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Amts- und Anzeige-Natt für den Oberamts-Bezirk Nagold.
73. Jahrgang.
JnfertionS-Vebühr f. d. einspaltige Zeile aus gewöhn!. Tchrtft oder deren Raum bei einmalig. Einrückung S bei mehrmalig, je «
Gratisbeilage»: DaS Plauderftübche« und
SchwLb. Landwirt.
^ 114.
Nagotd, Montag den 25. Juli
1898.
/Amtliches.
Ate Grtsvorsteftev
werden auf da- im Regierungsblatt Nr. 11 S. 149 ff. Publizierte Gesetz, betreffend die Abänderung des Polizei« strafrechtS, vom 4. Juli 1898 hingewiese» mit dem Auftrag, dasselbe alsbald an die Gemeinde zu verkündigen.
Uebrr den Vollzug ist Eintrag im Schultheißenamts- protoksll zu machen.
Nagold, den 23. Juli 1898.
_K Oberamt. Schöller, Amtm a nn.
A« die Orlspolizeidehörden des Bezirks.
Nach gemachten Wahrnehmungen werden in Gewerbe« betrieben, für welche auf Grund der Bestimmungen des tz 105 o der Gewerbeordnung SonntagSarbeiten gestattet find, die im Absatz 2 des genannten Paragraphen, sowie in Lit. L. I. Ziffer 4 der Anweisung de- 5k. Ministeriums de- Innern vom 7. März 1895 (Min.-A.-Bl S. 60) vorgeschriebenen Berzeichuisse nicht geführt.
Unter Hinweis auf Lit. 6. II. und III. der genannten Anweisung erhalten die OrtSpolizeibehörden den Auftrag, nach der Sache zu sehen und eventuell dar Strafeinschreiten mach H 149 Ziff. 7 der Gewerbeordnung zu veranlassen.
Nagold, den 23. Juli 1898.
_ K. Obrramt. Schüller, Amtm.
A« die Gemeindebehörden.
Vom K Ministerium des Innern ist mit Erlaß vom 8. ds. Mts. die Anordnung getroffen worden, daß die in H 4 Abs. 3 der Vollzugsverfügung zur allgemeinen Bauordnung vorgeschriebene Mitteilung auch an die K. Käme« ralämter bezüglich der in deren Verwaltung stehenden Objekte zu machen ist mit der Maßgabe, daß diese Mitteilung — unbeschadet jedoch der Vorschrift deS Art. 5 Abs. 2 der allgemeinen Bauordnung — nur dann zu erfolgen hat, wenn ss sich um erheblicher« Vermögenswerte oder Interessen handelt, das Kameralamt nicht am Orte der Bekanntmachung bezw. der Ortsbauplanfestsetzung seinen Sitz hat, und die nach H 8 der Vollzugsvrrfügung zur Bauordnung zu er lastende Bekanntmachung aus ander« Weise erfolgt als durch Einrücken in einem in der Gemeind« erscheinenden Lokalblatt oder in dem BezirkSamtsblatt.
Die Gemeindebehörden werden hievon zur genauen Nachachtung in Kenntnis gesetzt mit dem Auftrag, über die getroffene Anordnung Eintrag im Schultheißenamtsprotokoll zu warben.
Nagold, den 23. Juli 1898.
_ K. Oberamt. Schöller, Amtm.
Bekanntmachung,
. detr. die Errichtung einer Rotgerberei.
Der Rotgerber Robert L«Z in Alteusteig beabsichtigt, in seinem Gebäude Nro. 20 an der Bahnhofstraße in Altensteig eine Rotgerberei für Sohlledergert erei einzurichtrn. Im Erdgeschoß des Gebäude- sollen 10 Farben und 2 Wasserkästen eingesetzt werden. Der südlich vom Gebäude gelegene freie Platz Parz.-Nro. 99/1 soll als Grubenplatz benützt, und eS sollen auf demselben 12 Gruben errichtet werden.
Dies wird mit dem Anfügen bekannt gemacht, daß
etwaige Einwendungen gegen da-Unternehmen binnen 14 Tagen bei der Unterzeichneten Stelle anzubringen find und daß nach Ablauf der Frist Einwendungen in dem Verfahren nicht mehr angebracht werden können.
Beschreibungen, Zeichnungen und Pläne der Anlage sind auf der Oberamtskanzlei zur Einsicht aufgelegt.
Nagold, den 23. Juli 1898.
_ K. Oberamt. Schöller, Amtm.
Am 22. Juli ist von der E»ang. Oberschulbehörde rin« VolkS- schulstelle in U lm dem Schullehrer Link in Schönmünzach, Bez. Kreudenstadt, die Echulstelle in Hausen a. L., Bez. Pfullingen, dem Unlerlehrer Jakob Stegmaier in Ostelsheim, Bez. Calw, die inLampoldShausen, Bez. Neckarsulm, dem Schullehrer Gall in Egenhausen, die in Zell, Bez. Owe», dem Schullehrer Rinker in Kapfenhardt, Bez. Neuenbürg, die erste Schulstell« in Wildberg dem Schullehrer Singer in JselShausen und die zweite Schulstelle daselbst dem Schullehrer Zimmermann in Maitis, Bez. Göppingen, übertragen worden. _
In dem Etatsjahr 1897/93 find teils durch Entschließungen S. M. deS Königs, teils auf Grund Allerhöchster Ermächtigung durch das K. Ministerium deS Kirchen- und Schulwesens im Bezirk Nagold u. a. den nachgenannten Schulgemeinden zur Aufbringung der Gehalte ihrer Schulstrllen di« beigesetzten jährlichen Beiträge aus der Staatskasse in wiederruflicher Weise, regelmäßig mit Beschränkung auf eine bestimmte Zeitdauer, vrrwilligt worden und zwar: Brihingen 40 Bösingea 60 Warth 30 EberShardt 30 Mrk., Egenhausen 40 Epielberg 70 Rohrdorf 180 Schönbronn 60 Fünfbronn 30 ^ und Berneck SO ^
Gestorben: Gustav Gayler, Prokurist bei Schirm und Mittler, 39 I. a., Reutlingen. — Anna Maria Pfrommer, geb. Rentschler, 49 I. a., Epeßhardt. _
Die Handelsbeziehungen zwischen England und Deutschland.
-j- Dir vielfach geäußerte Besorgnis, daß England unter dem Einfluß seiner Colonialstaalen, welch« von den deutschen Schutzzöllen betroffen werden, zu einer vollständigen Aende- rung seiner Handelspolitik schreiten werde, und deshalb auch seinen Handelsvertrag mit Deutschland gekündigt habe, scheint den wirklichen Absichten der englischen Regierung nicht zu entsprechen. Englands Handel, welcher auch einen ganz bedeutenden Absatz nach Deutschland aufweifi, dürfte durch einen Zollkrieg mit Deutschland mindestens ebenso empfindlich leiden, wie die deutsche Warenausfuhr. Ganz klar sind ja die Forderungen Englands in Bezug auf einen neuen Vertrag mit Deutschland noch nicht hrrvorgetrrten, aber der neueste Bericht deS General-Konsuls in Berlin an die Regierung England- beseitigt eine ganz« Menge Bedenken. In dem Bericht deS englischen General-Konsuls heißt e- nämlich, daß die Kündigung des deutsch-englischen Handelsvertrages mit Unrecht in gewissen Kreisen als ein Schlag Englands gegen die Entwickelung deS deutschen Außenhandel- angesehen worden sei, und bedauerlicher Weise mit dazu beigelragen habe, daß sitzt speziell von agrarischer Seite daraus hingearbeitet werde, künftig nur kurzfristige Verträge abzuschließen, während doch sattsam bekannt sei, daß eine stetige Entwickelung des Handels abhängig sei von lang- dauernden Vertragsverbindungen. Es sei jedoch anzunehmen, daß durch die Arbeiten sachverständiger Kommissionen die Abfassung des neuen Handelsvertrages zwischen England
und Deutschland in einer beide Teile zufriedenstellenden
Weis« erfolgen werde. Von besonderer Wichtigkeit sei die Haltung Deutschlands gegenüber Kanada. Die Anstrengungen England-, sich gewisse in ständigem Wachstum begriffene Märkte für den Absatz seiner Industrie zu sichern, Hab« Deutschland- Aufmerksamkeit in hohem Grade auf sich gezogen und hier ähnliche Bestrebungen wachgerufen. Wenn man da- verflossene Jahr 1897 allgemein als Maximum des wirtschaftlichen Aufschwunges (lliAk-rvater-marlr) angesehen hätte, so eröffneten verschiedene Erscheinungen neueren Datum- di« Aussicht, daß daS künftige Jahr ein noch weiteres Wachstum mit sich bringen würde; von dem Be- vorstehen einer rückläufigen Bewegung könne jedenfalls in Deutschland kein« Rede sein, nicht in letzter Linie Hab« die Annahme der Marine-Vorlage in dieser Richtung gewirkt. Ein Beweis dafür, wie große Bedeutung man in Deutschland der künftigen Gestaltung von Handel und Industrie beilege, sei die außerordentliche Fürsorge für das kaufmännische und technische BildungSwesen. Namentlich dir weitgehenden Sprachkenntniss« der deutschen Kaufmannskreise seien aller Achtung wert und sicher mit ein Grund, für die starke Konkurrenzkraft deS deutschen Handels im Ausland.
ES geht auS diesem Berichte deutlich hervor, daß ei« maßgebender englischer Beurteiler der deutschen Verhältnisse nicht daran denkt, sein Vaterland zu feindlichen handelspolitischen Maßregeln zu veranlassen. Auch spricht der Bericht an keiner Stelle den Gedanken aus, daß Deutschland ein schroffer Gegner Englands geworden sei. Thatsache ist freilich, daß Deutschland auf dem Weltmarkt« ein großer Nebenbuhler und Mitbewerber Englands geworden ist, aber dies ist eine naturgesetzliche und vorauszusehende Erscheinung für all« großen Kulturstaaten, die nicht in feindselige Kundgebungen und blindwütende Angriffe auszulaufen braucht, sondern sehr wohl in einem friedlichen Wettkampfe auf dem Gebiete deS Handel- und der Industrie zum Austrag gebracht werden kann.
Nach den Auslastungen deS englischen General-Konsulin Berlin muß man naturgemäß auf die Kundgebungen der englischen Regierung in Sachen deS neuabzuschließenden deutsch-englischen Handelsvertrages sehr gespannt sein, denn eS ist ja immer noch die Möglichkeit vorhanden, daß die englische Regierung Bedingungen und Forderungen an den neu mit Deutschland abzuschließrnden Handelsvertrag knüpft, die den deutschen Kaufleuten und Fabrikanten noch eine große Ueberraschung bereiten könnten. Voraussichtlich werden diese neuen Forderungen sich aber nur aus den Handel mit den englischen Kolonien beziehen.
Hages-Weuigkeiten.
Vevlsches Reich.
Nagold, 25. Juli. Die „Württ. Volkszeitung" schreibt: Seit zwei Jahren ist den Volksschullehrern ein lange Zeit gehegter Wunsch erfüllt: die Erstehung der Abgangsprüfung vom Seminar, der ersten Dienstprüfung, berechtigt zum Militärdienst als Einjährig-Freiwilliger. Bis jetzt haben freilich von diesem Recht nur wenige einen Gebrauch gemacht. Nun treten aber die neuen Dieustbestimmungrn
Ein Kapitel vom Salz.
Das Salz kann man als einen der für das Menschengeschlecht wichtigsten Stoffe bezeichnen, denn es stellt direkt ein unentbehrliches Lebensbedürfnis dar, es ist ein Stoff, ohne dessen Aufnahme in den Organismus kein höheres Tierleben möglich wäre, und welcher Stoff sogar auch für viele Pflanzen eine unabweisliche Vorbedingung für ihre Existenz bildet. Der Mensch muß täglich ein gewisses Quantum Salz in sich aufnehmen, teils, um durch diesen Stoff die Verdauung überhaupt erst möglich zu machen, teils, um das Salz dem Blute für dessen Bildungszwecke zuzuführen, denn Blut, Muskeln, Knorpeln, Schweiß, Speichel, Thränen, Galle, Magensaft u. s. w. enthalten sämtlich Salz. Eben deshalb ist das Salz ein unentbehrliches Lebensbedürfnis für den Menschen, ohne welches er ebensowenig zu existieren vermöchte, wie ohne Luft oder ohne Wasser; erst in zweiter Linie kommt dann die Bedeutung des Salzes als des natürlichsten und am wenigsten entbehrlichen Gewürzes der menschlichen Speisen, ohne welches viele von ihnen nur schwer oder auch gar nicht genießbar wären. Die chemische Aktion des genossenen Salzes beginnt bereits im Magen, indem es sehr wichtige Hilfsdienste bei der Auflösung eiweißstoffhaltiger und fetter Substanzen und bei deren Aufsaugung leistet. Im Blute erhält das Salz die eiweiß- und faserstoffigen Bestandteile in dem nötigen Normalzustände der Dünnflüsstgkeit und chemischen Beweglichkeit für den Stoffwechsel, es hindert die Verdickungen der Lymphe in den Drüsen, es befördert
die Ab- und Aussonderungen des menschlichen Körpers, verhütet Anschoppungen in Pfortader und Leber, kurz, es leistet im menschlichen Körper die wichtigsten und mannigfachsten Dienste. Nur Bleichsüchtige, sowie solche Personen, welche ein abnormes, wässeriges, wenig plastisches Blut haben, dürfen sich keinen stärkeren Salzgenuß gestatten, da sie hierdurch ihr Blut nur noch mehr verdünnen würden, dagegen werden vollblütige, mit Kopf- und Unterleibcongestionen behaftete, träge absondernde Personen gut thun, außer dem Salz, das sie mit ihren täglichen Speisen genießen, noch täglich eine gewisse Portion Salz extra zu sich zu nehmen, etwa eine Messerspitze voll früh und abends.
Bei der großen Bedeutung, welche das Salz für den Menschen besitzt, ist es eine weise Einrichtung in der Natur, daß sich dieser in seiner Art so kostbare Stoff sehr reichlich auf der Erde verbreitet vorfindet, und zwar in festem wie in gelöstem Zustand. In ersterem Zustand kommt er als Steinsatz in oft mächtigen Lagern vor, die meist bergmännisch ausgebeutet werden; eines der durch seine Ausdehnung wie durch die Reinheit seines Produktes berühmtesten Steinsalzlager der Erde ist dasjenige von Wieligka in Galizien. Gelöst ist das Salz in Salzseen, im Meerwasser und in Salz- oder Solquellen enthalten; aus dem Seewaffer wie aus den Solquellen wird das Salz durch bestimmte, ziemlich komplizierte Prozesse gewonnen. Wohl überall in zivilisierten Gegenden, wo Salzquellen in einer Mächtigkeit aus dem Erdboden kommen, haben sich mit der Zeit Badeorte entwickelt, in denen die Salzsole zu Heilzwecken benützt wird, entweder, indem man die Sole trinkt oder in ihr badet
oder deren Staub an den Gradierwerken einatmet; denn die Heilkraft des Salzes bei einer ganzen Reihe von Krankheiten ist ja schon längst festgestellt worden, infolgedessen auch der Besuch der sogenannten Solbäder von Jahr zu Jahr zunimmt. Aus demselben Grunde werden ja auch die Seebadeorte immer stärker besucht; man nimmt dort entweder Seebäder oder begnügt sich damit, die kräftigende Seeluft, die natürlich in besonderem Maße durch Salzgehalt ausgezeichnet ist, am Strande einzuatmen.
Aus den mannigfachen vorteilhaften speziellen Eigenschaften des Salzes und dann aus seiner ganzen Rolle, die es im Dasein des Menschen spielt, begreift es sich, daß dieser eigentümliche mineralische Stoff sich zu allen Zeiten und bei fast allen Völkern einer besonderen Wertschätzung erfreut und so vielfach eine symbolische Rolle zugewiesen erhalten hat. Bei zahlreichen Völkern des Altertums war das Salz das Sinnbild herrlicher menschlicher Tugenden, der Treue und der Freundschaft, und noch heute steht es ja bei den slavischen Völkerschaften als Zeichen der innigsten Gemeinschaft und der treuesten Freundesliebe in höchster Achtung. Darum wird noch jetzt in vielen Ländern slavischer Zunge die Sitte, dem Gaste als Willkommgruß Salz und Brot entgegenzutragen, gepflegt, welchen Brauch man schließlich auf Neuvermählte ausgedehnt hat, denen an vielen Orten beim Eintritt in ihr neugegründetes Heim Salz und Brot als glückverheißende Gabe überreicht werden.
Schluß folgt.