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-kein Ueberfluß vorhanden, weil der Regen vor acht Tagen doch Verhältnis- mäßig zu spärlich fiel und seine Erfolge durch die sich wieder steigernde Hitze längst aufgezehrt sind. An ein Sinken der immer noch anhaltenden hohen Preise der Lebensmittel ist somit vorerst nicht zu denken. Am stärksten ver- treten sind auch heute wieder alle Obstsorten, namentlich Pflaumen, Reine­clauden und Zwetschgen. Man sieht auch mehr einheimische Aepfel als bis­her, was doch auf keinen so erheblichen Mangel schließen läßt. Einheimische Trauben, namentlich von Gaisburg und Wangen, sind heute in ansehnlichen Mengen und vorzüglicher Qualität zu Markte gebracht und gelten 4050 H Pro Pfund. Die Zufuhr von Preiselbeeren vermag jetzt der starken Nach- frage zu genügen; sie gelten heute bloß noch 3040 L das Pfund. In der unterirdischen Halle waren heute erstmals Rebhühner aufgetischt, die aber in aller Morgenfrühe schon verschwanden. Sonst fehlts dort nicht an präch­tigen Exemplaren von Schellfischen, Rheinsalmen, Rehziemern rc.

Stuttgart, 27. Aug. (Kartoffel, und Krautmarkt.) 800 Ztr. Kartoffeln, 4 20 H bis 5 per Ztr. 1000 Stück

Kraut, 2535 ^ per 100 Stück.

Marbach, 25. Aug. Während dem Liederkranz seine auf letzten Sonntag bestimmt geweseneitalienische Nacht" verregnet wurde, ging gestern das 25jährige Jubiläum der Feuerwehr beim schönsten Sonnenschein von statten. Mehr als 30 Vereine hatten sich im Laufe des Vormittags eingefunden, und als um ll'/zUhr die Probevorführung der hiesigen Feuer- wehr in der Nähe des Rathauses ihren Anfang nahm, sah man in der langen Markstraßs nur blanke Helme blitzen. Die Probe selbst lieferte den Beweis, daß in der letzten Zeit fleißig gearbeitet worden war. Mit großer Behendig­keit und in sicherem Jneinandergreifen der Kräfte wurde die Lösch- und Rettungsarbeit ausgeführt; und auch für heitere Abwechslung war gesorgt, indem 2 als Frauen verkleidete Steiger unter verzweifelnden Pantomimen aus dem brennenden Haus durch ihre Genossen sich retten ließen. Um 2»/, Uhr bewegte sich der Festzug durch die beflaggte und bekränzte Stadt hinaus zur schattigen Schillerhöhe. Trotzdem die 3fache Kastanienallee in ihrer ganzen Länge mit Bänken und Tischen bedeckt war und trotzdem 3 Wirte auf dem Platze sich befanden, waren weder Sitze noch Bänke genug vorhanden, um die gewaltige Menschenmenge in der ersten halben Stunde zu befriedigen. Nachdem aber Stadtschultheiß Haffner die Gäste begrüßt und der Kom­mandant der Feuerwehr, OA.-Bamneister Dillenius, dis Festrede ge­halten hatte, lichteten sich von 4 Uhr an allmälig die dichtgedrängten Reihen und um 7 Uhr hatte das Fest auf der Schillerhöhs sein Ende erreicht. Abends war dann noch Bankett in der Krone.

Geislingen, 25. Aug. Vor einigen Tagen verlor der Knecht eines der im Juni Abgebrannten in Aufhausen zwischen diesem Ort und Türkheim seine Schreibtafel mit 600 in Hundertmarkscheinen, die ihm zur Bezahlung von Brettern mitgegeben worden waren. Trotz sorgfältiger Nachforschungen wurde die Schreibtafel nicht mehr aufgefunden. Der Ver­dacht des Funddiebstahls fiel alsbald auf 2 Handwerksburschen, die auf auf dem Weg von Türkheim nach Aufhausen gingen, letzteren Ort eilfertig durchwanderten und den einsamen nach Drackenstein führenden Feldweg ein­schlugen. Obwohl zu Wagen verfolgt, wurden sie nicht mehr eingeholt und sind bis jetzt spurlos verschwunden.

Ebingen, 28. Aug. Kein Schaden ist so groß, daß nicht auch ein Nutzen dabei herausschaut. So hat die schon so lang anhaltende Wasser­klemme auch hier für den Gedanken einer besseren Wasserversorgung erfolgreich gewirkt. Als deren unmittelbare Folge ist der in der gestrigen Sitzung der bürgerlichen Kollegien gefaßte Beschluß zu begrüßen, durch ge- naue Erhebungen feststellen zu lasten, ob und wie, mit welchen Gewässern, Kostenaufwand und Rentabilitätswahrscheinlichkeit eine zeitgemäße, für die ungünstigen Witterungszeiten ausreichende Hochdruckwasterleitung für die hie- sige etwa 6200 Einwohner zählenden Stadtgemeinde erstellt werden könnte. Damit ist aber der erste Schritt gethan und der ist erfahrungsgemäß immer der schwerste, die weiteren reihen sich von selbst an.

Ein entsetzlicher Unglücks fall, der den Tod zweier Menschen zur Folge hatte, ereignete sich am 23. ds. abends in Berlin im Labora­torium des Apothekers Herholz auf dem Grundstück Gartenstraße 23 in der Apotheke zum Aeskulap. Der Besitzer derselben war um die angegebene Zeit unter Beihilfe eines Hausdieners damit beschäftigt, Masse für Bengal­feuer zur Beleuchtung des Rathausturmes am Sedantage herzustellen, als

plötzlich aus bisher nicht ermittelter Veranlassung die Musts sich entzündete und der große Vorrat in einem Augenblick in Flammen stand. Durch Auf­werfen von Sand versuchten die beiden das Feuer zu ersticken, was ihnen auch gelang. Das Feuer hatte aber in dem kurzen Zeitraum so viele schäd­liche Gase und einen solch erstickenden Qualm entwickelt, daß Hrrholz sofort zu Boden stürzte und den Erstickungstod fand, während sein Hausdiener Karl Kuhnke noch lebend von den Hausbewohnern ins Freie geschafft werden konnte. Ec verstarb indessen auch nach einigen Stunden im Lazarus-Krankenhause.

Wevrnisctztes.

Nachträgliches zur Sonnenfinsternis. Ueber das Verhalten der Tiere während der Sonnenfinsternis berichtet ein Kor­respondent der F. O. Z. aus Lebus folgende interessante Beobachtungen: Ein mitgenommener Hund, welcher zuvor auf dem Berge sehr munter war, verkroch sich zwischen uns und zitterte am ganzen Körper. Ein anderer Hund (Jagdhund) entlief seinem Herrn bei Beginn der Totalität und legte sich im Hause vor seines Herrn Bett. Ein Trupp zahmer Enten, der vom Hofe auf die Straße gelaufen war, stürzte mit Geschrei zurück auf den Hof nach den Ställen. Auch haben andere Beobachter die wilden Enten in den Werdern plötzlich lautes und ängstliches Geschrei erheben hören. Die Kar­toffelpflanzen zeigten plötzlich eine besondere Mattigkeit in den Stengeln und Blättern, so daß sie schlaff hinunterhingen, welcher Zustand sofort wieder ver­schwand, als die Hells eintrat.

(Der Bauer im Extrazug.) Von der Schwalm berichtet man derKaff. Mg. Ztg.": Die Bewohner der Schwalmgegend sind ein spar­sames Völkchen und halten die Groschen zusammen, wird der Beutel aber ein­mal gezogen, dann kann der Schwälmer auch tief hineingreifen. Ein be­jahrter Bauer aus Schrecksbach gewann kürzlich in letzter Instanz vor dem Oberlandesgericht in Kassel einen Prozeß. Freudestrahlend kommt er auf den Kasseler Bahnhof, um die Hrimreise anzutreten. Leider ist der Zug eben abgefahren und er soll 3 Stunden warten. Das dauert ihm zu lange. Ec wendet sich an den Bahnhofsvorstand mit den Worten:Woß kost' da sue extra Wähnghe?"Nun, circa 150 Mark."Do scherrn Se mer emol eengs o!" Der Extrazug fährt vor, unser Schwälmer Bauer steigt ein und fährt nach Treysa. Mittlerweile war die telegraphische Nachricht von einem nach Treysa bestimmten Extrazuge auf dem Bahnhofe und in der Stadt laut geworden, so daß sich ein ansehnliches Publikum voller Neugier auf dem Perron eingefunden hatte; jedermann glaubte, daß eine hochgestellte Persönlichkeit, vielleicht gar ein gekröntes Haupt dem Zuge entsteigen würde. Die Neugierde war aufs höchste gestiegen, als der Zug einfährt und unser Schwälmer Bauer mit seinem langen blauen Kittel und Mantelsaä gemäch­lich dem Wagen entsteigt. Wie er nun aller Augen auf sich gerichtet sieht, sagt er trocken zu den Umstehenden:Gelle, do guckt Ehr!" Ein nicht enden wollendes Gelächter folgte dem Bauern nach.

Die sittliche Verwilderung in Paris hat einen ge­radezu beängstigenden Höhepunkt erreicht. DerK. Z." wird von dort unterm 24. ds. geschrieben: Dis Menschenmassen, welche sich seit acht Tagen jede Nacht vor dem Gefängnis La Roquette ansammeln, um den Augenblick nicht zu verfehlen. wo der wegen dreifachen Mordes zum Tode verurteilte Pranzini ins Jenseits befördert wird, bieten in ihrer Verrohung einen widerwärtigen Anblick. Gestern war die Hinrichtung als sicher angekündigt worden; als sie dennoch nicht stattfand, machte sich die Enttäuschung der Menge in den rohesten Redensarten Luft und schließlich stimmte sie nach der Melodie des bekannten Boulangerliedes an:

6'est ?rsnrini, Lini, 2 ini,

0'68t ?run 2 ini qu'il nous kaut.

Ob! OK! Ob! OK!

Andere brüllten nach derselben Weise:

0 est 8» täte, töte, töte,

O'est 88 töte gu'il nou8 kaut.

OK! OK! OK! OK!

Pranzini wurde im Gefängnis durch den Lärm aus dem Schlafe ge­weckt und fragte ängstlich nach der Ursache. Seine Wächter sagten ihm, ein Aufstand sei in dem Viertel eingetreten, der zu allerlei lärmenden Auftritten geführt. Die Hinrichtung des Mörders fand am Donnerstag statt.

Amtliche 5 ' >

K. Amtsgericht Calw.

Konkursverfahren.

Ueber das Vermögen des Cuno Heller z. Schwane in Hirsau ist das Konkursverfahren eröffnet.

Die Eröffnung ist am 27. August 1887, vormittags ll^/z Uhr erfolgt und Herr Gerichtsnotar Nuffer in Calw zum Konkursverwalter ernannt worden.

Konkursforderungen sind bis zum 24. September 1887 bei dem Gerichte anzumelden.

Zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigeraus­schusses und eintretenden Falls über die in § 120 der Konkursordnung be-

zeichneten Gegenstände und zur Prüf­ung der angemeldeten Forderung wer­den die Beteiligten auf Samstag, den 1. Oktober 1887, vormittags 9 Uhr,

in das Gerichtszimmer oberer Rat­haussaal vorgeladen.

Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu verabfolgen oder zu leisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus der Sache abgesonderte Be­friedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 24. Sept. 1887 Anzeige zu machen.

Den 27. August 1887.

Amtsgerichtsschreiber

Keller.

Neuhengstett.

Abbitte.

Die Unterzeichneten erklären, daß ihre ehrenrührigen Aussagen, sowohl hier als in den benachbarten Orten, wider Johann Peter Charter, Bauer und Baumwart, auf Unwahr­heit beruhen und bitten denselben auf diesem Wege um Verzeihung.

Den 27. August 1887.

Gottfried Kurz und Weib, vät. Schultheißenamt.

Ayaß.

Privat-Aryeigerr.

Mn Mädchen,

das in derHaushaltung und Küche Kennt­nis hat, findet sofort eine gute Stelle. Wo? sagt die Red. d. Bl.

Am letzten Donnerstag abend ging auf dem Weg von Oberreichenbach nach Calmbach ein Stück wollener grauer Pferdsdeckenstoff

verloren.

Der Finder wird gebeten, solches gegen Belohnung bei Sattler Kaupp in Calmbach abzugeben.

Vor Ankauf wird gewarnt.

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Lehrvertrage

sind vorrätig in der Druckerei d. Bl.