dabei hervorhebend, wie die Konservative Partei mit ihren Kandidaten das Richtige zu treffen suche. Nach demselben sprach Fabrikant Schaufler in ähnlicher Weise. Hierauf ergriff Landtagsabgeordneter von Schorndorf Schrempf das Wort, um in sehr beredten Worten für dir Kandidatur Schäfers zu sprechen. Nach demselben ergriff nochmals ein Stuttgarter Herr das Wort. Im großen Ganzen gipfelte die Sache darin, daß bei einer etwaigen Stichwahl, (was höchst wahrscheinlich ist) die Deutsche und die Konservative Partei zusammengehen.

Tübingen, 16. Noobr. Es erregt hier allge­meine Freude, daß nach Mitteilung von Gemeinde­rat Professor v. Schönberg über einen Besuch beim Staatsminister des Innern Pläne und Kostenvor­anschläge für die Erbauung der Neckarbrücke bereits fertiggestellt sind. Danach soll die Brücke in Stein ausgeführl werden und in zwei mächtigen Bogen den Fluß Überspannen. Freilich wird die Stadt auch Opfer bringen müssen, und zwar hauptsächlich für die Neckarkorrektion zur Beseitigung der Hochwasser­gefahr.

Stuttgart, 13. Nov. Wie dieR.-P." aus zuverlässiger Quelle erfährt, hat die Stsatsfinanz- verwaltung den Preis für das Anwesen der LegionS- kaserne, für welches ursprünglich 2600000 ge­fordert wurden, aus 2500000 ^ ermäßigt; hievon wären 1400000 in bar zu erlegen, während die SLadtgemeinde für die testierenden 1100000 ^ zwei große, in der Nähe der Gewerbehalle gelegene Plätze obzugeben hätte. Unter diesen Plätzen befindet fich auch der gegenüber der Gewerbehalle liegende Holz­platz. Die Erwerbung dieses Platzes durch den Staat dürfte voraussichtlich dazu bestimmt sein, einen Bau­platz für das Eberhard-Ludwigsgymnasium zu ge­winnen; ebenso muß für den Neubau einer Turn­halle Raum geschafft werden, da die Staatsturnhalle in der Lindenstraße wegen des unmittelbar davor liegenden Neubaues für das Steuergebäude, zu welchem die Grabarbeiten in vollem Gange sind, in abseh­barer Zeit verlassen werden muß.

Rottweil, 17. Nov. Vorgestern nachmittag wurde Schultheiß Sch. von Gößlingen, Oberamts Rottweil, verhaftet und an das K. Amtsgericht Rottweil eingeliefert. Es handelt sich um eine Ur­kundenfälschung, die er, zu Gunsten eines Ortsbürgers, in Geldangelegenheiten gemacht haben soll; letzterer ist mit ihm eingeliefert worden.

Cannstatt. 15. Nov. So rege wie Heuer war die Baulust schon lange nicht mehr. Dank der ganz außerordentlich günstigen Herbstwitterung konnte noch in jüngster Zeit mit Neubauten begonnen werden, die nun zum Teil bald unter Dach sein werden. Die in der inneren Stadt noch vorhanden gewesenen Lücken zwischen den Häuserreihen find besonders in diesem Sommer immer mehr verschwunden. Aber auch in den äußeren Stadtteilen wird emsig gebaut. In der Nachbarschaft der Artilleriekaserne sind meh­rere neue Gebäude erstellt worden. Die Grundpreise sind denn auch in jener Gegend von 7 ^ pro Quadratmeter im Jahr 1896 schon auf ca. 10 ^ gestiegen.

Cannstatt, 16. Nov. Die bevorstehenden Ge­meinderatswahlen bringen in die Thätigkeit der poli­tischen Vereine ein neues Leben. In seiner Ver­sammlung vom letzten Samstag beschloß der sozial­demokratische Verein für diese Wahl mit der Volks­partei die Namen von je 3 Kandidaten auszutauschen, lieber die Haltung der hiesigen Volkspartei, die be­kanntlich bei der letzten Landtagswahl der deutschen Partei gegen die Sozialdemokratie zum Siege ver- half, verlautet noch nichts.

In Ludwigsburg zirkuliert das Gerücht, daß bei der letzten Schillerfeier in Marbach, nachdem das Schillerhaus besetzt war, noch zwei Damen an der Thür erschienen und um Einlaß baten. Es sei ihnen aber zum Fenster heraus barsch zugerufen worden (wahrscheinlich vom Portier des Hauses): Es wird niemand mehr eingelassen, es hat schon cngefangen und giebt keinen Platz mehr!" Die Ab­gewiesenen und Abziehenden seren Prinzessin Pauline und ihre Hofdame gewesen. Wahrscheinlich hatte dieses kleine Abenteuer der beliebten Königstochter mehr Spaß gemacht, als vielleicht das Anhören der Schillerrede im vollgepfropften Schillerhäuschen.

Oberndorf, 16. Nov. Bei dem heutigen zweiten Verkauf der Brauerei z. Waldhorn dahier verblieb das Wirtschaftsgebäude mit sämtlichen dazu gehörigen Bierkellern dem Schwanenwirt Graf hier, der es um 104165 erstanden hat. Ernstlicher Liebhaber war auch noch Knäble zum Bären hier, der bis 100000 ^ geboten hat. Auch auswärtige Kauf- lrebhaber, darunter zwei aus Ravensburg waren an­wesend.

Tuttlingen, 16. Nov. Bei der vorgestrigen Weihe der neuen evangel. Kirche in Jmmendingen waren außer den Vertretern Jmmrndingens anwesend Vertreter der Tutllinger Geistlichkeit und Gemeinde, des Fürsten Egon von Fürstenberg, der württemb. und badischen Oberkirchenbehörde (Oberkonsistocial- rat Merz, Oberkirchenrat Zähringer), der Vertreter des Gustav-Adolf-Dereins Dekan Kästner. Letzterer nahm die Kirchenweihe vor; Stadtpfarrer Herzog von hier hielt die Festrede. Bei der nuchherigen

geselligen Vereinigung in der Brauerei Glöckler wurden Toaste ausgebracht auf Seine König!. Hoheit den Großherzog von Baden, auf den Fürsten von Fürsten­berg, auf Jmmendingen und seine Vertreter, auf den religiösen Frieden u. s. w. Zahlreiche Geschenke und Gaben wurden von Jmmendingen und auswärts für die Kirche dargebracht; die Glocken stiftete der Groß­herzog von Baden.

Dischingen, 16. Nov. Die am letzten Sonn­tag hieher einberufene Eisenbahnversammlung war von den Einwohnern der umliegenden Orte sehr zahlreich besucht. Der Vorsitzende der Versammlung, Schultheiß Bayer in Dischingen, wie der ebenfalls anwesende Oberamtmann legten in ihren Reden ge­nau klar, daß die von seiten des Fürsten von Thurn und Taxis der Amtsoerfammlung Neresheim ver- willigten Beiträge im Gesamtbetrag von 75 000 ^ nur für den Fall verwilligt seien, daß die Bahn von Aalen, bezw. Unterkochen aus ausgeführt und bis Dischingen fortgesetzt werde. Pfarrer Käppler von Trochtelfingen gab den Wünsche« der Bewohner der sog. Pfalz in humoristisch gefärbten Worten Aus­druck, wobei er ausführte, daß die Härdtsfeldbe- wohner keine Stiefkinder seien und gerade so das Recht auf eine Bahn hätten, wie andere Gegenden des Landes auch, an denen die Bewohner des Härdts- felds bisher hätten mitzahlen müssen. Die Versamm­lung, welche alle von Schultheiß Bayer in Dischingen in Uebereinstimmung mit den Elchinger Beschlüssen vorgetragenen Resolutionen einstimmig annahm, wurde vom Vorsitzenden mit einem Hoch auf den aller­gnädigsten Landesvater geschloffen.

Ulm, 15. Nov. Am letzten Donnerstag fand die alljährliche Plenarversammlung des Fischerei- Vereins Ulm imGreifen" statt. Im letzten Jahre wurden in der Zuchtanstalt des Vereins gewonnen bezw. ausgebrütet 108,400 Forelleneier, 2000 Regen­bogenforelleneier. In der Donau wurden ausgesetzt 2000 Brut von Rotfischen. Der Stand der Mit­gliederzahl ist dem Vorjahr gleich geblieben und beträgt 126, wovon 104 in Ulm und 22 auswärts wohnen. Der Verein erstellt auf dem städtischen Platz zwischen der Friedensstraße und dem Friedhof eine neue Fischzuchtanstalt, zu welcher die 6 Bassins bereits fertig sind. Der Gesamtaufwand mit etwa 2200 ^ wurde von der Versammlung genehmigt.

-j- Von den am 10. November vollzogenen Ab­geordnetenwahlen zur 2. bad. Kammer stehen bis jetzt 27 endgiltig fest. Dieselben verteilen sich auf 11 Centrumsmitglieder, 8 Nationalliberale, 3 Sozialdemokraten, 2 Demokraten und je 1 Frei­sinnigen, Conservativen und Antisemiten.

Neustadt a. H., 12. Nov. Fortuna hat hier ein gutes Werk verrichtet. Der arme verwitwete Korbflicker Hoffmann hier gewann mit einem einzigen Los in der bayerischen Veteranenlotterie 10,000 ^ Der alte Mann, der eine größere Anzahl Kinder hat, ist natürlich voller Freude.

Leipzig, 16. Nov. Im Voigtlande sind, wie dem Leipz. Tagebl." aus Plauen gemeldet wird, heute früh wiederum Erdstöße verspürt worden. Dieselben waren so heftig, daß die Fußböden er­schüttert wurden und die Fenster klirrten. In den Orten Brambach, Schönberg, Klingenthal, Unter­sachsenberg, Adorf, Lengefeld, Falkenstein und Reichen- buch wurden Erderschütterungen bemerkt. Gegen­über der in auswärtigen Blättern verbreiteten Meldung von einer schweren Erkrankung des Senatspräsidenten am Reichsgericht, Dr. Kaiser, stellt die Leipz. Leseh. fest, daß Dr. Kaiser, der vor einiger Zeit an einem Herzleiden erkrankt ist, sich bereits auf dem Wege der Besserung befände.

Potsdam, 16. Nov. Im Beisein des Kaisers und der Kaiserin, des Prinzen und der Prinzessin Friedrich Leopold von Preußen, des Erbprinzen und des Prinzen Karl Anton von Hohenzollern, der gesamten Generalität und der fremdherrlichen Offiziere fand heute Vormittag 10 Uhr die Ver­eidigung der Rekruten der hiesigen Garnison im Langen Stalle statt. Se. Majestät richtete dabei eine Ansprache an die Truppen.

Berlin, 16. Nov. In einem Artikel über den verstorbenen General v. Schachtmayer schreibt das Militärwochenblatt:Wahrend der 8 Jahre als kommandierender General hat v. Schachtmayer nicht allein das ihm anvertraute Armeecorps auf einer hohen Stufe militärischer Tüchtigkeit zu erhalten gewußt, sondern er hat der nationalen Zusammen­gehörigkeit zwischen Nord und Süd ungemein wert­volle Dienste geleistet. Er hielt auch hier den Blick auf das ganze gerichtet. Er gewann sich nicht nur das unbedingte Vertrauen seiner Offiziere und Sol­daten, die mit Lust und Liebe ihren Dienst unter demalten Schachtmayer" thaten und stolz auf ihn waren, sondern er erfreute sich auch der Zuneigung, der höchsten Achtung im ganzen Wücttembecger Land, weil dort neben seiner militärischen Tüchtigkeit die anmutende Leutseligkeit seines Wesens ihm die Herzen weiter Kreise erwarb. Bis zu seinem Tode sind ihm ungekünstelte zahlreiche Beweise dieser militärischen wie zivilen Anhänglichkeit seitens eines Volksstammes zugegangen, den ec als einen ganz besonders kern­haften und intelligenten hochschätzte." Pr.Lt.

Jngenol ist von dem Kommando bei der Botschaft in Konstantinopel entbunden worden.

Berlin, 16. Nov. Der Kaiser wohnte gestern abend einem vom Staatsftkietär Graf v. Posadowsky zu Ehren des wirtschaftlichen Ausschusses gegebenen Diner bei und ließ sich sämtliche Mitglieder einzeln oorftellen. Er erkundigte sich eingehend nach den betreffenden Industrien. Namentlich die süd­deutschen Mitglieder, welche erstmals dem Kaiser vorgestellt wurden, zeigten sich hocherfreut über die Leutseligkeit und das eingehende Interesse des Kaisers in Wirtschaftsfragen. Der Kaiser befürwortete im Laufe der Unterhaltung lebhaft den Ausbau des Kanalsystems. Er beabsichtigt, den wichtigen Sitzungen beizuwohnen. An dem Diner nahmen teil der Reichs­kanzler v. Hohenlohe, die Minister v. Miguel, Brefeld, v. Hammerstein, die Staatssekretäre von Nieberding, v. Thielemann, sodann Graf v. Eulenburg, v. Lucanus, die Gesandten Bayerns, Sachsens und Württembergs und der Kommandant des Hauptquartiers v. Pleffen. Der Kaiser verweilte bis 10 Uhr.

-j- Die amtliche Bekanntgabe der Einbe­rufung des Reichstages auf den 30. November ist nunmehr imReichsanzeiger" erfolgt. Da die Weihnachtsferien des Reichstages gegen den 18. Dez. beginnen dürften, so bleiben dem Hause bis dahin etwa zwei Arbeitswochen übrig, da nach der Er­öffnung der Session immer noch ein paar Tage zu vergehen pflegen, ehe die parlamentarischen Arbeiten anheben. In dieser vorweihnachtlichen Frist könnte der Reichstag etwa die ersten Lesungen des Etats, der Militärstrafprozeßreform und der Marine-Vorlage erledigen vorausgesetzt eben, daß er alle diese Beratungsstoffe beim Zusammentritte auch gleich vorfindet und dann vielleicht noch diese oder jene kleinere Sache durchnehmen. Hoffentlich erweist sich das Haus diesmal von Anfang an besser besetzt, als dies in den vorangegangenen letzten Sessionen der Fall gewesen ist. _

AN S l üN h.

Paris, 15. Nov. Der zum Kommandeur des Kaiser-Franz-Garde-Grenadier-Regiments Nr. 2 in Berlin ernannte frühere Militärattache der deutschen Botschaft, Oberst von Schwartzkoppen, ist anläßlich seines Scheidens von Paris heute Nachmittag vom Präsidenten der Republik empfangen worden. Senator Scheurer-Kestner hat an den ehemaligen Artillerie-Hauptmann de Rougemont ein Schreiben gerichtet, worin er fein Bedauern darüber ausdrückt, daß der Name de Rougemonts mit der Dreyfuß- Geschichte in Verbindung gebracht worden sei und de Rougemont gleichzeitig seine Hochachtung ausdrückt.

Paris, 16. Nov. Der Bruder des Haupt- manns Dreyfus hat ein Schreiben an den Kriegs­minister Billot gerichtet, in welchem er den ehemaligen Major Esterhazy beschuldigt, der Verfasser des Briefes zu sein, in welchem behauptet wurde, daß das ver­trauliche militärische Schriftstück dem Agenten einer auswärtigen Macht ausgeliefert sei, und welches als Grundlage für die Anklage gegen den Hauptmann Dreyfus gedient hat. Dieses Schreiben soll das bekannte Verzeichnis fein. Der Figaro bemerkt hiezu, Graf Esterhazy habe an den Kriegsminister ein Schreiben gerichtet, in welchem er gegen die An­schuldigung Einspruch erhebt und das Verlangen stellt, sich vor einem Kriegsgericht rechtfertigen zu können. Nach anderen Mitteilungen soll Graf Esterhazy nach Italien abgereist sein. Die Agence Havas meldet aus New-Uork, dort sei über Was­hington die Nachricht eingegangen. Maximo Gomez habe eine Erklärung veröffentlicht, in welcher er die Autonomie Kubas zurückweist.

-j- Die Steine des Anstoßes für das Z ist inde- kommen des endgiltigen Friedensvertrages zwischen Türkei und Griechenland bilden noch die Be­seitigung der Kapitulationen, nämlich der bisherigen Vorrechte der Griechen in der Türkei, über die Ent­schädigungen für beschädigtes Privateigentum. Die beiderseitigen Unterhändler feilschen hierüber hart­näckig miteinander, ohne zu einem Ergebnis zu ge­langen. Zwischen Oesterreich-Ungarn und der Pforte ist es zu einem Konflikt gekommen, weil ein in Mersina wohnhafter österreich-ungarischer Staats­angehöriger, Lloyd-Agent, Namens Brazzofolli, von den dortigen türkischen Lokalbehörden ungerecht­fertigter Weise u. sehr summarisch ausgewiesen worden ist. Die Pforte macht gegenüber den in dieser An­gelegenheit erhobenen Genugthuungsforderungen der österreich-ungarische Botschafter in Konstantinopel allerhand Ausflüchte, so daß von Seiten der Bot­schaft ein sehr scharfer Ton gegen die Pforte an­geschlagen wird.

Dem kubanischen Gouverneur Marschall Blanco ist es gelungen, von den Armeelieferanten auf Cuba einen Rabatt von 60 pCt. auf die Preise, die General Weylec vereinbart hat, zu erlangen. Dieser Umstand wird sehr erörtert.

Der Friede in Guatemala ist nach einem Telegramm von dort an das Konsulat in Frankfurt a. M. im ganzen Gebiet der Republik hergestellt. Die Banken werden vom 1. Januar 1898 ab ohne irgend eine Ausnahme den Umtausch ihrer Billete gegen bares Geld vornehmen.