er Gesellschafter

Amts- und Intelligenz-Blatt flir den Obrrsmrts-Bezirk Nagold

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^ 163.

IWft" Der Inseratenteil desDerGesellschaster" ist für alle Zweige des Geschäftslebens, für Käufer und Verkäufer, Angebot und Nachfrage, von bestem Erfolg und darf deshalb für Anzeigen jeder Art überall empfohlen werden.

Unter dem 13. Okt. ist von der evang. Oberschulbe­hörde die erledigte Stelle eines Oberlehrers a » Seminar Eßlingen dem Lehrer Köhler (früher in Nagold) an der Mädchenschule in Stuttgart übertragen worden.

Gestorben: 15. Okt.: Wilhelm Knapp, Privatier in Reutlingen. 14. Okt.: Alfred v. Wöllwaith, Major z. D. in Stuttgart. In Amerika: Jakob H,nae, Bäcker aus Neusten OA. Herrrnberg, in Fort Scan, 46 I. a.

Zur Reform der deutschen Handels­und Zollpolitik.

Wenn in der deutschen Handels- und Zollpolitik in Bezug ayf Handelsverträge und Zollgesetzgebung Fehler gemacht worden sind, so ist dies meistens dadurch geschehen, daß die Verträge wie auch die Zollgefetze vielfach zu hastig und ohne umfassende Untersuchung zu Stande kamen. Meist verhinderte auch ein unverkennbarer leidenschaftlicher parteipoli­tischer Zug während der betreffenden Reichslagsver­handlungen die gründliche Beurteilung der Zoll- und Handelsfragen. Durch die Schöpfung eines wirt­schaftlichen Ausschusses, der Gutachten in Zoll- und Handelsfragen abzugeben hat, soll nun von langer Hand eine gründliche Durchforschung des riesigen Materials zur Unterlage für die Reform der künf­tigen deutschen Handelspolitik erreicht werden. Auch besteht die Absicht, dem zur Vorbereitung und Begut­achtung handelspolitischer Maßnahmen demnächst zusammentretenden wirtschaftlichen Ausschuß die Er­füllung seiner Aufgabe daourch zu erleichtern, daß das einschlägige gesetzgeberische und statistische Material gesammelt, gesichtet und in handlicher Form den Mitgliedern des Ausschusses zugängig gemacht wird. Diesem Zweck dient u. A. die jetzt im Reichsamte des Innern in zwei Foliobänden fertiggestellte Samm­lung aller in der Periode von 1872 bis 1897 vom Reiche abgeschlossenen Handels- und Schiffahrtsoer- träge. Sie giebt, gesondert in jedes der 45 Länder, mit denen wir in Vertragsverhältnissen stehen oder standen, die seit 1872 getroffenen Abmachungen mit den etwaigen Aenderungen und Kündigungen in chronologischer Reihenfolge wieder, so daß ein Ueber- blick sowohl über die historische Entwicklung wie über den jetzigen Rechtszuftand sich darbietet. Ein Anhang, enthaltend die auf Handel und Verkehr sich beziehendenBestimmungen der internationalen Vor­träge", so des Berliner Vertrags von 1878, der internationalen Literaconvention, der Donauschiff- sahrtsacte und des Suezabkommens, der internatio­nalen Reblausconvent,on und zahlreicher sonstiger Vereinbarungen, ist de-r Fertigstellung nahe. Außer­dem wird auf Anordnung des Staatssekretärts Grafen Posadowsky die statistische Nachweisung des Waren­verkehrs mit den einzelnen Ländern ergänzt und neu gestaltet. In dem. unseren Nationalökonomen und Praktikern bekannten Bande 51 der Reichsstatistik finden sich dahingehende Zusammenstellungen für die Jahre 1880 bis 1889; diese Nachweisungen werden nunmehr für jede- der 66 Ländergruppen, nach denen die deutsche Statistik sich einteilt, auf die Jahre 1890 bis 1896 und amf weitere Warengattungen ausge­dehnt. Für die- Länder, mit denen Deutschland zwei­seitige Tarifverträge abgeschlossen hat, sind daneben noch besondere Untersuchungen über die Entwickelung des Handels int den von diesen Verträgen ergriffenen Positionen veranstaltet, mit Zugrundelegung sowohl der inländischen wie der ausländischen Verkehrsstati­stiken und unter Berücksichtigung der Wirkungen der einer Reibe von anderen Ländern zukommenden Meistbegünstigung. Ferner sollen die Zollsätze des In- und Auslandes nach Warengruppen (Textil­waren, Eisenjwaren, Chemikalien, landwirtschaftliche Erzeugnisse 're.) vergleichend einander gegenüber ge­stellt werdeP; hieran wird sich eine Zusammenstellung der in den ^verschiedenen Staaten gütigen wichtigeren Vorschriften über die Zollabfertigung und Zollzahlung anschließen.! Als eine Hauptaufgabe endlich ist noch die Herbei führung einer auf das In- und Ausland sich erstrebenden Produktionsstatistik anzusehen.

Nagold, Montag den 18. Oktober

Hages-Meuigkeiten.

Nentsches Leich.

* Nagold, 18. Okt. Dem Kirchengemeinderat wurde dieser Tage durch Herrn Dekan Römer die erfreuliche Mitteilung gemacht, daß Herr Privatier Gottlob Knödel die reiche Gabe von 300 ^ zur Beschaffung eines Kronleuchters für die Stadtkirche gespendet hat. Dem hochherzigen Spender wünschen wir, daß er noch viele Jahre in bester Gesundheit den Abendandachten beim Lichte dieses Kronleuchters anwohnen könne.

* Nagold, 18. Okt. Das Fischwaffer in der Nagold von der sog. Schleifmühle bis zur Rohr- dorfer Markungsgrenze nebst demjenigen im Oelfabrik- Kanal wurde auf 200 ^ gesteigert und so verpachtet. Es ist dieser Betrag eine bedeutende Mehreinnahme für den Stadtsäckel, da bisher nur 32 ^ Pacht bezahlt wurden.

Nagold, 18. Okt. Die Postkurskarte von Württemberg für den Winterdienst 1897/98 ge­langt in den nächsten Tagen zur Ausgabe und kann beim K. Postamt um den Preis von 80Psg. für das Stück bezogen werden.

t. Vom hintern Wald, 16. Okt. Gestern mittag um 11 Uhr brach in dem mit einer Schmied- werkftätte versehenen Wohn- und Oekonomiegebäude des Schmiedmeisters Bihler in Ettmannsweiler Feuer aus, das so rasch um sich griff, daß das ganze Gebäude binnen kurzer Frist ein Raub der Flammen wurde. Ueber die Entstehungsursache des Brandes fehlen bis jetzt sichere Anhaltspunkte.

Enzklösterle, 15. Okt. In dem benachbarten badischen Jagdgebiet Kaltenbronn wurden am gest­rigen Tage nicht weniger als 21 Hirsche erlegt.

Bondorf i. Gäu, 17. Okt. (Korresp.) Heute früh 3 Uhr wurden wir durch den RufFeuer" aus dem Schlafe geweckt. Es brannten 6 Wohnhäuser und ebensoviel Scheunen, welche dem Elemente zum Opfer gefallen sind, darunter auch das Gasthaus z.Adler." Einer der Abgebrannten soll, wie man hört, nicht versichert sein. Zum Glück herrschte Wind­stille. Leider herrschte Wassermangel, so daß Gülle verwendet werden mußte; die Feuerwehren von den umliegenden Orten waren bald zur Stelle. Das Feuer soll in der Backküche entstanden sein.

Ueber freiwillige Lehrlingsprüfungen im Jahre 1896 macht der Bericht der Handels- und Gewerbekammern Württembergs folgende Angaben: Es wurden im Berichtsjahr an 70 Orten 1200 Lehrlinge mit Erfolg geprüft und übertrifft dieses Jahr alle vorhergegangenen, denn sowohl die Zahl der Prüfungsorte als auch der Prüflinge ist höher, als in jedem früheren Jahre. Von diesen Lehrlingen waren 146 in kaufmännischen Betriebenthätig, während die übrigen 1063 Gewerbelehrlinge waren. Am stärksten vertreten waren unter diesen die Schreiner­und Mechanikerlehrlinge.

Stuttgart, 12. Okt. Warme Abendkost für die Soldaten vom Feldwebel abwärts soll nun mit dem nächsten Reichsetat pro 1898/99 eingeführt werden. Die Wohlthat trifft 557 446 Mann. Gegen­wärtig wird den Mannschaften reglementsmäßig neben dem Kommisbrot nur ein Frühstück und Mittagessen gewährt. Hiefür sind im Etat ca. 40 Mill. Mark für Mundverpflegung auSgeworfen. Doch werden daneben für diese Verpflegung den Mannschaften noch 13 vom täglichen Sold von 35 iZ in Abzug gebracht, so daß dem Gemeinen für seine übrigen Bedürfnisse, also insbesondere für die Beschaffung ei.-rt. Abendkost, für die Kosten der Wäsche und für die Anschaffung von Putzzeug 22 iZ täglich verbleiben. Seitens der Militärverwaltung hat man schon längst den Plan zur Verabfolgung einer Abendkost gehegt und Versuche und Berechnungen in dieser Richtung angestellt. Dabei hat sich ergeben, daß die Mannschaften gegenwärtig von ihrer Löhnung für eine Abendkost durchschnittlich täglich 7 -4 ver­wenden, sei es zur Beschaffung einer warmen Suppe im Winter oder von Wurst oder Fett zum Kommis­brot im Sommer. Man hat berechnet, daß dieselbe Beköstigung, wenn sie seitens des Truppenteils ein­heitlich beschafft wird, sich für 45 ^ täglich Her­stellen läßt. Alsdann würden sich die Kosten für Beschaffung einer Abendkost für das preußische Kon­tingent auf 8'/- Mill. Mark belaufen und für das

1897.

gesamte deutsche Heer auf etwa 11 Mill. Mark. An sich ist die Gewährung einer Abendkost mindestes in dem beabsichtigten Umfange eine dringende Not­wendigkeit. Der Staat hat die Verpflichtung, dem Soldaten in der Kaserne mindestens eine solche Ver­pflegung zu gewähren, wie sie auch der einfachste Taglöhner sich von seinem Lohn zu verschaffen pflegt. Es ist auch kaum zu begreifen, daß man diese For­derung nicht schon längst erfüllt hat, zumal vielfach von medizinischer und wissenschaftlicher Seite her auf die ungenügende Ernährung der jungen, kräftigen Männer bei angestrengtem Dienst hingewiesen worden ist. Im Reichstag hat die Frage schon mehrfach zu Erörterungen Veranlassung gegeben. Zuletzt wurde die Erörterung dieser Frage eingeleitet durch den Abgeordneten Schädler im Winter 1895. Der Antrag Schädler auf Empfehlung der Abendkost gelangte im Plenum nun zur Annahme mit der Klausel:Sobald es die Finanzlage gestattet." In­zwischen hat sich ergeben, daß das Jahr 1896/97 zu Gunsten des Etats von 1897/98 einen Ueberschuß von 28 Mill. im Reichshaushalt ergeben hat, der in den Etat von 1898/99 einzustellen ist. Da in dem gegenwärtigen Etat nur ein Ueberschuß aus 1896/96 mit 12 Mill. eingestellt ist, so giebt sich schon hieraus eine Verbesserung des Etats von 16 Mill. Mark, welche mehr als ausreichend ist/für eine Summe von 1112 Mill. Mark, wie sie die Ge­währung einer Abendkost an die Mannschaften er­fordert, Deckung zu gewähren.

Stuttgart, 14. Okt. Evangelischer Bund. In der von etwa 100 Delegierten besuchten Der- trauensmänner-Versammlung des württembergischen Landesvereins des Evangelischen Bunoes, welche gestern im Herzog Christoph tagte, berichtete Prof. Dr. Hieber über die Verhandlungen der vor kurzem in Krefeld stattgehabten Hauptversammlung des Bundes. Die von dieser Versammlung gegenüber der CanisiuS-Encyklika eingenommene Stellung fand die volle Zustimmung der Delegierten. Stadtpfarrer Dr. Haller-Ludwigsburg besprach sodann eingehend die geplante Verfaffungsreviston. Als Ergebnis dieser Besprechung gelangte eine Resolution zur ein­stimmigen Annahme, in welcher die Erwartung aus- gesprochen wurde, daß die evangelische Kirche mit Rücksicht auf ihre seitherigen Landschaftsrechte, so­wie auf ihr vom Staat eingezogenes Kirchengut und ihre Bedeutung im Volksleben eine numerisch stärkere Vertretung in der ersten Kammer erhalte, als durch den Entwurf eines Verfassungsgesetzes vom 6. Juli 1896 betr. Abänderungen des neuen Kapitels der Verfaffungsurkunde vorgesehen sei. Durch eine in demselben Zahlenverhältnis (8: 13) wie der Ritter­schaft in der ersten Kammer gewährte Vertretung würden der evangelischen Kirche wenigstens 4 Sitze in der Kammer der Standesherrn zufallen, wodurch die in weiten Kreisen des Volkes empfundene Be­unruhigung, daß in dieser gesetzgebenden Körper­schaft da- evangelische Element zu wenig zur Geltung komme, vermindert würde. Die Resolution soll so­wohl dem ständischen Ausschuß als auch dem evang. Konsistorium und der Landessynode zur Kenntnis­nahme unterbreitet werden. Bei der Neuwahl des Ausschusses wurde an Stelle des aus Gesundheits­rücksichten zurücktretenden seitherigen Vorsitzenden Ed. Elben, der zum Ehrenpräsidenten ernannt wurde, Prof. Dr. Hieber gewählt.

Stuttgart, 15. Okt. Der Druck desBeob­achters", der der Vereinsdruckerei auf 1. Januar 1898 gekündigt wurde, ist dem Süddeutschen Ver­lagsinstitut übertragen worden.

Kirchheim n T.. 14. Okt. Der Gasthof zum Deutschen Haus", Besitzer H. Brodveck m Eßlingen, ist heute an die Aktienbrauerei Rettenmeyer-Stuttgart um die Summe von 78,000 ^ übergegangen und ist der Kauf vom Aussichtsrat bereits genehmigt. Die Gesellschaft beabsichtigt einen großen Saal zu erstellen. Außerdem steht dieselbe mit verschiedenen Bierwirt- schasten des Bezirks in Kaufverhandlung.

Mühlacker, 14. Okt. Die beiden Geleise der Bahn von hier nach Pforzheim sind jetzt bis auf eine Strecke von etwa 300 Meter mit eisernen Schwellen, die aus Bochum kommen, versehen worden. Uebrigens werden wahrscheinlich auch noch in diesem Jahre die Holzschwellen der erwähnten Strecke durch eiserne ersetzt werden.