Und in Wahrheit, tief und mächtig klingt das deutsche Lied und niemand anders als das deutsche Volk selber war es, das all die wundersamen Weisen erfand, deren seelenschmelzende Innigkeit noch heute unsere Sinnen fesselt. Mit Sang und Klang zieht die turnende Jugend frisch, fröhlich, frei durch Wald und Auen. Das Lied begleitet den Jüngling hinaus in das feindliche Leben, hinein in den Donner der Schlachten und wieder heim in die geliebte Heimat. Gesang erhöht die Freuden der Geselligkeit, bringt Harmonie und Einklang in jede Verbindung und lindert in schweren Zeiten des Herzens großen Schmerz. Wenn des Ge­sanges Ruf erschallt. So rafft von jeder eiteln Bürde der Mensch sich auf zur Geisteswürde und tritt in heilige Gewalt.

Durch die hohe Opferwilligkeit der verehrten bürgerlichen Kollegien, der Mitglieder und Gönner des Liederkranzes ist es möglich geworden, dem Verein zu seiner 50jährigen Jubelfeier eine von Künstlerhänden gezeichnete und aus­geführte Fahne übergeben zu können. Der Wahlspruch, dem sich die frohe Sängerschar weihen will, sagt, daß man bei Freud und Leid zum Lied auch stets bereit soll sein. In allen Fällen des Lebens, in guten und bösen Tagen übt ja der Gesang einen unwiderstehlichen Zauber auf jedes Gemüt aus. Hab oft im Kreise der Lieben im duftigen Grase geruht und mir ein Liedlein gesungen und alles warv wiederum gut. So möge das heutige Doppelfest Euch, ihr Sänger des Liederkranzes, anspornen zu treuem Fleiß in der Veredlung des Gesangs, zu Eintracht, Liebe, stillen Frieden, zur festen Zusammengehörigkeit, zur Einsetzung eurer vollen Kraft, damit ihr dem Löwen gleich, der in dem städtischen Wappen die eine Seite der Fahnen ziert, als echte deutsche Sänger- Krappen euch erhebt von des Lebens bittrem Joch und mit Ernst und Sorgfalt und mit offenem Sinn für das Schöne bemüht seid, damit ihr allerorten, ob daheim oder draußen, ob bei freudigen oder traurigen Anlässen getreu bleiben könnt eurem Wahlspruch: In Freud und Leid zum Lied bereit.

Im Zuge der Zeit liegen gegenwärtig manche sonstige Festlichkeiten, die aber vielfach eines wirklichen Wertes entbehren. Der Segen aber, der von einem solch kleinen Liederfeste ausgeht und sich auf immer weitere Kreise erstreckt, das ist unstreitig die Forderung der höheren Bildung unseres Volkes im Ganzen und die Weckung schöner Bestrebungen, welche von der materiellen Richtung unserer Zeit weit abstehen. Gewiß ist, daß durch die gemeinsame Arbeit aller Stände, durch das Singen von Liedern, die für Gott Freiheit und Vaterland begei­stern, durch das sich Aneinanderschließen aller nützlichen Glieder, eine kleine aber segensreiche Lösung des sozialen Problems unserer Zeit stattfindet. Und das Bewußtsein, die Macht des Gesangs nur in diesem wahrhaft edeln Sinn zu ver­wenden , das ist die höchste Befriedigung für einen Verein, der nicht singt um Geld und Gut und nicht um eitle Pracht, nein, das was ihn zusammenhält, das ist der Töne Macht. Wo sich nur Deutsche aufhalten, allüberall in Städten und Dörfern, da erklingt das deutsche Lied, da ist das deutsche Lied ihr Stolz und ihr Einigungspunkt, da wird gesungen von den herrlichen, deutschen Strömen, von den schönen Hügeln und Thälern, von den goldnen Saaten der Felder, von der Berge edlem Wein, von dem Fleiß der Bewohner und von der geliebten Heimat, da wird gejubelt: Die Wälder, Ströme, Thal und Höh'n, O deutsches Land, wie bist du schön!

Und diesem schönen Land wollen wir auch heute unsere Huldigung bringen, es aufs neue in unser Herz einschließen, ihm wollen wir uns weihen und mit Donnerlaut rufen: Unser liebes Schwabenland mitsamt dem großen deutschen Reiche, das Vaterland der Sänger lebe hoch! (Schluß folgt.)

Calw, 28. Sept. Wie aus dem Inseratenteil der heutigen Nummer ersichtlich, wird Hr. H. Graf, Orgelrevident und Organist an der Kilians­kirche in Heilbronn am nächsten Sonntag in hies. Stadtkirche ein K o n z e r t geben, bei welchem außer dem hies. Kirchenchor noch weitere musikalische Kräfte Mitwirken werden. Herr Graf ist, wie wir s. Z. von dessen Konzert in Hirsau berichten konnten, ein Künstler auf seinem Instrument und wollen wir es nicht unterlassen, auch hier nochmals darauf hinzuweisen.

Calw, 28. Sept. Zufuhr zu dem heutigen Markt 674 St. Rind­vieh, 67 Pferde. Der Handel ging durchweg flau, da jüd. Händler fehlten. Dem Schweinemarkt waren 71 Körbe Milchschweine und 150 Läufer zu­geführt. Preis der ersteren 1215

(Amtliches.) Von der evangelischen Oberschulbehörde wurde am 16. September die fünfte Schulstelle in Aalen dem Schullehrer Fließ in Gechingen, Bez. Calw, die erste in Gechingen, Bez. Calw, dem Schul­lehrer Schürger in Blaufelden, übertragen.

Stuttgart, 27. Sept. Die unter dem Protektorate Sr. Maj. des Königs stehende I. Internationale Ausstellung von Luxus­hunden in der städtischen Gewerbehalle hier ist gestern früh geöffnet worden. Das Preisgericht wird auch morgen noch zu thun haben, da die Zahl der ausgestellten Tiere so groß ist, daß mehr als ein Tag nötig ist zur definitiven Entscheidung zu kommen. Als erste Besucher erschienen S. K. H. Prinz Wilhelm mit Frau Prinzessin und der Prinzessin Pauline. Nach ihnen Se. Hoh. der Prinz und Ihre K. Hoh. die Frau Prinzessin zu Sachsen-Weimar. In Tieren sind ausgestellt allein 250 Doggen, ohne deren zahlreiche Würfe zu zählen. Der Ehrenpreis Sr. Maj. des Königs (silbervergoldeter Pokal) ist bereits vergeben, denselben erhielt M. Hartenstein in Plauen für einen schon vielfach prämierten schwarzen Bernhardiner.

Reutlingen, 23. Sept. Gestern abend passierte Se. Exz. der Herr Staatsminister des Innern von Schmid unsere Stadt. Derselbe war auf einer Reise begriffen, welche er an diesem Tage auf die Gestütshöfe Marbach, Offenhausen und St. Johann in Begleitung des Vorstandes der Landesgestütskommission, Präsidenten v. Bätzner, gemacht hatte, um daselbst das Stammgestüt und den Landbeschälerstall zu besichtigen. Während seines einstündigen Aufenthaltes auf dem Bahnhof hatte Se. Exz. Gelegenheit, sich von dem außerordentlich starken Besuch unseres gestrigen landwirtschaftlichen Gaufestes zu überzeugen, und unterhielt sich mit vielen der auswär­tigen Besucher.

Großbottwar, 25. Sept. Ein die Eltern wieder zur Vorsicht bei Kindern mahnendes Unglück ereignete sich vorgestern in hiesiger Stadt. Ein Zjähriges Kind kam dem im Herd brennenden Feuer zu nahe, fing Feuer und ver­brannte sich auf der einen Seite des Körpers so, daß dasselbe gestern starb.

Der Ausverkauf

des Warenlagers des entwichenen Kaufmanns I. Keller hier wird am Donnerstag, den 2S. September, von vormittags S Uhr ab fortgesetzt und werden Kaufsliebhaber dazu eingeladen.

Der Konkursverwalter:

Rechtsanwalt Ade.

Prival-Aryeigen.

Amtliche Kekamtmachnngkn.

K. Amtsgericht Calw.

In dem

Konkursverfahren

über das Vermögen des entwichenen Fuhrmanns Johannes Schaible von Altburg ist in dem auf 15. k. M. an­beraumten Wahltermin auch über den Antrag des Verwalters, die Liegen­schaft aus freier Hand verkaufen zu dürfen, Beschluß zu fassen.

Den 26. Sept. 1887.

Hilfsgerichtsschreiber

Lang.

Am nächsten

Samstag, den 1. Oktober, vormittags 11 Uhr, werden im Oberamteigebäude in Calw

6 entbehrliche eiserne

Oefen

im öffentlichen Aufstreich verkauft, wozu Kaufsliebhaber eingeladen werden.

K. Kameralamt Hirsau.

Revier Hirsau.

Arennhotz-Uerkauf

am Freitag, den 30. Sept., vormittags 10 Uhr, im Löwen in Hirsau aus Holzwasen, Langemauer, Glasberg, Stöcke, Rittweg und Ernst- mühlerkopf 73 Rm. Nadelholzscheiter, 209 Rm. desgl. Prügel und Anbruch. Am Montag, den 3. Okt., vormittag» 10 Uhr,

in der Sonne in Hirsau aus Wasser­weg, Mönchloch, Hengstetterwald, Steig­wand, Pfriemenhau: 88 Rm. Nadel­holzscheiter und 350 Rm. desgl. Prügel und Anbruch.

Heilbronn.

20 Stück

Lederklopffteine

für Schuhmacher

sucht zu kaufen und sieht Offerten ent­gegen

Den 23. Sept. 1887.

Die K. Zellengefängnisinspektion: Ohngemach.

Würzbach.

Ookz-Verkau^.

Montag, den 3. Oktober d. I., vormittags 10 Uhr,

verkauft die Ge- meinde in ihren Waldungen ! Becherberg das aagefallene Schneedruck­holz , wie es gegenwärtig umgehauen ist, geschätzt zu 150 Rm.

Liebhaber mögen sich wenden an den Gemeindewaldschütz, welcher bereit ist, unbekannten Käufern das Holz vor­zuzeigen.

Zu gleicher Zeit werden im Distrikt Selig 300 Stück meist Hopfenstangen verkauft.

Liebhaber werden eingeladen.

A. A.:

Waldmeister Lutz.

Kokzveifuhr- und Spalt-Accord.

Nächsten Freitag, den 30. d. M., morgens 8 Uhr,

wird auf dem Rathaus die Beifuhr von 140 Rm. Magazinholz, sowie das Spalten und Reppeln von 136 Rm. Prügel im Abstrich vergeben.

Stadtpflege.

Hayd.

Simmozheim.

Schasrvei-everpachlnng.

Am Dienstag, den 4. Oktober, vormittags 11 Uhr,

findet dahier die Verpach­tung der Sommer­schafweide, die vom 1. März bis Martini jeden Jahrs mit 250 Schafen befahren werden darf, auf weitere 3 Jahre statt.

Liebhaber wollen sich hiezu mit ge« meinderätlichen Vermögenszeugniffen einfinden.

Am 27. Sept. 1687.

Gemeinderat. Vorstand Siegel.

Am Sonntag, den 2. Oktober, vormittags 9 Uhr,

kath. Hottesdienst.

Nächste Woche backt

LccugenbveheLn

Bäcker Hammer, Nonnengaffe.

VMM! V0M6lM87( VMM MI Ifiä88!6^

OttOOOi.^1

Würzbach.

Keine Mikekfekweine

hat am Montag, den 3. Oktober, zu verkaufen

Zimmermann Reichle.

Lehrvertrage

find vorrätig in der Druckerei d. Bl.