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Amts- und Intelligenz-Blatt flir den Meramts-Bezirk Nagold

Erscheint Montag, Mittwoch, Donnerstag und L«mstag.. Preis vierteljährlich hier mit Trägerlohn 90 in den, Be»irk I außerhalb deS Bezirks 1 ^ 20 Monats-Abonnements nach Verhältnis. Jnsertions-Äebühr für die Ispaltige Zeile auS gewöhnlicher Gchrist bei einmaliger Einrückung S ^f, bei mehrmaliger je S -2.

156 .

ttazold, Mittwoch den 6. Oktober

1897 .

Amtliches.

Nagold.

Allerhöchster Anordnung gemäß findet die kirch­liche Feier des Geburtsfestes Ihrer Majestät -er Königin am

Sonntag den 10. Oktober d. A.

statt, wovon die Bezirksangehörigen in Kenntnis gesetzt werden.

Den 4. Oktober 1897.

K. Oberamt. Ritter.

Nagold.

Unter Hinweisung auf dis bezüglich der Unter­stützung von Familien der zu Friedensübungen ein- berufenen Mannschaften bestehenden Vorschriften (Min.-Amtsbl. 1892 S. 205, 1894 S. 237 und 339, 1895 S. 95) werden die Grtsoorstehrr beauftragt, etwaige noch rückständige Anmeldungen von Unterstützungs-Ansprüchen ungesäumt zur Zahlungsanweisung vorzulegen und die Ormrinde- pstegen zur sofortigen Einsendung der Empfangs­bescheinigungen über die schon vorschußweise für Rechnung des Lieferungs-Verbands gezahlten Fami- lien-Unterstützungen behufs Bewirkung des Ersatzes zu veranlassen.

Den 5. Oktober 1897.

K. Oberamt. Ritter.

Gestorben:3.Okt.: Christiane Schlotterbeck, geb. Lodholz, in Calw.

Erfreuliche Aussichten

eröffnet eine von Berlin aus verbreitete hochoffiziöse Auslassung für die Steuerzahler. Es heißt dort:

Daß in Preußen den reichen Ueberschüsse» des Jahres 1895/96 ein noch beträchtlich höherer Ueberschuß für 1896/97 gefolgt ist und daß auch das laufende Jahr wieder ein Ueberschußjahr zu werden verspricht, ist bekannt. Die Mitteilungen, welche der bayerische Finanzminister v. Riedel über die reichen Ueberschüsse der bayerischen Staatskasse machte, lassen erkennen, daß die glänzende Finanzlage nicht eine Besonderheit Preußens, sondern daß sie ein- Erscheinung allge­meiner Natur ist. Und zwar nicht in den Bundes­staaten allein, sondern auch das Reich nimmt an der überaus günstigen finanziellen Entwickelung vollen Anteil. Im Jahr 1896/87 sind nicht nur alle im Etat auf Anleihe verwiesenen Ausgaben des außerordentlichen Etats aus ordentlichen Ein­nahmen bestritten worden, sondern es ist auch noch eine Summe von etwa 24 Millionen Mark zur Tilgung von Reichsschulden verblieben und dem Reichshaushaltsetat für 1898,99 ein Ueberschuß von rund 29 Millionen Mark zugeführt worden.

Die günstige Entwickelnng der Zöllen und Ver­brauchssteuern sowie der Einnahmen der Betriebs­verwaltungen, auf denen der so überaus günstige Abschluß des Jahres 1896/97 beruht, dauert im lausenden Jahr fort. Auch bei den Reichsstempel­abgaben ist die rückläufige Bewegung überwunden. Es darf daher auch für das laufende Etatsjahr ein den Etatsansatz weit übertreffender Rechnungsabschluß erwartet werden und zwar sowohl bei der Reichskasse selbst, als bei den der Klausel Franckenstein unter­liegenden Zöllen und Reichssteuern. Da ^ des die Matrikularumlagen übersteigenden Betrages der Ueberweifungen zur Reichskasse zurückfließen, ist wiederum die Bereitstellung recht erheblicher Mittel zur Schuldentilgung zu erwarten. Wenn der Betrag auch schwerlich zur vollen Deckung des im Etat vorgesehenen Anleihebedarfs hinreicht, so steht doch jedenfalls in Aussicht, daß wiederum ein sehr be­trächtlicher Teil der auf Kredit verwiesenen Ausgaben in den laufenden Einnahmen seine Deckung finden wird.

Für 1898/99 steht eine mehr als gewöhnliche Vermehrung der ordentlichen Ausgaben bei keinem Reffort bevor, und zwar weder bei den dauernden noch bei den einmaligen Ausgaben. Dagegen werden die Einnahmen aus den Zöllen und Verbrauchssteuern und zwar in gleicher Weise diejenigen, welche der Reichskasse, als diejenigen, welche den Bundesstaaten zufließen, sowie die Ueberschüsse der Betriebsver­waltungen erheblich höher in den Etat einzusetzen sein, als dies in dem Etat des lausenden Jahres der Fall war. Auch steht ein Ueberschuß aus dem Vorjahr von weit höherem als im laufenden Jahr zur Verfügung. Das Verhältnis der dauernden

Ausgaben und der einmaligen Ausgaben des ordent­lichen Etats zu den ordentlichen Deckungsmitteln stellt sich daher für 1898/99 sehr viel günstiger, als das im laufenden Jahr der Fall war, und man kann sich daher ruhig der befriedigenden Ueberzeugung hingeben, daß auch die Finanzlage im Reich eine glänzende ist."

Tages-Hleuigkeiten.

Deutsches Leich.

X. Herrenberg, 4. Okt. Gestern feierte der hies. Bezirk unter starkem Zulauf sein Missionsfest. Dekan Leypold von Stuttgart, früher Diakonus hier, eröffnete dasselbe mit einer nach Form und Inhalt, gleich vollendeten Predigt über Micha 7, 713. Hieraus führte Missionar Flad die Gemeinde im Geiste nach China, in die Kulturzustände des Landes im allgemeinen wie in die Arbeiten und Erfolge der Mission daselbst im besonderen. 100000 Christen sind bis jetzt aus dem Heidentum dort herausgeführt. Andere Bilder aus dem Gebiet der Mission entrollte Missionar Ritter, der bis jetzt in Indien am Werke des Herrn gearbeitet hat. Die englische Regierung sorgt für gute Wege, schnellen Verkehr; sie erläßt gute Gesetze und errichtet Schulen, die allerdings religionslos gehalten sind. Was dem Christentum am meisten im Wege steht, ist das Kastenwesen der Indier. Auch der Muhammedanismus arbeitet der Mission entgegen, und die evang. Missionssache fand bei ihrer Ansiedlung eine schon von den Zeiten Vasko äs Oaiua's herrührende kathol. Missionsthätigkeit vor. Doch sind allein im letzten Jahre 20 000 Indier der evang. Mission zur Ernte gegeben worden.

Neuenbürg, 4. Okt. Der Turnergesangverein unter Leitung des Herrn Lehrer Vollmer gab gestern Abend im Gafth. zum Bären eine Abendunterhaltung, die, wie vorauszusehen war, sich eines sehr zahlreichen Besuches zu erfreuen hatte. In hübscher Abwechs­lung brachte der rührige Verein wieder Männer­chöre, humoristische und Solostücke zum gelungenen Vortrag. Die von der Turnerriege ausgeführten gymnastischen Hebungen zeichneten sich wieder durch neue Gruppierungen vorteilhaft aus u. fanden ebenfalls das lebhafteste Interesse.

Stuttgart. Wie derSchwäb. Merk." ver­nimmt ist die Einberufung des Landtags für Ende November in Aussicht genommen. Vorher werden die verschiedenen Kommissionen zusammentreten, um die Vorlagen, die sofort nach dem Wiederzusammen­tritt der Stände erledigt werden sollen, zu beraten. Es wird anzunehmen sein, daß in ersterLinie die noch erledigten Steuergesetzesentwürfe beraten werden und daß dann die allgemeine Beratung über Verfassungs­gesetz und das Ortsvorstehergesetz stattfindet. Die von dem Kultministerium einberufene Volksschul­kommission hat ihre Beratungen in 3 Sitzungen, die am Mittwoch und Donnerstag stattgefunden haben, zu Ende geführt. Den Vorsitz führte der Staatsminister des Kirchen- u. Schulwesens. Anwesend waren neben den aus dem Land einberufenen Per­sönlichkeiten die Vorstände und Referenten der beiden Oberschulbehörden.

Stuttgart, 2. Okt. Gestern Abend war im König von Württemberg" eine stattliche Anzahl von Handwerkern verschiedener Berufszweige ver­sammelt, um das von den Herrn Häußermann und Ruß ausgearbeitete Handwerkerprogramm einer noch­maligen Beratung zu unterziehen. Nach ausführlicher Erläuterung der einzelnen Forderungen wurde das ganze Programm ohne jegliche Aenderung angenommen und ein Comite gewählt, welches eine allgemeine Handwerkerversammlung nach Stuttgart einberufen soll. Mehrere Redner vertraten unter dem Beifall der Versammlung die Anschauung, daß es ein schweres Armutszeugnis für das Handwerk wäre, wenn ein Nichthandwerker Vorsitzender einer der künftigen Handwerkerkammern werden würde. Die Hand­werker besitzen in ihren Reihen eine genügende An­zahl intelligenter und energischer Männer, welche unter Zuziehung eines ständigen Handwerkerkammer­sekretärs, der die laufenden Geschäfte zu besorgen hätte, analog den Verhältnissen in den Handels­kammern, vollauf in der Lage sein, die Rechte und Interessen des Handwerks zu wahren, ohne den auf­dringlichen Rat von gewissen Nichthandwerkern,

deren Versprechungen bis jetzt samt und sonders un­erfüllt geblieben seien.

Stuttgart, 4. Okt. Eine Viehzählung für Württemberg ist nach einer Verfügung des Mini­steriums des Innern auf den 1. Dezember d. I. angeordnet worden.

Stuttgart, 5. Okt. Durch die für 17. Oktober in Aussicht genommene Investitur und Hallenweihe der in Cannstatt neugegründeten Odd-Fellow-Loge König Wilhelm Nr. 8" wird die hiesigeWürttem­berg-Loge Nr. 1" ihre Cannstatter Mitglieder, 25 an der Zahl verlieren, darunter auch ihren Ober­meister Hr. Rudolf Haaga.

Ebingen, 5. Oktober. (Korresp.) Die hiesige Fohlenweide, welche den Sommer über mit 70 Tieren beschickt war, hat den Abtrieb vorgenommen. Trotz­dem daß die jungen Rosse in der letzten Zeit beinahe 6 Wochen lang nicht im Freien sich tummeln und weiden konnten und im Stalle gefüttert werden mußten, war der Gesundheitszustand, die Körper­gewichtszunahme und das Aussehen befriedigend. Auch die Verluste an Fohlen infolge Krankheit waren in der abgelaufenen Weidperiode gering.

Aalen, 4. Okt. (Korresp.) Die Sozialdemo­kratie hat in unserem Wahlkreis bereits mit der Agitation für die Reichstagswahl begonnen. Gestern Nachmittag fand hier eine Wahlkreiskonferenz statt, wobei Schriftsetzer Selmayer aus Stuttgart als Reichstagskandidat aufgestellt wurde. Derselbe sprach nachher in einer öffentlichen Volksversammlung im Dreikönig", die gut besucht war. Da das Zentrum auf alle Fälle wieder Sieger wird, so kann es sich bei allen anderen Parteien gleichsam nur um Zähl­kandidaturen handeln.

Niederstetten, 5. Okt. Zur Gründung einer Molkereigenossenschaft hier, war vorgestern eine Ver­sammlung im Löwen, welche gm besucht war. Hr. Stadtschultheiß Ebert führte den Vorsitz und leitete die Versammlung mit aller Umsicht. Der anwesende Molkerei-Instruktor Herr Betz aus Gerabronn, gab im Auftrag der Kgl. Centralstelle für Landwirtschaft, in einem erläuterten, klaren Vortrag kund, welche Vorzüge ein derartiges Unternehmen für die Land­wirtschaft habe, insbesondere hob er hervor, daß nur das Zusammenwirken von vielen Interessenten und mehreren Gemeinden von Vorteil sei, nicht aber das, daß in jeder Gemeinde eine Molkerei er­richtet werde.

Neckarsulm, 4. Okt. (Korresp.) Einem längst gefühlten Bedürfnisse scheint nunmehr abgeholfen zu werden. Die K. Generaldirektion der Posten und Telegraphen hat nämlich die Geneigtheit aus­gesprochen, an die Errichtung einer Telephonanstalt in Neckarsulm unter Anschluß an Heilbronn noch im laufenden Jahre heranzutreten, wenn sich wenigstens 10 Interessenten melden, die neben der Bezahlung der bestimmten Taxe eine jährliche Einnahme von 500 ^ aus dem auswärtigen Verkehr Gewähr leisten.

Ulm, 3. Okt. (Korresp.) Die Hasen- und Hühnerjagd im Bayerischen, wo schon seit 15. Sept. geschossen wird, läßt sich sehr günstig an. Drei Jäger erlegten dieser Tage in 2 Stunden 11 Hasen und 6 Hühner. Auch im Württembergischen wird seit 1. Okt. lebhaft geknallt. Bei Jünzingen auf der Alb schoß ein Jäger in einer Stunde 5 Hasen. Aber das Allerneuste ist ein Hirsch auf den Jagd­gründen des Anwalts Bühler zwischen Beimerstetlen und Eiselsau. Der Jagdpächter B. hat den König der Wälder selbst gesehen. Am Freitag war großes Treibjagen nach dem seltenen Wild, doch wurde außer zweifelhaften Fährten nichts mehr entdeckt. Dagegen haben die Nimrode bei dieser Gelegenheit 5 Rehböcke erlegt; die Hasen gar nicht gerechnet.

Friedrichshafen, 3. Okt. Dieser Tage geriet wie das Seeblatt meldet, ein mit Kies beladenes Segel- und Motorenboot, welches auf der Fahrt von Altenrhein nach Lustnau war, etwa 4 Kilometer vor Rorschach in Brand infolge einer Explosion, welche entstand, als der die Maschine bedienende Schiffs­knecht Benzin nachfüllen wollte. Der Knecht erlitt, furchtbare Brandwunden an den Armen und stürzte sich in den See, sich an den Schiffsdielen festklam­mernd. Auch die beiden andern auf dem Schiffe befindlichen Knechte suchten sich auf diese Weise zu retten. Das Dampsboot Eberhardt, Kapitän Schleier, und der auf einer Probefahrt befindliche neue Dampfer