* Nagold, 11. Okt. Am SamStag Abend hatte sich auf die Einladung des Herrn Kaufmann

Gras zu einem gemütlichen Abschieds-Schoppen ein großer Kreis von Freunden eingefunden, die mit dem Scheidenden noch einige gemütliche Stun den verbringen wollten. In den üblichen Anspra chen wurde der besonderen Achtung und Beliebtheit, welche der Scheidende sich als tüchtiger Kaufmann sozusagen als sslkmuäman, bezw. als liebenswürdig ger, unverwüstlicher Gesellschafter hier erfreut hat, Ausdruck gegeben. Auch wurde des freundlichen u. tüch tigen Wesens seiner Frau Gemahlin in zartfühlender Weise gedacht. Der Abend verlief im übrigen bei Gesang und Klavierbegleitung recht unterhaltend und gemütlich und alle gingen von dem Scheidenden mit dem Wunsche für sein ferneres Wohlergehen in der Residenzstadt und eines frohen Wiedersehens

Vom Gäu. In der Marktnacht beherbergte das Ortsgefängnis in Eutingen einen Fahnen flüchtigen, der in Begleitung zweier Sergeanten mit dem letzten Zuge von Rottweil hier ankam. Er wurde nach Straßburg abgeliefert. Seit 7 Jahren ist er fahnenflüchtig und trieb sich bald in der Schweiz, bald in Italien, bald in Frankreich und Griechen land herum. Zuletzt harte er den griechisch-türkischen Krieg mitgemacht. Nun kann er seine Erfahrungen in den Felddiensten um Straßburg herum prukti zieren. Im Uebrigen scheint er ein ganz anständiger Mensch zu sein.

Reutlingen, 7. Okt. Eine am 21. Mai 1892 hier aufgegebene Postkarte, die nach Mössingen adressiert war, gelangte am 24. Sept. 1897 an ihrem Bestimmungsort an. Sie brauchte also zur Zurücklegung der verhältnismäßig kurzen Strecke einen Zeitraum von beinahe 5'/, Jahren.

Stuttgart, 7. Okt. Mit Note des K. Staats Ministerium- vom 6. Oktober 1897 ist dem Präsi dente» des ständischen Ausschusses der Entwurf eines Gesetzes betreffend die Dienstverhältmffe der Ober amtstierärzte, zur Einleitung der Beratung in der Ständeversammlung zunächst der Kammer der Abge ordneten zugrgangen.

Stuttgart. Wie wir erfahren, ist am 4. d MtS. dem Herrn Staat-minister Freiherrn v. Mitt nacht von dem Hilfskomite der Provinz Schleswig Holstein eine weitere Gabe für die Geschädigten in Württemberg im Betrage von 10 000 ^ durch den Oberpräsidenten Herrn Staatsminister v. Köller zw gesandt worden.

Cannstatt, 4. Okt. Ein Beitrag zum Sub misfionsunwesen wird der „Schwäb. Tagw." von hier in folgendem berichtet: Dort wurden kürzlich vom Bauamt der städtischen Wasserwerke die An­streicher« und Malerarbeiten eines Schuppens im Submissionswege ausgeschrieben. Die Arbeit war im ganzen zu 270 ^ berechnet. Ein kleiner Malev meister von Gaisburg machte ein Offert mit 15°/« Abgebot. Da er selbst arbeitet, hoffte er auch so auf seinen Lohn zu kommen. Bei Oeffnung der Angebote aber ergab sich, daß ein Konkurrent von chm, der einige Gehilfen für sich arbeiten läßt, 37 °/« abgeboten hatte.

Cannstatt, 8. Okt. (Korresp.) Die gestern hier in der „Sonne" versammelt gewesenen Vertreter der weinbautreibenden Gemeinden des Oberamts und der Stadt Stuttgart (mit Vororten) haben sich dahin geeinigt, mit der allgemeinen Weinlese am Montag den 11. Okt. zu beginnen. An die zuerst in Aus­sicht genommene Lese des Mittelfeldes soll sich die Lese in den Berglagen anschließen. Das Gesamt erträgnis wurde zu ca. 40000 dl geschätzt.

Balingen, 9. Okt. (Korresp.) Die Oberamts­sparkaffe wird immer mehr von Sparern beansprucht. So haben allein im Monat September 380 Einleger mit 28,710 sich eingestellt. Der Stand der Kasse betrug ultimo September 1,626,928 ^ 06 iZ. Zu rückbezahlt wurden an 125 Personen 23,286 Zunahme gegenüber dem Monat August somit 5424

Kleiningersheim, 6. Okt. (Korresp.) Gegen­wärtig wird unser Ort durch eine Telephonleitung mit der Stadt Bietigheim verbunden. Die Leitung ist schon über die Hälfte Wegs gediehen. Damit wird unsere hoch über dem Neckar gelegene, aber dem direkten Verkehr etwas abgewandte Gemeinde in eine bessere Verkehrsverbindung eintreten.

Heilbronn, 7. Okt. Der glückliche Gewinner des ersten Gegenstandsgewinner der hiesigen Aus­stellungslotterie (silberner Tafelaufsatz im Wert von 5000 -/A) ist, wie man hört, ein Kaufmannslehrling eines hiesigen Engros-Geschäfts.

Heidenheim, 7. Okt. (Korresp.) Die General­versammlung der hies. Bezirkskrankenkaffe hat am letzten Sonntag beschlossen, die Karenzzeit bei Ge­währung von Krankengeld von 3 auf 2 Tage redu­zieren und die Unterflützungsdauer im Falle ununter­brochener 6 monatlicher Mitgliederschaft auf 26 Wochen zu erhöhen. Militärdienstzeiten sind jedoch i» letzterem Falle als Unterbrechung der Mitglied­schaft nicht anzusehen. Ein Antrag auf gänzliche Abschaffung der Karenzzeit wurde mit Stimmenmehr­heit abgelehnt.

Jettko.fen, 8. Okt. (Korresp.) Bei der hier vorgenommenen Schultheißrnwahl wurde von 40 ab­

gegebenen Stimmen mit 32 Stimmen Josef Arnold, seitheriger Gemeindepfleger gewählt.

Burladingen, 9. Okt. Die Feld- und Weg regulierung in unserer Gemeinde hat eine bedeutende Summe verschlungen. Jedoch haben verschiedene Faktoren helfend eingegriffen. So hat der Stau mit dem neuesten Beitrag von 300 eingerechnet beinahe 11,000 ^ geleistet, der Kommunallandtag gab 3600 ^ und der Amtsverband verwilligte 500 ^

Pforzheim, 8. Okt. (Korresp.) Unsere Kri minalpolizei ist wieder einer Goldschnipflergesellschaft über die Köpfe gekommen und hat eine Anzahl Hehler und Stehler hinter schwedische Gardinen gebracht. Auch in dem benachbarten Dill-Weißenstein wurden einige Verhaftungen vorgenommen. Man munkelt, daß noch verschiedene Andere in den nächsten Tagen eingezogen werden. Die Golddiebstähle werden hier ungeachtet aller Bestrafung wohl nie aufhören, denn für viele, die nicht genug Rechtsgefühl und inneren Halt besitzen, ist eben die Versuchung zu groß

Mühlhausen, i. E., 9. Okt. Das Landgericht verurteilte den Reichstagsabgeordneten Bueb wegen mehrfacher Beamtenbeleidigung. Uebertretung des Kolportagegesetzes, Verächtlichmachung staatlicher Ein richtungen und Beseitigung beschlagnahmter Gegen­stände zu insgesamt 10 Monaten Gefängnis. Der Staatsanwalt hatte 1L/r Jahre und sofortige Vev Haftung beantragt.

Amöerg, 8. Okt. Wie die „Amb. Volksztg." meldet, steht seit gestern Nachmittag 4 Uhr das Dor' Pappenheim m der Oberpfalz, das 240 Einw. zählt, in Flammen. DaS ganze Dorf soll bis auf ein Haus niedergebrannt sein. Einzelheiten fehlen noch

Kronberg, 9. Okt. Das russische Kaiserpaar sowie der Großherzog und die Großherzogin von Hessen haben für nächsten Dienstag ihren Besuch bei der Kaiserin Friedrich auf Schloß Friedrich-Hof angesagt.

Darmstadt, 7. Okt. Der König und der Kronprinz von Siam trafen um 11 Uhr 23 Minuten hier ein und wurden auf dem Bahnhof von Kaiser Nikolaus und dem Großherzog empfangen. Die Begrüßung zwischen dem Kaiser und dem König war sehr herzlich. Die hohen Herrschaften fuhren in offenem Wagen nach dem neuen Palais.

Dresden, 7. Okt. Oberhofprediger Dr. Meyer, Vizepräsident des evangelischen Landeskonsistoriums, ist gestern Abend am Herzschlage gestorben.

Berlin, 8. Okt. Der kürzlich aus Dar-es- Salaam nach Deutschland zurückgekehrte Feldwebel der Schutztruppe Krause von Danzig hat sich in Treskow erschaffen. Beweggründe sind unbekannt.

Berlin, 8. Okt. Die „Berl. Neuest. Nachr." schildern den Begas'schen Entwurf des Bismarck­denkmals folgendermaßen: Auf hohem Sockel steht die machtvolle, jedem Ansturm trotzende Figur des großen Kanzlers, in dessen Haltung, obschon er die Uniform und den Helm trägt, nicht der Soldat, sondern der gewaltige Staatsmann karakteristert ist. Die Nebenfiguren sind von hervorragender Schönheit und höchstem Reiz in der Komposition. — Hammacher wurde zum Vorsitzenden der deutschen Kolonial- Gesellschaft für Südwestafrika gewählt. — Der Verein der Gasthofbesitzer wählte Stuttgart zum nächsten Kongreßort.

Berlin, 8. Okt. Der „Reichsanz." meldet: Der Kaiser verlieh der Kronprinzessin von Griechen­land den Luisenorden mit der Jahreszahl 1813/14 und dem roten Kreuze.

Hamburg, 9. Okt. Der sozialdemokratische Parteitag hat heute in namentlicher Abstimmung mit 160 gegen 60 Stimmen den Kölner Beschluß, der den Genossen die Beteiligung an den preußischen Landtagswahlen verbietet, aus­gehoben und Punkt 1 und 2 des Bebelschen Antrages genehmigt, wonach die Beteiligung an den nächsten preußischen Landtagswahlen überall geboten ist, wo die Verhältnisse es ermöglichen. Auch wurde be- chlofsen, daß Kompromisse und Bündnisse mit anderen Parteien nicht g> s! lösten werden dürfen. — Schließ- ich beschloß der P rleitag noch, die Parteileitung wieder nach Beilm za verlegen und den nächsten Parteitag in Stuttgart abzuhalten.

Cuxhaven, 8. Okt. Die Kopenhagener Barke „Waterqueen," von Rio de Janeiro nach Hamburg ährend, wurde nachts 12'/« Uhr bei dem ersten Ilbfeuerschiff von dem Dampfer „Sparta,, über­ähren, sank in einigen Minuten und ist vollständig verloren. Der Kapitän und drei Mann werden vermißt, dieselben sind vermutlich ertrunken. Fünf Mann sind gerettet und vormittags 11 Uhr hier gelandet worden.

P Kaiser Wilhelm hat nunmehr seinen Jagd­aufenthalt in Rominten mit dem angekündigten weiteren Jagdaufenthalte im Schloß Hubertusstock vertauscht. Auf der Reise von Rominten-Trakehnen nach HubertuSstock wohnte der Monarch dem in Danzig am Dienstag Nachmittag unter besonderen Feierlichkeiten auf der Schichau'schen Werft, vor sich gegangenen Stapellaufe des neuen Doppelschrauben- Schnelldampfers des Nordd. Lloyd bei. Das stolze Schiff erhielt bei der Taufe den Namen „Kaiser Friedrich" Nach dem Stapellauf verlieh der Kaiser

dem Generaldirektor Ziese den Charakter als Com- merzienrat, sowie den Direktoren Topp, Siebert nnd Borgstede den roten Adlerorden-Orden 4. Klaffe. Von Danzig setzte der hohe Herr die Weiterreise nach Schloß Hubertusstock fort, woselbst die Ankunft am Mittwoch Vormittag erfolgte. In der WaldeS- einsamkeit von Hubertusstock wird der Kaiser, nach Berliner Meldungen, nächster Tage den Reichskanzler Fürsten Hohenlohe zum Vortrag empfangen; man mißt dieser Audienz in politischen Kreisen besondere Wichtigkeit zu.

Das preußische Staatsministerium hielt am Mittwoch nachmittag unter dem Vorsitz des Fürsten Hohenlohe eine Sitzung ab. Wie die „Post" hört, bestätigt sich die Nachricht, daß die Regierung willens sei, dem Reichstag einen Gesetzentwurf über die Ent­schädigung unschuldig Verurteilter vorzulegen. Der Gesetzentwurf soll in den nächsten Tagen an den Bundesrat gelangen.

Zum Thema „Entschädigung unschuldig Verurteiter" vernimmt die „Post": Es bestätigt sich die Nachricht, daß die Reichsregierung Willens ist, dem Reichstag einen Gesetzesentwurf darüber vorzulegen. Die Entschädigung der im Wiederauf­nahmeverfahren unschuldig befundenen Personen bildete bekanntlich einen Teil der in der letzten Reichstagssitzung gescheiterten Strafprozeßnooelle. Der Gesetzesentwurf soll bereits in nächster Zeit an den Bundesrat gelangen. Da die Bundesregierungen über die Sache selbst sich bereits bei Beratung der Strafprozeßnovelle geeinigt haben, so darf erwartet werden, daß der neue Entwurf eine der ersten Vorlagen in der kommenden Tagung des Reichstags bilden wird. _

A u r l a v L.

Einige klassische Redewendungen leisteten sich in der Freitagssitzung deS östereichischen Abge­ordnetenhauses mit ernsthaften Mienen zwei Redner bei Beratung des Notstandgesetzes. Der eine der Redner sagte: „Die Reblaus ist das Steckenpferd, auf dem der Ackerbauminister immer herumreitet," und ein zweiter Redner erklärte mit weithin tönender Stimme: „Die hohe Regierung sollte endlich die verlausten Gärten in die Hand nehmen.

Lüttich, 9. Okt. Das Zuchtpolizeigericht ver­urteilte Emil Behrendt, den „falschen Erzherzog", wegen Anahme eines falschen Namens in contuma­ciam zu 8 Tagen Gefängnis.

Mailand, 8. Okt. In Arzicate, Prov. Como, zerstörten 500 Weiber die Wohnung des neuen Pfarrers, der sich mit Mühe auf daS Schweizer Gebiet rettete. — In Faenza, Prov. Ravenna, wurden schwere Unordnungen in der Stadtverwaltung entdeckt. Der Stadtverweser und 5 Beamte wurden verhaftet.

Madrid, 9. Okt. Die unverzügliche Abberufung General Weylers ist beschlossen worden. Ein Dekret, das den Marschall Blanco zum Gouverneur von Kuba ernannt, wird heute unterzeichnet werden. Marschall Blanco wird von General Arderius als Untergouoerneur und General Gonzalez als General- stadschef begleitet sein. — Wie der „Heraldo" zu melden weiß, werden mit Blanco 20000 Man» Verstärkungen nach Kuba gehen.

London, 7. Okt. Der Dampfer des Nordd. Lloyd Kaiser Wilhelm der Große ist gestern nachmittag 3 Uhr in Plymouth aus New-Iork an­gekommen. Die Fahrt von Sandy Hook nach dem Leuchtturm Eddystone dauerte 5 Tage 15 Stunden und 10 Minuten. Die Rekordzeit für Plymouth ist um 9 Stunden kürzer als die beste Zeit des amerikanischen Dampfers Saint Louis zwischen Nerv-Jork und Southampton. Die durchschnittliche ländliche Fahrt betrug 21,91 Knoten, die gröste ägliche Strecke 519 Knoten.

Kapstadt, 7. Okt. Der Bau des Hafens in Swakopmund wird frühzeitig im nächsten Jahr beginnen. Von dort wird die Eisenbahn in der Richtung aus Windhoek weiter geführt werden. Wie verlautet, steht der Besuch des Landeshauptmanns Leutwein in Deutschland hiermit in Zusammenhang.

Capstadt, 9. Okt. Cecil Rhodes ist ernstlich erkrankt.

Die Enthebung des türkischen Finanz- minister- Nazis Pascha, welcher sich besondere Verdienste um die Herbeischaffung der Geldmittel zur Führung des letzten Krieges erworben hatte, wird allseitig bedauert. Diese Entlassung wird auf sein Bemühen zurückgeführt, die Forderungen einzelner Ministerien zur Bestreitung der Monatsgehälter auf )en tatsächlichen Bedarf zu reduzieren, wodurch sich die Möglichkeit ergeben hätte, jährlich mehr solcher Auszahlungen als bisher zu leisten. Hierdurch soll ich Nazis Pascha die Feindschaft seiner Minister­kollegen zugezogen haben.

Newyork, 8. Okt. Nach einer Depesche aus Havannah ist Fräulein Cisneros, die Tochter des Präsidenten der Republik Kuba, welche beschuldigt war, an einer Verschwörung gegen den Gouverneur der Insel Pinos teilgenommen zu haben, aus dem Gefängnis entflohen. Die Eisenstäbe ihrer Zelle waren durchsägt. Zwei Gefängnisaufseher sind verhaftet worden.