Umts- und Intelligenz-Blatt für den Obrramts-Bezirk Nagold

Erscheint Montag, Mittwoch, Donnerstag und «amtztag. Preis virrteftährlich hier «nt DeLgerlohn SO in den, Bezirk i ^ außerhalb des Bezirk- 1 20

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160. Nagold, Mittwoch den 13. Oktober 1897.

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MM- Der Inseratenteil desDer Gesellschafter!' ist für alle Zweige des Geschästslebens, für Käufer und Verkäufer, Angebot und Nachfrage, von bestem Erfolg und darf deshalb für Anzeigen jeder Art überall empfohlen werden.

Amtliches.

K. Amtsgericht Nagold.

Bekanntmachung

betreffend den ordentlichen Gerichtstag.

Da trotz der früheren Veröffentlichungen die Be­wohner des Bezirks mit ihren Gesuchen und Anträgen rc. vielfach statt an dem ordentlichen Gerichtstag Samstags an den übrigen Wochentagen vor das Amtsgericht kommen, so sieht man sich zu der Bekanntgabe veranlaßt, daß für die Zukunft außer Samstags Gehör nur in dringenden Fällen gewährt werden kann.

Die Ortsvorsteher werden angewiesen, dies in ihren Gemeinden in ortsüblicher Weise bekannt zu machen.

Den 11. Oktober 1897.

Oberamtsrichter: Sigel.

Gestorben: 10. Okt.: Adolf Kübel in Mannheim. 10. Okt.: Karl Klotz, Kaufmann in Bietigheim.

Terminhandel, Getreidepreise und Getreideeinfuhr.

ß Die Erfahrungen in Bezug auf die Einflüsse, welche das Verbot des zu Spekulationszwecken ge­führten Terminhandels auf die Getreidepreise und die Getreideeinfuhr ausübt, sind ohne Zweifel noch nicht ganz abgeschlossen, weil das Verbot des Termin­handels noch nicht lange genug besteht. Es läßt sich nur soviel sagen, daß in Perioden der Preissteige­rung der schrankenlos stehende Terminhandel die Preise zeitiger und schneller in die Höhe treibt als das handelsmäßige normale Getreidegeschäft dies zu thun vermag. Sobald aber die den Preisen die rückläufige Bewegung beginnt, so wirft auch der spekulative Terminhandel die Preise rascher und tiefer. Ein Ausgleich findet also statt, nur sind die schlauesten Spekulanten diejenigen, welche den

Der tapfere Osfiziersbursche.

(Fortsetzung.) (Nachdr. verb.)

Mit echt galischer Unverschämtheit traten sie dort in ein Wirtshaus:

»Llousisur 1'üöttz," befahl der Sergeant unter den Sechsen,un äiiwr, uns Konus eolltzotlon cln viü st äs dons viAarös!" (Herr Wirt, ein Mittag­essen, eine gute Auswahl Wein und gute Cigarren.)

Sogleich, meine Herren!" versicherte der Wirt geschmeidig.Aber wie steht es mit der Schlacht, wovon man redete?"

Welche Frage!" gab der Sergeant brüsk zurück. Der Feind ist geschlagen, die Prüsfiens auf der Flucht! Wir haben uns nur verlaufen! Wein her!"

Der Wirt verbeugte sich tiefer und brachte das Geforderte, gab auch in der Küche seine Befehle. Jene aber prahlten bei seiner Rückkehr:

Wir können zahlen! Um die Beute von Wörth wird uns noch mancher beneiden!"

Dabei schlugen sie auf die Taschen, daß das Geld klirrte. Dieser List dankten es die Schlingel, daß bald ein opulentes Mahl vor ihnen stand, welches -sie bis auf den kromn^s äs Uris (ein seiner Käse) verzehrten und mit gutem Bordeaux hinunterspülten. Mit einer exquisiten Cigarre legte sich dann die ganze Bande auf einer eben gehauenen Wiese hinter

größten Profit dabei einstreichen. Thatsache ist ferner,

daß gegenwärtig verhältnismäßig in Folge des Ver­botes des Terminhandels die Getreidepreise in Deutsch­land etwas niedriger stehen als in Frankreich und England, bei etwaigem Fallen der Preise auf dem Weltgetreidemarkt wird davon Deutschland auch am wenigsten betroffen werden. Sehr bemerkenswert ist es, daß in erheblichem Maße die Getreideeinfuhr in Deutschland abgenommen hat, seitdem das Ver­bot des Termingeschäftes an den Börsen in Kraft getreten ist. Dies beweisen schlagend folgende amtlich sestgestellten Zahlen. Es betrug die Einfuhr in Doppel-Zentnern von: Weizen August 1897 886155 gegen 1896 1280599 oder weniger 394444^30,85 pCt.; Roggen August 1897 772 224 gegen 1896890780 oder weniger 188556 13'/s pCt.; Weizen Jan.- August 1897 7765939 gegen 1896 10783119 oder ! weniger 3019180 28 pCt.; Roggen Jan.-August l1897 5 566930 gegen 1896 6412072 oder weniger 845 742 13'/« pCt. Diese amtlichen Zahlen geben den Beweis, daß in diesem Jahre der Getreide- Import vom Auslande nach Deutschland sich in wesentlich engeren Grenzen hält als in den beiden Vorjahren. Die Weizen-Einfuhr hat seit Anfang dieses Jahres gegen das Vorjahr um 28 pCt. und die Roggeneinsuhr um 13'/« pCt. abgenommen, und der im Monat August stattgehabte Import ist sogar für Weizen um 30,8 und für Roggen 13'/z pCt. herabgegangen. Wir können diese Aufnahme der Einfuhr nur als eine wirtschaftlich günstige Erscheinung betrachten. Einmal wird der deutschen Landwirt­schaft dadurch genützt, daß durch die geringere Ein­fuhr ausländischen Getreides die Verwendbarkeit der einheimischen Ernte wesentlich gesteigert wird, dann aber auch gewinnt der solide Getreidehandel unfehl­bar dadurch, daß seine Berechnungen nicht mehr durch plötzlich auftretende, ins riesenhafte gehende Zufuhren vom Auslande über den Haufen geworfen werden. Auch die Bank- und Handelszeitung erblickt in der verringerten Getreide-Zufuhr vom Auslande in erster Linie eine Folge des Verbotes des börsen­mäßigen Spielgeschäftes an, denn dieses bot bei den geringsügigsten Schwankungen im Weltmarkt dem deutschen Termingetreidehändler den Anreiz, Getreide vom Auslande zu beziehen, während dann bei Ankunft der ausländischen Getreidemassen gewöhnlich die Baifse- partie an den Börsen durch planmäßige Leitung der heranschwimmenden Massen nach einem besonderen Börsenplätze aus die Preiswertung vorübergehend einen bestimmten Einfluß ausübte. Durch das Ver­bot des börsenmäßigen Terminspiels fehlt der Anreiz zur Ausnützung auch geringerer Preisdifferenz im Weltverkehr, um auf gut Glück hin nach Deutschland so viel Getreide zu schaffen, als der Spekulation be­liebte, unbekümmert darum, ob bei dem Eintreffen des Getreides auch ein Bedürfnis für eine auslän­dische Alimentierung vorhanden war.

dem Wirtshause am lustig plätschernden Bache zur Siesta nieder.

Inzwischen hatte unter manchemSakra" und der Teixel" Herr Bäuchle die Straße gefunden und war verdroßen weiter geritten. Da schaukelte plötzlich ein Wirtshausschild vor ihm im Sonnen­schein und er las mit frohem Lächeln:

Notel L l'oni-8 krun Gasthaus zum braunen Bären."

Auch sah er den Bach und meinte:

Beim heil'gen CrescentiuS, meinem Schutzpatron, da steigen wir ab, Roland so hieß sein Pferd und baden uns wieder zu reinlichen Geschöpfen!"

Gesagt, gethan!

Bald stand im adamitischen Urkoftüm unser Chevauleger im Bache, wusch sein Rößlein ab, reinigte die Uniform und legte alles Stück für Stück fein säuberlich auf's GraS zum Trocknen in die Sonne. Roland durfte indeß grasen.

Schon längst hatten die sechs Turkos denklsu äiadltz" (blauen Teufel) gesehen; jetzt krochen sie, die Waffen in der Faust, gleich Schlangen von allen Seiten herbei, und plötzlich fühlte sich der nackte Ignaz von zwölf Fäusten gepackt.

Sakra," fluchte er,Malefiz-Band', beschleicht ihr mi wie d' Wolf d' Schaf?"

Dabei entstand ein Ringen, welches Ignaz zu­letzt aufgab. i

Hages-Meuigketten.

Deutsches Leich.

Nagold, 12. Okt. (Einges.) Bei der am Sonntag Nachmittag stattgehabten Schlußprobe der Freiwilligen Feuerwehr war nach dem Urteil des Herrn Bez.-Feuerl.-Jnsp. H. Schuster ein bedeuten­der Fortschritt in den Bedungen zu bemerken; dieses günstige Ergebnis dürfte nach demselben Sachver­ständigen in der Hauptsache den im Laufe des Sommers häufiger vorgenommenen Detailübungen zu verdanken sein und wissen wir den Bemühungen unserer sreiw. Feuerwehr dafür den besten Dank.

* Nagold, 12. Okt. In der am Sonntag in Wildberg stattgefundenen Sitzung des Fischerei­vereins deS oberen Nagoldthales wurde Herrn Oberamtmann Ritter einstimmig zum Vorstand ge­wählt. Der Verein hat jetzt 65 Mitglieder und wird unter dem neuen Herrn Vorstand seine bis­herige erfolgreiche Thätigkeit fortsetzen.

Nagold. 12. Okt. (Einges.) In dem Schau­fenster der G. W. Zaise r'schen Buch- und Kunst­handlung ist gegenwärtig eine Aquarelle ausgestellt, welche die Zukunsts-Waldachstraße von der Anker­brücke an- gesehen, mit Hinweglassung des Gemeinde­rat Schuon'schen Hauses und eines Teils des Flaschner Kehle'schen Gebäudes darstellt. Die Straße eröffnet eine schöne Perspektive auf den alten Kirchenplatz mit den beiden Türmen im Hintergrund. Es wäre sehr zu wünschen, daß dieses ausgestellte Zukunfts­bild den Gedanken an baldige Realisirung, insbe­sondere bei den Bewohnern der inneren Stadt wach rufen und die Väter der Stadt diesem Projekt näher bringen würde.

Üeber den Frauentag in Stuttgart schreibt eine Frau! Schwäbische Frauen würden sich ein größeres Verdienst erwerben, wenn sie den Mut hätten,sie selbst zu sein" und nicht blindlings dem großen Strome nachzuschwimmen; eS giebt sicherlich unter ihnen sehr viele Gattinen und Mütter, die an der sie unterstützenden väterlichen Autorität recht froh sind. Es ist gewiß etwas Schönes um Mutter­liebe; aber es ist auch etwas Gutes um Vaterliebe und um Vaterstrenge. Auch Väter wollen das Beste ihrer Kinder und verstehen es einsichtsoll durch­zuführen. Ueberhaupt durchwehte den ganzen Frauentag ein Hauch der Selbstbewunderung, der Uebertreibung des eigenen, Werts und des eigenen Thuns und der Geringschätzung anderer, speziell der Männer die jede einigermaßen unbefangene Frau abstoßen mußte. Alles lief aus Selbstver- herrlichuug hinaus.

Stuttgart, 9. Oktbr. Aus Worms wird be­richtet: Aus Anlaß eines Spezialfalles ist es den Vorgesetzten der Mannschaften des 118. Infanterie- Regiments streng verboten worden, die Soldaten durch Schimpfworte zu beleidigen; es find in letzter

Sakra," meinte er pustend,war i nur net nackt, i wollt euch ha'n g'fegt!"

Damit gab er sich gefangen und bat um seine Kleider. Dieselben erhielt er auch, mußte sie aber halbnaß an den Leib ziehen. Pferd und Waffen behielten die Neger, welche ihren Gefangenen im Triumph zum braunen Bären zurückschleppten.

Nu äladl« dltzu!" riefen sie schon von weitem. Da vin pour Iss vainqusars!" (Ein blauer Teufel! Wein für die Sieger!)

Der Wirt, welcher dem ungleichen Kampfe zu­geschaut, schüttelte den Kopf, aber Ignaz, der dieses Kopsschütteln wohl verstand, rief ihm zu:

Sakra, schaut's, viel' Hund' find's Hasen Tod!"

Die Orgie ward nun fortgesetzt, indeß der Wirt, ein Lothringer von Geburt, Ignaz über die Schlacht auShorchte. Das sah bös aus!

Nun erhob sich der Haufe plötzlich und wollte mit einemH.11on8 ävne!" (laßt uns dann gehen:) aufbrechen. Da nahm Meister Ignaz all sein Französisch zusammen und radebrechte aus die 6 Galgenvögel ein. Er wisse Geld, viel in der Nähe! Ob die Herren TurkoS mit ihm eine Flasche Wein trinken und hernach mit ihm teilen wollten?

Llais oni" allerdings!" schrien die Söhne der Wüste und auf einen Wink des Chevaulegers brachte der Wirt sogleich sieben Flaschen kräftigen Rebensaftes herbei. (Forts, folgt.)

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