411

wurde ein von Osten nach Westen in großer Höhe fliegender Zug Schnee- gänse gesehen, gewiß eine für diese Jahreszeit seltene Erscheinung.

Ebersbach a. F., 28. August. Vergangenen Montag früh ver- breitete sich im hiesigen Ort die erschütternde Nachricht, der Schneider Chr. Schüler dahier sei tot im Bette aufgefunden worden. Als die Leichen­schau vorgenommen wurde, zeigte fichs an Spuren um den Hals, daß hier außerordentliche Umstände vorlägen, entweder Selbstmord oder Strangulierung durch andere. Auf erstattete Anzeige wurde Untersuchung eingeleitet, die hier 1>/r Tage dauerte und so viel ergab, daß ein gewaltsamer Todesfall vorliege, der nicht ohne Beihilfe eines dritten ausgeführt werden konnte. In Ver­bindung mit diesem Falle wurde gestern abend Frau Katharine Schüler auf Anordnung der K. Staatsanwaltschaft Ulm verhaftet und in das Unter­suchungsgefängnis nach Göppingen abgeführt.

Rottenburg, 27. Aug. Beobachtet man gegenwärtig den Stand der Hopfenpflanzungen, so muß man sich nur wundern über die rasche Aus­bildung der erst vor wenigen Tagen verblühten Hopfendolden; man ist zu der Hoffnung berechtigt, daß ein normaler Auswuchs der Dolden, besonders in gutgründigen Gärten, ziemlich gesichert ist. Die Quantität wird übrigens vieles zu wünschen übrig lassen. Der Ansatz der eigentlichen Fruchtdolde beginnt eben erst in der Hälfte der Stangenhöhe und auch der Gipfel ist meistens von der Pflanze unerreicht. Mit der Pflücke des Frühhopfens ist begonnen worden; über einen maßgebenden Preis ist nach dem N.-Ä. aber Noch nichts bekannt. Ein nicht unbedeutender Rückschlag in Beziehung auf die Menge ist als sicher anzunehmen.

— Aus Sulzbach a. d. M. wird der „Württ. Landes-Ztg." ge­schrieben : Die Heilsarmee hat sich lt. Inserat der „Murrhardter- und Sulz­bacher Zeitung" nunmehr auch unsere Gegend zum Schauplatz ihrer Thätig- keit erwählt. Von morgen ab sollen künftig in Murrhardt jeden Sonntag dreimal, an Werktagen einmal Versammlungen abgehalten werden, wozu Stabshauptmann Fritz Schaaff aus Stuttgart cinladet.

Ulm, 28. August. Das 22. Hauptschießen des Oberschwäbischen Schützenvereins hat heute hier begonnen. Von auswärts sind zu demselben etwa 60 Schützen eingetroffen; eine größere Anzahl auswärtiger Schützen wird noch erwartet. Von 2 Uhr ab wurde lebhaft geschossen. Eine große Anzahl hübscher Preise, darunter eine Ehrengabe der Stadt Ulm im Wert von 40 sind zur Besichtigung ausgestellt.

Ulm, 28. August. Gestern wurden dem K. Amtsgericht in Neu-Ulm zwei durch die hiesige Polizei festgenommene Bürschchen im Alter von 14 und 15 Jahren, aus Grafertshofen, Bez.-Amts Neu-Ulm, gebürtig, über­geben, welche sich zur Ausübung von Einbruchsdiebstählen verbunden und in der Thal auch am 23. d. M. in Unterroth, Bez.-Amts Jllertissen, einer Witwe 70 bares Geld und mehrere Ringe und vorgestern in Ludwigsfeld bei Neu-Ulm einem Söldner 50 und einige Ringe gestohlen hatten. Die jugendlichen Diebe übernachteten stets im Freien und lebten äußerst bescheiden. Hier wollten sie sich mit dem gestohlenen Gelds neu equipieren und wurden, nachdem sie diese Absicht bereits ausgeführt hatten, verhaftet. Der jüngere der Burschen, welcher schon zwei Vorstrafen wegen Diebstahls aufzuweisen hat, hat im April d. I. auf den Namen eines Lehrers aus Reutti, Bez.- Amts Neu-Ulm, in hiesigen Geschäften 1 Paar Stiefel, 1 Flöte und 1 Taschen­uhr erschwindelt.

Friedrichshafen, 30. Aug. Seine Majestät der König haben Sich heute mittelst Extrazuges nach Bebenhausen begeben.

— Aus Hirschberg wird der Voss. Ztg. unterm 24. Aug. ge­schrieben: Zu Petersdorf im Niesengebirge ereignete sich ein schrecklicher Unfall. Auf einem Handwagen wurden 3 stark besetzte Bienenstöcke gefahren, von denen einer infolge eines Versehens der den Wagen führenden Person gerade in dem Augenblicke herunterfiel, als ein mit 4 Pferden be­spannter Lastwagen des Weges daher kam. Durch den Sturz öffnete sich der Verschlag des Bienenstockes und die schon sehr unruhigen Bienen ent­flohen insgesamt ihrem Gefängnis, um in dichten Scharen den Kutscher und

die 4 Pferde zu überfallen. Die darauf sich abwickelnde Scene, die schreck­liche Verzweiflung der alsbald von unzähligen Bienen Gestochenen ist nicht zu beschreiben, die Pferde schlugen aus, zerrissen die Stränge und wälzten sich in einem großen Knäuel auf der Straße umher, der Kutscher schrie ent­setzlich vor Schmerz. Von allen Seiten kamen alsbald Leute mit Wasser herbei, doch alles Gießen nutzte nichts. In höchst bedauerlichem Zustande wurden schließlich der Kutscher wie die Pferde fortgeschafft. Der Kutscher liegt schwer krank darnieder, doch hofft man, ihn retten zu können. Von den Pferden ist eines, ein prächtiges starkes Tier, bereits verendet.

Hamburg, 29. Aug. In dem Hamburger Kirchdorf Geesthacht (2500 Einwohner) sind durch Feuersbrunst 30 Wohnhäuser, ebenso viele Scheunen und andere Baulichkeiten eingeäschert worden. Das Feuer soll dadurch entstanden sein, daß sich bei dem von einem Hamburger Klub gestern abgebrannten Feuerwerk ein Strohdach entzündete.

Wevnrifchtes.

(Deutsche Verlagsanstalt in Stuttgart.) Wir erfahren aus diesem hervorragenden Institute, schreibt das St. Tagbl., einige Neuigkeiten, welche geeignet sind, nicht nur das Interesse der Schriftsteller- und Künstlerwelt, sondern auch das des großen Publikums in Anspruch zu nehmen. In erster Linie registrieren wir die wohlbegründete Nachricht, daß die Deutsche Verlags- Anstalt und die Bazar-Aktiengesellschaft, diese als jetzige Eigentümerin der „Deutschen Illustrierten Zeitung", sich verständigt haben, die letztere vor drei Jahren als Konkurrenz gegen „Ueber Land und Meer" in Berlin gegründete und mit großem Aufwands an Geld und Phrase ein­geführte Nachahmung des alten Hallberger'schen, in aller Welt verbreiteten Journals mit „Ueber Land und Meer" zu verschmelzen. Bekanntlich haben sich beide Zeitschriften weder in ihrer Tendenz, noch in ihrem Inhalte, noch in der äußeren Form von einander wesentlich unterschieden. Die Folge der Berliner Gründung war daher lediglich nur eine Zersplitterung der Kräfte, ohne Nutzen für das Publikum, aber zum Schaden beider Institute, wie nicht minder auch zum Schaden der inneren Qualität beider Zeitschriften, da bei der großen Stoffkonsumtion häufig genug Mangel an Gutem eintrat. Nun soll — das ist, wie wir hören, der Grundgedanke der Vereinigung beider Institute — jene Kräftezersplitterung aufhören, es soll vielmehr eine Konzent­rierung aller Arbeit, welche seither auf die Herstellung zweier gleichartiger Journale verwendet worden, und wieder eine Sammlung aller ersten Geistes­und Kunsterzeugniffe auf einen Punkt stattfinden, damit dem Publikum das beste dargeboten werden könne, was die deutsche Belletristik und Illu­stration hervorbringt. Zum Zeichen der stattgehabten Verschmelzung beider Rivalen wird der Titel der „Deutschen Illustrierten Zeitung" in den Titel von „Ueber Land und Meer" ausgenommen werden. Wenn, wie wir nicht bezweifeln, die eben erwähnten Gesichtspunkte bei der Vereinigung maßgebend gewesen sind und wenn sie sich in der Praxis dauernde Geltung verschaffen, so kann die stattgehabte Verständigung nur mit Freuden begrüßt werden.

In zweiter Reihe nehmen wir Notiz von bevorstehenden Publikationen der Deutschen Verlagsanstalt, welche ebenso bedeutungsvoll für den deutschen Buchhandel, als hochinteressant für das Publikum sein dürften. Da steht die Herausgabe des berühmten, in Amerika erschienenen Romans „Ben H u r" von Lewis Wallace in mustergiltiger Uebersetzung jetzt unmittel­bar bevor. Dieser Roman — er spielt zur Zeit von Christi Geburt und behandelt dieses weltumgestaltende Ereignis in überraschend geistvoller und ergreifender Weise und zwar in eminent christlichem Sinne — hatte in Amerika einen immensen Erfolg, den größten, welchen in unserer Zeit wohl je ein Buch verzeichnen kann. Es sind in kurzer Zeit fast eine Viertelmillion Exem­plare jenseits des Ozeans verkauft worden. Das wunderbar anregende geniale Werk wird auch bei uns ein Familienschatz, ein Geschenkwerk für alle ernsten Abschnitte des Lebens werden. Wie selbst die mohamedanische Welt dieses außergewöhnliche Buch zu würdigen verstand, ist daraus ersichtlich, daß der Sultan den Verfasser, als er Palästina bereiste, auf der ganzen Reise als seinen Gast behandeln ließ und daß ihm vor den Thoren von Jerusalem das Diplom des Ehrenbürgerrechts dieser Stadt überreicht wurde.

Amtliche Ketttttmtmachnngev.

Calw.

Krennklokz-Veekaus

am Montag, Iden 5. Sept., jvorm. VzlOUHr in der Bier- Hbrauerei von I. ^Dreiß hier, ' aus den Stadt- rvaldungen, Altweg Abt. 1, 2, 3, 4 und 5 und Hardtwald, Abt. 5, 7, 11, 12. 15, 16 und 17: zusammen 1016 Rm. Nadelholz- Scheiter, Prügel und Anbruch.

Zusammenkunft zum Vorzeigen Vormittags 8 Uhr auf der Zavelsteiner Straße bei der Schutzhütte.

Gemeinderat.

Bau-Äecord.

Die Arbeiten betr. die Erneuerung der Stützmauer des Gartens beim Oberamtsgefängnis und die Erstellung einer Röhrendohle zur Ableitung des Abwassers werden im Wege schrift­licher Submission vergeben. Es be­tragen die

Maurerarbeiten 249 50 H,

Zimmerarbeiten 9 „ — „

Schlofferarbeiten 126 „ 50 „

Ueberschlag und Accordsbestimm- ungen können bei der Unterzeichneten Stelle eingesehen werden, woselbst auch die bezügl. Offerte bis Mittwoch, den 7. Sept. d. I., eingereicht werden wollen.

Oberamtspflege.

Fechter.

Bieselsberg, Notariatsbezirk Wildbad.

Liegenschaftsverkanf.

In der Nachlaßsache des Christian Lötterle, res. Schultheißen von hier, kommt zufolge Antrags der Erben am

Dienstag, äen 6. September 1887, vormittags 10 Uhr,

auf dem hiesigen Rathause das vorhandene Hofgut hiesiger Markung stück­weise zum Verkauf im I. öffentlichen Aufstreich.

Dasselbe besteht in:

dem zweistöckigen Wohnhaus Nr. 51 oben im Dorf, der abgeteilten Hälfte am zweistöckigen Wohnhaus Nr. 31 mit Schweinstall, Wasch-, Back- und Holz­hütte, gewölbtem Keller und der Hälfte an der Scheuer Nr. 32 oben im Dorf,

18 s 71 gm Gärten,

1 da 22 a 11 gm Wiesen,

5 b» 73 a 6 gm Baufeld,

3 d» 23 a 41 qm Nadelw ald,

10 k» 37 a 29 qm oder 33 Morgen in 19 Parzellen.

Gesamtanschlag 12,105

Liebhaber, auswärtige mit gemeinderätlichen Vermögenszeugnissen ver­sehen, sind eingeladen.

Zur Auskunftsetteilung ist der Erbsmasseverwalter, Gemeinderat Stahl, hier bereit.

Den 30. August 1887.

Gerichtsnotar Waisengericht.

Fehleisen. Schultheiß Stephan.

III S

»am bl