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73. Jahrgang.

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Schwäb. Landwirt.

51.

Nagold, Donnerstag den 31. Mär;

1898.

EU Zum 1. April! W*

1848. 1898.

Zurück ein halb Jahrhundert:

Vorbei! Ein ander Bildnis:

Was einst von Denkern und Dichtern

Auf, wer an Freiheit glaubt!"

Ein Greis in Sinnen sitzt.

Vergeben- ward ersehnt.

Da hob sich stumm verwundert

Wo hell durch Eichenwildnis

Von kalten Gplittcrnchtern

Manch graues Fürstenhaupt.

DaS Schloß herüberblitzt;

Wird's nun in Haß verhöhnt.

Da schwoll der Mut, da rann das Blut

Im weiten Hut ihr kennt ihn gut:

Wohl oftmals kränkt, wenn er's bedenkt.

Auf Wall und Barrikaden.

Der hat beim Schall der Waffen

Den Alten dort ihr Treiben,

Mit Wortgeraun das Reich zu bau'n

Zu Schutz und Wehr vom Fels zum Meer

Doch frohen Mut! Wir wissen's gut:

Ward mancher Herr geladen.

DaS deutsche Reich geschaffen.

Das Reich mutz uus doch bleibe»!

Zum Geburtslage des Altreichskanzlers.

's Fürst Bismarck vollendet am bevorstehenden Freitag das 83. Jahr seines thatenreichen und für das deutsche Volk so bedeutungsvollen Lebens. Längst ist neben anderen Tagen auch der 1. April in Wahrheit ein nationaler Gedenktag des deutschen Volkes geworden, denn er schenkte Deutschland den Mann, der von der Vorsehung auserlesen war, der Baumeister des neuen deutschen Reichs, der Schmied der in ungeahnter Herrlichkeit wiederum erstrahlenden deutschen Kaiserkrone zu werden. Und diesen Gedenktag haben alle deutschen Vaterlandsfreunde schon freudig und herzlich gefeiert, als Fürst Bismarck noch im Amte war, als er im Zenith seiner äußerlichen Machtfülle stand, aber fie begehen den E innerungStag des 1. April auch heute, da der Begründer der deutschen Einheit seit Jahren sich auf dasAltenteil" verwiesen sicht, mit denselben innigen Gefühlen und Empfindungen gegenüber dem Altreichskanzler, wie früher. Erscheint Fürst Bismarck doch mehr denn je im Lichte des getreuen Eckart, von dem die altnordische Heldensage erzählt, des unentwegten Fürsorgers für sein Volk, der noch jetzt warnend und die rechten Wege weisend seine Stimme in allen auftauchenden ernsteren Fragen für die Nation und das Reich ertönen läßt. Den Wahlspruch seiner Familie:ks-triu« insorvienäv oonsuinor"im Dienste des Vaterlands reibe ich mich aus" hat Otto von Bismarck wahrlich schon durch seine selbstlose Hingabe an Kaiser und Reich übergenug bekundet, da er noch im Reichs- und Staatsdienste in seiner allbeherrschenden Stellung thätig war, aber er bekundete diese Parole auch noch nach seinem Ausscheiden aus seiner unvergleichlichen amtlichen Wirksamkeit bis zur Stunde, noch jetzt nimmt der greise erste Kanzler des neuen Reiches den lebhaftesten Anteil an der Weiterentwicklung der vaterländischen Geschicke nach innen und nach außen.

Darum blickt man nach wie vor in allen Kreisen des deutschen Volkes, in denen die unvergänglichen Thaten und Verdienste, der herrliche Eharakter und die unauslöschliche, hingebende Vaterlandsliebe des alten im Eachsenwalde die entsprechende Würdigung finden, in Liebe und Treue auf die ehrwürdige Greisengestalt, um deren Haupt die Geschichte für immer eine leuchtende Gloriole gewoben hat. Darum erklingt diese Saite in der deutschen Volkesseele auch heute in voller Kraft wieder, da Otto von Bismarck abermals ein Lebensjahr vollendet, vom Neuen steigt das Gedenken dessen im Volksbewußtsein herauf, was das deutsche Vater­land diesem seinem größten Staatsmanne verdankt, und unzählige Grüße der Liebe, Verehrung und Dankbarkeit von Millionen schwingen sich wiederum hin zu dem einfachen Herrenhause von Friedrichsruh, Um so freudiger aber bringen alle Verehrer des greisen Altreichskanzlers ihm ihre Glückwünsche zum Eintritte in den neuen Lebensabschnitt dar, als sie wissen, daß die tiefen Schatten, welche sich einst auf den Weg de- großen Mannes nach seinem er­zwungenen Rücktritte au- dem Amte lagerten, endlich verschwunden, daß die unseligen Mißverständnisse, welche jahrelang zwischen dem kaiserlichen Enkel Wilhelms I und dem Fürsten Bi-marck bestanden, wieder beseitigt sind. Die hoffentlich nun für immer wieder hergestellte Harmonie hat sich auch jüngst abermal- bekundet, in Gestalt der herzlichen Beglückwünschung, welche Kaiser Wilhelm durch seinen Generaladjutanten v. Schweinitz dem Altreichskanzler zu dessen 60jährigem Militärdienstjubiläum au-sprechen ließ; vielleicht hatte der Monarch ursprünglich geplant, diese Glückwünsche persönlich in FriedrichSruh auszusprechen, was aber wohl infolge der weiteren Dispositionen de- hohen Herrn schließlich unmöglich geworden ist.

Fürst Bismarck kann seinen diesjährigen Geburtstag bedauerlicherweise nicht in vollster Gesundheit begehen, da er von seinem in der letzten Zeit mit besonderer Hartnäckigkeit aufgetretenen alten gichtischen Leiden noch nicht gänzlich wiederhergestellt ist, so daß er sich auch noch bis auf weiteres große Schonung auferlegen muß. Doch besteht die begründete Hoffnung, daß der Altreichskanzler mit dem Eintritte wärmerer Witterung auch seine volle körperliche Bewegungsfreiheit wiedererlangen und daß somit sein Ge­sundheitszustand nächstens erneut ein normaler sein wird. Ungebrochen aber ist noch die staunenswerte geistige Frische und Beweglichkeit des greisen Schlvßherrn von Friedrichsruh, von der die rege Teilnahme, mit welcher er die mannigfachen politischen Tagesvorgänge fortgesetzt verfolgt und seine Kritik derselben stets aufs Neue Zeugnis ablegen. Möge uns dergetreue Eckart" des deutschen Volke- noch manches, manches Jahr erhalten bleiben, in geistiger wie körperlicher Rüstigkeit, zum Heil und Wohl des gesamten deutschen Vaterlands das ist der innige Wunsch, der auch diesmal durch die deutschen Saue zum 1. April aus Millionen Herzen hinüberklingt nach dem Schlosse von Friedrichsruh!

MSrttember-ifcher Laxdtag.

(191. Sitzung.)

.'.Stuttgart, 29. März. Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der Beratung des VerfaffungSgesetzeS (Art. 11, Stichwahl). In einem K. Handschreiben hat der König, die Königin und Prinzessin Pauline dem Hause für die Uebermittlung der Glückwünsche anläßlich der Verlobung der Prinzessin Pauline den herzlichsten Dank ausgesprochen. Es wird in die Tagesordnung eingetreten. Art. 11 lautet an die Stelle des §144 der VerfaffungS-Urkunde tritt folgende Bestimmung: bei den Wahlen der Abg. der Städte und Oberämter entscheidet die relative Stimmenmehrheit und im Falle der Stimmengleichheit das LoS". Abg. v. Geß (D. P.) empfiehlt als Mitberichterstatter die Annahme des Beschlusses der Kommissionsmehrheit. Für die Abschaffung der Stichwahlen sprächen viele Gründe. Die Stichwahl sei kein Volksrecht, sond.rn im Gegenteil ein Zwang. Abg. Gröber habe recht gehabt, als er die Stichwahlen den Gipfel des Widersinnes" nannte. Ministerpräsident v. Mittnacht erklärt, die Regierung könne von der Forderung der Beseitigung der Stichwahl nicht abgrhen. Die Ablehn­ung dieser Forderung würde ein Scheitern des ganzen Ge­setzes nach sich ziehen. Abg. Kiene (Ctr.) erklärt Namens seiner Fraktion für die Regierungs-Vorlage stimmen zu wollen. Haußmann-Gerabronn: die Abschaffung der Stich- wählen werde in beiden Häusern eine Mehrheit finden und das VerfaffungSwerk werde zu Stande kommen. Wenn man heute die Volkspartei frage, ob sie an dieser Forderung festhalte, auch wenn die VerfaffungSreform dadurch zum scheitern komme, so würde der größere Teil davon abgeyen. Redner versucht dann nachzuweisen, daß durch die Aufheb­ung der Stichwahlen das Centrum und die Sozialdemokratie Vorteile haben würde. Egger (Ctr.) spricht für Abschaffung der Stichwahlen. Prälat v. Sandberger empfiehlt einen Versuch mit der relativen Mehrheit bei den Wahlen zu machen. Ob daraus Vorteile für unser politisches Leben erwachsen würden, müsse man der Zukunft überlaffen. Abg. v. Geß (D. P.) erachtet die Stellungnahme der Volkspartei zu dieser Frage als einen ganz richtigen Ent­schluß. Minister v. Pischek erklärt, nachdem Abg. Hauß- mann die Erklärung abgegeben habe, die Volkspartei werde an diesem Artikel der VerfaffungSreform nicht scheitern lassen, sei das Schicksal desselben besiegelt. Die Regierung gehe von dem Standpunkt auS, daß da- Stichwahlprinzip keine innere Berechtigung habe, und daß die Aufhebung desselben unserm ungesunden politischen Leben förderlich

sein werde. Abg. Kiene (Ctr.) begrüßt gleichfalls die Um- kehr der Volkspartei in der Stichwahlfrage und polemisiert dann gegen Berichterstatter Haußmann, der in seinen Aus­führungen der kathol. Geistlichkeit vorgeworfen habe, den Beichtstuhl als Agitalionsort für Wahlen zu benutzen. Da­gegen müsse er die kathol. Geistlichkeit energisch in Schutz nehmen. Haußmann-Gerabronn bemerkt dem Minister v. Pischek gegenüber, daß er eine Erklärung seiner Partei nicht abgegeben habe. Dem Vorredner habe er zu erwidern, daß er die Geistlichkeit nicht gemeint habe. Ec habe lediglich an den Satz angeknüpft, ein guter Katholik könne nicht anders als fürs Centrum wählen, und daraus ge­folgert, daß ein guter Katholik klopfenden He ze»s zur Urne und zur Beichte gehe. Bei der Abstimmung wird Art. 11 mit allen gegen die Stimmen der Volkspartei und die der Abg. Stockmayer und Spiß angenommen. Die Art. 12, 13, 14, 15 und 16 werden nach kurzer Debatte in der Kommissionsfaffung angenommen. Die Beratung des Art. 17 wird ausgesetzt und die Sitzung abgebrochen. Nächste Sitzung morgen.

Deutscher Reichstag.

Berlin, 26. März. Im Reichstag wurde heute die 2. Beratung des Flottengesktzes bei tz 2 fortgesetzt. Nach längerer Beratung wurde ß 2 mit 19S gegen 118 Stim­men angenommen. Stimmenthaltungen fanden nicht statt. Das Flottengesetz wurde heule in 2. Beratung erledigt. Nächste Sitzung Montag 12 Uhr. Tagesordnung: 3. Be­ratung des Flottengesetzes.

Hages-Keuigkeilen.

Deutsches Reich

Niedernau, 28. März. Einweihung derRömer- quelle". Als im Jahre 1834 am Fuße der wildroman­tischen Wolfsschlucht, ca. 10 Minuten hinter dem Bad Niedernau eine stark Kohlensäure haltige Mineralquelle entdeckt und bei deren Ausgrabung eine Statue desApollo" nebst über 400 römischen Münzen gefunden wurde, ahnte noch niemand, daß die kohlensäurehaltigen Mineralwässer einst ein so vielbegehrtes Getränk für Gesunde und Krank« werden würden. Nach dem vorbenannten Funde zu schließen, ist die heilkräftige Wirkung dieser Quelle schon den Römern vor ungefähr 1800 bis 2000 Jahren bekannt und wohl geschätzt gewesen. Der Besitzer dieser Quelle Fr. Rai dt hat nun den vielen, von Badegästen und von anderer Seite an ihn ergangenen Aufforderungen, dieses vorzüglich« Tafel­wasser auch dem allgemeinen Publikum zugänglich zu machen, Folge gegeben und in den letzten Wochen ein, mit geeigneten Einrichtungen für richtige Abfüllung und Versandt ver- sehenes Gebäude errichten lassen, welche- am vergangenen Sonntag unter Teilnahme der bürgerlichen Kollegien und zahlreicher hiesiger und auswärtiger Gäste eingewecht und de« Betrieb übergeben werden konnte. Wir sind nicht im Zweifel, daß dieser ausgezeichnete, den besten Tafelwässern mindesten- gleichwertige, kohlensaure Mineralwasser der Römerquelle" sich bald überall Eingang verschaffen wird.

Au- dem Oberamt Neuenbürg. 28. März. Am letzten Freitag hielt der Schwarzwaldverein, Sektion Neuenbürg, im Gasthof z.Sonne" in Calmbach seine Jahresversammlung unter dem Vorsitz des Forstrats Graf Uxkull von Neuenbürg, der zunächst mitteilte, daß der bisherige Bezirksvereinsvorstand, Gen.-Maj v. Karaß, die Vorstandsstelle niederlege sowohl mit Rücksicht auf sein Amt als Badrkommissär in Wildbad. das ihn im Sommer voll in Anspruch nehme, al« auch mit Rücksicht darauf, daß er im Winter nicht im Bez rk weile. An seine Stelle