Gotthard, sowie zwei Motorboote bemerkten das Feuer, dampften sogleich auf das brennende Schiff zu und löschten mit den Dampfspritzen das Feuer. Die drei im Wasser befindlichen Knechte wurden ausgenommen; der Verletzte wurde vom Eberhard nach Rorschach verbracht.

Pforzheim, 4. Okt. Von nicht weniger als 700 hiesigen Einwohnern, der Geburt nach meistens Württembergs!, soll in letzter Zeit das Staatsbürger­recht nachgesucht worden sein und zwar im Hinblick auf die bevorstehenden Landtagswahlen. Nach den Mitteilungen unseres Gewährsmannes ist schätzungs­weise anzunehmen, daß etwa ein Drittel dieser Gesuche der nationalliberalen Partei, zwei Drittel aber von Sozialdemokraten nachgesucht worden sind. Es giebt hier übrigens noch sehr viele Württemberger, welche nicht das badische Staatsbürgerrecht besitzen.

Darmstadt, 3. Okt. Das russische Kaiser­paar, sowie der Großherzog, die Großherzogin und die übrigen Fürstlichkeiten unternahmen heute Nach­mittag in offenem Wagen eine t?/-ständige Spazier­fahrt nach dem Kranichsteiner Park und besuchten Abends die Aufführung von KienzelsEvangeli- mann" im Hoftheater. Der russische Minister des Aeußern begiebt sich voraussichtlich morgen von hier nach Wiesbaden, wo seine Familie bereits weilt.

Im Königreich Sachsen haben die Land­tagswahlen an demselben Tag wie im Herzogtum Meiningen stattgefunden, nur ist dort der Ausfall derselben günstiger als hier. Der künftige Landtag in Sachsen setzt sich folgendermaßen zusammen: 48 Konservative, 19 Nationalliberale, 5 Fortschrittler, 1 Reformer und 9 Sozialdemokraten. Der bisherige Besitzstand war: 43 Konservative, 16 Nationalliberale, 6 Fortschrittler, 2 Reformer und 15 Sozialdemokraten. Die letzeren verlieren also sechs Sitze und können selbständige Anträge nicht mehr stellen. Das Wahl­ergebnis ist die Folge des bei den sächsischen Land­tagswahlen neu eingeführten Dreiklaffen-Systems.

Berlin, 2. Okt. Wie aus Athen gemeldet wird, hat Zaimis die Bildung des Kabinetts übernommen, das durchaus unabhängig sein soll. Diese Nachricht befriedigt allgemein.

Berlin, 2. Okt. Den 3 organisierten Ver­tretungskörperschaften von Landwirtschaft, Industrie und Handel wurde vom Reichskanzler mitgeteill, daß zum Zwecke der Vorbereitung und Begutachtung einer handelspolitischen Maßnahme ein wirtschaft­licher Ausschuß gebildet werden soll, dessen Mit­glieder zum Teil von den genannten Körperschaften vorzuschlagen, zum Teil vom Reichskanzler unmittel­bar zu berufen find. Der preußische Landwirt­schaftsminister Frhr. v. Hammerstein-Loxten vollendet heute sein 70. Lebensjahr. Wie die Tageszeitung aus Petersburg erfährt, werden zur Bekämpfung der Folgen der Mißernte von den beteiligten Land­schaften 25 Mill. Rubel gefordert.

Berlin, 2. Okt. Der Neunerausschuß des Zentralkomites zur Unterstützung der Ueberschwemmten in Deutschland hielt heute unter dem Vorsitz des Stadtverordnetenvorstehers Dr. Langerhans eine Sitzung, in der folgende Summen zur Versendung bestimmt wurden: Nach Eppingen (Baden) 35 000 nach Elsaß-Lothringen 25000 nach der Stadl Guben an den Prinzen Karolath 10000 ^ und an den Dr. Kapp ebenfalls 10000 nach der Stadt Forst 20 000 nach dem Kreise Sorau 20000 an den Kreis Kottbus 20000 nach Delitz 20000 nach Bitterfeld 30000 nach Eilenburg 10000 <^; nach Dessau 15000 nach Württemberg 100000 Es verblieben zur Disposition etwa noch 1 Mill. Gezahlt soll nur an Hilfsbedürftige werden, welche zur Fort­führung ihrer Existenzen einer Unterstützung bedürfen. Die ganz Unbemittelten sollen jedoch einen höheren Prozentsatz erhalten. _

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-j- Das Pistolenduell zwischen dem Minister­präsidenten Grafen Badeni und dem deutsch­nationalen Abgeordneten Wolf scheintauf die Stim­mung der deutschen Opposition im österreichischen Abgeordnetenhause doch nicht ohne Einfluß ge­blieben zu sein. Wenigstens sind die in voriger Woche wieder aufgenommenen Sitzungen des Ab­geordnetenhauses bis jetzt ohne eine Wiederholung der lärmenden Obstruktionsscenen der deutschen Linken verlaufen. Nur am Schluffe der Freitagssitzung erhob sich große Unruhe im Hause, die wohl auf die heftigen Vorwürfe zurückzuführen ist, mit denen der Abgeordnete Jro den Justizminister Gleispach wegen der Fortdauer der Haft des Redakteurs der Egerer Nachr.", Hofer, überschüttete.

Vom jüngsten Aufenthalt des deutschen Kaisers in Budapest wird demJll. W. Extrabl." aus der ungarischen Hauptstadt die nachstehende Episode gemeldet: Der Piccolo in einem hiesigen Kaffeehause Karl Kleindienst hatte seinem Chef während der Anwesenheit des deutschen Kaisers 35 Teller zer­brochen. Der Chef drohte, ihn zu entlassen, wenn er den Schaden nicht ersetze. Der Piccolo schrieb nun folgenden Brief an Kaiser Wilhelm:Sehr geehrter Herr Kaiser! Ich habe meinem Chef 35

Teller zerschlagen und er will mich hinauswerfen, wenn ich ihm den Schaden nicht ersetze. Ich bin aber ein armer Piccolo, woher soll ich das Geld nehmen. Ich bitte, schicken Sie mir doch einige Gulden. Ich danke in Vorhinein bestens und grüße auch Ihre Frau und Ihre Kinder." In den nächsten Tagen wurde der Kleine in das deutsche General-Konsulat beschieden und erhielt dort fünf Gulden ausgefolgt.

Wien, 2. Okt. In der heutigen Sitzung des Gemeinderats beantragte der Vizebürgermeister Neu­meyer, eine Petition an den Reichsrat zu richten, betreffend die Ausschließung jüdischer Beamter vom Justizdienst. Zwei liberale Gemeinderäte würden für zwei Sitzungen ausgeschloffen. Der Antrag wurde dem Stadtrat überwiesen.

Paris, 2. Okt. Ein entsetzlicher Radfahrer- Unfall ereignete sich heute früh an der Ecke des Quai de Billy und der Rue de Magdebourg. Ein Radfahrer namens Jules Maillard, der in wahrem Wettlauftempo die Straße hinabfuhr, die an diesem Orte abschlüssig ist, überfuhr einen Lastkutscher, der neben seinem Fuhrwerk daherschritt. Der Unglückliche wurde auf der Stelle getötet. Der Radfahrer, der in Folge des furchtbaren Zusammenpralles weit nach vorne auf den Boden geschleudert worden war, war nur unerheblich verletzt worden. Er wurde sofort nach dem Polizeibureau gebracht.

Rom, 4. Okt. Die Opinione schreibt: Die Besetzung Kassalas durch die Italiener würde spä­testens am 25. Dezember aufhören. Wenn England nach Kassala ginge, würde Italien vom nächstfol­genden Tage an sein Befitzzeichen mit allen Ehren zurückziehen. Wenn es nicht dorthin ginge, würde Italien je nach den Umständen Vorsorge treffen, aber nicht einen einzigen Tag die Zeit seiner Opfer und Gefahren verlängern.

Die Landbevölkerung Rußlands steht aber­mals vor einer Hungersnot. Die Meldungen der russischen Blätter über die Ergebnisse der Ernte im Reiche lauten sehr betrübend. InderPetersburgskija Wjedemosti" schreibt der bekannte russische Agrarier Römer über den Ausfall der Ernte folgendes:Der Klageruf des Landvolkes ertönt durch die leeren Felder; die Ernte ist so gering, daß selbst in dem unseligen Hungerjahre von 1891 nicht alles, alles ohne Aus­nahme, von einer so allgemeinen Mißernte betroffen war. Und es steht zu befürchten, daß auch ohne Ausfuhr in das Ausland sich ein Mangel an Getreide für den inneren Konsum einstellen werde." Tat­sächlich beginnen schon die Semstwos die Regierung um Vorschüsse zur Verproviantierung der Bevölkerung anzusuchen. Die Semstwo von Tambow allein ver­langt, wie dieNowoje Wremja" meldet, einen Vor­schuß von einer Million Rubel. Am größten scheint die Not in Sibirien zu sein. Die englische Regierung hat der Regierung des Staates Manitoba in Canada den Auftrag erteilt, aus den dortigen englischen Ver- suchssarmen Getreide zur Verteilung an die sibirischen Farmer zu schicken. Wie erinnerlich, wurden zur Zeit der letzten Hungersnot in Britisch-Jndien in Rußland Sammlungen von Geld und Getreide für die Not­leidenden in Indien veranstaltet.

Kattowitz, 2. Okt. DieKattowitzer Ztg." meldet aus Domrowo in Russisch-Polen: Auf dem Hüttenwerke Huta-Bankowa sind sämtliche Arbeiter, ca. 4500 Mann, ausständig. Der Gensdarmerie- Oberst aus Warschau und hohe Regierungsbeamte sind eingetroffen. Gestern Abend kam es seitens der Menge zu Ausschreitungen. Die Menge bom­bardierte das Militär mit Steinwürfen, worauf der Oberst Feuer geben ließ. Zwei Mann wurden sofort getötet, fünf schwer verletzt, wovon einer inzwischen gestorben ist. Sechs Kompagnien Militär sind ein­getroffen. Sämtlichen Arbeitern wurde von der Hüttenverwaltung gekündigt. Die Hüttenwerke ge­hören einem Konsortium russischer und französischer Kapitalisten.

Der Fürst von Bulgarien giebt sich die er- denklichste Mühe, es mit aller Welt zu verderben. Die offiziösen Blätter Bulgariens besprechen die gegenwärtige Lage und nennen die Beziehungen zur Pforte gespannt. Auch die Beziehungen zu Rußland werden als getrübt bezeichnet. Seitens der Pforte wird eine energische Note erwartet, durch welche die Befestigungsarbeiten bei Adrianopel und Philip­popel gestört werden dürften. Das Verhältnis zu Rußland wird aus dem Grund als ungünstig be­zeichnet, weil Rußland mit der Erledigung der Emigrantenfrage nicht mehr warten wollte. Außerdem verlangt man in St. Petersburg die Verlegung des Exarchats nach Sofia.

Madrid, 2. Okt. Sagasta erklärte, daß er bereit sei, die Bildung des Kabinets zn übernehmen. Man glaubt, daß man morgen die Lösung der Krisis erfahren werde.

-j- Die englischen Truppen haben in dem indischen Grenzkrieg wieder ein ziemlich blutiges Gefecht zu bestehen gehabt. Die Brigade Jeffrey geriet bei den Dörfern Agra und Got in einen heißen Kampf mit den Aufständischen, über deren Stammes­zugehörigkeit die betreffende Depesche indes nichts Näheres mitteilt. In dem Gefecht verloren die Eng­

länder an Toten einen Obersten, einen Lieutenant, und 10 Mann, an Verwundeten drei Offiziere und 38 Mann, es muß also scharf zugegangen sein. Die genannten Ortschaften wurden zerstört. Die auf­ständischen Stämme der Pindial, Aakdam und Pipzal Mohmands haben sich bereit erklärt, sich wieder zu unterwerfen.

Athen, 2. Okt. Der König ließ gestern Delyannis durch seinen Adjutanten den Wunsch aus­sprechen, daß er jedes Ministerium unterstütze, das der König bilden würde. Delyannis erwiderte, trotz seines Wunsches, die Zufriedenheit des Königs zu erlangen, könne er ein derartiges Versprechen nicht abgeben. Der König beauftragte Zaimis, ein Ka- binet zu bilden. Zaimes zögert und führt an, Delyannis sei der Führer der Mehrheit. Der König bestand auf seinem Wunsch und bat Zaimis, ihm heute endgiltig Antwort zu geben.

Athen, 3. Okt. Das Kabinett ist nunmehr endgültig wie folgt zusammengestellt: Zaimis Prä­sidium und Auswärtiges, General Smolenski Krieg, Oberst Korpas Inneres, Streit Finanzen, Thoma Justiz, Panagitopulo Unterricht, Kapitän Had- jikyriako Marine. Die Zusammensetzung des Mi­nisteriums macht einen ausgezeichneten Eindruck. In einer Versammlung von etwa 40 delyannistischen Deputierten wurde beschlossen, die Maßregeln des Ministeriums, soweit sie die Räumung Thessaliens betreffen, zu unterstützen.

Welche traurigen Zustände auf Kreta herr­schen, davon giebt ein Telegramm der muselmännischen Notabeln an die Minister des Aeußern der Mächte, sowie an denen der Türkei Kunde. Dasselbe lautet: Unsere Lage wird unhaltbar, der Winter naht. Wir sind 40000 Familien ohne Unterkunft und fast nackt. Uns fehlt alles. Wir leben allein von Mehl, 100 Ar. auf die Person, das uns die Wohlthätigkeit der Muhammedaner käuflich zugehen läßt. Unsere griechischen Landsleute fahren fort, die Olivenbäume niederzubrennen. Die Insel wird bald baumlos sein. Auch nehmen unsere Landsleute, trotz des Cordons, der uns erdrückt, die wenigen uns gebliebenen Herden weg. Die Saatzeit beginnt im Oktober. Wie sollen wir unser Leben bis zur nächsten Saat fristen, wenn wir nicht nach unseren Heimstätten zurückkehren? Die öffentliche Wohlthätigkeit hat bereits mehr als 1 Million beigesteuert. Es ist keine Gewähr dafür, daß wir noch einen Monat aushalten. Wir find auch Geschöpfe Gottes. Im Namen der Menschlichkeit bitten wir, unseren letzten Notschrei zu hören und der verzweifelten Lage ein Ende zu machen. Nach einem weiteren Telegramm haben in der Nacht zum 28. September sieben Segelschiffe versucht, unter türkischer Flagge Truppen an der Küste von Kreta zu landen. Die internationalen Geschwader, welche hiervon benachrichtigt wurden, verhinderten die Landung.

New-Iork, 4. Okt. Nach Meldungen aus Guatemala macht die Regierung gegenwärtig die Streitkräfte von Totonicapan mobil und trifft Vor­bereitungen zum Angriff der Aufständischen in der Umgebung von Totonicapan.

Kleinere Mitteilungen.

Nagold, 1. Okt. Die armen Hasen! Für sie be­ginnt mit heutigem Tage wieder eine schlimme Zeit, denn sie müssen lausen, was das Zeug hält, wollen sie nicht in der Bratpfanne schmoren. Von jetzt an bis zum 1. Febr. dürfen sie wieder geschossen werden, ebenso das weibliche Rot- und Damwild.

Besenfeld, 4. Okt. (Korresp.) Am letzten Donners­tag fuhr der 16 Jahre alte Lohn der Johannes Bühler, Bauers Witwe, von Huzenbach mit einer Fuhr Bauholz nach Gernsbach. Derselbe wollte in Hilzertsau von dem schwer beladenen Wagen, auf welchem er saß, absteigen, verwickelte sich in das Lritseil, fiel unter den Wagen, wobei die Räder über ihn weggingen. Er wurde ins Krankenhaus nach Gernsbach verbracht, wo er andern Tages an den erhaltenen Verletzungen gestorben ist. Der Vater des Verunglückten verlor vor einigen Jahren auch beim Langholzfuhrwerk das Leben. Am letzten Freitag Abend hat der Sägmüller Johannes Krauth von Schorren- thal mit seinem etwa 25 Jahre alten Sohn auf der Kreis­säge Hölzer geschnitten, hiebei stieß ein Stück Holz den Sohn so wuchtig auf den Unterleib, daß derselbe heute Nacht unter den unsäglichsten Schmerzen gestorben ist.

Stuttgart, 2. Okt. (Korresp.) Auf der Station Vaihingen-Sersheim ist heute früh 4 Uhr ein von Bietig­heim nach Mühlacker fahrender Lokomotivzug mit einer Rangierabteilung des Güterzugs 825 zusammengestoßen. Ein Bremser wurde verletzt, eine Lokomotive und 4 Güter­wagen sind beschädigt. Beide Geleise sind seit 8 Uhr wieder fahrbar. Die Ursache des Unfalls ist, soweit bis jetzt fest­gestellt werden konnte, Nichtbeachtung der Haltstellung des Stations-Einfahrtssignals seitens des Führers des Loko- motivzugs.

Ludwigsburg, 4. Okt. (Korresp.) An einem der letzten Sonntage feierte in Stammheim der Schneider­meister Toni mit seiner Frau die goldene Hochzeit im Kreise von 8 Kindern und 22 Enkeln. Der Jubilar ist 79, seine Frau 74 Jahre alt und erfreuen sich Beide verhält­nismäßig einer guten Gesundheit. Nach dem Vormittags­gottesdienst ließ sich das Jubelpaar unter Teilnahme der ganzen Gemeinde zum zweiten mal einsegnen.

Kirchhe im u. T., 2. Okt. (Korresp.) Gestern Mittag wurde Gemeindepfleger Höger in Lindorf wegen Verdachts der Amtsunterschlagung verhaftet. Derselbe hatte dem Landjäger von einem Diebstahl aus seiner Kasse im Betrag von ca. 708 ^ Anzeige gemacht; Zeugenaussagen haben ihn aber derart belastet, daß seine Verhaftung erfolgte.

Weidenstetten, 2. Okt. (Korresp.) Gestern Nacht entstand hier Feuerlärm. Es brannte die ganze mit