selbe, von früheren Vorträgen den BereinSmitgliedern bereits bekannt, sprach über das Thema: „Unter den Menschenfressern in Sumatra." Herr Speidel brachte längere Zeit daselbst zu und war deshalb in der Lage, auf Grund eigener Anschauung zu berichten. Die betreffenden Volksstämme bewohnen ein durch hohe Gebirgsrücken abgeschlossene- Hochplateau in 98 Grad östlicher Länge und 8 Grad nördlicher Breite, 1200 Meter über dem Meere. Das Gebiet des in ö Gruppen zerfallenden Volkes beträgt 5000 1cm mit ca. 300 000 Seelen. Inmitten des Landes befindet sich ein See ungefähr 3mal so groß als der Bodensee, in dessen Mitte eine Insel, die bis heute unerforscht ist und von den Bewohnern ängstlich gemieden wird, sich befindet. Die klimatischen Verhältnisse sind ganz vorzüglich und insbesondere für europäische Arbeiter durchaus geeignet. In anschaulicher Weise schildert. Redner die Einzelheiten eines Krieges, der im Jahre 1883 entbrannte und mit großer Grausamkeit und Erbitterung geführt wurde. Die Gefangenen wurden in mehreren Fällen aufge- freffen. Uebergehend zu den Sitten und Gebräuchen der Menschenfresser beschaut er die mancherlei Zeremonien bei Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen, wobei in allen Fällen die Zauberer eine große Rolle spielen. Schließlich sprach er die Hoffnung aus, daß diese Leute in Bälde kultiviert werden, was er als durchaus möglich bezeichnete. Der Vorsitzende drückte dem Redner unter lautem Beifall der Anwesenden den Dank für die interessanten Mitteilungen aus.
Stuttgart, 22. Okt. Dem Hauptmann Ferling im Jnfanterie-Regiment Kaiser Friedrich, König von Preußen, welcher mit seiner Kompagnie die besten Schießergebnisse auch in diesem Jahre erzielt hat, wurde von seiner Majestät dem König wiederum ein silberner Ehrenschild mit entsprechender Widmung verliehen.
Stuttgart, 23. Okt. Nach einer Statistik über Bierbrauereien und Brauverhältnisse im Jahre 1896/97 in Wüttemverg haben 6190 Brauereien existiert. Den Löwenanteil an dieser respektablen Summe ziehen selbstredend die Privatbrauer, welche in der Zahl von 4385 aufmarschieren. Einzelne Oberämter wie Ellwanaen, Riedlingen, Neresheim, Biberach, Waldsee und Leutkirch zählen dem Hundert nach an Privatbrauereien. So haben die Kameral- ämter Ellwangen mit 1046, Heiligkreuzthal mit 838, Kapfenberg mit 713, Ochsenhausen mit 549, Waldsee mit 378 und Leutkirch mit 356 solch kleinen Brauerein zu thun. In 39 Oberämtern existieren gar keine Prioatbrauereien. In den übrigen, den bereits genannten außer Rechnung, bewegt sich die Anzahl derselben zwischen 1—103. Gewerbsmäßige Bierbrauereien existierten 1805. An Malz wurde verbraucht zu Braubier 88244,873 LA woraus 37 29532 dl Bier erzeugt wurden, so daß auf 1 dl 23,66 Malz kommen. Von den 4385 Privatbrauern haben bis auf 2, welche neben Weißbier auch Braunbier brauten, sämtliche nur Weißbier gesotten und hiezn insgesamt 381,921 Malz verwendet. Da jedoch auch gewerbliche Brauereien Weißbier erzeugten, 298 an der Zahl, so wurden insgesamt zu Weißbier 742 093 Malz verbrauch: mit einem Sudergebnis von 65 225 dl. Dur.u- schnittlich entfallen auf 1 dl Weißbier 11,38 KZ Malz. Der Gesamtmalzverbrauch im Lande zu unter- und obergährigem Bier betrug in der Zeit vom 1. April 1896 bis 32 März 1897 88 986 966 dA worunter an Surrogaten wie Reis, Mais, Färbebier, Cerealin u. a. 3779 184 d» eingerechnet sind. Diese 6190 Brauereien ergaben ein Steuer- erträgnis von 8 863 845 Da unsere Malzsteuer eine Gewichtssteuer ist, welche sich an den Vorgang des Malzschrotens in der Mühle anklammert, so ist es interessant zu erfahren daß 1636 öffentliche Mühlen mit Schrotung vorhanden sind. Die Privatmalzschrotmühlen mtt selbstthätiger Wägevorrichtung sind in einer Anzahl von 79 aufgestellt.
Stuttgart, 24. Okt. (Korresp.) Die sehr zahlreich besuchte Handwerkerversammlung im Konzertsaal der Liederhalls wurde heute Nachmittag 3'/- Uhr durch Hofflaschner Baader-Stuttgart eröffnet. Derselbe hieß die Erschienenen willkommen insbesondere die Herren Oberreg.-Rat Mofthaf, Oberreg.-Rat Mayer, Reg.-Rat Wendel und Stadtdirektor Kleiber. Der Vorsitzende erteilt zunächst das Wort an Oberreg.-Rat Mofthaf. Derselbe dankt Namens des Ministers des Innern für die an denselben gerichtete Einladung zur heutigen Versammlung und führt aus, daß die kgl. Staatsregierung das lebhafteste Interesse daran habe, daß aus dem neuen Reichsgesetz positiv nützliche Errungenschaften für das Handwerk geschaffen worden im Einvernehmen zwischen den Gewerbevereinen, die viel Gutes geschaffen hätten.
Kirchheim u. T., 23. Okt. (Korresp.) Dieser Tage wurden von Prof. Kessler aus Stuttgart die beiden Turnabteilungen der Latein- und Realschule geprüft. Der Visitator sprach sich in anerkennender Weise über das Geschehene aus und war von der Frische, mit der die Uebungen ausgeführt wurden, sehr befriedigt.
Balingen, 22. Okt. (Korresp.) Dem hiesigen Liederkranz ist eine schöne Ehrung zu teil geworden.
Der Componist und Musikdirektor A. Reiser in Haigerloch hat „3 Lieder im Volkston", von Finanz- amtmann Miller hier gedichtet, eomponiert und dem Liederkranze Balingen gewidmet. Reiser war bekanntlich viele Jahre lang Redakteur an der „Neuen Musikzeitung" und der frühere Verleger derselben. P. I. Tanger in Köln hat auch die „3 Lieder im Volkston" in Verlag genommen. Die Compositionen find für 4stimmigen Männerchor gesetzt.
Balingen, 22. Okt. Zur Bekämpfung der Rindertuberkulose sollen im hiesigen Bezirk Versuche mit Tuberkulinimpfung nach dem Bangschen Verfahren auf Kosten des Staates unternommen werden. Für die Versuchstiere, welche infolge der Impfung ein- gehen sollten, wird von der Staatskaffe Ersatz geleistet; auch die Amtskorporatisn hat zur Deckung der Unkosten Mittel zur Verfügung gestellt. Dagegen haben sich die Besitzer kranker Tiere u. a. zur pünktlichenDurchführungdesVerfahrenszuverpllichten.
Balingen, 22. Okt. Seit die naßkalten Nebel wieder an unseren Bergen sich entwickeln und die ganze Gegend in ihren Schleier hüllen, scheint die in vorigem Herbst in hiesiger Stadt sowohl als auch in den Bezirksorten so viele Opfer geforderte Diphteritis wieder aufs Neue sich zu verbreiten und zwar diesmal mehr in der Stadt selbst. Erst letzten Freitag ist ein zehnjähriges, von dieser Krankheit dahingerafftes Mädchen beerdigt worden und in den letzten Tagen sind ebenfalls einige Kinder plötzlich davon befallen worden, jedoch Dank sofortiger ärztlicher Hilfe bis jetzt am Leben geblieben. Mit Bangen erfüllt sich daher manches Elternherz um seine geliebten Kinder.
Ebingen, 22. Okt. Bierbrauereibesitzer Betzel hier hat einen etwa 1 Morgen großen Karpfenteich angelegt. Die Hauptnutzung für ihn bildet seinem Gewerbe entsprechend natürlich die Eisgewinnung. Als weitere Nebennutzung will derselbe an den Dämmen noch Weiden pflanzen. Es ist dies der erste größere Fischweiher im Balinger Bezirk.
Thailfingen, 22. Okt. Der hiesige Marktflecken, welcher seit der Volkszählung im Jahre 1891 um mehr als 300 Einwohner zugenommen hat, wurde im Laufe des Sommers bedeutend baulich verbessert. Neben Errichtung einer Hauswafferleitung im ganzen Ort sind 26 neue Gebäude erstellt und bei der bedeutend fortschreitenden Entwicklung der Trikotage- industrie ist die Einführung des Telephonbetriebs notwendig geworden. Unser Ort ist mehr als zur Hälfte von Arbeiterfamilien, die in der Trikotbranche beschäftigt find, bewohnt.
Rudersberg, 23. Okt. (Korresp.) Herr Schull. Wille von hier verließ gestern unsere Gemeinde, um heute seine neue Stellung in Denkendorf anzutreten. Zu Ehren des Scheidenden versammelte sich vorgestern Abend eine große Anzahl der Herren Lehrer aus der Umgegend im Gasthof zum „Rößle", um in würdiger Weise den letzten Tag seines H e seins abzuschließen. Herr Pfarrer Weich brachte ,!> > »Men Worten die vielseitigen Verdienste des . enden zum Ausdruck und hob insbesondere !<> ußerordentlichen Leistungen auf dem Gebiete -»- Musik hervor, die uns nur schwer zu ersetzen si Herr Wille hat sich durch seine große Un- e, .euützigkeit, sein bescheidenes Auftreten, wie auch namentlich durch einen sehr lobenswerten geselligen Umgang mit Jedermann die Zuneigung der hiesigen Einwohnerschaft erworben, was auch zur Folge hatte, daß sich auch die zur Abschiedsfeier nicht reservierten Räume des Gasthauses vorgestern Abend vollständig anfüllten. Herr Wille wird von Deckendorf aus das Konservatorium in Stuttgart besuchen, um seinem musikalischen Talente noch weitere Ausbildung angedeihen zu lassen.
Ulm, 22. Okt. Heute Vormittag 10 Uhr 46 Minuten ist S. Maj. der König von Friedrichshafen kommend, hier durchgefahren nach Bebenhausen.
Ulm, 22. Okt. Der Bierabsatz der Ulmer Brauereigesellschaft ist im abgelaufenen Betriebsjahre von 34,487 HektoliterimVorjahr auf 39,333 Hektoliter gestiegen. Nach Abzug der statutenmäßigen Abschreibungen weist die Bilanz einen Nettoübers chuß von 123,938 ^ auf. Der Aufsichtsrat hat in seiner gestrigen Sitzung beschlossen, der auf 20. Nov. einberufenen Generalversammlung folgende Verwendung vorzuschlagen: 7°/» Dividende an die Aktionäre 57,750 dem gesetzlichen Reservefond 5960 dem Spezialreservefond 15,000 Extraabschreibung auf die Mobilien 10,000 Tantiemen für den Aufstchtsrat und die Direktion und Gratifikation an das Personal 15,138 Vortrag auf neue Rechnung 20,091 ^
Knittlingen, 23. Okt. (Korresp.) Die dieser Tage im hiesigen Gemeindewald abgehaltene Treibjagd hatte ein erfreuliches Ergebnis. Zur Strecke wurden gebracht: 39 Hasen, 9 Rehe, 2 Füchse, 1 Schnepfe und 1 Rebhuhn. Infolge schlechten Treibens kamen viele Hasen und Rehe nicht zum Schuß, sodaß für die zweite Treibjagd ebenfalls noch ein so gutes, wenn nicht besseres Resultat erzielt werden wird, zumal diesesmal nur in einem Teil des Gemeindewaldes getrieben werden konnte.
Karlsruhe, 21. Okt. Kurz nach 12 Uhr erschienen der Kaiser, der Großherzog und die Groß
herzogin auf dem Kaiserplatze. Oberbürgermeister Schnetzler an der Spitze des Stadtrates begrüßte den Kaiser mit einer Ansprache. Der Kaiser erwiderte die Ansprache mit folgenden Worten: Ich danke Ihnen herzlich für den schönen Empfang und drücke meine Freude darüber aus, daß die Stadt ein solch herrliches Denkmal errichtet hat. So wie der Kaiser in Erz gebildet vor unseren Augen dasteht, so ist er ein Palladium, das uns allen Mut schaffen und für große Ziele stärken foll. In Berlin war es eine sehr hübsche Volkssitte, daß jeder Arbeiter, Bürger und Soldat, der an sein Tagewerk schritt, wenn er an dem Fenster meines kgl. Großvaters vorüberging und er da meinen Großvater am Schreibtische erblickte, hierin neuen Mut zur Arbeit schöpfte und mit um so größerer Freude seinen Pflichten nachging. So möge jeder, und vornehmlich die Jugend, wenn sie an dem Denkmal vorabergeht, in dem Standbild des großen Kaisers eine Aufforderung zu freudiger Pflichterfüllung erblicken. Gerne hätte ich der schönen Enthüllungsfeier persönlich beigewohnt; indessen danke ich Ihnen auch heute noch für das prachtvolle Werk, das Sie dem großen Kaiser errichtet, und süc die wundervollen Worte, mit welchen Sie Ihren Allergnädigsten Landes- herrn bei der Enthüllung begrüßt haben. Ich hoffe, daß der gleiche patriotische Sinn, wie ich ihn hier jederzeit gefunden, auch in jeder anderen Stadt des Reiches nicht lässiger anzutreffen ist. Wir, die wir den hohen, in Gott Ruhenden gekannt haben, werden, uns des hohen Herrn auch so erinnern; aber spätere Generationen möge dies Standbild des großen Kaisers aneifern, und jeder, der an dem Denkmal vorüber an fein Tagewerk geht, möge in diesem Anblick eine Mahnung zur freudigen Erfüllung seiner Pflichten finden zum Wohle der Stadt, zum Wohle des ganzen Vaterlandes, worin in so herrlichem Beispiele vorangeht Ihr Allergnädigster Landesherr^ Ich fordere Sie darum auf, mit mir einzuftimmen in den Ruf: Seine Königliche Hoheit der Groß- Herzog und Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin, sie leben hoch, hoch, hoch! Der Kaiser ließ sich die Stadträte und den Schöpfer des Denkmals, Prof. Heer, vorstellen. — Während feiner hies. Anwesenheit besuchte der Kaiser das Atelier des Professors Schönleber, wo er die Arbeiten für das Reichs- tagsgebäude besichtigte. Ueber das Kaiser Wilhelm- Denkmal hat sich der Kaiser sehr anerkennend ausgesprochen. Dem Oberbürgermeister und dem Prof. Heer wurden hohe Ordensauszeichnungen verliehen.
Der Kaiser von Rußland und der Großherzog von Hessen find am Mittwoch um die Mittagszeit in Wiesbaden eingetroffen. Die Monarchen wurden vom deutschen Kaiser am Bahnhof abgeholt und zum Schloß geleitet. Bei der Tafel brachte der deutsche Kaiser das Wohl des Kaisers von Ruß- land aus, worauf der Zar in französischer Sprache dankte. Nach dem Essen hatte der Zar eine längere Unterredung mit dem deutschen Botschafter von Bülow.
Nürnberg, 21. Okt. Vom 12. deutschen Bundesschießen wurde ein Defizit von über 100,000 Mark festgestellt. Vom Garantiefonds wurden 25 pCt. eingefordert.
Maxau, 22. Okt. In unserem nahen mehrere Meilen im Umfange haltenden Bienwald, der größten Waldfläche in der Rheinebene, in welchem das Forsthaus Langenberg ein beliebtes Ausflugsziel der Karlsruher ist, haben sich seit einigen Jahren Wildschweine heimisch gemacht und nun hat man in letzter Zeit auch Hirsche wahrgenommen. Früher war der Wald ein bedeutender Sitz der Schmuggler und im Jahre 1870 hat ein Teil der deutschen 3. Armee ihren Aufmarsch nach Frankreich durch den Bienwald genommen. »
Köln, 23. Okt. Bei einer großen auf freiem Felde abgehaltenen Zigeunerhochzeit entstand unter den Beteiligten, etwa 130, ein Streit, wobei 6 Personen durch Messerstiche und Reoolverschüffe schwer verletzt wurden. Die Verletzten wurden lt. „Bert. Tgbl." alsbald nach der Stadt transportiert.
Berlin, 21. Okt. Zu der entsetzlichen Schiffskatastrophe, welcher an der Küste von Kuba der spanische Dampfer Triton zum Opfer gefallen ist, wird gemeldet: „Der Triton führte Munition, Flinten, Lebensmittel und 32,000 Thaler für das Infanterie- Bataillon in Pinar del Rio an Bord, ferner acht Offiziere, 72 Soldaten, 30 Köpfe Bemannung und 80 Privat-Paffagiere. Die Dampfer „Marie", „Christine" und „Lucie" retteten 33 Passagiere und 15 Soldaten. Diese schwammen bereits stundenlang auf Brettern im sturmgepeitschten Meere herum, drei Personen trieben sogar 9 Seemeilen weit bis zum Hafen von Havanna. Als die Rettungsdampfer zurückkehrten, wurden sie von einer ungeheuren Menschenmenge, welche die Geretteten sehen wollte, gestürmt. Herzzerreißend ist der Geretteten Schilderung von dem Unglück, das um 2 Uhr nachts, als alles trotz des Sturmes schlief, passierte. Ein furchtbarer Stoß legte das Schiff breit, alles stürzte auf Deck, und das Schiff sank in wenigen Minuten."
Berlin, 22. Okt. Die Morgenblätter feiern den heutigen Geburtstag der Kaiserin in warmgehaltenen Artikeln, preisen die edlen Tu genden der