Amts- und Intelligenz-Blatt flir den Obersmks-Bezirk Nagold

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Nagol-, Samstag -e« 83. Oktober

13S7.

Die in Gemäßheit der Verfügung des K. Ministerium? des Innern vom 11. Juni 1885 an der K. Tierärztlichen Hochschule in Stuttgart abgehaltene Prüfung im Hus- beschlag hat u. a. mit Erfolg bestanden, somit den in Art. 1 des Gesetzes vom 28. April 1885, betreffend Huf- beschlaggewerbr, für dessen Betrieb vorgeschriebenen Be­fähigungsnachweis erbracht: Michael Beuttler von Deckenpfronn, OA. Calw.

Gestorben: L. Oechsle, Erfinder der Weinwage, Pforzheim.

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Hages-Meuigkcitm.

Deutsches Reick.

1. Altensteig, 21. Gestern fand in Ett- mannsweiler im Gasthaus z.gr. Baum" eine Versammlung statt von Abgeordneten der bei der Projektierten großen Wasserversorgungsgruppe be­teiligten Gemeinden der Oberämter Calw und Nogold. Von staatlichen Behörden waren dabei vertreten, außer den mit der Ausarbeitung der Baupläne be­trauten Technikern, beauftragte Beamte der Kgl. Forst- und Finanzverwaltung, sowie die beiden Bezirks­vorstände von Calw und Nagold. Der Gegenstand der Beratung betraf das Uebereinkommen des Staates mit der Wasserversorgungsgruppe betr. die Abtretung des Areals zur Anlage der verschiedenen Reservoire und der etwa 10 km betragenden Leitungslinie durch die Staatswaldungen. Vertragsmäßig einigte man sich dank des Entgegenkommens der Vertretung der Kgl. Staatsbehörden dahin, daß die Wafferversorgungs- gruppe an die K. Finanzverwaltung jährlich eine Entschädigung von 100 ^ entrichtet, der Staat dagegen Areal für Reservoire und Leitungslinie un­entgeltlich jedoch mit dem Vorbehalt des Eigentums­rechtes zur Verfügung stellt. Nachdem nun sämt­liche Baupläne für das Wasserwerk ausgearbeitet und die Verträge zwischen dem Staat und den beteiligten Gemeinden abgeschlossen sind, steht der Fertigstellung des großen Projekts nichts mehr im Wege und wird damit alsbald begonnen werden.

Freud enstadt, 20. Okt. Die heute gehaltene Bezirksschulversammlung bestätigte auch hier die ziemlich allgemeine Beobachtung von der Abnahme -er Schulkinderzahl. Der frühere Schulbezirk Freudenstadt ist ja nun in 2 Bezirke gespalten, aber die Schülerzahl aus beiden Teilen zusammengerechnet ergab nach dem Bericht des Bezirksschulinspektors, Dekan Zeller, eine Abnahme um 85 Kinder gegen das Vorjahr und um fast 400 Kinder gegen das Jahr 1892. Außer dem Vifitationsbericht des Vor fitzenden, dessen einzelne Punkte zum Teil sehr leb hafte Besprechungen veranlaßten und einer Turn lehrerprobe von Lehrgeh. Levi von hier war der Hauptgegenstand der T.O. ein trefflicher Vortrag mit Thesen von Schul!. Schult von hier über die Aufsatzübungen in der Volksschule, der eine interessante und mannigfach fruchtbare Besprechung mit sich brachte.

Böblingen, 20. Okt. Nun hätte der Bezirk Böblingen glücklich den 3. Kandidaten für die kom meude Landtagswahl. Zu dem sozialdemokratischen und volksparteilichen hat sich seit letzten Montag der konservative gesellt, Färber Schäfer von Sindel- fingen, von dem eine größere politische Thätigkeit bisher nicht bekannt war. So sehr man vom ersten Anfang an eine Kandidatur von konservativer Seite kommen sah man darf doch immer wieder von der Art überrascht sein, wie hier eine politische Richtung, die, im Bezirk nur vereinzelt vertreten, auf die Unterstützung der Deutschen Partei rechnen oder unterliegen muß, einen bis vor wenigen Jahren nationalliberalen Wahlkreis einfach in Beschlag nimmt. Davon gar nicht zu reden, daß so und so viele Wähler .liberaler Richtung für ein Programm von ganz rechts nicht zu haben sind und je nachdem zur Wahlenthaltung oder zum Anschluß an die Demo kralle bewogen würden. Ebenso die Rücksicht au ihre Vergangenheit, wie taktische Erwägungen sollten es der Deutschen Partei nahe legen, von der Auf­stellung eines eigenen Kandidaten auch jetzt nicht abzusehen. Sind auch durch das Vorgehen der Kon ervativen, unter denen in diesem Fall nur sehr sparsam Angehörige des Bezirks zu nennen find, die Aussichten für Hartranft erheblich gestiegen, so handelt es sich doch nicht bloß um die unmittelbar bevor stehende Wahl, sondern um die ganze politische Zu kunft des Wahlkreises.

Tübingen, 20. Okt. Die bürgerlichen Kollegien »oben gestern Gemeinderat Prof. Dr. v. Schönberg j Um Amtsverweser des Stadtschultheißenamts erwählt. Hiedurch tritt der jetzige Verweser wieder in seine Stelle zurück. Der erste Gemeiuderat Bayha hatte die Stellvertretung abgelehnt.

Tübingen, 21. Okt. (Korresp.) Die Stadt- chultheißenwahl macht schon ziemlich viel von sich reden. An Kandidaten wird es natürlich nicht fehlen, obwohl von Namen noch nicht viel verlautet. So viel ist aber als sicher zu verzeichnen, daß der bis­herige Polizeiamtmann Haußer in der Bürgerschaft wohl die meiste Sympathie genießt, die er sich durch sein freundliches, liebenswürdiges Benehmen gegen Jedermann erworben hat. Die Wahl soll, wie man hört, noch möglichst vor der Gemeinderatswahl statt­finden, deren Termin gewöhnlich auf den ersten Montag im Dezember festgesetzt wird.

Tübingen, 21. Okt. Der hiesige Bahnhof bietet zur Zeit durch die Anwesenheit aller Studenten, Verbindungen zum sogenannten Keilen, ein farben­reiches Bild. In den letzten Tagen sind die Stu­dierendensehrzahlreich angekommen. Die Verbindungen haben bereits ihre ersten Kneipen abgehalten und in den Kliniken treffen wieder täglich Leidende aus allen Gegenden ein.

Gönnin gen, 19. Okt. Dem in der letzten hiesigen Eisenbahnversammlung ausgesprochenen Plan, die Thalorte zu besuchen und sie für das neue Projekt zu gewinnen, kam das Eisenbahnkomite von hier, verstärkt durch andere Bürger, im Ganzen 23 Mann stark, am Kirchweihsonntag nach. Nach kurzem Aufenthalt in Bronnweiler ging es nach Gomaringen. Diese Gemeinde sprach den Wunsch aus, die Bahn im Thale statt auf der Höhe erbaut zu sehen, in welchem Falle sie die verlangten Beiträge ganz bezahle. Werde aber die Linie, wie bis jetzt geplant, auf der Höhe ausgeführt, so werde nur ein allgemeiner Beitrag geleistet. In Begleitung von Schultheiß Scheerer und Fabrikant Wendler- Gomaringen fuhr man nach Ohmenhausen, das sich bis jetzt am meisten ablehnend gegen die geplante Verbindung verhielt und auch keinen Beitrag zu den Ausmessungskosten gegeben hatte. Doch auch hier ist eine andere Stimmung vorhanden, und wenn auch nicht alle verlangten Beiträge gewährleistet werden, so versprach die Gemeinde doch eine runde Summe zu bewilligen. Damit wäre man nun der Einwilligung der Gemeinden sicher und kann nun ein weiterer Schritt zur Erreichuug des vorgesteckten Zieles geschehen. In Betzingen wurde am vergangenen Kirchweihsonntag im Gewerbeverein über die Bahnsache verhandelt und der Verein kam zu dem Entschluß, da die Bahn Betzingen keinen Vorteil bringe, auch keinen Beitrag zu leisten.

Stuttgart, 21. Okt. (Korresp.) Landessynode. Tagesordnung: Beratung des Rechenschaftsberichtes. Der Präs, eröffnet die Sitzung um 9'/« Uhr. Vor Eintritt in die Tagesordnung stellt und begründet Pros. Dr. Hieber folgenden Antrag: Die V. evang. Landessynode Württembergs weist die Schmähungen gegen Luther und die deutsche Reformation, die in dem anläßlich der Canifiusfeier ergangenen Rund- schreiben des Papstes enthalten find, als eine empörende Beschimpfung der evangelischen Christenheit mit ein­mütiger Entschiedenheit zurück. Dieser Antrag wird sofort einstimmig unter lautem Beifall angenommen. Konfistorialprästdent Frhr. v. Gemmingen schließt sich diesem Protest gegen die Unwahrheit und An­maßung in dem päpstlichen Rundschreiben an. (Beifall). Das Haus tritt in die Tagesordnung ein. Ober­regierungsrat Huzel fährt fort, in der Erstattung des Rechenschaftsberichtes. Die Synodalen Preuner und Schund stellen Anfragen, die vom Regierungs­tisch auS beantwortet werden. Rektor Dr. Egelhaaf hält es nicht für zweckmäßig, die Verhandlungen des kirchlichen Disziplinargerichtshofes geheim zu führen. Jedenfalls sollten einzelne interessiert« Personen zu­gelassen werden. Direktor v. Zeller polemisiert gegen den Vorredner. Das Gesetz schließe die Oeffentlich- keit aus, darnach habe sich der Gerichtshof zu richten. Redner hat übrigens nichts dagegen, wenn dem Vorsitzenden des Gerichts gestattet wird, eine be­schränkte Oeffentlichkeit zuzulaffen. An der Debatte über diesen Gegenstand beteiligten sich noch Frhr. v. Seckendorf, Oberregierungsrat Haag, Oberlandes-

gerichtsrat Nestle, Landgerichtsdirektor Schuon, Präs, v. Gemmingen. Der Antrag Nestle, die Synode möge sich für eine beschränkte Oeffentlichkeit erklären, wird der kirchenrechtlichen Kommission überwiesen. Im Anschluß an die ferneren Ausführungen der Referenten entspinnt sich eine Debatte über de« Einzeldurchgang mit den Mitglidern deS Kirchenge- meinderats bei der kirchlichen Visitation. Es wird von verschiedenen Seiten gewünscht, daß dieser Durch­gang fakultativ und nicht obligatorisch sei. Hiegegen spricht sich neben Pfarrer Völter und Bartholomä u. a. namentlich Prälat v. Sandberger auS, ebenso Dekan Lic. Herrlinger. Pfarrer Teichmann hätte gewünscht, daß der Religionsunterricht an den Fort­bildungsschulen nicht der Visitation der Bezirksschul­inspektoren unterliege. Prälat v. Sandberger tritt dem entgegen. Referent bemerkt zu Abschnitt IV. Prüfung der für die evangel.-kirchlichen Bedürfnisse bestimmten Positionen deS Hauptfinanzetats", daß Regierung und Stände den Bedürfnissen der evang. Kirche mit Wohlwollen entgegengekommen seien und hofft, daß daS auch ferner der Fall sein möge. Be­züglich der weiteren Thätigkeit der Synode schlägt der Präs. v. Länderer vor. die Beratungen auSzu- setzen, bis die Kommissionen die ihnen zugewiesenen Vorlagen durchraten haben. Schließlich wird be­schlossen, morgen noch eine Sitzung abzuhalten. Tagesordnung: 1) Gesetz betr. die Trauung von Mischehen. 2) Begründung der Anträge Bacmeister betr. die Diözesansynodalordnung und dem Landes­kirchenbaufonds. Tine Vertagung der Synode bis etwa Mitte November wird morgen erfolgen.

Rottweil, 21. Okt. Der hier in der Frühe nach Schwenningen abgehende Arbeiterzug ist heute früh verunglückt. Der Tender und 2 Wagen sind auf bis jetzt unaufgeklärte Weise entgleist. Der Betrieb erlitt keine Störung, auch ist keine Verletzung an Menschen zu beklagen; der Materialschaden ist unbedeutend.

Ludwiqsburg, 21. Okt. Der seit 2. ds. Ms. hier wegen Totschlags seines Schwagers Utz in Unter­suchungshaft befindliche Bauer Gustav Berner von Hard- und Schönbühlhof, Gemeinde Schwieberdingen, wurde, nachdem die Untersuchung ergeben, daß er in Notwehr gehandelt hat, am letzten Samstag aus der Haft entlassen und die Untersuchung gegen ihn ein­gestellt.

Bietigheim, 31. Okt. Privatier Johannes Jehle, der älteste Mann hiesiger Stadt, feierte gestern seinen 90. Geburtstag gesund und frisch im Kreise seiner Kinder und Enkel. Vertreter der bürgerl. und kirchl. Kollegien, sowie sonstige Freunde waren er­schienen, um ihre Glückwünsche darzubringen.

Münsingen, 20. Okt. Beim letzten Münsinger Viehmarkl am 28. Sept. entsprang einem Hunder- singer Bauern auf der Heimfahrt ein Läuferschwein und flüchtete in den Münsinger Stadtwald, wo eS seither sich aufhielt und durch Umwühlen des BodenS sich seine Nahrung zu verschaffen suchte. Vergebens wurde mehrmals das Tier zu fangen versucht, di­es am letzten Montag dem Münsinger Flurschützen gelang, durch einen glücklichen Schuß die Beute zu erlegen.

Heilbronn. 20. Okt. Mit Rücksicht auf den allgemeinen Notstand in den durch das schwere Gewitter in der Nacht vom 30. Juni auf 1. Juli d. I. geschädigten Gemeinden des Unterlandes hat, wie derStaats.-Anz." vernimmt, das Vorsteher- kolleqium der Württ. Sparkasse beschlossen, ihren do>.ug>.u U..^.pftndsschu!dnern in außergewöhnlicher Weise entgegenzukommen. Zunächst uuro allen in ihrer Existenz erheblich geschädigten Schuldnern ein Zinsennachlaß angeboten werden; sodann aber ist in Aussicht genommen, besonders bedürftigen Schuld­nern auch späterhin in angemessener Weise entgegen­zukommen, bis die Schuldner wieder zu Kräften gekommen find. Da in den betroffenen Gemeinden unterpfändlich ausstehende Darlehen der Sparkasse annähernd die Summe von 2 Mill. Mark erreichen, wovon der größere Teil auf geschädigte Schuldner fallen wird, so ist zu hoffen, daß diese Maßregel nicht nur für die einzelnen Schuldner, sondern auch für die geschädigten Bezirke überhaupt von wohl- thätiger Wirkung sein wird.

Neckarsulm, 21. Okt. (Korresp.) Gestern waren die Interessenten der Telephonleitung ver-