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Amts- und Intelligenz-Blatt fiir den Obrrsmts-Bezirk Nagold
Erscheint Montag, Mittwoch, Donnerstag und «««Stag. — Preis »irrtet,ährlich hier mit Trägerlohn W m dem Br»,rt 1 ^ außerhalb d«S Bezirk« 1 SV ^ Monats-AbonnementS nach Verhältnis. — JnsertionS-Eebüihr ftir di« IfpaMge Zeile auS gewöhnlicher Schrift bei einmaliger Einrückung 9 bet mehrmaliger j, S
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Amtliches.
Die Or1«fch«Uteh»icherk «nd die Gemeiude- räte de« Keziek«
«erden unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 12. Okt. v. Ir., Gesellschafter Nr. 123, aufgefordert, im Interesse der Förderung der Fortbildung und des Wissen« ihrer Gemeindeangehörigen insbesondere auf dem Gebiete der Landwirtschaft auch im kommenden Winter wieder landwirtschaftliche Abeud-Bersamrnlnngen Erwachsener, sog. Lesevereine, in ihren Gemeinden zu veranstalten.
Bemerkt wird, daß im vorige» Winter in 14 Gemeinden mit zum Teil stetem sehr guten Besuch solche Abendversammlungen veranstaltet worden sind und von der K. Zentralstelle hiezu im Ganzen der reiche Beitrag von 130 gegeben worden ist, sowie daß an die betr. Gemeinden eine große Anzahl wertvoller Schriften landwirtschaftlichen Inhalts unentgeltlich abgegeben worden ist.
Die Ortsschulbehörden und die Gemeinderäte des Bezirks wollen nun binnen 14 Tage« Beschluß fassen und anher berichten, ob sie im kommenden Winter wiederum landwirtsch. Abendversammlungen Erwachsener veranstalten wollen und zugleich unter Angabe des Titels der gewünschten Bücher berichten, welche Bücher sie von der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft erbitten, insbesondere ist zu bemerken, ob das landwirtschaftliche Wochenblatt gewünscht wird.
Bei Vermeidung der Gefahr der Nichtberücksichtigung bezüglich der Zuweisung des landwirtschaftlichen Wochenblatts wollen die Gesuche um dieses Blatt spätestens bis 20. Okt. d. I. anher vorgelegt werden.
In dem Gesuch ist der Name des Leiters der Versammlung, bezw. des Vereins anzugeben, ein« Darstellung über die Leistungen im laufenden Jahr zu geben, auch die Verpflichtung zu übernehmen, das etwa abzugebende Freiexemplar des landwirtschaftlichen Wochenblatts zu sammeln und aufzu- bewahren.
Nagold, den 5. Oktober 1897.
K. Oberamt. Ritter.
Erstorben: 4. Okt.: Wilhelm Zwißler, Ratsschreiber in Tübingen, 53 I. a.
Neue Wirren im Orient.
-j- Die endgültige Lösung der jüngsten orientalischen Crisis zieht sich immer wieder in recht unerquicklicher Weise hinaus. Seit vergangenem Donnerstage ist die griechische Deputiertenkammer wieder versammelt um sich über Annahme oder Ablehnung des in Konstantinopel bereits ratistcierten türkisch-griechischen Vorfriedensvertrags zu entscheiden, aber gleich die Fortsetzung der Session des griechischen Parlaments hat durch den Sturz des Ministeriums Ralli ein für die Festigung der inneren Verhältnisse Griechenlands bedenkliches Ereignis gezeitigt. Ralli legte der Kammer den Präliminarfriedensvertrag vor, erläuterte dessen Bedingungen und verlangte schließlich ein Vertrauensvotum für die Regierung, welches aber von der Kammer mit großer Mehrheit abgrlehnt wurde, worauf das Ministerium Ralli sofort seine Entlassung gab. Der Vorgang stellt der politischen Unreife des Griechenvolkes und seiner parlamentarischen Vertreter ein neues unrühmliches Zeugnis aus, gerade in einem so ernsten Moment, wie ihn für Griechenland die Entscheidung über den vorläufigen Friedensvertrag mit der Türkei darstellt, hält es die Volksvertretung für angezeigt, die bisherige Regierung ohne ersichtlichen zwingenden Grund zu stürzen und hiermit den Abschluß der griechisch-türkischen Verwickelungen nochmals zu verzögern. Möglicherweise hat das Parlament bei der Ablehnung des von Ralli verlangten Vertrauensvotums unter dem Eindruck einer der Wiedereröffnung der Sitzungen unmittelbar voran- gegangenen Volksdemonstration gestanden, bei welcher die mit einer Fahne erschienenen Anhänger der Partei des „Krieges bis aufs Messer" eine führende Rolle spielten, dann durfte sich die Kammer jedoch eben nicht einschüchtern lassen, sie mußte den chauvinistischen Schreiern außerhalb des Parlaments zum Trotz der Regierung ihr Vertrauen bekunden.
Inzwischen hat nun allerdings der Deputierte Zaimi die schwierige Aufgabe übernommen, das neue
Uazsld, Donnerstag Le» 7. Oktober
Kabinet zu bilden, die Aussichten für dasselbe sind indessen keine sonderlich günstigen. DelyanniS, der frühere Ministerpräsident, welcher moralisch die meiste Verantwortung für den Ausbruch des Krieges zwischen Griechenland und der Türkei trägt, hat dem König Georgios bereits mit dürren Worten erklärt, er werde das neue Kabinet bekämpfen und zugleich deutlich durchblicken lassen, er wünsche selber die Regierung wieder zu übernehmen, zu welchem höchst gewagten Experiment sich König Georgios freilich gewiß nicht bereit finden lassen wird. Ob jedoch nun das griechische Kabinet den Namen Zaimi oder irgend einen anderen Namen finden wird — in jedem Falle dürfte ihm nichts anderes übrig bleiben, als der Volsver- tretung die Annahme des VorfrirdenSvertrags mit der Türkei zu empfehlen. Immerhin hat die plötzliche MinisterkristS in Athen zunächst einen Aufschub in der völligen Erledigung der Präliminarfriedens- angelegenheit verschuldet, allerdings nur zum Schaden Griechenlands, das sich nun auch die türkische Occu- pation Thessaliens noch länger gefallen lassen muß.
Auch die Entwicklung der kretischen Frage, dieses eigentlichen Ausgangspunktes des türkisch-griechischen Krieges, giebt neuerdings wieder zu Bedenken Anlaß. Einerseits zeigen die Aufständischen auf Kreta erneut eine beunruhigende Haltung, sie verwüsten nach einem förmlichen System die Pflanzungen und Felder der mohammedanische» Bevölkerung und machen derselben das Dasein überhaupt so unerträglich, daß die Mohammedaner von Kreta letzthin bekanntlich einen dringenden Hilferuf an die Botschafter in Konstantinopel richteten. Andererseits soll aber auch der Sultan plötzlich neue Schwierigkeiten in Bezug auf die Regelung der kretischen Dinge machen. Es heißt, er verhalte sich ablehnend gegen die Selbstverwaltung, welche die Großmächte Kreta im Prinzip bereits zugestanden haben, er sei weiter gegen die Zurückziehung der türkischen Truppen von der Insel und sei endlich auch der Ernennung eines Christen zum Generalgouverneur von Kreta abgeneigt. Ferner beweist der allerdings an der Wachsamkeit der internationalen Flotte gescheiterte Versuch der Pforte, türkische Verstärkungen, die an Bord von Segelschiffen nach der kretischen Küste gebracht worden waren, dort nächtlicher Weile zu landen, daß man es türkischerseits nicht sonderlich ehrlich mit der Lösung der kretischen Schwierigkeiten nach den Wünschen der Mächte wie der christlichen Kretenser meint. Vermutlich wird darum die europäische Diplomatie einstweilen auch noch weiterhin tüchtig an der kretischen Nuß herumkn acken müssen. _
Gages-Aeuigkeiten.
Drutsches Leich.
Nagold, 4. Oktober. (Einges.) Eine Abschiedsfeier für Herrn Forstrat Hopfengärtner in Wildberg. Noch in diesem Monat wird Herr Forftrat Hopfengärtner unfern Forstbezirk verlassen, indem er Altershalber um seine Pensionierung nach- oesucht hat. Wohl wurden seine hervorragenden Eigenschaften und Leistungen schon durch Auszeichnungen von allerhöch st erHand öffentlich anerkannt. Aber auch im ganzen Forstbezirke hört man bei Hoch und Nieder längst nur die eine Stimme, daß er sich in den 21 Jahren seines forstamtlichen Wirkens die allgemeine Verehrung und das allgemeine Vertrauen erworben habe. Darum werden sich auch sicher viele Leser dieses Blattes für das Abschiedsfest interessieren, das ihm und seiner gleichfalls hochgeschätzten Gemahlin die Forftbeamten seines Bezirks nebst ihren Frauen als „Forstkranz" heute im Gasthaus zum „Hirsch" in Wildberg widmeten. In dem mit allerlei frischem Grün und Früchten aus dem Walde wie mit dem, auch von den Forstmännern für sich erkorenen, Wahl- Spruch der Turner sinnig geschmückten Saale hielt Herr Oberförster Kurz von Stammheim eine schwungvolle Festrede. Im Sinne aller Kollegen versicherte er, daß sie diesen ihren Vorgesetzten sehr ungern und mit Wehmut vom Amte und aus ihrem außeramtlichen Kreise scheiden sehen, und schmerzlich bedauern, seine gereifte und geläuterte Erfahrung und Führung künftig entbehren zu müssen. Weiter sprach er ihren gemeinschaftlichen Dank besonders dafür aus, daß er ihnen stets mit Wohlwollen das Amt zu erleichtern, und mit ihnen die forstlichen Fragen und Aufgaben nicht mit dem Gewicht seiner höheren amt-
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lichen Stellung sondern durch rein sachliche Klärung und Verständigung zu lösen suchte. Mit seinen Kollegen wünsche er dem scheidenden Herrn Vorgesetzten, dessen Leben in Haus und Amt von jeher mit einer seltenen Fülle von Sonnenschein überstrahlt gewesen, daß dieser reiche Gottessegen ihn und sein HauS auch ferner begleiten möge, daß er aber auch die Freunde, die er im Bezirke zurücklafse, in Stuttgart nicht vergessen möge, wie auch diese seiner stets in Anhänglichkeit und Dankbarkeit gedenken werden. Einen zweiten Trinkspruch widmete Herr Oberförster Weith von Altensteig dessen nicht bloß in Wildberg sondern insbesondere auch im „Forstkranze" längst hochverehrten Frau Gemahlin, deren stets wachsame und erfolgreiche Sorge für die leibliche und gemütliche 2ljährige Gesundheit ihres Gemahls zugleich auch dem ihm anvertrauten Walde wie allen seinen Untergebenen zu gut gekommen sei, weshalb auch ihr Scheiden schmerzlich vermißt werde, eben darum aber auch ihr ein herzliches Andenken gesichert bleibe. Einen weiteren Beitrag zu dieser Abschiedsfeier lieferte Stadtförster Weinland aus Nagold, indem er im Namen der 3 Korporationsförster des Bezirks, zugleich aber nach seiner Ueberzeugung, auch im Sinne der Herrn Ortsvorsteher, Waldmeister, Forstwarte und Waldschützen des Forstbezirks, die Charakter-Eigenschaften wie die hohen Leistungen de- Herrn Forstrats, namentlich auch in der Verwaltung der Gemeinde- Waldungen, in einem Abschiedsgedichte zu schildern versuchte, das allgemeinen Beifall fand, und das er auch den zahlreichen sonstigen Verehrern dieses hohen Beamten in Stadt und Land auf besonderen Wunsch im Laufe dieses Monats zuzustellen bereit ist. Herr Forstrat Hopfengärtner selbst aber erinnerte die Gesellschaft in seiner ersichtlich von Herzen kommenden und auch zum Herzen dringenden Dankrede zunächst an seine Erlebnisse in und außer Amt während seines 21jährigen Aufenthalts in Wildberg. Wie er Gott für den reichen Segen in seinem Hause zu danken habe, so scheide er auch mit dem beruhigenden Bewußtsein, daß er nicht erfolglos an dem Gedeihen der seiner Oberleitung anvertrauten Waldungen gearbeitet habe. Er wisse es aber und erkenne es dankbar an, daß ihm solch' ernste Arbeit, die zugleich einen idealeren Gehalt habe, als die meisten andern Berufsarbeiten, ihm nur durch die gewissenhafte Mitarbeit der hohen und niedern Forstbeamten des Bezirks gelungen sei. Er werde ihrer stets dankbar gedenken. Uebrigens nehme er nur Abschied auf Wiedersehen, sei es im Schwarzwald, sei es in Stuttgart. Auch werde er seinen Lebensabend zunächst der innern Sammlung von Geist und Gemüt widmen, werde aber keineswegs unthätig bleiben, sondern dem Walde auch ferner sein Interesse, weiter aber auch wie bisher der Kunst und Wissenschaft sein Augenmerk schenken. — Wir schließen den Bericht mit dem wohl unanfechtbaren Satze, daß das ganze Land offenbar materielle und politische Vorteile davon hat, je mehr es Beamte von solchen Kenntnissen, Charakter und Takt besitzt. Verhindern doch solche jede Kluft zwischen Beamten und Nichtbeamten, und solchen ist es wesentlich mit zu verdanken, wenn dann auch alle gerecht und verständig urteilenden Bürger der ganzen Staatsregierung das für ihre Erfolge unentbehrliche Vertrauen schenken werden.
* Nagold, 6. Okt. Gestern Nacht 10 Uhr entgleiste der von Altensteig kommende Zug oberhalb des Gasth. z. Pflug infolge Bruchs einer Schiene; die Maschine fiel rechts auf den Damm und riß einen Waqen aus dem Geleise. Wäre die Maschine links den Abhang ymuurer gefallen, so hätte sie den ganzen Zug mitgeriffen. Lokomotivführer und Heizer wurden herausgeschleudert, zum Glück ohne Schaden zu nehmen; auch war der Zug unbesetzt. Heute wurde die Stelle besichtigt von den Herren Oberbaurat Siegel und Baurat Fischer von Stuttgart; ferner ist anwesend Baurat Krauß von Calw und Maschineninspektor Süßdorf von Tübingen zur Leitung der Hebungsarbeiten. Die Verbindung geht vorläufig vom Bahnhof-Stadt aus.
Tübingen, 3. Okt. Zu Ehren der Teilnehmer am 39. Verbandstag der württ. Gewerbe-Vereine veranstaltete der Gewerbe-Verein im Festsaal des Museums am Samstag Abend eine Begrüßungsfeier, die allen Teilnehmern gewiß in guter Erinnerung bleiben wird. Nach einem Begrüßungs-Chor der Sänger des hiesigen Vereins hieß Polizeiamtmann Haußer an Stelle des erkrankten Oberbürgermeisters die Gäste im Namen der Stadt willkommen.