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Amts- und Intelligenz-Blatt für den Oberamts -Bezirk Nagold
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161.
Nagold, Donnerstag den 14. Oktober
1897.
Amtliches.
Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betr. dieAbhaltung eines Un- terrichtsknrses für Fischzucht in Hohenheim.
Mit Genehmigung der K. Ministerien des Innern sowie des Kirchen- und Schulwesens und im Einverständnis mit der K. Jnstitutsdirektion in Hohenheim wird ein dreitägiger theoretisch-praktischer Fischereikurs am 28., 29. und 30. Dezember 1897 in Hohenheim stattfinden.
An den genannten Tagen werden die Professoren Dr. Sieglin und Dr. Klunzinger populäre Vorträge über die wichtigsten Nutzfische, die natürliche und künstliche Vermehrung derselben, Teichanlagen und Teichwirtschaft, Fischfang. Krebszucht u. s. w. in Verbindung mit praktischen Demonstrationen halten.
Der Unterricht ist unentgeltlich.
Anmeldungen sind vor dem 15. Dezember d. I. an den Leiter des Kurses Prof. Dr. Sieglin in Hohenheim zu richten. Da der Kurs auf höchstens 25 Teilnehmer eingerichtet werden soll, müßte für den Fall, daß mehr Anmeldungen ein- gehen, Vorbehalten werden, eine Auswahl derart zu treffen, daß die verschiedenen Landesteile möglichst gleichmäßige Berücksichtigung finden. Diejenigen Angemeldeten, welche nicht mittelst besonderen Schreibens auf einen späteren Kurs verwiesen werden müssen, wollen sich am 28. Dezember d. I, vormittags 9 Uhr in dem Hörsal Nr. 2 der Akademie in Hohenheim einfinden.
Um die Teilnahme an dem Kurs auch Minderbemittelten zu erleichtern, stellt solchen der württ. Landesfijchereiverein die Vergütung der Hälfte der Auslagen für eine Rückfahrkarte III. Klasse der Eisenbahn, sowie einen Betrag von 5 ^ zu den Kosten des Aufenthalts in Hohenheim in Aussicht. Bezügliche Anträge sind mit der Anmeldung zu stellen.
Stuttgart, den 5. Okt. 1897.
In Vertretung: Krais.
Herrn GVeramtsbammWart Kihler irr Wald- d«rf gerichtet werden.
Die Herren Ortsvorstehev werden beauftragt. Vorstehendes in den Gemeinden allgemein bekannt zu machen und darauf hinzuwirken, daß gegen die Obstbaumschädlinge energisch vorgegangen wird, insbesondere wollen dieselben auch dafür Sorge tragen, daß seitens ihrer Gemeinde sofort das erforderliche Quantum Raupenleim bestellt wird und die Gemeindebäume mit Klebringen versehen werden.
Nagold, den 13. Oktober 1897.
K. Oberamt. Ritter.
Zu der ersten höheren Finanzdienstprüfung sind u. a. für zulafsungsfähig erkannt worden: Paul Hitler von Altensteig-Dorf, Theodor Holder von Bompelscheuer, Gde. Enzthal, Theodor Hornberger von Spielberg.
A« die Gemeindebehörden «nd an die Obstbanmlefitzer.
Zur Vertilgung des so schädlichen Krastnachk- spanners ist es dringend angezeigt, daß die Obstbaumbesitzer ««verweilt ihre Kernobstbäume von abgestorbener Rinde und von Moos reinigen, sodann die Stämme mit Kalkmilch anstreichen und wiederum mit den bekannten Klebrirrge« (mit Ra«penleim) ca. 1 Mtr. vom Erdboden entfernt, versehen. Außerdem soll die Baumscheibe umgegraben werden.
Auf älteren Bäumen mit rauher Rinde sollte der Raupenleim unmittelbar auf die Rinde aufgestrichen werden. Für Kefchass««g -es Raupenleims wird der Bezirksobstbauverein auch in diesem Jahr wieder Sorge tragen. Bestellungen auf Raupenleim und Leimbandpapier wollen «nveezüglich an den
Gestorben: 11. Okt.: Robert Obermüller, Rechnungsrat in Stuttgart. 12. Okt.: Julius Goes, Oberbürgermeister in Tübingen, 67 I. a. 12. Okt.: Luise Weismann, geb. Klett, StadtpflegerS Wwe. in Heilbronn.
tzüges-Keuigketten.
Deutsches Aeich.
—r. Nagold, 12. Okt. (Weiterer Bericht.) In dem mit Tannenreis prächtig geschmückten Saale des Gasthofs zum „Hirsch" in Wildberg fand gestern eine außerordentliche Hauptversammlung des Fischereivereins vom „oberen Nagoldthal" statt, welcher auch Herr Oberamtmann Ritter anwohnte. Leider war dieselbe nicht so zahlreich besucht, wie es die Bedeutung der Versammlung erheischt hätte, indem von den 68 Mitgliedern des Vereins nur ca. 20 anwesend waren. Auf der Tagesordnung standen zwei Punkte: 1. Erstattung des Berichts vom abgelaufenen Vereinsjahr und 2. Neuwahl eines Vorstandes, da der bisherige, Herr Forstrat Hopfengärtner, unfern Bezirk in nächster Zeit verlassen wird. Die Einnahmen betrugen 132 die Ausgaben 111 ^ 42 -H, so daß ein Ueberschuß von 20 ^ 58 in der Kasse verbleibt. Auf Vereinskosten wurden im letzten Jahre 2000 junge Forellen, 2000 Saiblinge und 2000 Lochlöoen (schottische Forellen) der Nagold übergeben, während von denjenigen Vereinsmitgliedern, welche von der Erlaubnis, Fische während der Schonzeit zu fangen, Gebrauch gemacht hatten im ganzen über 40,000 junge Forellen in die Gewässer des Bezirks eingesetzt wurden. Für drei erfolgreiche Anzeigen von Fisch dieben wurden an zwei Forstwarte Prämien im Betrag von zusammen 9 ^ verwilligt. Vorstand Hopfengärtnerbittet nun die Neuwahl vorzunehmen. Ausschußmitglied Lorenz Luz in Altensteig dankt dem bisherigen Vorstand für seine Mühewaltung und schlägt vor Oberamtmann Ritter durch Akklamation zu wählen, was dann auch geschah. Dieser erklärt sich dankend bereit, dieses Ehrenamt anzunehmen
und bittet um die Unterstützung der Mitglieder. Auf seinen Vorschlag hin wird Herr Forstral Hopfe ngärtner zum Ehrenvorstand gewählt. Unsre besten Wünsche begleiten ihn. Möge er unsrem Verein auch fernerhin gewogen bleiben! Zum Schluß wurden noch verschiedene, die Fischzucht betreffende, Punkte insbesondere über die fremden Fischsorten (Saiblinge rc.) besprochen. Die nächste Hauptversammlung wird im Februar k. I. in Altensteig abgehalten werden.
Nagold, 13. Okt. (Einges.) Vor einem Jahrzehnt kaufte Einsender dieses in einem besseren Geschäft der Residenz Wollmatratzen. Wie sehr er dabei angeschmiert wurde, zeigte sich bei einer nötigen Reparatur. Statt Wolle kam ein buntes Allerlei zum Vorschein: leinene Fäden, Stücke von alten Teppichen, Haare, mit der Maschine zerkleinerte Kleiderreste, kurz — lauter meist ekelhafter Schund. Ebensolches Zeug enthielt eine hygienische Matratze, welche auf Anordnung des Arztes seinerzeit auch in Stuttgart von einem fußleidenden Herrn einer Nachbarstadt gekauft worden war. Anläßlich einer Reparatur kam auch bei dieser teuren Matratze der Schatz zum Vorschein. Darum: Vorsicht beim Einkauf von Wollmatratzen! Lieber einkaufen bei Sattlermeistern mit reellem Geschäftsbetrieb in unserem Oberamt als für — und sei es hygienische — Schwindelware viel Geld nach auswärts schicken.
* Oberthalheim, 11. Okt. Hier soll auf Anregung de- Hrn. Schultheiß Klink ein Darlehenskassenverein gegründet werden.
* Hochdorf, 13. Okt. Das Gasth. z. „Rose" hier wurde von Sonnenwirt Weber in Freudenstadt um 26 500 ^ käuflich erworben.
Tübingen, 12. Okt. Heute Nacht ist Oberbürgermeister Gös nach längerem schwerem Leiden verschieden.
Stuttgart, 11. Okt. Während der Dauer des dermaligen Winterfahrplans werden — wie dies teilweise schon früher der Fall — Wagen I. Klasse auf den nachfolgenden.Bahnstrecken nicht geführt:
I) Rottweil-Villingen, 2) Pfullendorf-Altshausen, 3) Leutkirch-Jsny, 4) Bietigheim-Backnang, 5) Lud- wigsburg-Beihingen-Marbach, 6) Marbach-Beilstein, 7) Nagold-Altensteig, 8) Reutlingen-Münstngen, 9) Waldenburg-Künzelsau, 10) Schiltach-Schramberg,
II) Lausten a. N.-Güglingen, 12) Schuffenried- Buchau, 13) Heilbronn-Eppingen, 14) Untertürkheim Güterbahnhof-Kornwestheim-Güterbahnhof.
Rottweil, 11. Okt. Eine Versammlung der Körperschaftsbeamten des Schwarzwaldgaues tagte heute im Rathaussale hier und feierte zugleich das 10jährige Bestehen des Vereins. Es halten sich über 50 Teilnehmer eingefunden. Der Vorstand, Stadtschultheiß Glükher von hier, begrüßte die Versammelten, indem er einen Rückblick auf die Vereinsthätigkeit warf. Nach einem Bericht über
Der tapfere Ossiziersbursche.
(Schluß.)
(Nachdr. verb.)
Er kalkulierte dabei so:
„Geld erhältst Du von den Stricken doch nicht, der blaue Bayer aber wird zahlen. Es könnt' Dir auch schecht gehen, ließest Du ihn im Stich! Warten wir's also ab!"
Er brachte daher so viel Wein herbei, als unser Held nur immer bestellte.
Meister Ignaz übertraf heute Cicero an Beredsamkeit; unme,. mae Tunksprüche wußte er auf stets neue Tugenden der Franzosen auszubrmgen und die Turkos — tranken mit. Der Sergeant war übrigens der erste, der wie ein reifer Mohnkopf zu- siammenknickte. Eben deklamirte er mit hohlem Pathos:
„Iia, Kranes est xranäs, nous eomdattons" (Frankreich ist groß wir kämpfen)
„?our su Zloirs avse--"
(Für seinen Ruhm mit-)
Das Wort „aplomb" (Zuversicht) blieb ihm im Halse stecken, er wankte und fiel wie ein angeschlagener Stier schwerfällig zur Erde. Der Wirt ergänzte seinen letzten Vers etwas unpoetisch durch ein halblautes „ooolwn" (Schwein) und beeilte sich dann, Meister Ignaz zu bedienen, welcher lachte, daß ihm die Augen thränten und darauf rief:
„Ich Hab' heut a großen Dorscht; Wein her, Herr Wirt!"
Sein bayrischer Magen konnte von der edlen Flüssigkeit, Wein genannt, ein ganzes Faß voll vertragen. So zechte er mit den übrigen weiter, bis von ihnen einer nach dem andern mit lallender Zunge niedersank.
Nun wischte sich Meister Ignaz den Schweiß von der Stirn und seufzte:
„Das war a schwer Stück'l!" Sprachs, schnallte seine Plempe um und befahl dem Wirt, seinem Pferde Hafer, ihm selbst aber eine gute Mahlzeit zu geben. Er brzuhlte alles was er bestellt hatte, bar und lachte:
„Den Rest laß Dir von den Malefiz Kerla da gebe!"
Er stülpte den Helm mit der Raupe auf den breiten Schädel, zog aus der Satteltasche seines Roland einen langen Strick und band an diesen die sechs tapferen französischen Ritter ohne Furcht und Tadel fest, deren Waffen er in den Bach warf, dann saß er auf, zog die Plempe und bearbeitete die Posterioria der Schläfer mit der flachen Klinge:
„Sakra, attankschohn, wuh rewellkjeh wuh!"
(^.ttvnticm, von» reveille? vous! — Achtung, erhebt euch!)
Als er aber die komischen Geberden der Erwachenden sah, welche ihre Waffen vermißten und
sich in der Hand des Feindes sahen, da lachte er:
„Hu, pu! Ja, wo sarm (vos armes — eure Waffen) sind futsch! I Hab' sie in'n Bach g'worfen! Awank, mähschöh, (avant, messienrs — vorwärts, meine Herren!) in'S Prison mit euch. Malefix Korla!"
Die Franzosen begriffen seine Demonstrationen sehr schnell und hatten für seine Grammatik ein feines Ohr. So trieb er seine Gefangenen vor sich her, bis er am Abend, als längst die Biwakfeuer brannten, mit seinem heulenden Sextett in's Lager zettelte. Bei diesem Anblick erhob sich ein homerisches Gelächter, welches sich blitzschnell bis zum Zelte de- Generals fortpflanzte.
Mit den Worten: „Was giebt's, Kinder?" trat derselbe p'.ötzlich unter seine Leute. Als man ihm nun Bäuchle und seine sechs Gefangenen vorführte, lachte er ebenfalls laut auf und meinte dann:
„ES sind die Schwabenstreiche doch noch nicht ausgestorben; nimm hier, mein Sohn, den Lohn für Deine Bravour!"
Und er heftete unserem Helden das eiserne Kreuz an die Brust.
Meister Ignaz starrte zuerst den General, dann das Zeichen kriegerischer Tapferkeit auf seiner Brust an, worauf er sich gegen seine Gefangenen also ex- spektorirte:
„Herr General, Ex'lenz, Hab' nur ma Möglichst'- g'than! Attankschohn, Malefix Turkos, hört's jetzt, was Sr. Ex'lenz b'fehl'n!"