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Preis Vierteljahr!, hier mit Trägerlohn SO im Bezirk 1 außerhalb d. Bezirks 1 20 .

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Amts- und Anzeige-Blatt für den Oberamts-BeM Nagold.

73. Jahrgang.

Insertions-Gebühr f. d einspaltige Zeile aus gewöhn!. Schrift oder deren Raum bei einmalig. Einrückung 9 ^s, bei mehrmalig, je 6 ^s.

Gratisbeilagen: Das Plauderstübchen und

Schwäb. Landwirt.

56.

ttagold, Samstag den 9. April

1898.

Amtliches.

Nagold.

An die Gemeindebehörden und Verwaltungs-Aktuare.

Den Verw.-Aktuaren sind heute die Kataster-Nachweis- ungen für die landwirtschaftliche Berufsgenoffenschaft pro 1897 zur Unterausteilung der Umlage auf die Beitrags­pflichtigen zugegangen. Der Vollzug der Umlage ist von den Verwaltungs-Aktuaren spätestens bis 1. Mai d. I. hieher anzuzeigen.

Die Ablieferung der Beitragsschuldigkeiten der Gemeinden an das Kasssnamt der lundwirtschaftl. Berufsgenossenschast für den Schwarzwaldkreis in Reutlingen hat zuverlässig bis 15. Mai d. I. zu erfolgen.

Den 9. April 1898.

K. Oberamt. Ritter.

Bekanntmachung.

Das unterm 31. Dezember v. I. erlassene Verbot des Umhertreibens von Rindvieh und Schweinen im Hausier­handel innerhalb des Oberamtsbezirks Calw ist heute wieder aufgehoben worden.

Calw, den 5. April 1898.

K. Oberamt. Amtm. Göttert.

Bei der vorgenommenen niederen Finanzdienstprüfung find u. a. Kandidaten für befähigt erkannt worden: Adolf Frohmüller von Rohrdorf OA. Nagold, Karl Bölmlevon Wildberg OA. Nagold.

Gestorben: Fidel Schäfer, Kaufmann, 44 I. a., Eutingen.

Jum Werfest.

Ev. Joh. 11, 25.

Ich bin die Auferstehung und das Leben!" Wer an mich glaubt, der stirbet ewig nicht.

Und muß er gleich der Erde übergeben Den Leib, so darf er dennoch zittern nicht.

Wo Menschenaugen nur Verwesung sehn.

Spricht Glaube froh vom sel'gen Auserstehn!

Ich bin die Auferstehung und das Leben!"

O herrlich Wort von wunderkräft'gem Klang!

Es soll dich über Todesfurcht erheben.

Geleiten auf dem letzten, schweren Gang.

Er, der für dich des Todes Kelch geschmeckt,

Auch dich zu neuem, feigen Leben weckt!

Ich bin die Auferstehung und das Leben!" Das Haupt läßt seines Leibes Glieder nicht.

Nun ist der Tod ein Eingang in das Leben,

Aus dunkler Nacht führt er zum ewgen Licht.

Er öffnet uns des Himmels Perlenthor . Und bringt uns zu der Ueberwinder Chor!

Ich bin die Auferstehung und das Leben!" Ja Herr! Du hast den Kampf zum Sieg geführt. Hinfort darf ich vor Höll' und Tod nicht beben.

In deiner Kraft dein Kind nun triumphiert.

Du bist mein Leben, Sterben mein Gewinn; Wohl mir, daß ich erlöst dein eigen bin!

8. ?. Ll.

Ostern.

-j- Das erhabene und ewig große Sieges, und Triumph­fest der christlichen Religion der Liebe ist nun wieder ein­gezogen in alle christlichen Länder und Städte, Dörfer und Gemeinden und verfehlt nicht, auf Herzen und Gemüter un­gezählter Menschen seine weihevolle und erhebende Stimmung zu verbreiten, denn Auferstehungsglauben predigt zu Ostern das Evangelium nach bitterer Leidens- und Todesmacht des Heilands, Auferstehungshoffnung verkündet ferner die Natur in Flur und Hain und Auferstehung von irdischer Pein und Not, Qual und Tod ist auch die tiefe Sehnsucht jedes nicht in Erdenlust verirrten und verdorbenen Menschenherzen. Gedenkt man an dem Ostertage der Worte des HeilandsIch bin der Weg, die Wahrheit und das Leben" und bedenkt man, daß das durch ihn geoffenbarte Prinzip der göttlichen Vaterliebe am Ostermorgen von den Glocken von Millionen Kirchen auf dieser Erde verkündet wird, so wird man auch noch heute die sieghafte Gewalt der christlichen Religion anerkennen, bewun­dern und verehren. Die werbende Kraft des Christentums steht eben hoch, hoch über allen irdischen Werten und Schätzen, sie ist die Vaterliebe Gottes und bedeutet die Gotteskind­schaft und Bruderliebe der Menschen, sie zeigt in Strahlen­kronen den Menschen eine übersinnliche beseeligende Hoffnung auf eine Wiedergeburt in einem höheren und edleren Leben und sie erweckt auch schon in dieser Welt hohe Ideale und edles Streben. Die Liebe läßt eben alles erhoffen und alles erreichen, was sonst in Beschränkung und Verstockung für unerreichbar gilt, und die Liebe allein kann es ja auch nur sein, welche die aus gemeinsame Kulturarbeit angewiesene, aber durch Rasse und Nation, Sitte, Sprache und Konfession getrennte Menschheit einander näher bringen kann, und trotz Krieg und Feindschaft auch näher bringen wird, da Feind­schaften und Kriege an sich solch ein Unding sind, daß sie schon vor der Vernunft nicht bestehen können. Nicht einen Schritt kommt di« Menschheit, kommt der Mensch in seiner wirklichen Gesittung und Veredelung weiter als durch die Gottes- und Nächstenliebe in seinen Worten und Werken und die Osterbotschaft lautet auch:

O Menschenherz, du bist nie arm und schwach.

Wenn Liebe in dir rege ist und wach!

Tages-WeuigkeLten.

Deutsches Leich.

Nagold, 9. April. (Einges.) Ueber die Einrichtung der elektrischen Beleuchtung unserer Kirche sind wir, nachdem dieselbe schon längst fertiggestellt ist und schon einen Winter hindurch unserer Gemeinde gedient hat, noch einen abschließenden Bericht schuldig. Ist doch das Werk zustande gekommen durch das freie, bereitwillige Zusammenwirken so vieler, deren Beiträge die bedeutenden Kosten nahezu schon gedeckt haben. Die Beleuchtung der Kirche selbst geschieht durch 83 Glühlampen und einen Kronleuchter mit 20 Glüh­lampen. Dieser Kronleuchter, aus Schmiedeisen, in gothi- schem Stil hergestellt, gold- und silberbronciert kostete so, wie er fix und fertig in unserer Kirche hängt 570 ^ 35 Er ist ein Geschenk des Herrn Privatier Gottlob Knode

und bildet, im Kreuzungspunkt der Axen des Langschiffs und

des Querschiffs hängend, durch seine vornehme, dem Stil der Kirche völlig entsprechende Einfachheit, eine besondere Zierde. Die übrige Einrichtung im Innern kostete 1585 ^ 20 Was dieselbe wesentlich verteuerte, waren die Lampenträger, darunter 52 Stück Wandarme und 2 Kandelaber, sämtlich ebenso wie der Kronleuchter in einer Dresdener Werkstätte nach Zeichnung und Muster aus Schmiedeisen hergestellt und mit Sorgfalt dem Stil der Kirche angepaßt. Nicht ganz einfach war die Beleuchtung des westlichen Haupt­zugangs. Dieselbe erforderte, namentlich der hohen Staffel wegen, die von der Bahnhofstraße zur Kirche hinaufführt, ein kräftiges Licht, wie es nun durch 2 Glühlampen gespendet wird. Die Gesamtkosten hiefür, einschließlich der Schloffer- und Malerarbeit mit 114 52 iZ hat die Stadtgemeinde

freundlich übernommen, so daß durch freiwillige Beiträge nur die obengenannte Summe von 1585 20 H zu decken

bleibt. Es ist nun an Beiträgen eingegangen laut der veröffentlichten Listen: 1108 78 -H; durch Kirchenopfer

bei Abendgottesdiensten 303 55 dazu 30 ^ 10 H

Zinserträgniffe, zusammen 1442 ^ 43 Es sind somit noch ungedeckt 142 77 welche wir insbesondere durch

künftige Opfer bei Abendgottesdiensten ohne Mühe decken zu können hoffen. Die Einrichtung wurde mit 3jähriger Garantiezeit, am 15. März 1898 übernommen. Nach den Erfahrungen des Winters schien es dem Kirchengemeinderat das Beste, für die Beleuchtung bei den Abendgottesdiensten einen Pauschalbetrag mit dem Elektrizitätswerk zu verein­baren. Es sollen künftig bei jedem Abendgottesdienstr sämt­liche Lampen, den Kronleuchter mit inbegriffen, brennen. Die Kosten belaufen sich dabei unter Zugrundlegung der für die Stadtgemeinde vertragsmäßig geltenden Einheitspreise für jeden Abendgottesdienst 3 Die so schön gelungene Beleuchtung ehrt die Stifter und Geber, die Firma C. Klingler, die die Ausführung über­nommen hat und den Techniker, Herrn Stadtbaumeister Schell, der das Ganze geleitet hat; möge sie in ihrem Teil dazu beitragen, unserer Gemeinde ihre schöne Kirche immer lieber zu machen.

Nagold, 8. April. Endlich ist er da, der Frühling, er hat seinen Einzug gehalten, nachdem vor wenig Tagen der Winter nochmals sein Regiment fühlbar gemacht. In den Gärten regt eS sich gewaltig, überall strecken die Blüm­chen ihre Köpfe hervor, die Sträucher werden zurechtgestutzt, die Rosenstämmchen aus ihrer Erdhülle befreit, schwellende Knospen erblickt das Auge und bald wird auch das frische Laub Baum und Strauch bekleiden. Die Vögelein lassen mit jubelnden Kehlen ihre Liedchen ertönen, erfreut darüber, daß des Winters Not und Trübsal vorüber. Die Lerche klettert an ihren Liedern" fröhlich in die Lüfte und glück­liches Jauchzen der Kinder erschallt in Wald und Flur: Frühling, Frühling ist da! Alles freut sich des Frühlings, überall erwacht neues Leben.

Nagold, 6. April. Freunde der Himmelserscheinungen machen wir darauf aufmerksam, daß vom 8. bis 20. ds. Mts. am westlichen Himmel das Zodiakallicht und zwar von 810 Uhr abends wird beobachtet werden können.

Was man von der Sonne weiß.

Von Dr. H. I. Klein.

(Fortsetzung.) (Nachdr. Verb.)

Die Sturmwirbel in unserer Erdatmosphäre, innerhalb deren gewaltige Wolkenmassen und Regengüsse auftreten, dürften von einem anderen Weltkörper gesehen (z. B. vom Monde aus) in ihrem Aussehen einige Ähnlichkeit mit den Sonnenflecken darbieten.

Eine höchst merkwürdige Thatsache ist es, daß die Sonnen­flecke in gewissen Jahren sehr zahlreich, in anderen dagegen sehr selten erscheinen. Durch die Beobachtungen von Schwabe und die späteren Untersuchungen von Prof. Wolf in Zürich stellte sich heraus, dpß die Sonnenflecke eine elfjährige Pe­riode ihrer Häufigkeit zeigen. In den Jahren um 1837, 1849,1860,1871, 188384 fowie im gewenwärtigen Jahre find sie sehr zahlreich erschienen, in den Jahren 1810, 1823, 1834, 1844, 1856, 1867, 1879 waren sie überaus selten zu sehen, fluch im vorigen Jahrhundert, überhaupt soweit Beobachtungen reichen, bestand dieser elfjährige Cyklus. Wo­durch derselbe verursacht wird, ist bis jetzt nicht ermittelt. Wahrscheinlich sind es die Vorgänge auf der Sonne selbst, welche die Zu- und Abnahme der Flecke bedingen, doch hat man auch daran gedacht, daß es sich hier um eine Einwir­kung der Planeten auf die Sonnenoberfläche handeln könne. Jedenfalls aber ist die Vermutung naheliegend, daß die Sonnenflecke, je nachdem sie zahlreich oder selten sind, gewisse Einflüsse auf unsere Erde ausüben. In erster Linie denkt man dabei an das Wetter. Schon Fr. W. Herschel hat ver-

LM- Wege«

sucht, hierüber Gewißheit zu erlangen, wobei er von der An­sicht ausging, daß in den Jahren mit vielen Sonnenflecken eine erhöhte Thätigkeit aus der Sonne herrsche und demzu­folge stärkere Wärmeausstrahlung stattfinde, als in den Jahren mit wenig Flecken. Da zu Herschels Zeit keine Thermo­meterbeobachtungen in genügender Anzahl Vorlagen, so nahm er den Preis des Getreides in England als Maßstab zur Beurteilung der Wärmeverhältnisse an, indem er sich sagte, daß in warmen und trockenen Jahren die Feldfrüchte besser gedeihen, als in kalten und nassen. Die Meinung fand in der That Bestätigung, doch haben spätere genauere Unter­suchungen einen derartigen Einfluß nicht mit Sicherheit er­kennen lassen. Dagegen unterliegt es keinem Zweifel, daß die täglichen Schwankungen der Magnetnadel in den Jahren mit vielen Sonnenflecken größer sind als in denjenigen mit wenigen, und ebenso sind Nordlichter weit häufiger in flecken­reichen als fleckenarmen Jahren. Sehr klar tritt auch ein Parallelismus in der Häufigkeit der Sonnenflecke und der Cirruswolken hervor. Jedermann kennt die feinen, schleier­förmigen oder faserigen Wolken, welche mitunter in Gestalt von langen Streifen den Himmel überziehen und die sich in sehr großen Höhen unserer Atmosphäre befinden. Diese Wolken erscheinen am häufigsten in den Jahren mit zahl­reichen Sonnenflecken, am seltensten in den Zeiten, wenn die Sonne wenig Flecke besitzt. Andererseits aber sind die Cirruswolken Vorboten von unruhigem Wetter, von Sturm und Regen. Wenn sie in unseren Gegenden den Himmel überziehen, so pflegt das Barometer zu sinken und vom At­lantischen Ocean her nähert sich gewöhnlich ein Sturmgebiet.

»er hl. Osterfeiertage fällt das Mo«tag-B>

Sonach muß man auch schließen, daß in den Jahren mit

vielen Sonnenflecken mehr Stürme und Regenfälle eintreten als sonst. In unseren Gegenden, wo das Wetter sehr un­beständig ist, tritt dieser Parallelismus nicht klar hervor, dagegen ist er in den tropischen Gegenden klarer. So haben z. B. die Beobachtungen aus der Insel Mauritius ergeben, daß die durchschnittliche Regenhöhe in den fleckenreichen Jahren nahezu 40 Prozent größer ist, als in den fleckenarmen, und ähnliches zeigen die Beobachtungen in Indien und Australien. Jedenfalls muß man daran festhalten, daß die Vorgänge auf der Sonne nicht irgend einen einzelnen Punkt der Erd­oberfläche, eine Stadt oder einen Bezirk einseitig beeinflussen können, sondern daß sie die ganze Erdoberfläche treffen, wenn­gleich sie nicht überall gleich klar zu erkennen und nachzu­weisen sind. So hat sich z. B. aus den Untersuchungen der Temperaturbeobachtungen in allen Teilen der Erde heraus­gestellt, daß während der Zeit von 1820 bis 1871 in der That eine geringe Wärmeschwankung bestand, welche mit den Sonnenflecken im Zusammenhang zu stehen scheint. Würde man jedoch die Temperaturbeobachtungen einer einzelnen Stadt oder selbst eines Landes von der Größe Deutschlands allein untersuchen, so fände sich kein so deutlicher Zusammenhang, weil eben die Wärmeunterschiede gering sind und überhaupt durch vielerlei Einflüsse von Jahr zu Jahr verändert werden.

Eine der merkwürdigsten und großartigsten Naturerschei­nungen, welche man überhaupt beobachten kann, bietet die totale Verfinsterung der Sonne durch die davortretende Mond­scheibe dar.

(Fortsetzung folgt.)

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