auf die Hausfrau, die eine von denen gewesen, von welchen am wenigsten gesprochen werde und die es verstand, ihrem Gemahl nach des Tages Last und Mühen ein trauliches Heim zu bereiten. Für die ihm gewidmeten Abschiedsworte dankte Herr W. herzlich, namentlich auch für das freundliche Entgegenkommen, das er stets hier gefunden habe, besonders auch bei den Behörden, wenn es sich um Angelegenheiten der Schule gehandelt habe. Der hiesige Aufenthalt werde ihm unvergeßlich sein. Noch ist zu erwähnen, daß der Damenchor und ein Teil des Männergesangvereins den Abend durch gut vorgetragene Lieder verschönte. Am nächsten Mittwoch wird Herr W. uns verlassen und seine neue Stelle beziehen; unsere besten Wünsche begleiten ihn. Sein Gedächtnis wird unter uns im Segen bleiben.
Horb, 25. Okt. Bei der vom 15. bis 17. Okt. zu Berlin statrgefundenen vierten deutschen Gersten- und Hopfenausstellung erhielt Herr Karl Raible, Bäcker, einen 3. Preis. In der Hopfenausstellung befanden sich von 7 Ausstellern 9 Ballen württem- bergischer Hopfen.
Tübingen, 25. Okt. (Korresp.) Das 25jährige AmtSjubiläum beging Dr. Paul von Buder, ordentliche: Professor der Theologie und Ephorus des Stlfls. Heute morgen brachte die Militärkapelle dem Jubilar ein Ständchen. Um 11 Uhr fand im Hause des Ephorus die offizielle Beglückwünschung statt. Im Namen des Stiftsinspektorats beglückwünschte den Jubilar Professor Dr. von Sigwart, worauf sodann der Kanzler Weizsäcker und dann der Rektor der Universität Professor Pfleiderer Ansprachen hielten. Repetent Dr. Meyer überreichte eine Adresse, unterzeichnet von allen Repetenten, die in den letzten 25 Jahren am Stift thätig waren. Die theologische und die philosophische Fakultät ließen durch ihre Dekane, Prof. Dr. Gottschick und Profess»r Dr. Lange gratulieren. Im 'Namen der Seminarzözlinge sprach Kandidat Christaller. Der Jubilar erwiderte auf sämtliche Ansprachen. Emen ihm angebotenen Kommers lehnte er ab.
Stuttgart, 23. Okt. Der Restaurateur Albert Gallion hat sein Anwesen in der Jägerstraße, Ecke Buhnhofstraße, um den Preis von 240,000 an Herrn Gastwirt Schenk zum „Träuble" hier verkauft. Die Uebernahme erfolgt am 1. April 1898.
Stuttgart, 24. Okt. Eine Vertrauensmännerversammlung der deutschen Partei hat heute hier stattgefunden. Gegenstand der Besprechungen bildeten insbesondere die Versassungs- revision, zu welcher ein Bericht des Landtagsab- geordnelen v. Geß vorlag, und der Entwurf eines Ortsvorstehergesetzes, über welches Landtagsabgeordneter Sachs referierte. Die Bedenken, die man dem „Proporz" von Seiten der Deutschen Partei enigegenbringt, wurden wieder offen ausgesprochen; dennoch will man das Werk der Verfaffungsrevision nichl an der Frage des Proporz scheitern lassen, wenn 1) das Budgetrechl der zweiten Kammer gewahrt bleibt, 2) wenn der Krone die Ernennung neuer Standesherrn nicht zugestanden wird und 3) wenn die Stichwahlen abgeschuffl werden. Eine Resolution in diesem Sinne und unter Berufung auf die bereits früher präzisierte Stellung der Partei zum Propor- tinalwahlsystem wurde einstimmig angenommen. In Sachen des Ortsvoi stehergesetzes wurde der Abschaffung der Ledenslänglichkeit und der Einführung lOjähriger Wahlperioden zugestimmt, zugleich aber wird in der diesbezüglichen Resolution die Forderung gestellt, daß das Gesetz keine rückwirkende Kraft haben solle auf die im Amte btsindliyen Ortsoorsteher. Ein gleichfalls angenommener Eoentualantrag geht dahin, „daß die wohlerworbenen Rechte der im Amt befindlichen Ortsoorsteher nach allen Seiten und insbesondere für eine angemessene Entschädigung für wegsallende Nebenbezüge gewahrt bleiben sollen."
Ludwigsburg, 23. Okt. Die von der Landarmenbehörde des Neckarkreises an der Straße von Asperg nach Markgröningen e, baute Bewahrungsund Beschästigungsanstalt ist ihrer Bestimmung übergeben. Sie wird solch- Personen aufnehmen, die entweder ihren Lebensuuierhalt nicht selbst verdienen können und darum der Fürsorge des Landarmenverbands anheimfallen würden, oder solche, die zwangsweise zur Arbeit angehalten werden sollen. Die Anstalt ist für 250 Insassen berechnet, also so groß, daß auch Gemeinden und Privatleute Angehörige, für die sie zu sorgen haben, gegen Entgelt der Anstalt überweisen können. Gegenwärtig befinden sich 74 Männer und Frauen dort. An der Spitze des Ganzen steht als Verwalter und Hausvater ein früherer Schultheiß. Das Anwesen »st von der Station Asperg aus in einer halben Stunde zu erreichen. Die dazu gehörigen 50 Morgen Güter geben Gelegenheit, die Anstaltsbewohner hauptsächlich mit Landwirtschaft zu beschäftigen.
Balingen, 25. Okt. Wie verlautet, hat Herr Stadtpfleger Schüler dahier in den letzten Tagen altershalber und in Anbetracht seiner angegriffenen Gesundheit um seine Pensionierung nachgesucht. Derselbe wurde im Jahr 1879 zum Stadtpfleger dahier erwählt und hat während dieser Zeit mit aller Gewissenhaftigkeit seines schwierigen Postens treulich
gewaltet und ist ihm daher, im 74. Lebensjahre stehend, wohl noch einige Zeit der Ruhe und Erholung zu gönnen.
Balingen, 26. Okt. Auch hier wird der Begleiter Gtanley's in Zentralafrika, Theodor Westmark, ein Schwede von Geburt und früherer Premierlieutenant, sprechen. Besonders wird er die Sitten der Kannibalen, die Sklavenfrage, Familienverhält- niffe, Handelsbeziehungen, Frauenelend, Menschenopfer und die Leichengebräuche im dunkeln Erdteil berühren.
Maulbronn, 26. Okt. (Korresp.) Heute wurde unser neuernannter Oberamtmann Gänger, früher Amtmann in Göppingen, zuletzt Oberamtsverweser in Aalen, durch einen Regierungskommissär von Ludwigsburg in sein Amt eingesetzt. Mit der dem- nächstigen Besetzung der Amtsrichterstelle sind nunmehr wieder sämtliche Lücken, die der Tod in unsere Beamten gerissen hat, ausgesüllt.
Ulm, 26. Okt. (Korresp.) Die neuerbaute Hälfte des hies. Haup'postamts wird anfangs Dezember in Betrieb genommen werden. Der Telegraph bleibt noch im Bahnhofgebäude bis zum Umbau des alten Hauptpostamts, der in 2 Jahren vollendet sein dürfte.
Karlsruhe, 25. Okt. Der Hofbericht vom Samstag 23. Okt., meldet: Die Großherzoglichen Herrschaften hatten die Absicht, heute Samstag früh nach Darmstadt zu reisen, um Ihren Majestäten dem Kaiser und Kaiserin von Rußland und Ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin von Hessen einen Besuch zu machen. Seine Kgl. Hoheit der Großherzog erhielt auf seine Anfrage gestern Abend die Antwort, der Kaiser habe schon über die Tage bis zu seiner Abreise von Darmstadt verfügt und könne Sie Großherzoglichen Herrschaften daher nicht mehr empfangen.
Darmstadt, 23. Okt. Fürst Nikolaus von Montenegro ist in Begleitung seines Schwiegersohnes Prinz Franz Josef von Battenberg nebst Gemahlin von Baden-Baden kommend um 11 Uhr 25 Min. hier eingetroffen und am Bahnhof vom Erbgrafen Erbach-Schönberg empfangen worden. Der Fürst begab sich zu Wagen nach dem Alexanderpalais. — Um ^4 12 Uhr wurde der Fürst und Prinz Franz Joseph von Kaiser Nikolaus in Audienz empfangen.
Arbeitergroschen. Es ist bekannt, schreibt die „Deutsche Tageszeitung", daß die sozialistischen Vertreter des Proletariats, die Führer der „Genossen", sich beim Gebrauch ihres Mundwerks nicht schlecht stehen. Die 10000 Mark-Proletarier Liebknecht, Bebel, Herbert u. a. dürften neben den Millionären Arons und Singer mit dem Ertrage ihrer „Arbeit" ganz gut auskommen. Auch die Führer zweiter Ordnung, wie die Abgeordneten und Journalisten schlagen sich mit etwas weniger recht und schlecht durch. Daß aber auch bei Leuten dritter und vierter Garnitur das Volksbeglückungs-Gewerbe seinen Mann nährt, geht aus einer Abrechnung hervor, in die ein Berichterstatter hineingesihen hat. Danach hat der Schneider Herr Johann Timm von dem „Verband der Schneider und Schneiderinnen und verwandter Berussgenossen Deutschlands" in einem Quartal für Agitation die Summe von 331,10 ^ uud als Verfasser-Honorar einer Broschüre 250 gleich 581,10 Mark erhalten. Frau Steinbach in Hamburg bekam für Agitation 313,05 und Trilse-Kassel 328,29 Der Verbandsvorsitzende, Fr. Hübthäuser-Flensburg erhält als Gehalt 468 und für Agitation 122 ^ gleich 590 Alle diese Summen gelten nur für ein Vierteljahr.
Gelegentlich einer Visitationsreise hat der Kölner Weihbischof Dr. Schmitz zu Crefeld in einer Festversammlung eine bemerkenswerte Rede gehalten, der wir nach einem Berichte der „Niederrhein. Volkszeitung" folgende Stelle entnehmen: Wir leben in einem Lande, wo die Bevölkerung gemischt ist nach ihrem religiösen Bekenntnis, wo namentlich die beiden großen Konfessionen, die katholische und die evangelische, nebeneinander stehen. Da muß ein jeder Vaterlandsfreund die ernste Pflicht empfinden, alles zu vermeiden, was die Geister zur konfessionellen Entzweiung führen könnte. (Sehr war.) Ein alter Fürst in früheren Zeiten, so geht die Sage, baute sich eine Burg. Aber wenn die Fundamente gelegt und der Bau bis zum Dach gediehen war, stürzte er immer wieder ein. Man grub daher die Ausschachtungen für die Fundamente immer tiefer und tiefer. Und da stieß man endlich auf ein Verließ, in dem zwei Drachen waren, die sich unaufhörlich bekämpften. Sie bewirkten es, daß der Bau immer wieder einstürzte. M. H., ich will die Lehre dieser Fabel anwenden auf unser deutsches Vaterland. Wenn in unserem deutschen Vaterlande sich die Drachen konfessioneller Zwietracht unaufhörlich bekämpfen, dann kann die Veste des deutschen Reiches nicht feststehen in alle Zukunft. (Lebhafter Beifall.) Schulter an Schulter haben wir im Kriege 1870 neben einander gekämpft für die Freiheit und Ehre des Vaterlandes. Durch das Blut, das in den Schlachten vergossen ward, sind wir zusammengekittet. Und wer heute kommt und diesen Kitt lösen will durch konfessionelle Entzweiung, der begeht ein Verbrechen am Vaterland. (Stürmischer Beifall.) . . . Sie
alle bekämpfen den einen und einzigen Feind: den Gedanken an die Partei des Umsturzes. (Bravo.) In der That m. H., wer heute die konfessionelle Verhetzung in die Massen trägt, der ist der willkommenste Handlanger für die Geister des Umsturzes, die sich vergnügt die Hände reiben, wenn sie sehen, wie diejenigen in Hader mit einander entzweit sind, welche ihre gemeinsamen Gegner sein sollten.
Zur Mahnung des Weihbischofs Schmitz zum konfessionellen Frieden bemerken die „Hamb. Nachrichten": Wir halten solche Mahnungen zum konfessionellen Frieden aus dem Munde katholischer Priester stets für besonders dankenswert, weil der Papst und sein Klerus noch heute auf dem Standpunkt stehen, die Reformation als verbrecherischen Aufruhr zu betrachten und den Protestantismus als das abscheuliche Gift, dessen Ausrottung die Aufgabe der streitenden Kirche sei. Da wir gesetzlich im Zustande der Parität leben und es außerdem als ein Ergebnis priesterlicher Anmaßung zu betrachten ist, darüber bestimmen zu wollen, welche der bestehenden christlichen Konfessionen allein zum Himmel führt, kann man es den protestantischen Kreisen nicht verargen, wenn sie sich derartige katholische Uebergriffe nicht ruhig gefallen lassen, sondern sie energisch zurückweisen. Leider wird auf diese Weise aber der konfessionelle Frieden gestört und die kulturellen wie die materiellen Interessen von Land und Volk leiden darunter; der römische internationale Papst allerdings nicht. Aber wir Deutschen haben doch am eigenen Leibe durch den 30jährigen Krieg und seine Folgen erfahren, wohin konfessionelle Streitigkeiten führen. Wenn alle deutschen Kleriker so vernünftig dächten wie der Weihbischof Schmitz, so wäre niemals ein Kulturkampf nötig gewesen, so lebten wir in konfessionellem Frieden und könnten ungestört durch mittelalterliche theologische Unterscheidungen, für welche die moderne Menschheit keinerlei Verständnis mehr besitzt, unfern Geschäften nachgehen. Wir hoffen, daß die verständige Mahnung des Dr. Schmitz die Beachtung seiner Amtsgenossen findet und — auch die der protestantischen Heißsporne. Unserer Zeit sind andere Aufgaben gestellt als theologische und es ist ein großes Verdienst des Weihbischofs, die Jnte- reffensolidarität von Katholiken und Protestanten in unseren wichtigen Angelegenheiten gebührend hervorgehoben zu haben. Mag jeder Christ im idealen Bereich des Glaubens nach seiner Form selig werden, das Gebiet des öffentlichen, politischen und wirtschaftlichen Lebens darf von konfessionellen Gegensätzen nicht entscheidend beherrscht werden, sonst entsteht der ungesunde Zustand, unter dem wir seit Existenz des Zentrums leiden. Das Verschwinden derselben müßte nächst der Bekämpfung der Sozialdemokratie die wichtigste Aufgabe aller Patrioten sein.
L. « Zian- S.
Paris, 22. Okt. Heute früh gegen 6 Uhr wurde Rauch im unteren Raume der deutschen Botschaft bemerkt. Es brannten die Holzvorräte im Keller. Die Feuerwehr, welche alsbald erschien, hatte das Feuer gegen 8^/s Uhr bewältigt. Der gesamte Holzvorrat ist verbrannt. Den ganzen Vormittag war eine beträchtliche Menschenmenge vor dem Botschaftsgebäude versammelt. Die Entstehungsursache des Feuers ist unbekannt.
Ferm 0 sa, 24. Okt. Wolkenbruchartige Regengüsse riefen in der Umgebung von Korfu und St. Elpidio Ueberschwemmungen hervor. 40 Häuser sind eingestürzt. Menschenverluste sind nicht zu beklagen.
Rom, 25. Okt. Nach Meldungen über die Ueberschwemmungen sind in Chiaravalle viele Häuser und Magazine weggeschwemmt worden. Bei Ancona stürzte die Brücke über den Musone ein. Bei Loreto ist jede Kommunikation unterbrochen. Bei Gateo in der Provinz Forli ist ein Kind unter den Trümmern eines eingestürzten Hauses umgekommen. In Forli überschwemmte der Fluß Montane die Felder und riß Bäume um. In der Nähe von Meldola stürzte ein Haus ein und begrub zwei Personen unter den Trümmern. In der Provinz Revenna in der Nähe von Faenza durchbrach der Fluß Lancone den Damm in einer Breite von 30 Meter. In der Provinz Peramo stürzten 3 Brücken ein. Man hält die Ueberschwemmung für die größte seit 1842. Ueberall beteiligten sich die Truppen mit größter Hingebung an den Rettungsarbeiten.
Brüssel, 23. Okt. Auf dem Bahnhof von Naryure explodierten 150 Tonnen Petroleum. Der Staatsbahnhof und die Gebäude des französ. Nordbahnhofes sind beschädigt. Der Brand dauert fort.
Petersburg, 22. Okt. Die Opfer der Katastrophe auf dem Chodinskyfelde. Der „Regierungsbote" veröffentlicht den Bericht der Kommission zur Feststellung der Persönlichkeiten, die anläßlich der Tage der Kaiserkrönung auf dem Chodinskyfelde bei Moskau verunglückten. Gesamtzahl derselben wird auf 1429 angegeben. An die Angehörigen der Verunglückten wurden Unterstützungen im Betrage von 390 000 Rubel verteilt.
Petersburg, 25. Okt. In Charkow hat, lt. W. a. M., gestern ein neuer von Dr. Danilewski erfundener Flugapparat glücklich die Probe bestanden.