noch folgender Antrag des Rektors Dr. Egelhaaf vor: In Erwägung, daß die Kammer der Abgeord­neten durch ihren Beschluß vom 13. Mai 1896 die­jenige grundsätzliche Verbindung der obersten Leitung von evang. Kirche und Staat, die im Fall eines katholischen Königtums allein noch möglich ist, ab­gelehnt und damit das Band zwischen Kirche und Staat in einem der wichtigsten Punkte zerschnitten hat. fordert die Synode die evangelische Oberkirchen­behörde auf, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mit­teln darauf hinzuwirken, daß aus dem Kammerbe­schluß die notwendigen Folgerungen voll gezogen und demgemäß der Kirche entweder ihr vom Staat in Alt- und Neuwürttemberg gewaltsam eingezogenes Vermögen auf Grund von § 77 der Landesverfassung zurückgegeben oder eine entsprechende feste Rente dafür auSgesetzt werde. Solange eine Entscheidung der staatlichen Faktoren über diese Angelegenheit auSsteht, lehnt die Synode auch eine Entscheidung ihrerseits über die Frage ab, wie die evangelische Kirche ihre Regierungsbehörde im Fall eines katho­lischen Königtums zu bilden hat, da die Behandlung dieser zweiten Frage wesentlich von der Lösung der ersten abhängt.

Stuttgart, 9. Nov. (Korresp.) Der Gasthof zurEisenbahn" in der Friedrichstraße ist um 145000 Mark an den Wirt Blesfing aus Cannstatt über­gegangen. Wer das kleine Haus kennt, wird die große Kaufsumme zu würdigen wissen.

Rottweil, 9. Nov. Die hiesige höhere Töchter­schule begeht in laufender Woche die Feier ihres 35jährigen Bestehens.

Cannstatt, 9 Nov. (Korresp.) Die bürgerlichen Kollegien haben kürzlich die Einführung einer pneu­matischen Entleerung der Abortgruben beschlossen. Als die Sache vor einigen Jahren ebenfalls zur Beratung stand, fand sie im Semeinderat nur wenig Anhänger, und auch diesmal kam der in weiten Kreisen mit Genugthuung aufgenommene Beschluß in dieser Körperschaft nur durch den Stichentscheid des Vorsitzenden zustande. Weniger erbaut ist man hier darüber, daß die pneumatische Entleerung keine allgemeine verbindliche sein soll. Berufsmäßigen Landwirten und Weingärtnern auf eigenem Fuhrwerk soll die Entleerung ihrer eigenen Abtritt-Tröge zur Düngung ihrer Grundstücke auch künftig noch ge­stattet bleiben, ebenso den Hausbesitzern, welche ihre Fäkalien auf ein unmittelbar mit dem Wohngebäude verbundenes Grundstück verbringen. Somit wird also in derselben Straße der eine als Landwirt seinen Abtritt selbst leeren und dadurch seine Nachbar­schaft belästigen dürfen, während ein anderer nebenan als Nichtlandwirt an die pneumatische Entleerung gebunden ist. Die Frage, ob die Sache in Regie­betrieb der Stadt übernommen oder an einen Unternehmer vergeben werden solle, ist noch nicht entschieden. Den Unternehmerbetrieb hält man hier ziemlich allgemein für den billigeren und besseren.

Cannstatt, S. Nov. (Korresp.) Am letzten Samstag fand die letzte diesjährige Schnitzeljagd der Offiziere der Garnison statt. Die Jagd begann an der Obertürkheimer Neckarbrücke und zog sich auf dem linken Ufer dieses Flusses an Untertürkheim und Wangen vorüber, gegen Gaisburg. Als Master litt Major Fritsch, als Fuchs Hauptmann Wencher, als Hunde die Premierlieutenants Friedig und Seeger. Den Fuchsschwanz hob diesmal Hauptmann Port mit seinem FuchsHans" aus. Die abwechslungs­reiche Jagd verlief ohne jiden Unfall.

Pfullingen. 9. Nov. Wie sich doch die Zeiten ändern! Vor 3000 Jahren beschwerten sich die hies. Wnngärlner beim Herzog über die Errichtung einer herzoglichen Brauerei in Urach, die ihren Wein un­verkäuflich mache. Heutzutage sind hier selbst 3 große Bierbrauereien, darunter eine von Weltruf; wie vor. Jahr in Baden, erhielt vor kurzem der hies. Bierbrauer Sigel in London für seine Getränke den Ehrenpreis mit Diplom und goldener Medaille Die Weinproduktion aber ist so zurück gen. daß überhaupt wenig zum Verkauf ko»,

Ostdorf, 9. Nov. Sicheren- h neu na v wird die Eyach auch auf der benachb » o.i - -scheu Gemeinde Owingen korrigiert werden. Las Unter­nehmen wird bedeutende Kosten verursach» Der Voranschlag, welcher derzeit durch einen pr- s Yen Landmesser an Ort und Stelle umgearbeitri wird, soll auf 90100,000 ^ zu stehen komm» Die Gemeinde Owingen wird sich hieran mit 3 >,000 ^ beteiligen. Auch wird der Melioration sonos zu den Kosten beischießen. Die Owinger Ey yko- reknon ist die natürliche Folge der Regulierung aus unserer Markung.

Pleidelsheim, 9. Nov. (Korresp.) D e am vorgestrigen Sonntag hieher berufene Vers immlung des Marbacher Bezirks-Obst- und GartenvauveremS war von Mitgliedern und anderen Freunden de- Obstbaus stark besucht. Baumschulbesitzec Eblen- Stuttgart erörterte auf dem Rundgang auf der Markung Pleidelsheim-Mundelsheim in p attischer Unterweisung die Mängel des hies. Baums,.tzes und der übrigen Baumpflege, unterstützt von- Oberamis- Baumwart Koch-Marbach. Ersichtlich >va auf gar manchen Plätzen eine merkliche Vernachlässigung der Obstbaümzucht, was wohl auch z. Teil aas me aa-

zulängliche Bodenbeschaffenheit zurückzuführen sein dürfte. H. Eblen hielt nach dem Rundgang einen lehrreichen Vortrag über die Obstbaumzucht. Lehrer Storz von hier sprach über die Obstbaumblüte und deren Befruchtung. Für die ausführlichen und ver­ständlichen Vorträge beider Redner wurde denselben der gebührende Dank der Versammlung ausgesprochen. OberamtS-Baumwart Koch empfahl größere Aus­dehnung der Spalierobstanpflanzungen, insbesondere auch an Häusern, Mauern u. a., mitunter hatte er eine hübsche Anzahl von Birnen- und Apfelsorten zur Besichtigung mitgebracht. Schultheiß Maulick- Mundelsheim empfahl die Anlegung von Klebgürteln an die Obstbäume zur Abhaltung der Obstbaumschäd­linge und seien in seiner Gemeinde Dreiviertel der vorhandenen Obstbäume damit versehen. Zum Zweck der allgemeinen Durchführung sollten die Kosten von den Gemeinden getragen werden. H. Eblen sprach noch zum Schluß über diese Obstbaum­schädlinge und deren ersprießliche Vernichtung.

Schorndorf, 8. Nov. Für den Zweitältesten evangel. Volksschullehrer unseres Landes, Schweizer in Weiler bei Schorndorf, der kürzlich in den Ruhe­stand trat, wurde in der vorigen Woche von den dortigen bürgerl. Kollegien eine Abschiedsfeier ver­anstaltet. Bei dieser Feier dankte Schultheiß Amos in seiner Ansprache dem Scheidenden für sein 31jähr. ersprießliches Wirken in der Gemeinde und übergab ihm die Urkunde eines Ehrenbürgers nebst einem schönen Geschenk. Auch Pfr. Blesfing sprach Worte der Anerkennung und wünschte dem scheidenden Lehrer einen angenehmen Lebensabend. Schweizer dankte mit bewegtem Herzen.

Von der Bühler, 9. Novbr. (Korresp.) Es scheint, daß die Masern, wo st- sich dieses Jahr zeigen, ziemlich heftig aust-ek». Neuerdings wurde auf Anordnung des Oberamtsphysikats Gaildorf auch die Schule in Mittelfischach dieser ansteckenden Krank­heit wegen bis auf weiteres geschlossen.

Heilbronn, 8. Nov. Prälat v. Berg ist seit einiger Zeit schwer erkrankt. Gestern wurde in den Kirchen eine Fürbitte für denselben gehalten.

Tuttlingen, 7. Nov. Hier erregt ein unge­wöhnlicher Fall von Katalepsie Aufsehen. Die 10jährige Johanna Mattes von Nendingen, hiesigen Oberamts, ein etwas zartes, aber geistig sehr aufge­wecktes Kind, erk-ankte im Frühjahr d. I. an all­gemeiner Mattigkeit, die allmählich in Bewußtlosig­keit überging. Heute ist nun der 90. Tag, daß das Kind ohne jegliche Nahrung daliegt. Wie die Mutter versicherte, war es in dieser ganzen Zeit nicht möglich, demselben auch nur einen Tropfen Wasser beizubringen. Dabei ist das Aussehen der Starrsüchtigen ziemlich gut; dieselbe ist gegen Nadelstiche rc. unempfindlich. Der Puls arbeitet gut, die Temperatur ist normal.

Tuttlingen, 8. Nov. (Korresp,) Heute wird hier die neue, im sogenanntenKasten" (ehemaliges staatliches FruLthaus) eingerichtete Fruchtschranne eröffnet. Das Parterre des stattlichen Gebäudes ist durch Portale und notwendige Ein- und Ausfahrten in den für seine Bestimmung geeigneten Zustand versetzt worden. Auch die Zufahrt zur neuen Schranne ist eine nach allen Seiten freie. Die bisherigen Schrannenrä me im Rathaus werden zu Beamten­kanzleien verwendet werden.

Ravensbu, 8. Nov. (Korresp.) Heute früh wurde unsere landwirtschaftliche Winterschule mit 45 Schülern eröffnet. Es ist dies die höchste Zahl, die je erreich- wurde. 31 Schüler find neu einge­treten und >4 find im 2. Semester.

Merae heim, 9. Novbr. (Korresp.) Laut Be- kannlmachu d's Stadtschultheißenamts wird unsere Stadt o - :nde dieser Woche ab durch die neue Waffe-l, u ^ uit Wasser versorgt.

Pf- z-etM, 9. Nov. (Korresp.) Der Typhus- Epid»a« wegen hat das Krankenhaus sein Budget um 33270 ^ überschritten. An Wein allein war ein Mehrverbrauch von 8200 woraus auch zu ersehen ist, daß den Patienten nichts abging.

Saargemünd, 6. Nov. Tin großer Trauer- zug geleitete gestern die Leiche der Baronin de Geiger, Mutter der Leiters der hies. Porzellansabrik Utzschneider u. Komp., Barons Paul Geiger, sowie Schwieger­mutter des Vizepräsidenten des Landesausschusses Jaunez, zu Grabe. Wenn man bedenkt, daß die Fayencen«, die über 3000 Arbeiter beschäftigt, und die Trottoirplattenfabrik von Jaunez, die einige 100 Arbeiter zählt, an diesem Tage die Arbeit einstellten, um denselben die Teilnahme am Begräbnis zu er­möglichen, außerdem noch viele Freunde der Familie und Leidtragende aus nah und fern im Leichenzug sich befanden, so kann man sich einen Begriff von seiner Ausdchnury machen. Die Verstorbene, eine Wohlthäterin der Armen, die ein Alter von 83 Jahren erreichte, war die Tochter des Begründers Fayencrrie Utzschneider u. Komp., der durch diese Gründung unserer Stadt einen unermeßlichen Dienst erwiesen und zu ihrm Aufschwung viel beigetragen hat. Utzschneider, sowie sein Schwiegersohn Geiger, der Gemahl der heute Betrauerten, stammten aus München. Letzterer wurde durch Napoleon III. zum lebensläng­lichen Senator und zum Baron ernannt.

Plauen, (Vogtland), 8. Nov. Die Erderschütte­rungen dauern fort. Die stärkste bisher wahrgenom- mene wurde am Sonntag früh um 5 Uhr im ganzen Vogtland, im westlichen Erzgebirge und in Nord­böhmen verspürt. In Graslitz erlitt das Wohnge­bäude deS BezirkSamtmannrs starke Beschädigungen.

Celle, 9. Nov. Der General der Infanterie, v. Schachtmeyer, ist gestern abend gestorben.

Berlin, 8. Nov. Das Landgericht I. verur­teilte heute den Pfarrer Naumann wegen Beleidig­ung des Bezirkskommandeurs des LandwehrbezirkS Göttingen, Major Schoenbeck, zu 300 ^ Geldstrafe.

Berlin, 9. Nov. Nach derVoss. Ztg." er­hielten bei der Reichstagsersatzstichwahl inWestpriegnitz an Stelle des jetzigen Staatssekretärs v. Podbielski, soweit bis jetzt gezählt, Schulz (fr. Vp.) 5668 und v. Saldern (kons.) 2138 Stimmen. Die Wahl von Schulz erscheint gesichert.

Berlin, 9. Nov. An der Kasse deS Bank­hauses I. Bleichröder in der Voßstraße versäumte gestern der Lehrling eines anderen Bankhauses, der auf eine» Check von 100 000 auf die Reichsbank lautend, wartete, den Aufruf seiner Firma. Als er später um Abfertigung bat, stellte sich heraus, daß der Check bereits abgenommen worden war. Man fuhr schleunigst nach der Reichsbank und es gelang gerade noch, den Vorzeiger des Checks, «inen stellen­losen vorbestraften Kaufmann namens Löwy, zu verhaften.

Berlin, 9. Nov. Laut telegraphischer Meldung an das Oberkommando der Marine ist S. M. S. Gneisenau" Kommandant Kapitän z. S. Hofmeier am 7. in Santos angekommen und beabsichtigt am 11. nach Rio de Janeiro in See zu gehen.

Kiel, 10. Nov. Heute fand auf dem Neuen Markt die feierliche Enthüllung des Bismarckdenkmals statt. Die Spitzen der Civil- und Militärbehörden, zahlreicheKorporationen und studentische Verbindungen nahmen an der Feier teil. Reg.-Rat Neuber hielt die Festrede, worauf Oberbürgermeister Fuß das Denkmal namens der Stadt übernahm.

Görlitz, 8. Nov. Nach derSchles. Ztg." ist der General der Inf. z. D. Hans v. Werder, früher Kommandeur des V. Armeekorps, Samstag Abend i« Alter von 63 Jahren am Herzschlage gestorben.

Hirschberg i. Schl., 8. Nov. Der Kaiser traf heute früh 8 Uhr hier ein und begab sich direkt ins Ueberschwemmungsgebiet.

-j- Der Alldeutsche Verband hat seinen Plan, aus den 12. November eine Versammlung nach Berlin einzuberufen und dieselbe zu einer großen Kundgebung für die Sache des Deutschtums in Oester­reich zu gestalten, wieder aufgegeben. Letzterer Be­schluß ist auf das vom Berliner Polizeipräsidium . erlassene motivierte Verbot des Auftretens der öster­reichischen Reichstagsabgeordneten Wolf u. s. w. in der geplanten Versammlung hin gefaßt worden; in dem Verbot hatte das Polizeipräsidium mit der even­tuellen Ausweisung der österreichischen Herren gedroht. Die betreffende dem Vorstande des Alldeutsche» Ver­bandes gemachte Eröffnung ist direkt auf Anordnung des Ministers des Innern v. d. Recke erfolgt, der hierbei wiederum im Einvernehmen mit dem Gesamt­ministerium handelte. Da Herr v. d. Recke am Sonnabend Vormittag vom Kaiser empfangen worden war, so hat möglicher Weise der Minister dem Monarchen bei diesem Anlaß Vortrag über die ge­nannte Angelegenheit gehalten.

A u »l a « tz.

Wien, 10. Nov. Der Minister des Auswär­tigen, Graf Goluchowsky, wurde heute Vormittag vom Kaiser in besonderer Audienz empfangen.

Paris, 9. Nov. Unter den Briefen, welche in der Wohnung des durch Selbstmord geendeten Dreyfuß vorgefunden wurden, befand sich einer an den Direktor eines Journals, worin ausgeführt wird, Dreyfuß sei ruiniert durch einen spitzbübischen Betrüger, welchen das Gesetz nicht erreiche. Der Associe des Dreyfuß, Dickoff erklärt, der Selbstmord könne nur im Wahnsinn oder Schwermut begangen sein, da seine Geschäfte in gutem Gang waren.

Rom, 8. Nov. Ueber Vorgänge in dem brasi­lianischen Staate Espiritu Santo erfährt dieAgenzia Stephani", daß aus St. Moria eingegangenen Nachrichten zufolge eine Bande von etwa 40 Individuen in Espiritu Santo eindrangen und das Innere dieses Landes durchzogen. Eine von Italienern bewohnte Ansiedelung wurde von derselben angegriffen, wobei 6 Italiener getötet und 4 verwundet wurden. Da am Thatorte eme genügende Polizeimacht fehlte, that der italienische Konsul energische Schritte bei der Regierung von Espiritu Santo, um eine schleunige Entsendung von Truppen herbeizuführen. Die italienische Gesandtschaft meldete die Thatsachen an di« Regierung in Rom und bat um sofortige entsprechende Maßnahmen.

Tanger, 8. Nov. Der Tod eines von Rifpiraten gefangen genommenen Franzosen hat Verdacht erweckt. Das französische KriegsschiffCosmao" ist daher mit dem hiesigen französischen Ministerpräsidenten an Bord nach Alhucemas abgegangen, um die An, gelegenheit zu untersuchen.