Zeit verschiedene Unteroffiziere, die ihre Mannschaften Esel" oderSchafsköpfe" titulierten, mit je drei Tagen Mittelarrest bestraft worden.

Stuttgart, 11. Okt. (Korresp.) Die württ. Staatseisenbahnen haben gegenwärtig einen außer­gewöhnlich starken Güterverkehr zu bewältigen. Neben den regelmäßig verkehrenden Güterzügen laufen bei­nahe sämtliche Bedarfsgüterzüge und auf einigen Strecken außerdem noch täglich Sonderzüge. Die Sonntagsruhe im Güterzugsverkehr konnte gleichwohl bis jetzt aufrecht erhalten werden.

Ludwigsburg, 11. Okt. (Korresp.) Anläßlich des Geburtsfestes I. M. der Königin prangten die Kasernen wie die meisten Häuser im Festgewande. Die Kasernen wie die meisten Häuser waren mit Fahnen, Wappenschildern, Guirlanden und Kränzen überaus reich und geschmackvoll dekoriert, besonders hob sich die Kaserne des Ulanenregiments Nr. 20 hervor, dessen hoher Chef I. M. die Königin ist. Schon am Abend zuvor war besagte Kaserne, sowie das Kasino geschmack- und prachtvoll illuminiert. Die Soldaten wurden in ihren Kasernen festlich gespeist, die Offiziere vereinigten sich in ihren Kasinos zu einem Festesten. Se. M. der König und I. M. die Königin sowie Ihre Kgl. Hoheit Prinzessin Pauline wohnten dem Gottesdienste in der Garnisonskirche bei. Vom Rathaus aus bewegte sich ein stattlicher Festzug zur Stadtkirche, voran die Geistlichkeit, die Spitzen der Staats-, Korporations- und Städtische Beamte, sowie des Schützenkorps und der Krieger­vereine K. Wilh. II.

Heubach, 11. Okt. (Korresp.) Wie aus guter Quelle verlautet, soll von der sozialdemokratischen Partei demnächst am hiesigen Platze eine Versamm­lung einberufen werden. Da die Haltung derselben bei der letzten Ersatzlandtagswahl resp. Stichwahl eine vollständige Entrüstung unter den hiesigen Bürgern hervorrief, so ist man auf den Verlauf einer solchen Versammlung gespannt.

Pfeffingen, 9. Okt. (Korresp.) Der Kirchenbau geht rasch seiner Vollendung entgegen und dürste die Einweihung, wie geplant, am 1. Dezember vorgenommen werden. Der Turm wird in Bälde aufgerichtet; die neue Orgel trifft in nächster Woche ein.

Hall, 10. Oktbr. In dieser Woche hat die hiesige Gewerbebank ihr eigenes Haus, den vorm. Gasthof z.Traube" bezogen, wo die Bureaux nun­mehr in schönen, Hellen geräumigen Lokalen unter­gebracht worden sind.

Ulm, 8. Okt. Gutem Vernehmen nach steht die Ernennung des Stadtdekans Weitbrecht in Stuttgart zum Prälaten in Ulm unmittelbar bevor.

Ulm, 10. Okt. Gestern ist Oberbürgermeister Wagner nach Berlin abgereist, um an den Sitzungen des Reichsversicherungsamts teilzunehmen und zugleich mit dem preußischen Kriegsministerivm über die Entfestigung der Stadt Ulm zu verhandeln. Die Militärverwaltung ist zur Abtretung der Festungs­wälle an die Stadt geneigt; nur über den von der Stadt gebotenen Preis von 3Vr Millionen Mark ist noch keine Uebereinstimmung erzielt. Der mit der Stadt Neu-Ulm abzuschließende Vertrag bezüglich der Erbauung einer zweiten Do.iaufahrbrücke unter­halb des Gänsthores, eines Fußstegs an der Adler­bastei und eines Jllerkanals oberhalb Neu-Ulms zur Gewinnung einer Wasserkraft von 900 Pferden ist in den letzten Tagen durch eine gemeinsame Kom­mission einer Schlußredaktion unterzogen worden. Die bürgerlichen Kollegien von Ulm haben den Ver­trag bereits genehmigt; die Zustimmung der Neu- Ulmer Stadtverwaltung soll demnächst erfolgen. Im Zusammenhang der Erbauung der zweiten Fahrbrücke beabsichtigt die Stadt Ulm die von der Frauenstraße ausgehende Bockgaffe vermittelst eines großen Durch­bruchs bis zur Basteistraße und an die neue Brücke weiterzuführen und dadurch die jetzige schwierige Durchfahrt durch den Gänsturm entbehrlich zu machen. Das Durchbruchsprojekt würde über 200,000 Mark kosten, da ja ein Teil des Festungsgefängniffes an­gekauft werden muß.

Pforzheim, 10. Okt. (Korresp.) Der Stadt­rat hat das Gesuch der hiesigen Buchdrucker (soweit sie dem Verbände angehören) die städtischen Druck­arbeiten nur in solchen Buchdruckereien Herstellen zu lassen, welche ihren Gehilfen die tarifmäßigen Löhne zahlen, ablehnend beschieden. Der Stadtrat hat zu seinem Projekte, hier im Schlachthaus einen Tier­leichenverbrennungsofen zu errichten, die Zustimmung des Bezirksrates erhalten. Der Protest der Be­wohner des östlichen Stadtteils, in welchem das Schlachthaus liegt, blieb unberücksichtigt.

Mannheim, 11. Okt. Auf eine Anfrage der Handelskammer wurde das Gerücht von einer preußisch-badischen Eisenbahngemeinschaft von dem Minister des Aeußern v. Brauer telegraphisch als aus der Luft gegriffen bezeichnet. Es seien preußischer- seits keinerlei Verhandlungen irgendwie in Anregung gebracht worden.

Cronberg i. T., 11. Okt. Das Kaiserpaar trifft am 20. d. M. auf einige Stunden zum Besuch der Kaiserin Friedrich hier ein. Prinz und Prin­zessin Heinrich werden sich am 18. d. Mts. zur Denkmalfeier nach Wiesbaden und nach Darmstadt begeben. Die Hofhaltung in Friedrichshof wird am

23. d. Mts. aufgelöst, worauf sich Kaiserin Friedrich zunächst nach Bonn begiebt.

Berlin, 9. Okt. Eine Nahrungsmittelaus­stellung, an der sich fast alle Bundesstaaten und auch daS Ausland beteiligt haben, wurde heute hier eröffnet. Aus Athen wird dem Lokalanzeiger gemeldet: Wegen der Streitigkeit zwischen den Matrosen des deutschen Kriegsschiffes Kaiserin Augusta und den Bewohnern von PiräuS wollte der griechische Untersuchungsrichter auf dem Kriegsschiff mehrere Matrosen und Offiziere ver­nehmen; diese verweigerten indessen die Aussage, da der Untersuchungsrichter auf deutschem Boden stehe. Kaiser Wilhelm, dem die Sache gemeldet wurde, hat dem Untersuchungsrichter das Vernehmungsrecht zuerkannt.

Berlin. 10. Okt. Die deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger hat nach ihrem jetzt er­schienenen Verwaltungsbericht für 1896/97 im Berichtsjahre 122 Menschenleben aus Seenot gerettet. Die Zahl der seit der Begründung der Gesellschaft im Jahre 1865 durch deren Fahrzeuge geretteten Personen ist damit auf 2354 gestiegen. Bei den 56 Schiffbrüchen, die während des Jahres an Deutsch­lands Küsten vorkamen, wobei 340 Personen gefährdet waren, wurden 319 Personen gerettet, und zwar mehr als ein Drittel (122) durch Rettungsstationen der Gesellschaft,-die anderen Personen durch Selbst­hilfe oder andere Schiffe. Die Zahl der Rettungs­stationen beträgt 114, von denen sich 71 an der Ostsee und 73 an der Nordsee befinden.

Berlin, 12. Okt. Am 5. Okt. lief auf der Werst von F. Schichau in Danzig der zweite der für den Norddeutschen Lloyd in Bremen bestimmten Riefenschnelldampser vom Stapel, deren erster, der Kaiser Wilhelm der Große", bekanntlich auf seiner ersten Reise nach Newyork alle Schiffe der Welt an Geschwindigkeit übertraf, wie er denselben auch an Größe überlegen ist. Der am 5. Okt. vom Stapel gelaufene Dampfer erhielt den NamenKaiser Friedrich". Seine Majestät der Kaiser wohnte dem Taufakte des Schiffes bei, wie Allerhöchst derselbe auch beim Stapellauf des SchnelldampfersKaiser Wilhelm der Große" zugegen gewesen ist. Der neue Doppelschraubenschnelldampfer ist nicht weniger als 600 Fuß lang, 64 Fuß breit und bis zum Oberdeck 41 Fuß hoch. Sein Raumgehalt wird etwa 12,000 Tonnen, das Deplacement 17,000 Tonnen betragen. Die außerordentlich geschmackvoll für 400 Personen eingerichteten Passagierräume I. Klasse werden durch die bekannte Berliner Möbelfabrik I. C. Pfaff in der beim Norddeutschen Lloyd bekannten künstlerischen Geschmacksrichtung ausgeführt. An Passagieren III. Klaffe (Zwischendeckspaffagiere) vermag Dampfer Kaiser Friedrich" 750 Personen aufzunehmen. 300 Paffagiere II. Klaffe findeu in 111 bequemen Zimmern Unterkunft. Die Bemannung des Schiffes wird aus 400 Mann bestehen. Die beiden gewaltigen Hauptmaschinen des Dampfers werden nicht weniger als 25,000 Pferdekräfte indizieren und sollen dem Schiff eine Geschwindigkeit geben, welche derjenigen des SchnelldampfersKaiser Wilhelm der Große" nicht nachsteht, also etwa 23 Meilen in der Stunde.

-j- Der sozialdemokratische Parteitag in Hamburg hat sich mit großer Mehrheit für die Beteiligung der Partei an den nächsten preußischen Landtagswahlen entschieden. In seiner am Sonn­abend abgehaltenen letzten Sitzung beschloß der Partei­tag in namentlicher Abstimmung mit 160 gegen 50 Stimmen, den Beschluß des Kölner Parteitags, welcher denGenossen" die Teilnahme an den preußi­schen Landtagswahlen offiziell verbot, aufzuheben. Ferner fanden Punkt 1 und 2 des Bebel'schen An­trages, wonach die sozialdemokratische Partei überall da, wo es die Verhältnisse ermöglichen, an den kom­menden Landtagswahlen in Preußen teilnehmen soll, Genehmigung. Im ferneren nahm der Parteitag noch eine Resolution an, welche den Abschluß von Compromiffen und Bündnissen seitens der sozia- demokratischen Partei mit bürgerlichen Parteien bei den Landtagswahlen als nicht statthaft erklärt. Das Berl. Tagebl." stimmt anläßlich dieses Beschlusses des Sozialistentages eine förmliche Jubelhymne an, es meint, jetzt könne niemand mehr die sozialistische Partei als eine revolutionäre bezeichnen, sie beweise durch ihren Beschluß, künftig an den preußischen Landtagswahlen teilzunehmen, daß sie sich auf den Boden der Thatsachen stellen und auf gesetzlichem Wege am Wohle der Gesamtheit Mitarbeiten wolle. Leider steht nur stark zu befürchten, daß die Partei deS Herrn Bebel dieses Vertrauensvotum, welches ihr das Organ des Herrn Rudolf Masse erteilt, nicht rechtfertigen wird! Im Uebrigen ist in Ham­burg noch beschlossen worden, die Parteileitung nach Berlin zurückzuverlangen und den nächsten Parteitag in Stuttgart abzuhalten.

Aur land.

Eine Wasserprobe, an der mehrere hundert Personen teilnahmen, fand dieser Tage auf dem Genfer See statt. Ein Dampfer führte die Gesellschaft von Ouchy weit in den See hinaus. Es handelt sich um die Versorgung der Stadt Lausanne mit Trinkwaffer aus dem See. Pro­

fessoren, Doktoren und ein auserwähltes Publikum kosteten das aus einer Tiefe von 50 Metern herauf­gepumpte Naß, das sehr gut geschmeckt haben soll. Allerdings goß die Gesellschaft eine nicht geringe Zahl von Gläsern der besten Marken Waadtländer­weins darauf, so daß die Wafferprobe einen sehr fröhlichen Abschluß fand.

Wien, 11. Okt. Nach dem Diner ftn Schön­brunn reiste der König von Sachsen abends 9 Uhr nach herzlichster Verabschiedung nach Dresden ab. Der Kaiser reiste nach Budapest. Das Kron­prinzenpaar von Rumänien trifft am 14. d. M. hier ein.

Prag, 9. Okt. DasPrager Abendbl." meldet aus Kuttenberg: Der Silberschacht BeranSka im Gangerberge, der eine Tiefe von 300 Meter hat, ist gestern durch den Einbruch von Waffermaffen in der Höhe von mehr als 150 Meter überschwemmt worden. Von den Bergleuten sind 2 ertrunken, die Leichen konnten bisher nicht geborgen werden.

Petersburg, 11. Okt. Nach einer Blätter­meldung ist beim Besteigen des Ararat durch die Mitglieder des letzten philologischen Kongresses einer derselben, der Lehrer der Arzneikunde Stocher aus Wladikawkas, erfroren.

Der Kaiser von Rußland hat nach einer Meldung derPol. Korresp." aus St. Petersburg angeordnet, daß in den Gouvernements Cherson und Jekaterinoslaw von dem ungeheueren staatlichen Grundkomplex Ländereien an Israeliten zu geringen Pachtzinsen vergeben werden, um dem Notstand, in dem sich die arme Bevölkerung jüdischer Konfession im Süden des Reiches befindet, Abhilfe zu verschaffen.

Von einem russischen Getreideausfuhrver­bot ist seit geraumer Zeit bekanntlich mehrfach die Rede gewesen. Die nunmehr vollständig vorliegenden Ergebnisse der diesjährigen russischen Ernte lauten so ungünstig, daß mit dem Erlaß eines solchem Verbots allen Ernstes gerechnet werden muß. Rußlands Finanzminister hat bereits die Zählung aller Getreidevorräte angeordnet, und der Einfluß Witte's am Hofe in Petersburg, sowie seine Vor­liebe für radikale Maßnahmen sind hinlänglich be- bekannt. Es heißt nun allerdings, daß die russische Regierung zunächst die bei den Händlern lagernden, von früheren Jahren herrührenden Getreidevoräte aufkaufen will, um sie an die am härtesten betroffenen Bauern zu verteilen. Damit dürfte aber der Not­stand nur zum kleinsten Teile behoben werden. Unter den russisches Brotgetreide einführenden Ländern steht Deutschland bekanntlich an hervor­ragender Stelle. Die Folgen eines Verbots der russischen Getreideausfuhr würden sich also auch bei uns fühlbar machen und das besonders nach einer Ernte wie der diesjährigen einen, die bekannt­lich gleichfalls viel zu wünschen übrig ließ.

Auf der Insel Madagaskar herrscht eitel Freude und Jubel; Franzosen und Eingeborene, die sich bisher unerbittlich bekämpften, liegen sich in den Armen und weinen Freudenthränen. Aus Tanana- rivo wird telegraphiert, eine großartige Aufnahme sei dem General Gallieni zu teil geworden. Ueber 50000 Personen haben sich angeblich zudem Kabary eingefunden, der anläßlich des Besuchs des General­residenten von dem Residenten in Besson in Fiana- rantsoa organisiert worden war. Die herbeigeeilten Häuptlinge dankten im Namen ihrer Stämme dem General Gallieni für die Befreiung von dem Joch der Hooas und versprachen, Frankreich treu zu dienen. Dagegen gab der General ihnen die Versicherung, daß die französischen Behörden ihren Glauben und ihre Gebräuche, insofern diese dem Gesetz und der guten Sitte nicht zuwiderlaufen, ehren und schützen würden. Auch stellte er die nötigen Maßnahmen zur Entwicklung der Industrie und des Ackerbaues des reichen Landes in Aussicht und dankte den Betsileo für den herzlichen Empfang. Seine Rede wird, in die Landessprache übersetzt, in allen Ortschaften ver­breitet werden.

London, 8. Okt.Richter Lynch" hat, wie amerikanische Blätter melden, unter den Klondyke- goldgräbern sein ersters Opfer gefördert. Der Mann hieß William G. Martin aus St. Louis. Er lagerte mit einigen dreißig andern Goldsuchern am See Nennet auf dem Weg nach Klondyke und stahl hier einem Kameraden einen Schinken, da seine eigenen Vorräte zu Ende gingen. Der Bestohlene schlug Alarm, man suchte nach dem Schinken und fand ihn in Martin's Tasche. Die Goldgräber konsti­tuierten sich daraus als Gerichtshof und verurteilten Martin zum Tode durch den Strang. Das Urteil wurde vollstreckt und ein Dreierausschuß der Gold­gräber Unterzeichnete eine schriftliche Rechtfertigung ihrer Aktion.

Aus Livorno berichten verschiedene Blätter: Zwei junge, deutsche Geologen fanden bei Porto Ferrajo (Insel Elba) Steinblöcke mit sichtbaren Spuren von Gold- und Kupfereinsprengungen; man vermutet dort ein goldhaltiges Lager.

Guatemala, 8. Okt. Die Regierungstruppen haben die Aufständischen unweit von Quezalte- naugo besiegt und hierauf diese Stadt wieder besetzt.