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Montag, Mittwoch, Donnerstag und SamStag.

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MonatSabonnementS nach Berhältnis.

Dkl GkjrlWsttt.

Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-BeM Nagold.

JnsertionS-Sebühr s. d. einspaltig« Zelle auS gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei einmalig. Einrückung S bei mehrmalig, je « i/.

Gratisbeilage«: DaS Plauderstübche» und

Echwäb. Landwirt.

73. Jahr-arrg.

^ 188.

Nagst-, Montag -e« 8. August

1898.

Amtliches.

An -ie Schultheitzenämter.

Die Gemeinde«, welche im verflossenen Etatsjahr 1897/98 Origiual-Siwmeuthaler Farre« für ihre Farreuhaltuuge« angekauft haben, werden aufgesordert, etwaige Gesuche um Zuwendung eines Anteils an dem seitens der Amtskorporation für de« Auskauf von Original-Simmruthaler Farren auS- gesetzteu Beitrag vou 100HD ^ binnen acht Tagen anher unter Angabe des Preises der erkauften Farren und Anschluß des ZulafsungSscheins vorzulegeu.

Nagold, den 6. August 1898. _ K. Oberamt. Ritter.

Bekanntmachung.

In Wende« ist die Maul- und Klauenseuche aus­gebrochen.

Nagold, den 6. August 1898.

K. Oberamt. Schüller, Amtmann.

An die Kgl. evang. Ortsschulinspektorate.

Nach einem Erlaß vom 29. Juli d. I. an das Kgl. Seminarrektorat KünzelSau hat die Oberschulbehörde gegen die Erteilung eines Urlaubs an die Lehrer, welche das am ÄS. (nicht 29.) August zu haltende Jubiläum des dortigen Seminars besuchen wollen, nichts zu erinnern. Dies wolle solchen Lehrern, die frühere Künzrlsauer Zöglinge gewesen find, mitgrteilt werden.

Nagold, den 4. Aug. 1898.

_ K. Bezirksschulinspektorat: Römer.

Die K. Regierung deS Schwarzwaldkreises hat am S. August 1898 die Wahl des Bauern und Gemeinderats Jakob Friedrich Luz in Sommrnhardt, Obrramts Calw zum Schultheißen dieser Gemeinde bestätigt._

Seine Königliche Majestät hat die erledigte Straßenbau­inspektion Calw dem Abteilungsinxenieur, tit. Bauinspektor Sch ad in Stuttgart übertragen. _

Gestorben: Ed. Kaupe, Rentier, 86 I. a., Stuttgart. Luise Stroh. Herrenberg. Karl Verhakter, Volksschul- und Turnlehrer, Ravensburg Karl Löffler, Privatier, Stuttgart. Regine Ruoff, geb. Boley, Pfarrers We., Stuttgart.

Hages-Wenigkeiten.

Drvtsches Reich.

* Nagold, 6. Aug. Wie wir hören hat der am 16. Juli d. I. zum OrtSvorsteher in Gültlingen gewählte Stadt­pfleger Müller von Besigheim auf diese Wahl Verzicht geleistet; die wiederholte Wahl findet am 23. August statt.

-j-j- Nagold, 8. Aug. Gestern wurde von dem Seminar in der Stadtkirche ein Konzert veranstaltet, das in allen seinen Teilen als wohl gelungen bezeichnet werden darf. DaS Programm war sehr sorgfältig ausgewählt und abwechs­lungsreich gestaltet. Es bot vor allem treffliche Männerchöre, von denen nach Komposition und Durchführung namentlich hervorzuheben sind die beiden:Wohl dem, der den Herrn fürchtet" v. Reinthaler undDer Herr ist mein getreuer Hirt" von Schreck. Letzteres stellte allerdings an die musi­kalische Bildung und den Kunstsinn der Beteiligten aus- nahmsweis hohe Anforderungen. In den gemischten Chören war das tadellose Zusammenwirken der Stimmen zu be­wundern, die in 2 Nummern noch durch Orchesterdegleitung und Orgel wirksam unterstützt wurden. Freudig begrüßt wurde die Abwechslung, die durch Leistungen einzelner ge­boten wurde. DaS Örgelpräludium am Eingang zeugte von der Meisterschaft, mit der der Organist (Häußler), der auch im weiteren Verlauf durch seine verständnisvoll« Be­gleitung viel zum Gelingen des Konzerts beitrug, sein In- strument zu behandeln versteht. Weiter find noch zu nennen ein Solo für Tenor, Quartett und Orgel, sodann daS in strengem Stil gehaltene Allegro für 2 Violinen, Cello und Orgel von dem italienischen Altmeister Corelli, von einem weiteren Italiener, Pergolest, das Grave für Violinrnchor und Orgel und schließlich noch das Solo für Sopran, Violine (Ade) und Orgel, in welchem Frl. Emma Hegele ihre glockenreine Stimme zur Geltung brachte. Mit dem gewaltigen ChorHallelujah" auS HLndelSMessias" schloß daS Konzert, dem diesmal leider keine sehr starke Zuhörer­schaft gelauscht hatte. Dem verdienten Dirigenten aber und allen Beteiligten sei herzlicher Dank gesagt für den neuen Genuß, den sie uns »erschafft haben.

Calw, 4. Aug. Der Ktrchengesangverein brachte heute früh zur Frier der silbernen Hochzeit seinem Dirigenten, Hrn. Buchhändler Friedrich Gundrrt, ein solenne- Ständchen dar. Unter der Direktion von Hrn. Schullehrer Vinyon sang der Chor 3 Lieder, «inen Choral,Frühmeßglocken" undWirf dein Anliegen auf den Herrn". Außerdem erfreute der Verein seinen langjährigen und hochverehrten mufikalischenLeiter durch Urberrrichung eine« schönen bleibenden Andenkens an den heutigen Jubeltag.

Stuttgart, 4. August. In der heutigen Sitzung des Präsidiums des Württ. KriegerbundeS gedachte der Vorsitzende, Vizepräsident Dobel, vor Eintritt in die TageS- ordnung deS Geburtsfestes des Ehrenpräsidenten Prinz Hermann von Sachsen-Weimar. Das Präsidium hat dem Prinzen die Glückwünsche des Bundes in einer Adresse ausgesprochen.

Stuttgart, 6. Aug. Die Depesche, welche Minister­präsident Dr. Frhr. v. Miltnacht von Friedrichshafen nach Friedrichsruh sandte, hat folgenden Wortlaut:Namens der K. Württembergischen Regierung erfülle ich die traurige Pflicht, den Angehörigen des großen deutschen Kanzlers aufrichtige und innige Teilnahme auszusprechen. Mittnacht."

Cannstatt, 5. Aug. (Korresp.) Die Verhandlungen der Stadlgemeinde mit deiS Stuttgarter Straßenbahngesell- schaft wegen Wetterführung der Straßenbahn nach und durch Cannstatt haben nun zu einem Vertrage geführt, der gestern unterzeichnet worden ist. Demnach wird es nun wohl bald mit der Cannstatter Straßenbahn Ernst werden.

Vom Truppenübungsplatz, 5. Aug. Am nächsten Montag findet auf dem UebungSplatz «in große- Artillerie- Schießen statt. Als Gäste werden demselben anwohnen: Prinz-Regent Luitpold von Bayern und ein Inspektor der deutschen Artillerie. S. Kgl. Hoheit der Prinz-Regent wird im Fetzer'schen Hardthotel absteigen und Wohnung nehmen.

Tuttlingen, 6. Aug. (Korresp.) DaS Andenken des »erst. Fürsten Bismarck wurde vorgestern euch hier durch Glockengeläute von 121 Uhr mittags sowie durch Hissen von Trauerflaggen geehrt. Die Fundamentierungsarbeiten am neuen Realschulgebäude haben ihren Anfang genommen. Bei dem sumpfigen Gelände des ehemaligen Donaubetts, auf welchem daS Gebäude zu stehen kommt, erheischen die­selben einen großen Umfang und Gründlichkeit.

Saulgau, 6. Aug. (Korresp.) In dem benachbarten Kloster Giefsle, bekanntlich einem der hervorragendsten weibli­chen Erziehung-institute unseres Landes empfingen vorgestern vormittag 18 Kandidatinnen daS OrdenSkleid. Der feierliche Akt der Einkleidung, den im Auftrag deS bischöflichen Or­dinariats zu Rottenburg der hochwürdige Herr Dekan Müller von hier in seiner Eigenschaft als Superior des Klosters vornahw, dauerte einschließlich der Predigt und deS Hoch­amts von 912 Uhr. Die Festpredigt hielt Stadtpfarrer Saile von Gmünd.

Ulm, ü. Aug. Das hiesige humanistische Gymnasium hat zum Schluß des Schuljahrs ein Programm ausgegeben, das eine auf langjährigem Sammeln beruhende systematische Uebersicht über die in der Umgebung Ulms wild wachsenden Phanerogamen von Professor G. Mahler enthält, «ine für Botaniker und Pflanzenfreunde sehr wertvolle Gabe. An- geschloffen find die Schulnachrichten, woraus sich ergiebt, daß die Schülerzahl am Schluffe des Schuljahrs 248 betrug, 8 weniger als im Vorjahr und daß von den 18 Schülern der obersten Klasse 16 das Reifezeugnis für da- akademische Studium erhielten. Die Schlußfeier fand am 30. Juli vor einer zahlreichen Versammlung von Schülern und Ange­hörigen derselben, welch letztere allerdings zumeist auS Frauen und Mädchen bestanden, statt. Der Vorstand der Anstalt, Rektor Hirzel, hielt dabei eine Rede überSchule und Vater." Er trat namentlich der Meinung entgegen, daß der Unterrichtsbetrieb des Gymnasiums der Erzeugung vaterländischer Gesinnung hemmend im Wege stehe und machte vielmehr auf die reichen Mittel aufmerksam, welche dem Lehrplan des Gymnasiums bei richtiger Behandlung auch hiefür zu Gebot« stehen. Dem Programm des Real­gymnasiums und der Rralanstalt ist eine Abhandlung von Professor Schauffler überZeugnisse zur Germania deS TacituS aus der altnordischen und angelsächsischen Dichtung" brigegeben.

Tettnang, 5. Aug. (Korresp.) Zu anfang Oktober wird der hiesige landwirtschaftliche und Gewrrbeverein in Verbindung mit dem Hopfen- und Obstbauverein ein Be­zirksfest veranstalten. Neben landwirtschaftlichen und indu­striellen Erzeugnissen wird auch der Hopfen- und Obstbau in der Ausstellung vertreten sein.

Ellwangen, 5. Aug. (Korresp.) Gestern mittag zog über unsere Gegend ein schwere- Gewitter. Ueber die Markung von Pfahlheim ging ein starker Hagelschlag nieder, der fast die ganze Ernte vernichtete; der Hagel fiel etwa 20 Minuten lang.

Von der hohenzollernschen Grenze, 4. Aug. In Hechingen starb am 2. ds., wie man dem Schw. B. schreibt, nach langem Leiden im Alter von fast 70 Jahren der Redakteur der Hohen;. Blätter, Ludwig Egler, der im öffentli­chen Leben seiner Vaterstadt und engeren Heimat vermöge seiner edeln Persönlichkeit, seiner reichen Geiste-gabrn und seiner unermüdlichen Thätigkeit eine hervorragende Rolle spielte. Durch seine dichterischen und historischen Schriften

war er in ganz Schwaben bekannt. Von Hause auS ein schlichter Seifensieder, hat er sich durch rastlosen Fleiß zu einem hochgeachteten und hochgebildeten, dabei aber stets einfa­chen und bescheidenen Manne emporgrarbeitet. Der nationalen und liberalen Sache war er bis an sein Ende aus ganzem Herzen zugethan; die Stadt Hechingen hat in ihm einen ihrer besten Bürger verloren.

Baden-Baden, 6. Aug. In hiesiger Stadt bemächtigte sich «ine gewaltige freudige Erregung der Bevölkerung, als es bekannt wurde, daß Klostrrpfarrer Nörber zum Erzbischof von Freiburg erwählt worden sei. Eine Ueberraschung war eS nicht nur für da- Publikum, sondern auch für den hochw. Herrn Klosterpfarrer selber, der gar nicht wußte, daß er auf der Erzbischofsliste gestanden. In Begleitung eines auswärtigen Geistlichen hatte Klostrrpfarrer Nörber einen Morgenspaziergang nach dem alten Schloß unternommen. Dort überraschte ihn die Nachricht von seiner Erwählung. Anfangs wollte er nicht daran glauben, und erst als er bei seiner Heimkehr den Konvent zum hl. Grab in seiner Wohnung zur Gratulation »ersammeltsah, nah« er die Sach« als Trust auf. Im Laufe des Nachmittag- erschienen im Klosterpsarrhaus« zahlreiche Gratulanten, bi-gegen Abend waren mehrere Hundert Telegramme, Glückwunschschreiben und Blumenspenden einge- troffen. Nachmittags trafen die Domkapitulare Gutmann und Dreher hier ein, um Klosterpfarrer Nörber offizielle Mit­teilung von seiner Erwählung zum Erzbischof zu machen.

-j- In der Frage des eigenen obersten bayerischen Militärgerichtshofes hatten bayerische Blätter hetzerische Meldungen gebracht, wonach eine Verständigung in dieser Angelegenheit zwischen Berlin und München im weiteren Felde denn je stünde. Dem gegenüber versichert dieKöln. Zig.", dir betreffenden Verhandlungen ständen derart, daß in allernächster Zeit eine Einigung sich werde erzielen lassen, die auf beiderseitigem Entgegenkommen beruhe. Die Frage könne außerordentlich kühl beurteilt werden, um so mehr, als ihre Erledignug in guten Händen ruhe. Hoffentlich. entspricht diese Auslassung des Kölner Blattes den that- sächlichen Verhältnissen, denn eS wird allgemach doch Zeit, daß die preußisch-bayerischen Meinungsverschiedenheiten in Sachen des obersten eigenen Militärgericht-Hofs für Bayern endlich aus der Welt verschwinden.

Berlin. 4. Aug. Der ErlsßdesKaisersanden Reichs­kanzler, ist von einer tiefen HerzrnSbewegung eingegeben; man empfindet, daß das Ereignis den Kaiser geradezu erschüttert hat. Was er von den Thaten des Fürsten Bismarck sagt, ist von einer wahrhaft königlichen Größe, machtvoll, dabei doch schlicht und einfach. Dieser Nachruf stellt auch in lit- trrarischer Hinsicht, in Bezug aus Würde der Form, Bedeutung de- Inhalt-, dem Besten und Tiefsten sich an die Seite, was in diesen Tagengeschrieben wordenist; inder knappen, präg­nanten AuSdrucksweiseist er unerreicht.Der rhetorische Schwung erweckt in dem Leser den Eindruck, den Kaiser sprechen zu hören zum Reich, zur ganzen zivilisierten Welt. Wäre, wie es zuerst im Plan lag, jedoch, als den Wünschen de- Altreichskanzlers entgegen, fallen gelassen wurde, in Berlin auf dem Königsplatz vor de« ReichStagSpalast eine öffent­liche Trauerkundgebung veranstaltet worden, sie hätte sich zu einem überwältigend imposanten Ereignis gestaltet. Der Kaiser selbst würde dem Fürsten Bismarck den ehrenvollsten Nachruf gewidmet haben, und es wäre sicher die hervorragendst« Ansprache des Herrscher- geworden. Ein feiner Zug in dem Erlaß ist es, daß die selbstgewählte Grabschrift de- AltreichskanzlersEin treuer, deutscher Diener Kaiser Wil­helms I." ausdrücklich acceptiert wird als dentreuesten Diener seine- Kaiser- und Königs" bezeichnet der Kaiser den Heimgegangenen. Der Erlaß wird in ganz Deutsch­land und überall, wo Deutsche wohnen, die herzlichste Zu­stimmung finden.

Berlin, 5. August. Die Veröffentlichung deS Ent- laffungSgesuchS deS Fürsten BiSmarck durch Herrn Moritz Busch, die als eine Taktlosigkeit sondergleichen angesehen werden muß, beschäftigt anhaltend die deutsche Presse. Herr Busch selbst sucht seine Handlung durch Zuschriften an die Redaktionen zu rechtfertigen und demgegenüber wird von denBerl. Pol. Nachr.'' festgrstrllt, 1. daß Herr Busch selbst die Unvollständigkeit seiner Veröffentlichung zugiebt, 2. daß er nicht zu behaupten wagt, von dem Fürsten Bis­marck oder dessen Familie zur Veröffentlichung d«S Entlassungs- gesuchS überhaupt, noch weniger natürlich zu der Veröffent­lichung im jetzigen Moment direkt ermächtigt zu sein. Es liegt hierin daS unbestreitbare Zugeständnis, daß Herr Busch zu dem von ihm unternommenen Schritt in keiner Weise autorisiert war.

Berlin, 5. Aug. Gegen 2 Hamburger Photographen, Wilcke und Priester, die in der Nacht vom SamStag auf Sonntag im Sterbezimmer in Friedrichsruh mittelst Blitz­licht eine Aufnahme der Leiche Bismarcks gemacht und vorbehältlich der Zustimmung der Familie BiSmarck sie