die Heilbronner Landesversammlung bezüglich der Lebenlänglichkeit der Ortsvoffteher erklärte sich die Versammlung mit jenen Beschlüssen einverstanden. Es kam der Wunsch zum Ausdruck, daß den jetzt geprüften Verwaltungskandidaten das Recht der Grundbuchführung gewahrt werden sollte. Auch die neue Steuergesetzgebung wurde besprochen, ohne daß jedoch ein bestimmter Beschluß gefaßt wurde. DaS Kautionswesen der Gemeindebeamten wurde als ver­altet und nicht mehr zeitgemäß bezeichnet. Es sei durch die Höhe der verlangten Kaution gar manchem tüchtigen Kandidaten die Bewerbung unmöglich ge­macht; es wäre deshalb zu wünschen, daß die Kaution wie bei den Staatsverwaltungen nach bestimmten Sätzen geregelt würden. Es wurde beschlossen, den Landesverband zu ersuchen, zu dieser Frage Stellung zu nehmen. Am Schluß der Versammlung erhielt Stadtschultheiß Glükher in Anerkennung seiner Verdienste um das Zustandekommen und das Ge­deihen des Vereins eine Ehrengabe. Die nächste Versammlung wird in Balingen stattfinden. Der Frühschoppen im Pfauen, das im Paradies hier eingenommene Mittagsmahl und die gesellige Abend­unterhaltung in der Sonne ließen bei gutem Stoff die Trockenheit der Beratungsgegenstände wieder vergessen.

Cannstatt, 10. Okt. Die Volksfesteinnahmen der Stadt betrugen ca. 38 600eine noch selten erreichte Summe.

Balingen, 11. Okt. Die neuerbaute Frauen­arbeitsschule hier wird am 15. ds. Mts. eröffnet werden. DaS stattliche Gebäude ist nach dem Muster der Reutlinger Anstalt neu eingerichtet worden. Drei geräumige, Helle Säle sind für die Frauenarbeitschule bestimmt, ein Saal ist für die Industrieschule vor­gesehen. An den Abenden wird die weibliche Fort­bildungsschule die Räumlichkeiten benützen. Im Souterrain werden für einen abzuhaltenden Bügel- kurs Bügelöfen mit je 12 Plätteisen aufgestellt. Für Töchter aus ländlichen Familien soll ein außerordent­licher Winterkurs gegeben werden.

Balingen, 13. Okt. (Korresp.) Die Errichtung einer Telephonanstalt hier mit öffentlicher Sprech­stelle ist genehmigt. Dieselbe wird an die Leitung EbingenTübingen angeschloffen werden; Umschalter ist Tübingen.

Frommer», 13. Oktbr. (Korresp.) Die von einem Ebinger Unternehmer in der Nähe des hies. Bahnhofes erstellte Dampfziegelei mit sehr geeigneten Lehmlagen in nächster Nähe, Maschinen und Hand­werkszeug wird dem Verkaufe ausgesetzt. Auch können die Pläne über die noch zu erstellenden Gebäude miterworben werden. Das Lehmlager umfaßt etwa 1?/- Hektar Wiesengrund.

Heilbronn, 11. Okt. In einer hier abgehal­tenen Weingärtnerversammlung wurde eine Resolution beschlossen, in welcher an die bürgerlichen Kollegien das Ersuchen gerichtet wird, Schritte ein- zuleiten, um durch Vermittlung der Stadtverwaltung die von der K. Staatsregierung in Aussicht gestellten Darlehen zu erhalten. Diese Darlehen sind bis 1. April 1899 unverzinslich und dann bis 1902 zu 2 "/, woran die Gemeinde 1 °/° zu tragen hat, er­hältlich. Es wurde empfohlen, die dargebotene Dar­lehensgelegenheit namentlich zur Wiederherstellung, Verbesserung und Verjüngung der Weinberge zu be­nützen. Seither waren aus Heilbronn derartige Unterstützungsanlehen nicht nachgesucht worden, da­gegen haben sich zur Verteilung der gesammelten Gaben von hier 370 Unterstützungsbedürftige gemeldet. I« der Versammlung wurven ferner Mitteilungen! gemacht über die zur Linderung des Notstandes in! Aussicht genommenen Meliorationen und nützliche, Winke und Ratschläge erteilt. >

Die Gefangenen," entschied dieser,zum Depot; fort mit ihnen nach Berlin! Gute Nacht mein Sohn!"

Gut' Nacht, Ex'lenz!"

Trotz der Müdigkeit und des Ernstes nach einer Schlacht wurde doch im Zuge Leutnant von Astes viel gewitzelt.

Seht Jhr's nun, wie er sich gehalten hat, der Bäuchle?" meinte der Leutnant. Und ein junger Offizier des Nachbarzuges fragte neugierig:

Nun sagen Sie, mein braver Bäuchle, wie haben sie das nur angefangen?"

Nu ja," gab unser Meister Ignaz gutmütig zu,im Rauf war'n mi die sechs üba, da Hab' ich s' niedag'sauft, das hab'n s' halt nimma vertrag'n könne!"

Man lachte hell auf und schlief dann den Schlaf des Gerechten. Erst um 10 Uhr des Morgens ward zum Appell geblasen.

Ignaz CreScenz Bäuchle war aber schon seit 7 Uhr auf den Beinen, putzte beide Pferde des Leutnants, reinigte dessen Waffen und Kleider und mit gutem Appetit die Morgensuppe, welche bereits in Kesseln brodelte. Eben wollte er noch nachträglich Hand an seine schmutzigen hohen Stiefel legen, als die Trompeten schmetterten und er schnell sattelte.

Endlich saß auch Ignaz zu Pferde und trottete hinter dem Leutnant her. Das Regiment nahm Aufstellung und die Vorgesetzten inspicirten ihre Untergebenen.

Mergentheim, 12. Okt. (Korresp.) Am Sams­tag Abend hielt im Gewerbeverein vor zahlreichen Gästen Reichstagsabgeordneter Augst-Gerabronn einen äußerst interessanten zweistündigen Vortrag über die Organisation des Handwerks und die neue Gewerbe­ordnung. Des weitern hat sich die Versammlung einstimmig für Errichtung einer und nicht mehrerer Handelskammern ausgesprochen. Gestern Nach­mittag hielt der Reichstagsabz. Augst ebenfalls einen Vortrag über das oben genannte Thema in Niederstetten.

Von der badischen Grenze, 12. Okt. Dieser Tage wurden in Hettingbeuren der Bürgermeister sowie zwei Gemeinderäte und der Polizeidiener in Haft genommen.

Pforzheim, 11. Okt. Tine Notiz über seine Aeußerung in der Diskussion überKommunal­politik" im KarlsruherSozialwissenschaftlichen Kursus" stellt Dr. Richter von hier in folgender Weise richtig: Ich sagte gelegentlich derUnter­stützung des Kleingewerbs in Pforzheim", die Stadt habe, da die elektrische Kraft sich sehr gut verteilen lasse, bis zu */s» ?8 (nicht 30 ?8), eine elekirische Kraftstation eingerichtet, aus der man kein > Geschäft machen wolle und deshalb die Kraft an die kleinen Industriellen zum Selbstkostenpreis (nicht gratis) abgebe, das Licht aber als Luxusartikel ent­sprechend höher berechne. Dies habe sich so bewährt, daß man jetzt nach 2 Jahren schon vor der Erbauung einer Filiale stehe, größer als das ursprüngliche Werk.

Bruchsal, 11. Okt. Großer Gefahr war heute vormittag der 9*/r Uhr hier eintreffende badische Schnellzug 1 (Berlin-Leipzig-Frankfurt-Basel) aus­gesetzt. Mit voller Geschwindigkeit fuhr derselbe auf den Bahnhof ein, ein schriller Pfiff ertönte und im Nu hatte der Zug, statt zu halten, den Bahnhof paisiert. Erst an der Ausfahrtsweiche gegen Karls­ruhe wurde der Zug durch Anziehen der gewöhnlichen Bremsen zum Stehen gebracht, worauf er wieder zur Station zurückfuhr. Wie sich herausstellte, funktionierte die Bremsvorrichtung nicht und zwar soll dieselbe schon von Heidelberg ab nicht im stand gewesen sein, indem sie schon zwischen der Lokomotive und dem ersten Wagen nicht verbunden gewesen sei. Wäre das Ausfahrtsgleis von hier gegen Karlsruhe nicht frei gewesen, so wäre ein großes Unglück un­vermeidlich gewesen, ganz abgesehen davon, daß der Zug auf der Strecke Heidelberg-Bruchsal, wenn irgend etwas in dem Weg gewesen wäre, nicht rasch hätte anhalten können, er also ebenfalls in großer Gefahr war.

Nürnberg, 10. Okt. Als Zeichen der Zeit mag es erwähnt werden, daß das Auftreten der Lona Barrison dahier solche Anziehungskraft aus­übt, daß das nur auf eine Woche berechnete Gastspiel um eine weitere Woche verlängert wurde. Jeden Abend bei dem Erfcheinen der Barrison machen sich einige Zischlaute bemerkbar, dieselben werden aber sofort durch Applaus überstimmt. Bei dieser Ge­legenheit sei bemerkt, daß der durch seine Prozesse gegen die Barrisons bekannte Redakteur desArtist", Otto in Düsseldorf, eigens hieher gereist ist, um persönlich gegen die Barrison zu wirken. Er hat auchVorstellungen dahierbeigewohnt.Nicht uninteressant ist es, daß unsere Stadt nicht weniger als 4 Variötö- theater zählt. Der VereinFcauenwohl" plant die Errichtung eines Wöchnerinnenheims.

Berlin, 12. Okt. Anläßlich des 50jährigen Jubiläums von Siemens und Halste fand heute in dem alten Geschäftshause der Firma eine Feier statt. Karl Siemens verlas eine Stiftungsurkunde über die Stiftung von 1,000,000 Mark zu Gunsten von Beamten und Arbeitern. Staatsminister Delbrück brachte die Glückwünsche des Vereins zur Förderung des Gewerbefleißes, Geh.-Rat Herz die der Berliner Kaufmannschaft dar.

Sergeant Kipperl, ein alter Knasterbart des Re­giments, sah heute Morgen sehr ungnädig drein. Schon oft hatte er Proben seines Mutes abgelegt und nun mußte er erleben, daß ihm dieser grünschnablige Osfiziersbursche sogar mit dem eisernen Kreuze zu­vorkam! Ja, gab es denn auch noch eine Gerech­tigkeit?

Unwillig brummte er, wenn er bei seinen Leuten auf Schmutz und Unordnung fließ; bei Ignaz aber hielt er länger an und meinte:

Nicht mal die Stiefeln g'wichst, Mann das geht nimma gut!"

Herr Ignaz lächelte ein wenig und gab dann trocken zurück:

Schauen's Herr Sergeant, wenn mein Unter­teil ein wenig's schmutzig ist, das Oberteil ist a Portion besser!"

Dabei schlug er auf daS eiserne Kreuz an der Brust.

Aber die Stiefeln, Mann, die Stiefeln!"

Schad't a mal gar nix'" meinte jedoch Ignaz ungerührt durch den Eifer des Vorgesetzten,hab'n gesta an d' Franzosen so viele Wichs' auS'gteilt, daß es halt ka Wund'c ist, wenn'S uns selba heut' dran fehlt!"

Ein allgemeines Gelächter trieb den erbosten Kipperl von dem Gegenstände seines Unmutes hin­weg, heute aber sah man auch von Aste einmal lächeln.

A S S l a s

Paris, 12. Okt. In Belley bei Lyon wurde ein 28jähriger Bauernsohn Namens Bacher festge­nommen, der eingestand, 7 Knaben und Mädchen und eine alte Frau ermordet und verstümmelt zu haben.

Madrid, 11. Okt. Einer New-Aorker Meldung zufolge, sind die Befreier der Sennorita EisneroS aus dem Gefängnis zu Havanna drei Reporter de- New-Aorker Journals. Bekanntlich war Frl. Eisneros beschuldigt, an einer Verschwörung gegen den Gouverneur der Insel Pinos beteiligt zu sein. DerFrkf. Ztz." wird noch aus New-Aork gemeldet: Die That der drei hiesigen Journalisten, die Fräulein Evangelina Eisnores in Havanna aus dem Kerker befreiten, findet den größten Beifall, von einem Ende Amerikas bis zum andern. Die drei Retter würden, wenn sie sich öffentlich zeigten, wie die größten Sieger empfangen werden. Shermsnn sagte, er sei erfreut über ihre Rettung. Diese Aeußerung wird in den offiziösen Kreisen Washingtons bedauert, da sie die Spannung mit Spanien verschärft und Amerikas Stellung anderen Kabinetten gegenüber verschlechtert. Man bezweifelt kaum, daß der spanische Gesandte, der jetzt abwesend ist, bei der Rückkehr die Ver­haftung und Auslieferung der Gefangenen und ihrer Retter verlangen wird, welches Gesuch Amerika aus verschiedenen Gründen würde ablehnen müssen.

Madrid, 12. Okt. Der Ministerrat beschloß, daß Marschall Blanco sich am 29. ds. nach Kuba einschiffen solle. Inzwischen soll General Castellano- amtlich mit der Leitung auf Kuba betraut werden. Hinsichtlich der Philippinen wird der Minister­rat den Plan, die Verluste der Armee durch Ausbil­dung eingeborener Freiwilliger zu decken, noch weiter verfolgen.

London, 9. Okt. Wie der Londoner Bericht­erstatter derBirmingham Post" von diplomatischer Seite erfährt, schweben gegenwärtig zwischen der britischen und italienischen Regierung Verhandlungen wegen Baus einer Eisenbahn vom Sudan nach dem Roten Meer. Vor einiger Zeit wurde beschlossen, in der Angelegenheit keine weiteren Schritte zu thun, bevor nicht Kassala endgültig abgetreten worden sei; manscheint von diesem Beschluß jedoch zurückgekommen zu sein, denn obwohl die Kassala-Frage noch nicht entschieden ist, sind die Verhandlungen wegen des Bahnbaues so weit vorgeschritten, daß die Ver­messungen gemeinsam haben beginnen können.

Konstantinopel, 10. Okt. In der gestrigen Audienz überreichte der deutsche Botschafter Freiherr von Saurma-Jeltsch ein eigenhändiges Schreiben des Kaiser Wilhelm. Nach Wiener Blättern enthielt das Schreiben den Dank des Kaisers für die ihm von dem Sultan gesandten Kanonen.

In allen Teilen der Vereinigten Staaten von Amerika macht sich jetzt ein lebhafter wirt­schaftlicher Aufschwung bemerkbar. Die Farmer haben wieder Geld und die besten Aussichten, noch mehr zu bekommen, und der reichlichen Weizenernte, die für die Landwirte eine Einnahme von 300 Mill. Dollars bedeutet, folgt eine eben so reiche an Baum­wolle, denn sie wird in diesem Jahr im Süden über 10 M llionen Ballen betragen, was eine Einnahme von 300 bis 400 Millionen Dollars verspricht. Auch die Obsternte, namentlich im Süden und Westen, ist ungemein reichlich ausgefallen, und es werden gute Preise erzielt. Auf industriellem Gebiet macht der wohlthätige Umschwung sich ebenfalls allenthalben fühlbar, wenn auch noch nicht so intensiv, wie in den landwirtschaftlichen Staaten, da geraume Zeit vergehen muß, ehe der günstige Einfluß, den die blühende Landwirtschaft auf die Industrie ausübt, sich voll äußern kann.

Unser braver Offizier und sein Bursche machten den ganzen Feldzug mit, der Leutnant stets so schwer­mütig wie zum Anfang unserer Erzählung, Ignaz Bäuchle stets so gleichmütig wie bei seinem Leib­stückchen gegen die Turkos. Zum Manteuffelschen Corps abkommandirt, kämpften beide später gegen Bourbaki. Hier ereilte sie alle beide Freund Mors; auf dem Schlachtfelde zu Pontarlier ruhen sie zu­sammen, der Leutnant und sein braver Bursche; sie schlafen und harren des Weckrufes, den einst der Oberkommandeur im Himmel wird ertönen lassen. Im Regiment des Chevaulegers aber lebt heute noch der Nime: Ignaz Crescenz Bäuchle..(Schw. Kl.)

Ein kleiner Unterschied. Ein Sleuerauf- seher kommt zum Hansenbauer und sieht auf dessen Tisch ein Notizbuch liegen, in dem steht:Dem Ochsenwirt 15000!" Wart, denkt er, dich will ich kriegen! und zeigt ihn an, er habe dem Ochsenwirt 15000 Mark geliehen und die nicht versteuert. Der betreffende Steuerbeamte läßt ihn kommen und fragt ihn, ob es wahr sei, daß er dem Ochsenwirt 15000^ geliehen habe.Fällt mir nicht ein!" ist die kurze Antwort. Aber in Eurem Notizbuch steht doch: Dem Ochsenwirt 15000!"Ja Herr, das steht wohl darin, und es wär' schon recht, wenn das Mark wären, aber so sind's bloS 15000 Stück Rübensetzlinge, die er bei mir bestellt hat!" Tableau!