hier mit TrLgerlohn SO im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 ^ 20 .

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Der GchlWster.

Amts- und Anzeige-Blatt für den Oderamts-Bezirk Nagold.

73. Jahrga«g.

JnsertionS-Gebühr f. d. einspaltige Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Rau« bei einmalig. Einrückung S 2s, bei mehrmalig, je «

Gratisbeilagen: Das Plauderstübche« und

Schwäb. Landwirt.

^ 124.

Amtliches.

Bekanntmachung.

In Ueb erberg ist die Maul- und Klauenseuche aus- gebrochen.

Nagold, den 10. Aua. 1898.

_ K. Oberamt. Schüller, Amtm.

Die Ortsbkhördrn für die Arbeiterversicherunz werden beauftragt, die in den Monaten Mai, Juni, Juli abgegebenen alten Quittungskarten umgehend alt porto- Pflichtige Dienstsache hierher einzusenden.

Nagold, den 10. August 1898.

_ K. Oberawt. Schöller, Amtmann.

Die Ortspolizeibehörden

«erden auf die am 15. August dS. IS. in Kraft tretende Ministerialverfügung vom 26. Juli ds.JS. (Reg.-Bl. S. 161), betreffend das Verbot der öffentlichen Ankündigung von Geheiwmitteln, zur Beachtung ganz besonders hin. gewiesen.

Nagold, den 10. August 1898.

K. Obrramt. Schöller, Amtm.

Seine Majestät der König haben am 5. ds. Mts. aller-

gnädigst geruht, di« an der oberen Abteilung deS Reallyceums in Geislingen erledigte realistische Professorsstelle dem Oberreal­lehrer Dangel in Calw zu übertragen.

Bei den im Juni und Juli l. I. abgehaltenen Abiturirnten- prüfungen an den Realgymnasien in Gmund, Stuttgart und Ulm haben u. a. daS Zeugnis der Reife erlangt: Klaiber, Christoph, S. d. -j- Pfarrers in Hirsau, Müller, Paul, E. d. Apothekers in Herrrnberg, Münster, Eduard, S. d. Fabrikanten in Freudenstadt.

Gestorben: Beate Stier, geb. Bengel«, 61'/, I. a., Rotten­burg. Ferdinand Hamberg« r, Schuhmacher, Rottenburg. Alfred Bischer, Portrpsefähnrich im 9. Jns.-Reg. Nr. 127, Majors Sohn, Ludwigsburg. G. F. M 0 l t, Schultheiß und Kaufmann, 62 I. a., Oppenweiler. Heinrich Schüler, Hof-

Das Gefühl für das wahrhaft Große.

f- Der Heimgang deS weltberühmtenEisernen Kanzlers", deS ewig unvergeßlichen ersten Reichskanzlers Fürsten Bis- marck, den in seinem Erlasse vom 2. August der Kaiser Wilhelm als den treuesten Sohn seines Vaterlandes, als den treuesten Diener seines Kaiser» und Königs und als daS Werkzeug GotteS gefeiert hat, um Len unsterblichen Gedanken von Deutschlands Einheit und Größe zu »erwirk, lichen, hat neben der Trauer um den dahingeschiedenen größten Staatsmann Deutschlands und de» ganzen Jahr. Hunderts in den Herzen aller edeln Zeitgenossen daS Gefühl für alles wahrhaft Große in einer Weise angeregt und gestärkt, daß man davon auch einen segenkvollen Einfluß auf die Behandlung der öffentlichen Angelegenheiten erwarten möchte. Worin bestand denn die wahre Größe des ver- ewigten Fürsten Bismarck? Sie erklärte sich nicht nur in seinem unbeugsamen Mute, nicht nur in seinem glänzenden staatsmännischen Talente, nicht nur in seiner schier uner­schöpflichen Arbeitskraft, sondern sie offenbarte sich am wirkungsvollsten in seiner großartigen Liebe für daS allge­meine Daterlandswohl, welches sowohl die Interessen der Großen und Mächtigen ol§ auch die Bedürfnisse der mittleren

Berliner Briefe.

Wir veröffentlichen hier eine Reihe Original-Briefe aus Berlin, die uns von befreundeter Seite von dort angeboten wurden und hoffen, damit unfern Lesern eine angenehme Unterhaltung zu bieten.

Es regnet jeden Tag und der graue Himmel liegt so schwer auf den Straßen, daß die Nebeldünste jeden Augenblick sich in die Straßen hereinsenken zu wollen scheinen. Dazu weht ein scharfer Wind. Es ist sehr ungemütlich, und das empfinden nicht nur wir, sondern auch die große Menge, die mit aufgespannten Schirmen hastig dahereilt. Denn es ist 12 Uhr und Geschäftsschluß und zu dieser Zeit strömen alle Angestellten, Handlungsbeflissenen, Verkäuferinnen, Ar­beiterinnen aus den großen Etablissements des Centrums ihren Wohnstätten im Osten und Südosten zu. Welche Menschenmenge den Tag über arbeitet, hart arbeitet, das sieht man erst, wenn nach Geschäftsschluß stundenlang der Strom der Arbeiter abfließt, wenn Omnibus auf Omnibus, Verdeck und Jnnenraum überfüllt, Pferdebahn, elektrische Bahn bis auf den letzten Platz besetzt in doppelten Reihen ununterbrochen vorüberrasseln. Ein entsetzliches Ge­raffel. Man darf nicht hoffen, ein Wort sprechen oder hören zu können. Schleunigst flieht man aus den gepflasterten Straßen. Aber auch in den Straßen mit dem sogenannten geräuschlosen Pflaster, Holzstückchen auf die Kante gestellt und mit Asphalt verbunden auf Cementgrundlage das das Rasseln zu einem dumpfen Donnern mildert, ist der Lärm noch groß. Nur hat es hier einen anderen Charakter.

Nagol-, Donnerstag -r» 11. August

und unteren Volkrklassen umfaßte. Welch ein Vertrauen I

Kürst Bismarck gerade auch aus die Vaterlandsliebe, die Kaiser und Königstreue de» kleinen Bürgers und Bauern, des Handwerkers und Arbeiters setzte, beweist schon die geschichtliche Thatsache, daß er den Bürgern des deutschen Reiches ein allgemeines, gleiches und direktes Wahlrecht gab, ein Wahlrecht, welches Wunderbare» leisten muß, wenn wahrhaft große und edle Gefühle die Mehrheit der Herzen im Volke beseelen, und nicht kleinliche Interessen, einseitige Standpunkte, Ehrgeiz, Herrschsucht und Eigennutz da» Wahlrecht zu einer mißbräuchlichen Einrichtung mache». In einer weltgeschichtlichen Epoche, wo Deutschlands erleuchtete Fürsten und Staatsmänner und opferfreudige Bürger und Soldaten nur von dem großen Gefühle beherrscht wurden, daß einheitliche», patriotische» Kämpfen und Ringen den Deutschen ein ein ige» großes Vaterland und ein mächtige» Reich schaffen könne, hat sich Deutschlands nationale Wieder­geburt vollzogen, hat jene große inner« Reformarbeit begonnen, die mit einer Reihe verrotteter Zustände ausräumt« und gute Fortschritte schuf, sodaß Deutschland in die Reihe der mächtigsten und angesehensten Staaten emporrückte. Und keineswegs waren es Deutschlands Wsffrnerfolge allein, welche diesen Aufschwung schufen, sondern es waren auch Friedensliebe und friedliche Arbeit, welche daS Vaterland auf allen Gebieten erstarken ließen. Möchte daS Bewußtsein von der Notwendigkeit, daß nur das gemeinsame Gefühl für das wahrhaft Große im Menschen- und Völkerlebr» einen Staat und ein Volk vor Versumpfung und Entartung bewahren könnte, im Angesichte des TodeS eines der größten deutschen Männer in die weitesten Kreise dringen und sich heilsam für die künftige Entwickelung de» Deutschen Reiche» erweisen!

Hüges-AeuigKeiten.

Deutsches Nrich.

Nagold, 10. Aug. Am Dienstag, d. 16. Aug., treffen bad. Truppen vom Feldartillerie-Regiment Nr. 14, Offiziere und Mannschaften mit Pferden hier ein und werden vom 16. auf 17. ds. mit voller Verpflegung «inquartiert.

Nagold, 10. Aug. Heute früh verlor Oekonom Jakob Müller aus Mötzingen auf bedauerliche Weise sein Pferd. AIS er, von Mötzingrn kommend, durch den Bahn- dämm fuhr, wurde es infolge de» Herannahens eines Eisen­bahnzugs scheu, so daß er es nicht mehr aufhalten konnte. ES rannte mit voller Wucht auf einen am Hause de» Oeko- nomen Koppler stehenden Wagen, dessen Deichsel ihm so tief in di» Brust eindrang, daß e» sofort getötet werden mußte.

t. Eb Hausen, 10. Aug. Der Versandt von Milch auf hiesiger Station hat seit April d. I. an Umfang bedeutend zugenommen. Mit dem Früh- und Abendzug verschickt ein Warther Lieferant etwa 200 Liter Milch täglich während von einigen hies. Bürgern zusammen über 500 Liter Milch pro Tag der Bahn zur Beförderung nach Pforzheim aufgegeben werden. Die günstige Gelegenheit zum regelmäßigen Milchverschluß wird für unsere Landwirte ein neuer Sporn werden, in 1 ausgedehnterem Maße als bisher dem sich immer besser

Es ist charakteristischer, wenn ich in der Leipzigerstraße in dem Augenblick, da ich sie passiere und trotz des dahinflutenden Menschengewühls einen Augenblick stehen bleibe, um die Omnibusse, Pferdebahn- und Trambahnwagen zu zählen, die gleichzeitig sichtbar sind es sind 22 Omnibusse, 8 Pferde­bahn- und 4 Wagen der elektrischen Bahn inmitten eines Stromes von Last- Geschästswagen und Droschken, da höre und sehe ich nicht nur das Getriebe, das in wechsel­vollen Bildern immer von neuem vorbeizieht, nein es ist ein Bild derArbeitu.desSchaffens derGroßstadt überhaupt. Hier geht niemand langsam, bummelt oder schlendert dahin, hier fährt kein Wagen im Schritt, nicht einmal die schweren Lastwagen, hier hat nichts Zeit oder Ruhe, jedermann eilt, jeder Augenblick erfordert Thätigkeit und Anspannung.

Aber wie verschieden ist der Erfolg dieser Arbeit! Der eine kehrt heim nach der Arbeit des Tages in seine ärmliche, ja oft erbärmliche Behausung.Dritter Hof Quergebäude vierter Stock links hinten". Ich sah ein Haus, in dem 79 Parteien wohnten mit 302 Köpfen, in der Skalitzerstraße, in der jetzt die elektrische Hochbahn gebaut wird, die eine Ringbahn werden soll und teils hoch auf Eisenbögen in der Mitte der Straße, teils tief unter der Erde als Unterpflaster­bahn durch Berlin führen wird. Die Unterpflasterbahn bereitet besondere Schwierigkeiten, weil sie einen Umbau der großen Berliner Straßenkanäle und der zahlreichen Rohr­leitungen erfordert. Ihr Bau liegt in den Händen des Baurats Hebrecht, der die Kanäle gebaut hat und von dem man vertrauensvoll annimmt, daß er das unmöglich Scheinende ! möglich machen werde. (Fortsetzung folgt.)

1898.

lohnenden Betrieb der Milchwirtschaft ihre Aufmerksamkeit zu schenken. Der Viehbesitzer, die hier aus verkaufter Milch monatlich eine Einnahme von 2035 ^ erzielen, könnten nicht wenige genannt werden.

j-j Unterjettin gen. 10. Aug. Ein höchst bedauer­licher Unglückrfall mahnt aufs neue wieder zur größten Vorsicht beim Umgang mit Futterschnridmaschinen. Der hoffnungsvolle 13jährige Sohn de» Schäfers Müller von hier brachte vor kurzer Zeit di« Hand in da» Räderwerk einer Futterschneidmaschine. Vor einigen Tage« stellte sich der Starrkrampf ein und nach qualvollen Stunden wurde der allgemein beliebte Knabe zum großen Schmerz seiner Angehörigen von seinen unsäglichen Leiden durch den uner­bittlichen Tod erlöst.

Neuenbürg, 8. Aug. Die am SamStag gehaltene AmtSversammlung hatte «in« sehr umfangreich« Tagesord­nung zu bewältigen. Neben vielen programmmäßigen Ge­genständen von geringerem allgemeinem Interesse sind an wichtigeren VerhandlungSgegenständen hervorzuheben: das Eingehen einer Kollektiv-Haftpflicht-Versicherung für die Amtskörperschaft und sämtliche Gemeinden des Bezirk», di« Aufbesserung der Gehalte der Bezirksstraßenwärter und anderer niederer Bediensteter, dir Erhöhung der Beiträge zur BezirkSkrankenpflrgeverficherung infolge ^Unzulänglichkeit der bisherigen Beiträge, sowie die Beratung deS Etat» p. 1898/99, welcher mit einer Einnahme von 26 808 ^ und einer Ausgabe von 77 955 abschloß und eine Amtsschadenumlage von 50000 notwendig macht. Nach Beendigung der Verhandlungen fand ein gemeinsames Mittagessen im Gasthof z. Bären statt.

Neuenbürg, 9. Aug. Die Vorbereitungen zu dem am nächsten Sonntag hier stattfindenden Turnfeste deS Nagoldgaues sind in vollem Gange und werden noch eifrigst gefördert werden. DaS Gaufest verspricht einen größeren Umfang anzunehmen; eS ist allein eine Teilnahme von etwa 600 Turnern zu erwarten, di« wohl nicht zu nieder geschätzt sein, sondern eher sich noch vermehren dürfte. Damit di« Beteiligung aus dem Nagoldthal (von Altensteig, Nagold, Wildberg rc.) leicht möglich, hat der rührige Festausschuß um einen Extrazug nachgesucht, welchem Gesuch von der K. Bahnverwaltung bereitwillig entsprochen worden ist. Dieser Sonderzug geht ab in Pforzheim 8.45 vorm., nimmt in Brötzingen 8.54 die um 8.47 eintreffenden Nagoldthäler auf, in Birkenfeld geht er alsdann um 9 Uhr ab und trifft hier 9.10 ein, so daß der Einzug der Gäste in die Stadt noch vor Beginn deS Gotterdieuste» um (10 Uhr) vor sich gehen kann. Die Delegierten zum Gautag, die Kampfrichter und PreiSturner treffen schon am Vorabend hier ein und es find ihnen Freiquartiere zur Verfügung gestellt. Al» Festplatz ist der vorzüglich sich dazu eignende Maienplatz mit dem dazu gehörigen städtischen Wiesenareal auSerwählt. Wünschen wir vor Allem günstige Witterung, von der ja daS Gelingen des Festes abhängt.

Tübingen, 8. Aug. Um die erledigte Bahnhofrestauration Tübingen sollen sich nicht weniger al» 72 Bewerber gemeldet haben; dieselbe wurden dem früheren Löwenwirt Stängele in Tübingen übertragen. Der Pachtpreis soll 6000 ^ betragen.

Unterschied zwischen dem Julianischen u. Grego­rianischen Kalender. Julius Cäsar setzte fest, daß immer auf drei gemeine Jahre von 365 Tagen ein Schaltjahr von 366 Tagen folgen solle. Dieser von Cäsar eingesührte Manische Kalender, der alte Kalender, erhielt sich im Nömerreich bis zum Ende desselben und ging auch in die christliche Kirche über. Da aber 129 Jahre dieses Kalenders um ungefähr einen Tag zu groß sind, so konnte derselbe nicht mit dem Laufe der Sonne in Uebereinstimmung bleiben. Zur Verbesserung des alten Kalenders berief Papst Gregor Xlll. eine Kommission. Da nach dem alten Kalender das Arühlingsäquinoktium 1582 auf den 11. März fiel, anstatt auf den 21., ließ man 1582 zehn Tage ausfallen und zwar wurde einer päpstlichen Bulle zufolge auf den 4. Oktober gleich der 15. gezählt. Damit aber im Laufe der Zeit der alte Fehler sich nicht wieder einstelle, wurde als Jahreslänge die Zeit von 365 Tagen 5 Stunden 49 Minuten 16 Sekunden angenommen. Da 400 solcher Jahre 146 097 Tage 26 Minuten 40 Sekunden, 4000 Manische Jahre aber 146100 Tage haben, so sind letztere um ca. 3 Tage zu groß. Es wurde daher bestimmt, daß zwar im allgemeinen jedes Jahr, dessen Zahl durch 4 teilbar ist, ein Schaltjahr von 366 Tagen sein sollte, daßaber von Schlußjahren der Jahrhunderte wie 1600,1700 re. nur die mit 400 teilbaren Schaltjahre, die andern gemeineJahre sein sollten.1900istdeshalb keinSchaltjahr. Dieser Kalender wurde in Deutschland angenommen, Rußland bedient sich noch des alt. Kalenders u. ist in der Zeitrechnung gegen uns um 12 Tage zurück. Der 16. Mai unseres Kalenders z. B. ist der 4. Mai des Kalenders alten Stils, d. h. wenn wir den 16. Mai ! haben, zählen die Russen den 4. Mai, man schreibt dies 16/4. Mai.